Hector: "Wichtig, es nicht zu übertreiben"

Jonas Hector kommt standesgemäß zum Interview. Im Trainingsanzug nimmt sich der Nationalspieler zwischen zwei Trainingseinheiten Zeit. Nervosität ist vor dem Duell mit Rekordmeister FC Bayern München am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) nicht zu spüren.

Für den Linksverteidiger des 1. FC Köln wird es erst das 59. Bundesligaspiel seiner Karriere sein. Der zehnmalige Nationalspieler ist ein Spätstarter, mit 20 Jahren spielte er noch in der Oberliga für den SV Auersmacher. Heute ist er Leistungsträger beim FC, 2014 schaffte er den Sprung in Die Mannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw.

Im Interview mit DFB.de-Mitarbeiter Andreas Reiners spricht der 25-Jährige über soziale Medien, seinen ungewöhnlichen Weg zum Profi, Rituale in der Nationalmannschaft und natürlich über das anstehende Spiel gegen den FC Bayern.

DFB.de: Jonas Hector, googeln Sie sich hin und wieder schon mal selbst?

Jonas Hector: Nein, das habe ich noch nicht gemacht.

DFB.de: Was denken Sie, was die ersten Suchvorschläge sind, wenn man Ihren Namen eingibt?

Hector: Ich habe keine Ahnung.

DFB.de: "Freundin", "Single" und "Gehalt". Hätten Sie damit gerechnet?

Hector: Eigentlich beschäftige ich mich gar nicht damit, ob jemand wissen will, ob ich eine Freundin habe oder nicht. Bei Fußballern ist es aber wohl generell ganz interessant, wenn man mal etwas über das Gehalt herausbekommen könnte.

DFB.de: Viele Profis lassen die Fans durch die sozialen Medien ein wenig an ihrem Leben teilhaben. Warum ist das nichts für Sie?

Hector: Ich bin kein Typ, der gerne in der Öffentlichkeit steht. Ich bin ganz froh, dass ich das alles ein wenig zurückhalten kann. Für mich ist Privates privat. Das halte ich so und es muss nicht unbedingt jeder daran teilhaben. Ich lasse diejenigen daran teilhaben, bei denen es mir etwas bedeutet. Ich habe auch keinen Grund, etwas daran zu ändern.

DFB.de: Gehört das heutzutage nicht zu einem Profidasein dazu? Man bekommt zumindest den Eindruck...

Hector: Ich glaube nicht, dass es unbedingt dazugehören muss. Es ist mittlerweile gängig, dass viele Spieler Fanseiten betreiben und sich ein bisschen in der Öffentlichkeit präsentieren. Wem es zusagt, der soll das gerne machen. Es gibt aber auch genug Spieler, die das nicht machen.

DFB.de: Wie gehen Sie denn mit den Begleiterscheinungen des Profifußballs um, mit dem Hype und der Hektik?

Hector: Ich bin ein Teil davon. Man merkt, dass das Geschäft boomt, dass immer mehr Geld fließt und immer größere Investitionen getätigt werden. Ich versuche aber, mich ein Stück weit auszuklammern, mein Leben ganz normal weiter zu leben und mich nicht so extrem daran zu beteiligen. Es ist immer ganz wichtig, dass man einen Bezug zur Familie und zum Geld behält und dass man es nicht übertreibt. Natürlich kann man sich hier und da mal etwas gönnen. Aber es ist wichtig, darauf zu achten, was man mit dem Geld macht.

DFB.de: Ihre Karriere verlief nicht wie eine übliche Profi-Laufbahn. Sie haben keine U-Länderspiele absolviert, bis 20 haben Sie noch in der Oberliga gespielt. Sie wollten zudem trotz einiger Angebote von Profiklubs lieber noch ein Jahr beim SV Auersmacher spielen. Warum das?

Hector: Ich habe mich damals noch nicht danach gefühlt, von zu Hause wegzugehen. Da wir damals überregional gespielt haben, bin ich davon ausgegangen, dass ich mich noch einmal präsentieren könnte. Gleichzeitig konnte ich mich darauf einstellen und mich nach und nach mit dem Gedanken anfreunden, von zu Hause wegzugehen. Dementsprechend habe ich mich in dem Jahr auf meinen Abschied vorbereitet.

DFB.de: Wie wichtig war Ihnen dieses "normale" Leben auf dem Dorf für Ihre Entwicklung?

Hector: Ich habe die normalen Seiten des Lebens kennengelernt. Zum Beispiel durch meine Freunde, die früh angefangen haben zu arbeiten. Ich habe selbst noch ein freiwilliges soziales Jahr gemacht. Ich hatte auch nicht viel Geld und musste versuchen, hauszuhalten. Da habe ich einen Einblick bekommen, wie man lebt, wenn man nicht Fußballprofi ist.

