Hecking vor Viertelfinale: "Wir müssen hellwach sein"

Im Winter wechselte Dieter Hecking von einem Traditionsverein zu einem Werksklub. Nach drei Jahren beim 1. FC Nürnberg unterschrieb der 48-Jährige bis 2016 beim VfL Wolfsburg. Während in der Bundesliga ein unbefriedigender 15. Tabellenplatz zu Buche steht, ist im DFB-Pokal nun der Einzug in das Halbfinale möglich. Heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) spielt der VfL bei Kickers Offenbach, dem einzigen verbliebenen Drittligisten.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Dieter Hecking über das bevorstehende Pokalspiel, die Gefahr bei Duellen mit unterklassigen Mannschaften und seine Erinnerungen an Kickers Offenbach.

DFB.de: Herr Hecking, haben Sie die einfachste Aufgabe im DFB-Pokal zugelost bekommen?

Dieter Hecking: Von der Ligazugehörigkeit mag das wie eine einfache Aufgabe erscheinen. Aber Kickers Offenbach hat im DFB-Pokal bereits Greuther Fürth, Union Berlin und Düsseldorf besiegt. Von daher dürfte es keineswegs einfach werden.

DFB.de: Warum sind Pokalspiele gegen unterklassige Mannschaften häufig so schwierig? Mit dem 1. FC Nürnberg sind Sie diese Saison gleich in der ersten Runde beim Regionalligisten TSV Havelse ausgeschieden.

Hecking: Viele wollen nicht wahrhaben, dass auch Dritt- und Viertligisten mittlerweile Vollprofis sind. Zumal das für die das Spiel des Jahres ist. Das Spiel bei Kickers Offenbach ist bereits nahezu ausverkauft. Die Unterstützung der Zuschauer wird groß sein, jeder gewonnene Zweikampf wird gefeiert. Vermeintlich schwächere Mannschaften können über sich hinauswachsen. Dafür gibt es keine plausible Erklärung, das ist einfach so. Ein Bundesligist muss daher hellwach sein - das müssen wir heute beherzigen.

DFB.de: Bietet der DFB-Pokal dem VfL die einzige Möglichkeit, eine größtenteils misslungene Saison doch noch positiv abzuschließen?

Hecking: Natürlich bietet der DFB-Pokal die Möglichkeit zu einem positiven Saisonabschluss. Nicht speziell wegen der Europa League. Der Wettbewerb ist generell sehr attraktiv. Es ist ein großes Ziel, Pokalsieger zu werden. Alle 64 Mannschaften, die an diesem Wettbewerb teilnehmen, wollen letztendlich in Berlin spielen. Und wir haben nun die Möglichkeit, mit einem Sieg gegen Offenbach in das Halbfinale vorzustoßen.



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Im Winter wechselte Dieter Hecking von einem Traditionsverein zu einem Werksklub. Nach drei Jahren beim 1. FC Nürnberg unterschrieb der 48-Jährige bis 2016 beim VfL Wolfsburg. Während in der Bundesliga ein unbefriedigender 15. Tabellenplatz zu Buche steht, ist im DFB-Pokal nun der Einzug in das Halbfinale möglich. Heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) spielt der VfL bei Kickers Offenbach, dem einzigen verbliebenen Drittligisten.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Dieter Hecking über das bevorstehende Pokalspiel, die Gefahr bei Duellen mit unterklassigen Mannschaften und seine Erinnerungen an Kickers Offenbach.

DFB.de: Herr Hecking, haben Sie die einfachste Aufgabe im DFB-Pokal zugelost bekommen?

Dieter Hecking: Von der Ligazugehörigkeit mag das wie eine einfache Aufgabe erscheinen. Aber Kickers Offenbach hat im DFB-Pokal bereits Greuther Fürth, Union Berlin und Düsseldorf besiegt. Von daher dürfte es keineswegs einfach werden.

DFB.de: Warum sind Pokalspiele gegen unterklassige Mannschaften häufig so schwierig? Mit dem 1. FC Nürnberg sind Sie diese Saison gleich in der ersten Runde beim Regionalligisten TSV Havelse ausgeschieden.

Hecking: Viele wollen nicht wahrhaben, dass auch Dritt- und Viertligisten mittlerweile Vollprofis sind. Zumal das für die das Spiel des Jahres ist. Das Spiel bei Kickers Offenbach ist bereits nahezu ausverkauft. Die Unterstützung der Zuschauer wird groß sein, jeder gewonnene Zweikampf wird gefeiert. Vermeintlich schwächere Mannschaften können über sich hinauswachsen. Dafür gibt es keine plausible Erklärung, das ist einfach so. Ein Bundesligist muss daher hellwach sein - das müssen wir heute beherzigen.

DFB.de: Bietet der DFB-Pokal dem VfL die einzige Möglichkeit, eine größtenteils misslungene Saison doch noch positiv abzuschließen?

