Hellström: "Wir sind zu abhängig von Ibrahimovic"

Ein Spielplatz, ein Ball, ein sechsjähriger Junge. Der Zufall will's, der Torjäger der schwedischen Nationalmannschaft kommt vorbei und will ein wenig rumalbern. Der Knirps aber macht den Nationalstürmer nass, lässt ihn aussteigen, immer wieder. "Fimpen, der Knirps" - kleiner Junge, großes Kino.

In dem fast 40 Jahre alten Kinostreifen spielte Ronnie Hellström sich selbst. Hellström, 1974 WM-Torwart der Schweden, zählt genauso zu Fimpens Fanschar wie Jürgen Klopp, Philipp Köster, Chefredakteur des Magazins "11 Freunde", oder der Schriftsteller Moritz Rinke ("Also sprach Mertesacker"). Auf dem Festival "11mm" wurde "Fimpen, der Knirps" Mitte März überraschend zum "Besten Fußballfilm aller Zeiten" gewählt.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht der ehemalige Kaiserslautern-Profi Hellström über unglaubliche Dreharbeiten, das WM-Qualifikationsspiel am 15. Oktober in Solna gegen Deutschland, Zlatan Ibrahimovic und Manuel Neuer.

DFB.de: Herr Hellström, wie gut war "Fimpen"-Hauptdarsteller Johan Bergman am Ball?

Ronnie Hellström: Für einen sechsjährigen Knirps wirklich stark. Johan konnte schon ein paar Tricks. Wir haben zwei Jahre, von 1972 bis 1973, an "Fimpen, der Knirps" gedreht. Es war damals eine andere Welt, mit dem heutigen Profifußball nicht vergleichbar. Unsere gesamte schwedische Nationalmannschaft hat mitgemacht, größere Rollen spielten etwa Ralf Edström und Roland Sandberg und natürlich unser damaliger Trainer, Georg Ericson. Beim WM-Qualifikationsspiel in Wien im Juni 1972 durfte ein sechsjähriger Knirps den Anstoß ausführen. Wir haben dann bestimmt fünf Minuten gedreht, mit 45.000 Zuschauern im Stadion. Auch vor den Spielen gegen Russland und die Schweiz drehten wir im vollen Stadion. Sensationell! Bo Widerberg war damals einfach ein sehr bekannter Regisseur in Schweden, der hat vieles möglich gemacht.

DFB.de: Welche Gute-Nacht-Geschichte lesen Sie Fimpen im Film vor?

Hellström: Das war die Geschichte von den sieben Bären. Die ganze Mannschaft las ihm vor, bei mir ist er eingeschlafen. Ist das gut oder schlecht?

DFB.de: Die DFB-Kulturstiftung fördert das Fußballfilm-Festival "11mm", bei dem Sie 2010 Ehrengast waren. Wie gefällt Ihnen der Film bis heute?

Hellström: Natürlich ist es ein Märchen, ein sechsjähriger Junge schießt Schweden zur WM. Das Schöne an dem Film ist bis heute, dass er die Grundidee nicht noch überdreht. Der Film hat Charme und Humor. Und meine Enkelkinder jedenfalls finden es toll, dass Ihr Großvater die Hauptrolle in einem schwedischen Kinofilm spielt. So um Weihnachten läuft "Fimpen" bis heute noch im schwedischen Fernsehen.

DFB.de: Sie sind heute für die schwedische Tochter einer deutschen Baumarktkette tätig. Wie viel Zeit bleibt für den Fußball?

Hellström: Ohne dass ich selbst noch eine aktive Rolle spiele, verfolge ich den Fußball bis heute tagtäglich. Gelegentlich komme ich noch nach Kaiserslautern und versuche, auf den Betzenberg zu gehen.

DFB.de: Übernehmen Sie noch die Expertenrolle fürs schwedische Fernsehen?

Hellström: Sehr selten. Da treten heute andere Ex-Profis auf, die ein besseres Fußballverständnis haben als ich. Angeblich. (lacht)

DFB.de: Wie haben Sie das 4:4 von Berlin erlebt?