DFB.de: Sie studieren nebenbei auch noch BWL. Haben Sie für die Zeit nach der Karriere schon etwas im Kopf?

Hector: Nein, konkret noch nicht. Es ist ja auch hoffentlich noch ein bisschen hin. Deshalb kann ich mich da noch etwas zurücklehnen. Wenn es mit der Karriere irgendwann zu Ende geht, mache ich mir sicher mehr Gedanken.

DFB.de: Wie schwer ist die Umstellung am Ende gewesen, als Sie zum 1. FC Köln gewechselt sind?

Hector: In fußballerischer Hinsicht war zunächst der Trainingsumfang größer. Wir hatten in der Vorbereitung bis zu zehn Einheiten in der Woche. Das war dann schon etwas anderes im Vergleich zu meinem alten Klub. Und wenn man vom Dorf in die Großstadt zieht, ist es auch vom Leben her eine Umstellung. Man steht zum ersten Mal auf eigenen Beinen und muss damit erst einmal klarkommen.

DFB.de: Warum sind Sie so lange unter dem Radar geblieben?

Hector: Zum einen habe ich erst relativ spät einen Wachstumsschub gehabt. Ich war eher ein Spätentwickler. Zum anderen habe ich in einem Verein gespielt, in dem man sich nicht unbedingt profilieren kann für die U-Nationalmannschaften. Wir haben zwar im Saarland auf der höchsten Ebene gespielt, aber es ist trotzdem etwas anderes, wenn man bei einem Bundesligisten in den Nachwuchsleistungszentren groß wird.



Jonas Hector kommt standesgemäß zum Interview. Im Trainingsanzug nimmt sich der Nationalspieler zwischen zwei Trainingseinheiten Zeit. Nervosität ist vor dem Duell mit Rekordmeister FC Bayern München am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) nicht zu spüren.

Für den Linksverteidiger des 1. FC Köln wird es erst das 59. Bundesligaspiel seiner Karriere sein. Der zehnmalige Nationalspieler ist ein Spätstarter, mit 20 Jahren spielte er noch in der Oberliga für den SV Auersmacher. Heute ist er Leistungsträger beim FC, 2014 schaffte er den Sprung in Die Mannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw.

Im Interview mit DFB.de-Mitarbeiter Andreas Reiners spricht der 25-Jährige über soziale Medien, seinen ungewöhnlichen Weg zum Profi, Rituale in der Nationalmannschaft und natürlich über das anstehende Spiel gegen den FC Bayern.

DFB.de: Jonas Hector, googeln Sie sich hin und wieder schon mal selbst?

Jonas Hector: Nein, das habe ich noch nicht gemacht.

DFB.de: Was denken Sie, was die ersten Suchvorschläge sind, wenn man Ihren Namen eingibt?

Hector: Ich habe keine Ahnung.

DFB.de: "Freundin", "Single" und "Gehalt". Hätten Sie damit gerechnet?

Hector: Eigentlich beschäftige ich mich gar nicht damit, ob jemand wissen will, ob ich eine Freundin habe oder nicht. Bei Fußballern ist es aber wohl generell ganz interessant, wenn man mal etwas über das Gehalt herausbekommen könnte.

DFB.de: Viele Profis lassen die Fans durch die sozialen Medien ein wenig an ihrem Leben teilhaben. Warum ist das nichts für Sie?

Hector: Ich bin kein Typ, der gerne in der Öffentlichkeit steht. Ich bin ganz froh, dass ich das alles ein wenig zurückhalten kann. Für mich ist Privates privat. Das halte ich so und es muss nicht unbedingt jeder daran teilhaben. Ich lasse diejenigen daran teilhaben, bei denen es mir etwas bedeutet. Ich habe auch keinen Grund, etwas daran zu ändern.

DFB.de: Gehört das heutzutage nicht zu einem Profidasein dazu? Man bekommt zumindest den Eindruck...

Hector: Ich glaube nicht, dass es unbedingt dazugehören muss. Es ist mittlerweile gängig, dass viele Spieler Fanseiten betreiben und sich ein bisschen in der Öffentlichkeit präsentieren. Wem es zusagt, der soll das gerne machen. Es gibt aber auch genug Spieler, die das nicht machen.

DFB.de: Wie gehen Sie denn mit den Begleiterscheinungen des Profifußballs um, mit dem Hype und der Hektik?

