Hauptstadtderby zwischen Hertha und Union: Der Faktencheck

Das Hauptstadtderby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin steht am 8. Spieltag in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga im Fokus. Am Samstag (ab 13 Uhr) treffen die U 17-Mannschaften der beiden derzeit erfolgreichsten Berliner Vereine aufeinander. Während der Hertha-Nachwuchs mit 16 Punkten Spitzenreiter ist, rangieren die Union-Talente mit fünf Zählern auf Platz elf, haben nur einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone.

In Bundesliga-Duellen standen sich die rund 30 Kilometer voneinander entfernten Klubs selten gegenüber. Sowohl bei den Profis als auch in der U 17 gab es bisher erst vier Begegnungen. Dabei schnitten die Profis der Eisernen deutlich besser ab als der eigene Nachwuchs. In den Spielzeiten 2010/2011 und 2012/2013 endeten zwei Partien in der 2. Bundesliga jeweils mit einem Unentschieden, je einmal gewannen Hertha und Union.

Bei den B-Junioren setzten sich die Herthaner in den Spielzeiten 2009/2010 und 2013/2014 in allen vier Begegnungen durch, weisen mit 21:1 Treffern eine bemerkenswerte Torstatistik auf. Das "Spiel der Woche" in der B-Junioren-Bundesliga im DFB.de-Faktencheck.

Ewiger Spitzenreiter: In der "Ewigen Tabelle" der Nord/Nordost-Staffel rangiert Hertha BSC mit 473 Punkten an der Spitze. Von ihren 215 Spielen gewannen die Blau-Weißen 148. Hinzu kommen 29 Unentschieden und 38 Niederlagen. Tabellenzweiter ist der VfL Wolfsburg (440 Zähler aus 215 Begegnungen). Union hat dagegen erst 59 Partien in der höchsten U 17-Spielklasse bestritten, ist mit 52 Punkten auf Rang 17 von insgesamt 24 Mannschaften zu finden. 13 Spiele entschieden die Eisernen für sich, 13-mal kamen sie zu einem Remis. 33 Partien gingen verloren.

Ende der Auswärtsserie: Mit dem Heimspiel gegen den Stadtrivalen beendet Hertha eine kuriose Serie von sechs Auswärtspartien in Folge. Die bisher einzige Begegnung vor heimischer Kulisse hatte die Hertha am 1. Spieltag gegen den 1. FC Magdeburg 5:1 gewonnen. In den folgenden sechs Duellen in fremden Stadien behielt die Mannschaft von Trainer Michael Hartmann viermal die Oberhand. Außerdem stehen ein Unentschieden (2:2 beim VfL Wolfsburg) und eine Niederlage (1:4 bei RB Leipzig) zu Buche. Der 1. FC Union Berlin gewann am vergangenen Spieltag sein erstes Saisonspiel. Gegen Mitaufsteiger SG Dynamo Dresden setzten sich die Rot-Weißen 2:1 durch und verließen damit das Tabellenende. Zuvor hatte Union fünfmal in Folge kein Tor erzielt und drei 0:1-Niederlagen in Serie hinnehmen müssen.

Beste gegen erfolgloseste Offensive: Im Duell der beiden Hauptstadtklubs trifft die beste Offensive der Liga auf den schwächsten Angriff. Hertha BSC hat in dieser Saison bereits 21 Tore erzielt. Im Schnitt treffen die Blau-Weißen damit dreimal pro Spiel. Die Gäste aus Berlin-Köpenick stellen den bisher harmlosesten Angriff. Nur drei Treffer gelangen dem Team von Trainer Willi Weiße. Bemerkenswert: Die Eisernen gehören nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Abwehr zu den Minimalisten. Lediglich sechs Gegentreffer musste Union bislang hinnehmen. Nur der SV Werder Bremen (fünf Gegentore) ist besser. Hertha kassierte neun Gegentore.

Unterschiedliche Voraussetzungen: Die Voraussetzungen der beiden Teams könnten unterschiedlicher kaum sein. Union will sich als Aufsteiger in der Liga etablieren, so früh wie möglich den Klassenverbleib sichern. Die Herthaner spielen um den Staffelsieg und die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft mit. Schon viermal holten sich die Berliner die nationale U 17 Krone (2000, 2003, 2005 und 2012), standen noch zweimal im Endspiel (1991 und 2013). "Hertha stehen ganz andere Mittel zur Verfügung. Ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft auch in dieser Saison auf Platz eins oder zwei ins Ziel kommen wird. Daher steht außer Frage, dass wir im direkten Duell klarer Außenseiter sind. Allerdings haben wir uns auch gegen Spitzenmannschaften wie RB Leipzig und den VfL Wolfsburg gut geschlagen, jeweils knapp 0:1 verloren. Daran möchten wir anknüpfen", erklärt Union-Trainer Willi Weiße im Gespräch mit DFB.de.

Dardai-Sohn in Herthas U 17 am Ball: Zum Aufgebot von Hertha-Trainer und Ex-Nationalspieler Michael Hartmann gehört auch ein äußerst prominenter Name. Der 16 Jahre alte Angreifer Pal Dardai, Sohn des gleichnamigen Cheftrainers des Bundesliga-Teams, geht in der B-Junioren-Bundesliga im blau-weißen Dress auf Torejagd. Bei fünf Saisoneinsätzen gelangen dem gebürtigen Berliner ein Treffer und drei Torvorlagen.

Junioren-Nationalspieler am Ball: Die Unterschiede zwischen beiden Vereinen spiegeln sich auch in der Anzahl der Junioren-Nationalspieler wider. Zum Hertha-Kader gehören eine ganze Reihe von Akteuren, die bereits Einsätze für den DFB-Nachwuchs absolviert haben. Die beiden Innenverteidiger Panzu Ernesto und Florian Baak waren in der U 15 und in der U 16 mehrfach im Einsatz. Das Offensivduo Julius Kade und Niko Zografakis lief ebenfalls für die U 15 auf, Mittelfeldakteur Arne Maier durchläuft seit der U 15 alle Junioren-Nationalmannschaften des DFB, ist aktueller U 17-Nationalspieler. Union hat keine Nachwuchs-Nationalspieler in den eigenen Reihen.

Spieler kennen sich aus der Schule: Die räumliche Nähe der Berliner Vereine erleichtert nicht nur die Anreise für die Auswärtsmannschaft. Viele Spieler beider Mannschaften gehen gemeinsam zur Schule, kennen sich auch privat. Der Derbycharakter und die Konkurrenz sei laut Willi Weiße zwar vorhanden. "Sie ist aber längst nicht so sehr ausgeprägt wie bei den Profis", betont der Union-Trainer.

Union-Kapitän nicht an Bord: Den wichtigen 2:1-Heimsieg gegen Dresden brachte Union Berlin in der Schlussphase in Unterzahl über die Bühne. Kapitän Lennard Maloney hatte sich wegen Meckerns die Gelb-Rote Karte eingehandelt und fehlt damit im Derby. "Das ist für uns ein Wermutstropfen und ein herber Verlust", so Union-Trainer Weiße.