Hansi Flick: "Wer A sagt, muss auch U sagen"

Tag zwei im Trainingslager im Tessin. Spiel eins steht an. Ein besonderes Spiel. Am Donnerstagnachmittag spielt die Mannschaft von Joachim Löw gegen die U 20-Nationalmannschaft, das Team von Trainer Frank Wormuth. DFB-Sportdirektor Hansi Flick wird den Test beobachten, auf seine Anregung hin wurden die internen Testspiele eingeführt, erstmals im Rahmen der Vorbereitung auf die WM in Brasilien. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Flick über den Wert dieses Vergleichs, über die Durchlässigkeit von U- zu A-Teams und über seine Erwartungen an den kommenden Sommer mit drei wichtigen Turnieren für den DFB.

DFB.de: Herr Flick, heute kommt es zu einem sehr speziellen Spiel: Die A-Mannschaft trifft auf die U 20-Nationalmannschaft. Diese Paarung gab es schon einmal - wissen Sie noch, wie das Spiel im Trainingslager vor der WM 2014 ausgegangen ist?

Hansi Flick Nicht mehr genau, aber es waren zwei Spiele. Das erste Spiel war relativ knapp, das zweite wurde hintenraus deutlich. Ich meine, es endete 7:0.

DFB.de: 8:0, mit fünf Treffern von Thomas Müller.

Flick: Ja, das kann stimmen. Wobei das Resultat bei diesem Spiel keine Rolle spielt.

DFB.de: Sondern?

Flick: Das Spiel bedient mehrere Aspekte. Es zeigt die Verbindung zwischen den Auswahlteams des DFB. Es gibt bei uns den schönen Spruch: Wer A sagt, muss auch U sagen, und das leben wir. Die Kommunikation ist gut, die Verbindung ist sehr eng, es findet ein reger und produktiver Austausch statt. Das Spiel hat aber auch sportlichen Wert.

DFB.de: Worin besteht dieser?

Flick: Es ist doch klar, dass ein Trainingsspiel gegen eine so gute Mannschaft wie die U 20 viel wertvoller ist, als Spiele gegen lokale Jugendteams, wie sie früher im Rahmen der Turniervorbereitung üblich waren. Das Spiel gegen die U 20 dient dem A-Team konkret der Vorbereitung auf die Gegner bei der EM, weil die U 20 deren Spielstile simulieren wird. 2014 hat das gut funktioniert, und ich bin optimistisch, dass dies diesmal wieder so sein wird. Für die Spieler der U 20 ist dieses Spiel ein Bonus, eine Auszeichnung, eine tolle Gelegenheit, sich zu präsentieren. Natürlich auch eine enorme Herausforderung und ein Zeichen der Wertschätzung.

DFB.de: Ist der Blick auf die Mannschaft von Frank Wormuth für Joachim Löw auch ein Blick in die Zukunft? Wie viele künftige A-Nationalspieler werden nachher zu sehen sein?

Flick: Leider ist es so, dass nicht alle Spieler aus dem Kader der U 20 dabei sind, einige sind im Urlaub. Und nicht bei allen kann ich das nachvollziehen. Sie lassen eine Chance ungenutzt, das finde ich aus Sicht des DFB und auch für die Spieler persönlich bedauerlich.

DFB.de: Der Kader der U 20 für das Spiel heute Nachmittag besteht aus 14 Spielern. Wen vermissen Sie besonders?

Flick: Ich rede auch lieber über die Spieler, die hier sind. Etwa Mo Dahoud, wobei er im Grunde stellvertretend für alle Spieler steht, die heute Abend spielen werden. Bei ihm ist es ein offenes Geheimnis, dass er sich zumindest kleine Hoffnungen gemacht hat, im vorläufigen Kader von Joachim Löw dabei zu sein. Natürlich war er enttäuscht, dass es anders ausging. Und er hat sofort gesagt, dass er unbedingt bei der U 20 dabei sein will. Er will sich zeigen, sich präsentieren, sich im Gedächtnis des Bundestrainers verankern. So stelle ich mir das vor, so muss es sein.



Tag zwei im Trainingslager im Tessin. Spiel eins steht an. Ein besonderes Spiel. Am Donnerstagnachmittag spielt die Mannschaft von Joachim Löw gegen die U 20-Nationalmannschaft, das Team von Trainer Frank Wormuth. DFB-Sportdirektor Hansi Flick wird den Test beobachten, auf seine Anregung hin wurden die internen Testspiele eingeführt, erstmals im Rahmen der Vorbereitung auf die WM in Brasilien. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Flick über den Wert dieses Vergleichs, über die Durchlässigkeit von U- zu A-Teams und über seine Erwartungen an den kommenden Sommer mit drei wichtigen Turnieren für den DFB.

DFB.de: Herr Flick, heute kommt es zu einem sehr speziellen Spiel: Die A-Mannschaft trifft auf die U 20-Nationalmannschaft. Diese Paarung gab es schon einmal - wissen Sie noch, wie das Spiel im Trainingslager vor der WM 2014 ausgegangen ist?

Hansi Flick Nicht mehr genau, aber es waren zwei Spiele. Das erste Spiel war relativ knapp, das zweite wurde hintenraus deutlich. Ich meine, es endete 7:0.

DFB.de: 8:0, mit fünf Treffern von Thomas Müller.

Flick: Ja, das kann stimmen. Wobei das Resultat bei diesem Spiel keine Rolle spielt.