Hecking: Natürlich bietet der DFB-Pokal die Möglichkeit zu einem positiven Saisonabschluss. Nicht speziell wegen der Europa League. Der Wettbewerb ist generell sehr attraktiv. Es ist ein großes Ziel, Pokalsieger zu werden. Alle 64 Mannschaften, die an diesem Wettbewerb teilnehmen, wollen letztendlich in Berlin spielen. Und wir haben nun die Möglichkeit, mit einem Sieg gegen Offenbach in das Halbfinale vorzustoßen.

DFB.de: Sie haben mit dem 1. FC Nürnberg bereits im Januar 2011 bei Kickers Offenbach im DFB-Pokal gespielt und souverän mit 2:0 gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?

Hecking: Wenn ich mich richtig erinnere, ist das Spiel damals ausverkauft gewesen. Das Stadion befand sich allerdings im Umbau. Wir sind damals das Spiel sehr konzentriert angegangen und haben verdient gewonnen.

DFB.de: Wofür steht der Verein Kickers Offenbach?

Hecking: Er steht für Leidenschaft und für begeisterungsfähige Fans. Der Verein hat sicherlich die Perspektive, in der 2. Bundesliga aufzutauchen.

DFB.de: Die aktuelle Mannschaft spielt allerdings keine gute Saison und steht aktuell nur auf Tabellenplatz zwölf.

Hecking: Natürlich haben die Offenbacher einen anderen Anspruch gehabt. Gegen Saarbrücken (2:0, d.Red.) haben sie allerdings sehr ordentlich gespielt, viel Druck nach vorne gemacht und sind früh in Führung gegangen. Das Spiel gegen Düsseldorf habe ich mir ebenfalls noch einmal angeguckt. Auch da war zu sehen, dass Offenbach eine körperlich sehr robuste Mannschaft mit einigen großen Spielern ist. Besonders bei Standardsituationen können sie gefährlich sein. Ohne Frage hat Kickers Offenbach das Potenzial, in der 3. Liga deutlich besser zu spielen, als das aktuell der Fall ist.

DFB.de: Sprechen wir wieder über den VfL Wolfsburg: Gegen den FSV Mainz hat sich Ihre Mannschaft am Wochenende in Unterzahl ein Unentschieden erkämpft. War das der erste Schritt in die richtige Richtung?

Hecking: Mir hat gefallen, dass wir mit aggressivem Pressing und gutem Fußball trotz Unterzahl Mainz Probleme bereitet haben. Das ist in Mainz alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

DFB.de: Die Leistung Ihres Stürmers Bas Dost ist schwankend. Wie beurteilen Sie seine aktuelle Verfassung?

Hecking: Bas muss sich etwas umstellen. Ich fordere von meinen Stürmern, dass sie viel in Bewegung sind. Er darf nicht nur auf Torchancen lauern, sondern muss auch seine Mitspieler in Position bringen. Das gelingt ihm immer besser. Würde er auch noch Tore machen, wäre das überragend. Ich bin mir sicher, dass er bald wieder treffen wird.

DFB.de: Die Alternative zu Bas Dost wäre Patrick Helmes, der seinen Kreuzbandriss auskuriert hat. Warum haben Sie ihn am Wochenende nicht mit nach Mainz genommen?

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Hecking: Wir sind natürlich froh, dass Patrick fast wieder fit ist. Aber wir müssen in jedem Training neu beurteilen, welcher Schritt bei ihm Sinn macht. In Mainz wäre es nicht sinnvoll gewesen, ihn mitzunehmen und 90 Minuten auf die Bank zu setzen oder maximal ein paar Minuten spielen zu lassen. Ich fand es wichtiger, dass er im Training Vollgas gibt. Er braucht noch etwas Zeit. Die Abschlussstärke ist bereits vorhanden, nur die Spritzigkeit fehlt ihm noch.

DFB.de: Ivan Perisic, der im Januar von Borussia Dortmund kam, scheint in Wolfsburg noch nicht richtig angekommen zu sein.

Hecking: Er hat seit Herbst 2011 keinen richtigen Spielrhythmus mehr gehabt. Zudem hatte er in der Wintervorbereitung mit gewissen Adduktorenproblemen zu kämpfen. Vermutlich unterschätzte er das etwas, weil er bei seinem neuen Verein nicht gleich ausfallen wollte. Also hat er trainiert und gespielt, konnte jedoch nicht sein ganzes Potenzial abrufen. Ich bin sicher, dass er über kurz oder lang seine Leistung bringen wird.

DFB.de: Letzte Frage: Bis 2018 möchte VW zum größten Autobauer der Welt aufsteigen. Wo wird der Fußballverein VfL Wolfsburg dann stehen?

Hecking: Der Fußball ist schnelllebig. Daher kann ich keine fünf Jahre vorausschauen. Manchmal wird man von positiven Ergebnissen überrascht, manchmal dauert es etwas länger. Wichtig ist, dass Klaus Allofs und ich in Ruhe arbeiten können. Wir möchten eine Mannschaft zusammenstellen, die unseren Vorstellungen entspricht und erfolgreich Fußball spielt. Ich denke, dass wir bereits bis zum Saisonende einen Schritt nach vorne gemacht haben werden. Aber wo das letztendlich hinführt? Das weiß ich noch nicht.