Harttgen: "Die Junioren-Bundesligen sind Erfolgsmodelle"

Seit mehr als zehn Jahren gibt es die A-Junioren-Bundesliga. Schnell hat sie sich als Sprungbrett etabliert - für heutige Nationalspieler wie Sami Khedira ebenso wie für Fußball-Lehrer, die mittlerweile Bundesligaprofis trainieren, zum Beispiel Christian Streich. Zum Jubiläum beleuchtet DFB.de die wichtigste Junioren-Spielklasse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Heute: Dr. Uwe Harttgen, Leiter der Kommission Leistungszentren des Ligaverbandes und Mitglied im DFB-Jugendausschuss.

Er selbst wurde erst sehr spät entdeckt. Uwe Harttgen startete seine Fußballerkarriere einst in der Bremer B-Kreisliga und schaffte nach Stationen beim TSV Osterholz-Tenever und beim FC Mahndorf erst mit 23 Jahren den Sprung in die zweite Mannschaft des großen SV Werder. Dort begann jedoch unter Trainerlegende Otto Rehhagel sein steiler Aufstieg. Mit den Grün-Weißen wurde der technisch äußerst begabte Mittelfeldspieler DFB-Pokalsieger, Deutscher Meister und Europapokalsieger der Pokalsieger.

Heute arbeitet der promovierte Diplom-Psychologe und langjährige Nachwuchsleiter des SV Werder daran, dass talentierte Fußballer nicht so lange auf den großen Durchbruch warten müssen, sondern schon in ganz jungen Jahren optimal betreut und gefördert werden. Seit dem 1. Januar 2013 leitet Harttgen die Kommission Leistungszentren der Deutschen Fußball-Liga und gehört in dieser Funktion auch dem DFB-Jugendausschuss an.

Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat spricht der 49-Jährige, der am Samstag seine neue Vereinstätigkeit als Sportvorstand beim Regionalligisten Rot-Weiss Essen antreten wird, über die bestmögliche Ausbildung junger Fußballer, die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren und die wachsende Bedeutung der Sportpsychologie.

DFB.de: Seit etwas über einem Jahr leiten Sie als Nachfolger von Andreas Rettig die Kommission Leistungszentren des Ligaverbandes. Was sind dabei Ihre wichtigsten Aufgaben?

Dr. Uwe Harttgen: Dazu gehören unter anderem die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren und die Talentförderung im Allgemeinen. Wir wollen innovative Ideen entwickeln, um unsere ohnehin schon sehr gut aufgestellten und vorbildlichen Leistungszentren inhaltlich, personell und im Bereich Infrastruktur möglichst noch weiter zu verbessern. Dieser großen Herausforderung stellen wir uns sehr gerne.

DFB.de: In welchen Bereichen setzen Sie Ihre persönlichen Schwerpunkte?

Harttgen: Wir arbeiten aktuell daran, die Anforderungen an die Leistungszentren im Rahmen der Lizenzierung den neuesten Entwicklungen anzupassen. Schließlich hat sich in den vergangenen zehn Jahren einiges getan, das jetzt auch in den Statuten berücksichtigt werden sollte. Mir persönlich sind auch der Bereich Sportpsychologie und das Verhindern einer möglichen Überlastung unserer jungen Spieler besonders wichtig. Dazu finden auch regelmäßige Treffen mit den Vereinen statt.



Seit mehr als zehn Jahren gibt es die A-Junioren-Bundesliga. Schnell hat sie sich als Sprungbrett etabliert - für heutige Nationalspieler wie Sami Khedira ebenso wie für Fußball-Lehrer, die mittlerweile Bundesligaprofis trainieren, zum Beispiel Christian Streich. Zum Jubiläum beleuchtet DFB.de die wichtigste Junioren-Spielklasse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Heute: Dr. Uwe Harttgen, Leiter der Kommission Leistungszentren des Ligaverbandes und Mitglied im DFB-Jugendausschuss.

Er selbst wurde erst sehr spät entdeckt. Uwe Harttgen startete seine Fußballerkarriere einst in der Bremer B-Kreisliga und schaffte nach Stationen beim TSV Osterholz-Tenever und beim FC Mahndorf erst mit 23 Jahren den Sprung in die zweite Mannschaft des großen SV Werder. Dort begann jedoch unter Trainerlegende Otto Rehhagel sein steiler Aufstieg. Mit den Grün-Weißen wurde der technisch äußerst begabte Mittelfeldspieler DFB-Pokalsieger, Deutscher Meister und Europapokalsieger der Pokalsieger.

Heute arbeitet der promovierte Diplom-Psychologe und langjährige Nachwuchsleiter des SV Werder daran, dass talentierte Fußballer nicht so lange auf den großen Durchbruch warten müssen, sondern schon in ganz jungen Jahren optimal betreut und gefördert werden. Seit dem 1. Januar 2013 leitet Harttgen die Kommission Leistungszentren der Deutschen Fußball-Liga und gehört in dieser Funktion auch dem DFB-Jugendausschuss an.

Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat spricht der 49-Jährige, der am Samstag seine neue Vereinstätigkeit als Sportvorstand beim Regionalligisten Rot-Weiss Essen antreten wird, über die bestmögliche Ausbildung junger Fußballer, die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren und die wachsende Bedeutung der Sportpsychologie.

DFB.de: Seit etwas über einem Jahr leiten Sie als Nachfolger von Andreas Rettig die Kommission Leistungszentren des Ligaverbandes. Was sind dabei Ihre wichtigsten Aufgaben?

Dr. Uwe Harttgen: Dazu gehören unter anderem die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren und die Talentförderung im Allgemeinen. Wir wollen innovative Ideen entwickeln, um unsere ohnehin schon sehr gut aufgestellten und vorbildlichen Leistungszentren inhaltlich, personell und im Bereich Infrastruktur möglichst noch weiter zu verbessern. Dieser großen Herausforderung stellen wir uns sehr gerne.

DFB.de: In welchen Bereichen setzen Sie Ihre persönlichen Schwerpunkte?

Harttgen: Wir arbeiten aktuell daran, die Anforderungen an die Leistungszentren im Rahmen der Lizenzierung den neuesten Entwicklungen anzupassen. Schließlich hat sich in den vergangenen zehn Jahren einiges getan, das jetzt auch in den Statuten berücksichtigt werden sollte. Mir persönlich sind auch der Bereich Sportpsychologie und das Verhindern einer möglichen Überlastung unserer jungen Spieler besonders wichtig. Dazu finden auch regelmäßige Treffen mit den Vereinen statt.

DFB.de: Schon seit zehn Jahren ist die Einrichtung eines Nachwuchsleistungszentrum fester Bestandteil der Lizenzierung für alle Profiklubs. Welchen Beitrag leisten sie zur positiven Entwicklung des deutschen Fußballs?

Harttgen: Darüber müssen wir wohl keine großen Worte verlieren. Dass sich in den vergangenen Jahren so viele junge deutsche Spieler in der Bundesliga und in den verschiedenen Nationalmannschaften durchgesetzt haben, ist nicht zuletzt auf die Arbeit in den Leistungszentrum zurückzuführen. Wir haben dort ausgezeichnete Rahmenbedingungen und hervorragende Trainer. Wichtige Eckpfeiler sind darüber hinaus selbstverständlich auch die DFB-Stützpunkte und die Junioren-Nationalmannschaften.

DFB.de: Um die Nachwuchsspieler besser fordern und fördern zu können, wurden vom DFB die A- und B-Junioren-Bundesligen eingeführt und etabliert.

Harttgen: Auch das war ein sehr wichtiger Schritt. Ein regelmäßiger Wettbewerb auf hohem Niveau ist notwendig, damit sich unsere Talente optimal entwickeln können. Vor diesem Hintergrund sind auch die A- und B-Junioren-Bundesligen Erfolgsmodelle.

DFB.de: Unter Ihrer Leitung erhielt das NLZ des SV Werder Bremen Bestnoten. Worauf kommt es bei der Zertifizierung besonders an?

Harttgen: Dazu gehören vielfältige Themen. In insgesamt acht Bereichen müssen die Vereine sämtliche Punkte schriftlich abarbeiten. Dazu gehören fußballspezifische Fragestellungen, die Spielphilosophie der jeweiligen Vereine und ihre strukturellen Voraussetzungen. Wichtig ist dabei aus meiner Sicht, dass alle Mitarbeiter an dem Prozess beteiligt werden und dass die Kommunikation stimmt. Ich habe die Zertifizierung durch DFB und DFL immer als sehr anregend empfunden, um möglichst noch besser zu werden.

DFB.de: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Schulen?

Harttgen: Die Kooperation mit den Eliteschulen ist eine wesentliche Säule unserer heutigen Nachwuchsausbildung. Die schulische Entwicklung der jungen Talente besitzt dabei für die Vereine einen hohen Stellenwert. In unseren Untersuchungen hat sich eindeutig gezeigt: Wer sich bei den schulischen und bei den sportlichen Leistungsanforderungen durchsetzen kann, der wird sich auch in Zukunft positiv entwickeln.

DFB.de: Auf welche Charaktereigenschaften kommt es bei Fußballtalenten besonders an, um den Sprung in den Profibereich zu schaffen?

Harttgen: Aus meiner Erfahrung ist es vor allem eine Kombination aus der Freude am Leistungsfußball sowie der Bereitschaft, die eigene Entwicklung selbst mitgestalten zu wollen. Wer dauerhaft in der Lage ist, von Trainern und Mitspielern zu lernen und sich den gestellten Anforderungen anzupassen, der bringt auf jeden Fall gute Voraussetzungen mit.

DFB.de: Immer mehr Dritt- und Viertligisten, darunter auch Ihr neuer Verein Rot-Weiss Essen, sind bemüht, als NLZ anerkannt zu werden. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Harttgen: Jeder Klub, der erstmals den Sprung in den Profifußball schaffen oder - wie im Falle von RWE - dorthin zurückkehren möchte, weiß, dass es anders gar nicht mehr geht. Die Lizenzmannschaften sind zwar nach wie vor das Kerngeschäft der Klubs, die Leistungszentren untermauern das aber nachhaltig. Nur wer auch in diesem Bereich gute Arbeit leistet, wird auf Dauer konkurrenzfähig sein. Je früher ein Dritt- oder Viertligist ein zertifiziertes Leistungszentrum etablieren kann, umso besser für seine Zukunftsaussichten.