Hector: Ich bin ein Teil davon. Man merkt, dass das Geschäft boomt, dass immer mehr Geld fließt und immer größere Investitionen getätigt werden. Ich versuche aber, mich ein Stück weit auszuklammern, mein Leben ganz normal weiter zu leben und mich nicht so extrem daran zu beteiligen. Es ist immer ganz wichtig, dass man einen Bezug zur Familie und zum Geld behält und dass man es nicht übertreibt. Natürlich kann man sich hier und da mal etwas gönnen. Aber es ist wichtig, darauf zu achten, was man mit dem Geld macht.

DFB.de: Ihre Karriere verlief nicht wie eine übliche Profi-Laufbahn. Sie haben keine U-Länderspiele absolviert, bis 20 haben Sie noch in der Oberliga gespielt. Sie wollten zudem trotz einiger Angebote von Profiklubs lieber noch ein Jahr beim SV Auersmacher spielen. Warum das?

Hector: Ich habe mich damals noch nicht danach gefühlt, von zu Hause wegzugehen. Da wir damals überregional gespielt haben, bin ich davon ausgegangen, dass ich mich noch einmal präsentieren könnte. Gleichzeitig konnte ich mich darauf einstellen und mich nach und nach mit dem Gedanken anfreunden, von zu Hause wegzugehen. Dementsprechend habe ich mich in dem Jahr auf meinen Abschied vorbereitet.

DFB.de: Wie wichtig war Ihnen dieses "normale" Leben auf dem Dorf für Ihre Entwicklung?

Hector: Ich habe die normalen Seiten des Lebens kennengelernt. Zum Beispiel durch meine Freunde, die früh angefangen haben zu arbeiten. Ich habe selbst noch ein freiwilliges soziales Jahr gemacht. Ich hatte auch nicht viel Geld und musste versuchen, hauszuhalten. Da habe ich einen Einblick bekommen, wie man lebt, wenn man nicht Fußballprofi ist.

DFB.de: Sie studieren nebenbei auch noch BWL. Haben Sie für die Zeit nach der Karriere schon etwas im Kopf?

Hector: Nein, konkret noch nicht. Es ist ja auch hoffentlich noch ein bisschen hin. Deshalb kann ich mich da noch etwas zurücklehnen. Wenn es mit der Karriere irgendwann zu Ende geht, mache ich mir sicher mehr Gedanken.

DFB.de: Wie schwer ist die Umstellung am Ende gewesen, als Sie zum 1. FC Köln gewechselt sind?

Hector: In fußballerischer Hinsicht war zunächst der Trainingsumfang größer. Wir hatten in der Vorbereitung bis zu zehn Einheiten in der Woche. Das war dann schon etwas anderes im Vergleich zu meinem alten Klub. Und wenn man vom Dorf in die Großstadt zieht, ist es auch vom Leben her eine Umstellung. Man steht zum ersten Mal auf eigenen Beinen und muss damit erst einmal klarkommen.

DFB.de: Warum sind Sie so lange unter dem Radar geblieben?

Hector: Zum einen habe ich erst relativ spät einen Wachstumsschub gehabt. Ich war eher ein Spätentwickler. Zum anderen habe ich in einem Verein gespielt, in dem man sich nicht unbedingt profilieren kann für die U-Nationalmannschaften. Wir haben zwar im Saarland auf der höchsten Ebene gespielt, aber es ist trotzdem etwas anderes, wenn man bei einem Bundesligisten in den Nachwuchsleistungszentren groß wird.

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DFB.de: Wann haben Sie gemerkt, dass es etwas werden könnte mit der Profikarriere?

Hector: Als der erste Profiverein angefragt hat, ob ich mal zu einem Probetraining vorbeikommen möchte (VfL Bochum, Anm.d.Red.). Dann macht man sich schon darüber Gedanken, ob nicht doch noch etwas gehen könnte. Das war der Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal Hoffnung hatte. Der Verein hätte mich auch genommen, ich wollte aber aus bereits erwähnten Gründen noch nicht von zu Hause weg.

DFB.de: Was gehört am Ende dazu, um den Sprung zu schaffen?

Hector: Ohne Talent kommt man gar nicht erst in die Situation, dass man sich zeigen kann. Und wenn man die nötige Einstellung nicht hat, bleibt man nicht dabei. Darüber hinaus muss man auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, um die Chance bekommen zu können und sie dann zu nutzen.

DFB.de: Sie haben Ihre Chance auf der Position des Linksverteidigers genutzt. Was ist das Anspruchsvolle daran?

Hector: Zum einen, dass man offensiv und defensiv arbeiten muss. Hinten muss man die Seite zuhalten und nach vorne Akzente setzen. Man ist ein bisschen eingeschränkt, wenn man die Linie im Rücken hat. Das kann aber auch ein Vorteil sein. Das sind Faktoren, an die man sich gewöhnen muss. Man braucht dafür ein paar Spiele, wenn man die Position vorher kaum gespielt hat und sie dann auf einem gewissen Niveau ausfüllt. Das war in der 2. Bundesliga schon ein anderes Kaliber.