Hellström: Am Fernseher. In der Halbzeit hatte ich noch mit ein paar Freunden aus Deutschland telefoniert, da war deren Häme groß. Ihr Schweden solltet euch auf andere Sportarten konzentrieren, so in dieser Richtung. Nach dem Spiel bekam ich keine Anrufe mehr aus Deutschland. (lacht)

DFB.de: Wie sehen Sie die Chancen der Schweden, das Rückspiel am 15. Oktober in der Friends Arena von Solna zu gewinnen und Gruppenerster zu werden?

Hellström: Ich habe mir beide déutschen Spiele gegen Kasachstan angeschaut. Die DFB-Auswahl ist fantastisch. Schweden hat zwei schwere Auswärtsspiele vor der Brust: am 7. Juni in Österreich und dann am 6. September in Irland. Wir müssen punkten, am besten beide Spiele gewinnen. Sonst gerät selbst der zweite Platz noch in Gefahr. Deutschland wird vor dem Spiel in Solna keine Punkte mehr abgeben.

DFB.de: Ist Zlatan Ibrahimovic zu wichtig für Schweden?

Hellström: Ich meine schon - beim Heimspiel gegen Irland hatte er nicht seinen besten Tag erwischt, und prompt ließen wir Punkte liegen. Fußball ist nun mal eine Mannschaftssportart. Die allzu große Abhängigkeit von einem Spieler ist taktisch schnell problematisch. 70 Prozent - so groß ist Zlatans Anteil an guten Tagen. Und das ist natürlich zu hoch. Schweden ist zu abhängig von Ibrahimovic. Die deutsche Mannschaft dagegen hat fünf, sechs, sieben herausragende Spieler, die konstant Leistungen auf höchstem Niveau abliefern. Wir dagegen stecken mitten im Umbruch.

DFB.de: Und Manuel Neuer...

Hellström: ... ist ein sehr guter Torwart. Dass er bei den Bayern so selten geprüft wird, macht sein Leben nicht leichter. Momentan sammelt er Erfahrungen. So einen Fehler wie gegen Kasachstan in Nürnberg macht er bald nicht mehr.

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Ein Spielplatz, ein Ball, ein sechsjähriger Junge. Der Zufall will's, der Torjäger der schwedischen Nationalmannschaft kommt vorbei und will ein wenig rumalbern. Der Knirps aber macht den Nationalstürmer nass, lässt ihn aussteigen, immer wieder. "Fimpen, der Knirps" - kleiner Junge, großes Kino.

In dem fast 40 Jahre alten Kinostreifen spielte Ronnie Hellström sich selbst. Hellström, 1974 WM-Torwart der Schweden, zählt genauso zu Fimpens Fanschar wie Jürgen Klopp, Philipp Köster, Chefredakteur des Magazins "11 Freunde", oder der Schriftsteller Moritz Rinke ("Also sprach Mertesacker"). Auf dem Festival "11mm" wurde "Fimpen, der Knirps" Mitte März überraschend zum "Besten Fußballfilm aller Zeiten" gewählt.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht der ehemalige Kaiserslautern-Profi Hellström über unglaubliche Dreharbeiten, das WM-Qualifikationsspiel am 15. Oktober in Solna gegen Deutschland, Zlatan Ibrahimovic und Manuel Neuer.

DFB.de: Herr Hellström, wie gut war "Fimpen"-Hauptdarsteller Johan Bergman am Ball?

Ronnie Hellström: Für einen sechsjährigen Knirps wirklich stark. Johan konnte schon ein paar Tricks. Wir haben zwei Jahre, von 1972 bis 1973, an "Fimpen, der Knirps" gedreht. Es war damals eine andere Welt, mit dem heutigen Profifußball nicht vergleichbar. Unsere gesamte schwedische Nationalmannschaft hat mitgemacht, größere Rollen spielten etwa Ralf Edström und Roland Sandberg und natürlich unser damaliger Trainer, Georg Ericson. Beim WM-Qualifikationsspiel in Wien im Juni 1972 durfte ein sechsjähriger Knirps den Anstoß ausführen. Wir haben dann bestimmt fünf Minuten gedreht, mit 45.000 Zuschauern im Stadion. Auch vor den Spielen gegen Russland und die Schweiz drehten wir im vollen Stadion. Sensationell! Bo Widerberg war damals einfach ein sehr bekannter Regisseur in Schweden, der hat vieles möglich gemacht.