DFB.de: Als Leiter der Kommission Leistungszentren sind Sie gleichzeitig auch Mitglied im DFB-Jugendausschuss. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen beiden Gremien?

Harttgen: Die Kooperation läuft sehr gut, das ist aber auch zwingend notwendig. Schließlich kümmern wir uns grundsätzlich um dieselben Themen. Gerade weil die Interessen zwischen Ligaverband und DFB bisweilen unterschiedlich sind, ist es unsere Pflicht, gut zusammenzuarbeiten und für eine optimale Verzahnung zu sorgen.

DFB.de: Als Bundesligaprofi haben Sie fast alles erreicht. Welche mittel- und langfristigen Ziele verfolgen Sie bei Ihrer jetzigen Vereins- und Verbandstätigkeit?

Harttgen: Ich besitze für meine Laufbahn keinen bestimmten Masterplan, sondern möchte mich in allen Facetten weiterentwickeln und möglichst gut einbringen. Zu meinen Stärken gehört, dass ich unterschiedliche Personen und Interessen gut zusammenbringen kann. Das ist sicher in allen Funktionen nicht unwichtig.

DFB.de: Durch Ihr Studium und Ihre Tätigkeit als Diplom-Psychologe für den SV Werder haben Sie den Fußball auch noch aus einer dritten Sicht kennengelernt. Wie haben Sie mit den jungen Fußballern gearbeitet?

Harttgen: Die Sportpsychologie ist ein Feld, in dem es um die so genannten Kleinigkeiten geht, die für den Erfolg und die persönliche Entwicklung eines Sportlers aber extrem wichtig sein können. Und zwar in den Bereichen Schule, Fußball und soziales Umfeld. Es geht dabei nicht um Psychotherapie, sondern in erster Linie um Prävention und Lernfortschritte. Dazu gehören etwa mentales Training oder auch Teambuilding-Maßnahmen.

DFB.de: Wird diese Begleitung durch Fachleute und das "Training für den Kopf" wegen der immer größer werdenden Außeneinflüsse noch wichtiger?

Harttgen: Es gibt sicher keine zwei Meinungen darüber, dass die Anforderungen an junge Fußballer steigen. Das gilt für die Schule, die sportlichen Herausforderungen, aber auch für die Medienarbeit. Alle müssen lernen, was auf sie zukommt, um optimal vorbereitet zu sein. Davon profitieren am Ende alle Beteiligten.

DFB.de: An diesem Samstag treten Sie offiziell ihren Dienst als neuer Sportvorstand bei Rot-Weiss Essen an. Warum haben Sie sich für den Wechsel zu einem Viertligisten entschieden?

Harttgen: Zunächst einmal ist RWE mit seiner Tradition, seinem Umfeld und seinen treuen Fans ganz bestimmt kein normaler Viertligist. Ich betrachte die Aufgabe als große Herausforderung, zumal ich mich in meiner neuen Position als Sportvorstand auch selbst noch weiterentwickeln kann. Mich beeindruckt, was der Verein seit der Insolvenz im Jahr 2010 bereits durch seriöse und kontinuierliche Arbeit auf die Beine gestellt hat. Diesen Weg wollen wir mit sinnvollen Schritten fortsetzen und uns nach und nach verbessern.

DFB.de: Lassen sich Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten für DFL und DFB mit der hauptamtlichen Aufgabe bei RWE vereinbaren?

Harttgen: Ich hatte das vor meiner Vertragsunterschrift in Essen auf beiden Seiten angesprochen und war sehr erfreut über die Reaktionen. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock haben mir signalisiert, dass sie es begrüßen würden, wenn ich meine Verbandstätigkeiten fortsetze. Auch in Essen habe ich dafür die volle Unterstützung des Aufsichtsrates bekommen. Ich sehe grundsätzlich aber auch kein Problem darin, beide Funktionen auszuüben. Eher im Gegenteil: Schon zu meiner Zeit als Nachwuchsleiter in Bremen ließ sich das gut koordinieren.

DFB.de: Sie wurden an der Hafenstraße schon als großer Hoffnungsträger empfangen. Können Sie den treuen RWE-Fans, die auch in der Regionalliga immer wieder für Rekordkulissen sorgen, Hoffnung auf bessere Zeiten machen?

Harttgen: Bessere Zeiten werden auf jeden Fall für den Verein kommen, davon bin ich überzeugt. Versprechungen, wann das sein könnte, wird es von mir aber nicht geben. Auch keine Drei-, Fünf- oder Sieben-Jahres-Pläne. Wir wollen nicht gleich nach den Sternen greifen, sondern vielmehr auf allen Ebenen eine nachhaltige Entwicklung einleiten und zeigen, dass wir uns kontinuierlich verbessern. Wirtschaftlich, strukturell und sportlich. Wenn uns das gelingt, dann wird sich auch der Erfolg einstellen.