Schön zum 100.: Der Gentleman mit der Mütze

Heute, am 15. September 2015, wäre Helmut Schön 100 Jahre alt geworden. Unter ihm wurde die Nationalmannschaft Welt- und Europameister - das hat kein anderer Bundestrainer geschafft. Auch außerhalb von Spielfeld und Kabine war Schön, der am 23. Februar 1996 im Alter von 80 Jahren in Wiesbaden verstarb, ein Großer. DFB.de porträtiert den "Mann mit der Mütze".

In der Oper fühlte er sich ebenso zu Hause wie auf dem Fußballplatz. So hielt 1964 mit Helmut Schön das Kontrastprogramm zu Sepp Herberger Einzug in die sportliche Leitung der Nationalmannschaft. Sensibel, einfühlsam und feinsinnig, Abiturient und abgeschlossene Banklehre, liebte der Sohn eines Dresdner Kunsthändlers die leisen Töne.

Als Erfinder oder Verfechter neuer Trends und Spielsysteme ist der einstige 16-malige Nationalspieler (17 Tore!) nie aufgefallen während seiner 14-jährigen Tätigkeit als Bundestrainer. Dennoch war er der richtige Mann zur richtigen Zeit - und sogar der erfogreichste Bundestrainer der DFB-Historie. Weil er es verstand, aus hervorragenden Spielern mit seiner menschlichen Art und seinem hohen Fußballverstand ein hervorragendes Team zu formen.

"Goldene Ära" als glücklicher Umstand

Quasi zum Amtsantritt war Schön die Gründung der Bundesliga und die Einführung des Profifußballs zu Füßen gelegt worden. Die Folge: Mit der Bündelung der besten Kräfte in einer eingleisigen Spielklasse stieß die Nationalmannschaft in neue Dimensionen vor. Vizeweltmeister 1966, WM-Dritter 1970, Europameister 1972, Weltmeister 1974, Vizeeuropameister 1976. Beim WM-Titelgewinn 1974 unterstützt von seinen Assistenten Jupp Derwall, Karl-Heinz Heddergott und Herbert Widmayer.

Begünstigt wurde diese "Goldene Ära" durch einen einmalig glücklichen Umstand. Dass Ausnahmeerscheinungen wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier, Günter Netzer, Wolfgang Overath gleichzeitig auf derselben Bühne stehen, ist eigentlich eine statistische Unmöglichkeit. Schön fügte die herausragenden Einzelkönner zu einem funktionierenden Ensemble zusammen. Zudem vertraute der sensible Sachse, der wegen seiner Größe von 1,90 Metern "der Lange" genannt wurde, in jenen Jahren des gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs mit seiner behutsamen Mannschaftsführung auf "mündige Spieler" und erlaubte ihnen auch Freiheiten.

"Er war ein Herr - in jeder Lebenslage"

Schön, den Udo Jürgens einst als "Mann mit der Mütze" besang, hatte jedoch auch interne Kämpfe zu überstehen. Als Profis waren seine Spieler fußballerische Startup-Unternehmer und Interessenvertreter in eigener Sache. In diesem Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz wurde der Idealist Schön einige Male an die Grenzen seiner großen Verständnisbereitschaft getrieben.

Die große Sympathie seiner Spieler hat er freilich nie verloren. "Er war ein Herr, in jeder Lebenslage", sagte Franz Beckenbauer, als Helmut Schön 1996 mit 80 Jahren gestorben war. Und Bernd Hölzenbein, ein anderer Weltmeister von 1974, befand über den Trainer: "Im Fußballgeschäft war er der Menschlichste, den ich jemals kennengelernt habe." Der WM-Titel im eigenen Land war die Krönung von Helmut Schöns Laufbahn.

[wt]

Heute, am 15. September 2015, wäre Helmut Schön 100 Jahre alt geworden. Unter ihm wurde die Nationalmannschaft Welt- und Europameister - das hat kein anderer Bundestrainer geschafft. Auch außerhalb von Spielfeld und Kabine war Schön, der am 23. Februar 1996 im Alter von 80 Jahren in Wiesbaden verstarb, ein Großer. DFB.de porträtiert den "Mann mit der Mütze".

In der Oper fühlte er sich ebenso zu Hause wie auf dem Fußballplatz. So hielt 1964 mit Helmut Schön das Kontrastprogramm zu Sepp Herberger Einzug in die sportliche Leitung der Nationalmannschaft. Sensibel, einfühlsam und feinsinnig, Abiturient und abgeschlossene Banklehre, liebte der Sohn eines Dresdner Kunsthändlers die leisen Töne.

Als Erfinder oder Verfechter neuer Trends und Spielsysteme ist der einstige 16-malige Nationalspieler (17 Tore!) nie aufgefallen während seiner 14-jährigen Tätigkeit als Bundestrainer. Dennoch war er der richtige Mann zur richtigen Zeit - und sogar der erfogreichste Bundestrainer der DFB-Historie. Weil er es verstand, aus hervorragenden Spielern mit seiner menschlichen Art und seinem hohen Fußballverstand ein hervorragendes Team zu formen.

"Goldene Ära" als glücklicher Umstand

Quasi zum Amtsantritt war Schön die Gründung der Bundesliga und die Einführung des Profifußballs zu Füßen gelegt worden. Die Folge: Mit der Bündelung der besten Kräfte in einer eingleisigen Spielklasse stieß die Nationalmannschaft in neue Dimensionen vor. Vizeweltmeister 1966, WM-Dritter 1970, Europameister 1972, Weltmeister 1974, Vizeeuropameister 1976. Beim WM-Titelgewinn 1974 unterstützt von seinen Assistenten Jupp Derwall, Karl-Heinz Heddergott und Herbert Widmayer.

Begünstigt wurde diese "Goldene Ära" durch einen einmalig glücklichen Umstand. Dass Ausnahmeerscheinungen wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier, Günter Netzer, Wolfgang Overath gleichzeitig auf derselben Bühne stehen, ist eigentlich eine statistische Unmöglichkeit. Schön fügte die herausragenden Einzelkönner zu einem funktionierenden Ensemble zusammen. Zudem vertraute der sensible Sachse, der wegen seiner Größe von 1,90 Metern "der Lange" genannt wurde, in jenen Jahren des gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs mit seiner behutsamen Mannschaftsführung auf "mündige Spieler" und erlaubte ihnen auch Freiheiten.

"Er war ein Herr - in jeder Lebenslage"

Schön, den Udo Jürgens einst als "Mann mit der Mütze" besang, hatte jedoch auch interne Kämpfe zu überstehen. Als Profis waren seine Spieler fußballerische Startup-Unternehmer und Interessenvertreter in eigener Sache. In diesem Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz wurde der Idealist Schön einige Male an die Grenzen seiner großen Verständnisbereitschaft getrieben.

Die große Sympathie seiner Spieler hat er freilich nie verloren. "Er war ein Herr, in jeder Lebenslage", sagte Franz Beckenbauer, als Helmut Schön 1996 mit 80 Jahren gestorben war. Und Bernd Hölzenbein, ein anderer Weltmeister von 1974, befand über den Trainer: "Im Fußballgeschäft war er der Menschlichste, den ich jemals kennengelernt habe." Der WM-Titel im eigenen Land war die Krönung von Helmut Schöns Laufbahn.