DFB.de: Welche Gute-Nacht-Geschichte lesen Sie Fimpen im Film vor?

Hellström: Das war die Geschichte von den sieben Bären. Die ganze Mannschaft las ihm vor, bei mir ist er eingeschlafen. Ist das gut oder schlecht?

DFB.de: Die DFB-Kulturstiftung fördert das Fußballfilm-Festival "11mm", bei dem Sie 2010 Ehrengast waren. Wie gefällt Ihnen der Film bis heute?

Hellström: Natürlich ist es ein Märchen, ein sechsjähriger Junge schießt Schweden zur WM. Das Schöne an dem Film ist bis heute, dass er die Grundidee nicht noch überdreht. Der Film hat Charme und Humor. Und meine Enkelkinder jedenfalls finden es toll, dass Ihr Großvater die Hauptrolle in einem schwedischen Kinofilm spielt. So um Weihnachten läuft "Fimpen" bis heute noch im schwedischen Fernsehen.

DFB.de: Sie sind heute für die schwedische Tochter einer deutschen Baumarktkette tätig. Wie viel Zeit bleibt für den Fußball?

Hellström: Ohne dass ich selbst noch eine aktive Rolle spiele, verfolge ich den Fußball bis heute tagtäglich. Gelegentlich komme ich noch nach Kaiserslautern und versuche, auf den Betzenberg zu gehen.

DFB.de: Übernehmen Sie noch die Expertenrolle fürs schwedische Fernsehen? [bild2]

Hellström: Sehr selten. Da treten heute andere Ex-Profis auf, die ein besseres Fußballverständnis haben als ich. Angeblich. (lacht)

DFB.de: Wie haben Sie das 4:4 von Berlin erlebt?

Hellström: Am Fernseher. In der Halbzeit hatte ich noch mit ein paar Freunden aus Deutschland telefoniert, da war deren Häme groß. Ihr Schweden solltet euch auf andere Sportarten konzentrieren, so in dieser Richtung. Nach dem Spiel bekam ich keine Anrufe mehr aus Deutschland. (lacht)

DFB.de: Wie sehen Sie die Chancen der Schweden, das Rückspiel am 15. Oktober in der Friends Arena von Solna zu gewinnen und Gruppenerster zu werden?

Hellström: Ich habe mir beide déutschen Spiele gegen Kasachstan angeschaut. Die DFB-Auswahl ist fantastisch. Schweden hat zwei schwere Auswärtsspiele vor der Brust: am 7. Juni in Österreich und dann am 6. September in Irland. Wir müssen punkten, am besten beide Spiele gewinnen. Sonst gerät selbst der zweite Platz noch in Gefahr. Deutschland wird vor dem Spiel in Solna keine Punkte mehr abgeben.

DFB.de: Ist Zlatan Ibrahimovic zu wichtig für Schweden?

Hellström: Ich meine schon - beim Heimspiel gegen Irland hatte er nicht seinen besten Tag erwischt, und prompt ließen wir Punkte liegen. Fußball ist nun mal eine Mannschaftssportart. Die allzu große Abhängigkeit von einem Spieler ist taktisch schnell problematisch. 70 Prozent - so groß ist Zlatans Anteil an guten Tagen. Und das ist natürlich zu hoch. Schweden ist zu abhängig von Ibrahimovic. Die deutsche Mannschaft dagegen hat fünf, sechs, sieben herausragende Spieler, die konstant Leistungen auf höchstem Niveau abliefern. Wir dagegen stecken mitten im Umbruch.

DFB.de: Und Manuel Neuer...

Hellström: ... ist ein sehr guter Torwart. Dass er bei den Bayern so selten geprüft wird, macht sein Leben nicht leichter. Momentan sammelt er Erfahrungen. So einen Fehler wie gegen Kasachstan in Nürnberg macht er bald nicht mehr.