DFB.de: Sie spielen bisweilen auch im defensiven Mittelfeld. Welche Position liegt Ihnen mehr?

Hector: Es kommt immer auf das Spiel an, wie man eingebunden ist und wie es funktioniert. Beide Positionen haben ihre Vor- und Nachteile. Deswegen möchte ich keine Position hervorheben. Ich bin mit beiden schon ganz gut zurechtgekommen, habe aber auch natürlich schon auf beiden Positionen Spiele gemacht, die nicht so gut waren. Mir ist es im Grunde egal, wo ich spiele. Die Hauptsache ist, dass ich ran darf.

DFB.de: Bundestrainer Joachim Löw hatte im vergangenen Jahr angemerkt, Sie seien im Klub defensiver und auf Konter ausgerichtet. Wie schwer ist es, sein Spiel in der Nationalmannschaft umzustellen?

Hector: Das ist ein anderes Spiel. Wir haben mit der Nationalmannschaft immer relativ wenig Vorbereitungszeit. Es ist auch schwer, solche Dinge im Training zu simulieren. In der Nationalmannschaft sind ja alle dabei, die gerne offensiv spielen. Dann gibt es selten eine Einheit, in der man gegen zehn Mann trainiert, die defensiv am eigenen Strafraum stehen. Aber genau das sind die Spiele, die in der EM-Quali oft auf uns gewartet haben. Solche Spiele haben wir beim FC seltener, deswegen ist das eine Umstellung für mich. Von daher muss ich weiter daran arbeiten, dass ich das löse, so gut es geht.

DFB.de: Was macht die Nationalmannschaft aus?

Hector: Die Mannschaft ist 2014 Weltmeister geworden, ich bin danach dazugestoßen. Die Mannschaft selbst hat den Anspruch, große Turniere zu spielen, im Sommer steht die EM an. Da kommt man als Neuling rein und weiß sofort, was Sache ist. Jeder hat den Ehrgeiz, gute Spiele abzuliefern und gute Turniere zu spielen. Deswegen macht es mir auch viel Spaß, in solche Mannschaften reinzukommen.

DFB.de: Was für ein Ritual haben Sie absolviert? Mussten Sie ein Lied zum Besten gegeben?

Hector: Ja, ich musste auch ran. Ich habe aber eine kleine Rede gehalten. Das reicht auch. Mit Singen hätte ich die anderen wohl vergrault.

DFB.de: Sie haben beim FC einen Vertrag bis 2018, es gibt aber zahlreiche Gerüchte um Ihre Person. Wie sieht Ihr Plan für die Zukunft aus?

Hector: Der Plan steht, mein Vertrag läuft bis 2018. In diesem Wissen stehe ich morgens auf und gehe zur Arbeit.

DFB.de: Wie sieht der Plan gegen den FC Bayern aus?

Hector: Gute Frage. Mal sehen, wie der Trainer uns taktisch vorbereitet und wie wir das Spiel angehen werden. Das beste Beispiel ist, wie Mainz in München gewonnen hat. Da hat man gesehen, dass die Bayern nicht unschlagbar sind. Vielleicht kann man in das Spiel der Mainzer nochmal reinschauen. Wir werden versuchen, ein gutes Spiel abzuliefern, auch wenn wir wissen, dass es extrem schwer wird gegen einen Gegner mit der Qualität des FC Bayern. Aber wir haben ein Heimspiel und die Fans im Rücken, deswegen versuchen wir, etwas mitzunehmen.

DFB.de: Wir würden Sie die Saison des FC bewerten?

Hector: Wir spielen durchaus eine ordentliche Saison. Wir haben eine gute Hinrunde absolviert, in der Rückrunde haben wir in manchen Spielen unnötig Punkte liegen gelassen. Deswegen hatten wir zuletzt einen kleinen Negativtrend. Deshalb war der Sieg in Hannover umso wichtiger für uns. Wir sind mit 33 Punkten jetzt in einer guten Position. Es ist alles eng beieinander und so versuchen wir, noch ein paar Punkte zu sammeln.

DFB.de: Da es so eng ist: Geht der Blick als Neunter eher nach unten oder nach oben?

Hector: Wir haben unser Saisonziel: Wir wollen mehr Punkte holen als im vergangenen Jahr, also mindestens 41. Acht müssen wir also noch holen. Und das versuchen wir in den verbleibenden Spielen auch zu schaffen.

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