DFB.de: Sondern?

Flick: Das Spiel bedient mehrere Aspekte. Es zeigt die Verbindung zwischen den Auswahlteams des DFB. Es gibt bei uns den schönen Spruch: Wer A sagt, muss auch U sagen, und das leben wir. Die Kommunikation ist gut, die Verbindung ist sehr eng, es findet ein reger und produktiver Austausch statt. Das Spiel hat aber auch sportlichen Wert.

DFB.de: Worin besteht dieser?

Flick: Es ist doch klar, dass ein Trainingsspiel gegen eine so gute Mannschaft wie die U 20 viel wertvoller ist, als Spiele gegen lokale Jugendteams, wie sie früher im Rahmen der Turniervorbereitung üblich waren. Das Spiel gegen die U 20 dient dem A-Team konkret der Vorbereitung auf die Gegner bei der EM, weil die U 20 deren Spielstile simulieren wird. 2014 hat das gut funktioniert, und ich bin optimistisch, dass dies diesmal wieder so sein wird. Für die Spieler der U 20 ist dieses Spiel ein Bonus, eine Auszeichnung, eine tolle Gelegenheit, sich zu präsentieren. Natürlich auch eine enorme Herausforderung und ein Zeichen der Wertschätzung.

DFB.de: Ist der Blick auf die Mannschaft von Frank Wormuth für Joachim Löw auch ein Blick in die Zukunft? Wie viele künftige A-Nationalspieler werden nachher zu sehen sein?

Flick: Leider ist es so, dass nicht alle Spieler aus dem Kader der U 20 dabei sind, einige sind im Urlaub. Und nicht bei allen kann ich das nachvollziehen. Sie lassen eine Chance ungenutzt, das finde ich aus Sicht des DFB und auch für die Spieler persönlich bedauerlich.

DFB.de: Der Kader der U 20 für das Spiel heute Nachmittag besteht aus 14 Spielern. Wen vermissen Sie besonders?

Flick: Ich rede auch lieber über die Spieler, die hier sind. Etwa Mo Dahoud, wobei er im Grunde stellvertretend für alle Spieler steht, die heute Abend spielen werden. Bei ihm ist es ein offenes Geheimnis, dass er sich zumindest kleine Hoffnungen gemacht hat, im vorläufigen Kader von Joachim Löw dabei zu sein. Natürlich war er enttäuscht, dass es anders ausging. Und er hat sofort gesagt, dass er unbedingt bei der U 20 dabei sein will. Er will sich zeigen, sich präsentieren, sich im Gedächtnis des Bundestrainers verankern. So stelle ich mir das vor, so muss es sein.

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DFB.de: Sie haben im DFB eine einheitliche Spielauffassung etabliert. Wird dies nachher zu erkennen sein? Müssten sich zwei Teams mit derselben Spielauffassung nicht zwangsläufig neutralisieren?

Flick: Nein, wie gesagt: In diesem Fall schon deswegen nicht, weil die U 20 den Auftrag hat, andere Spielstile zu simulieren. Daher ist die Partie ja auch in vier Viertel eingeteilt. Für die U 20 ist das keine leichte Aufgabe, aber Frank Wormuth mag ja Herausforderungen(lacht).

DFB.de: Die Durchlässigkeit von den U-Mannschaften zum A-Team ist hoch, viele ehemalige U-Spieler kommen in jungen Jahren im Team von Jogi Löw an. Sind Sie mit dieser Entwicklung schon vollständig zufrieden?

Flick: Ich kann das für den ganzen DFB und insbesondere alle Personen sagen, die im Juniorenbereich tätig sind: Wir freuen uns sehr und sind stolz darauf, dass mit Joshua Kimmich, Julian Weigl, Julian Brandt und Leroy Sané vier Spieler, die noch vor Kurzem in der U19 oder der U 20 gespielt haben, den Sprung in den erweiterten EM-Kader geschafft haben. Das zeigt einmal mehr, dass wir im Nachwuchs gut aufgestellt sind. Das betrifft den ganzen deutschen Fußball, Talentförderung ist ein Gemeinschaftswerk. In der Nachwuchsleistungszentren wird hervorragende Arbeit geleistet, das Zusammenspiel zwischen Liga und Verband ist einfach gut. Die Durchlässigkeit ist hoch, das stimmt, auch wenn es natürlich immer noch Raum für Optimierungen gibt.

DFB.de: Durchlässigkeit gibt es mittlerweile auch im Bereich der Trainer. Mit Marcus Sorg wurde der ehemalige Coach der U 19 in die Sportliche Leitung der Nationalmannschaft gezogen.

Flick: Auch das zeigt die enge Verzahnung. Mit seiner Erfahrung im U-Bereich und mit einigen Spielern, die er aus dieser Zeit gut kennt, ist er eine wertvolle Ergänzung des Trainerteams. Auch für ihn ist es eine großartige Erfahrung, von der in seiner weiteren Karriere mit Sicherheit profitieren wird.

DFB.de: Ist dies eine Entwicklung, die künftig häufiger zu sehen sein wird: Dass U-Trainer den Weg bis zum A-Team finden?

Flick: Wir haben im U-Bereich in allen Mannschaften Top-Trainer, wir sind da richtig gut aufgestellt. Und allen traue ich zu, dass sie große Karrieren vor sich haben. Aber natürlich ist es so, dass nicht alle eines Tages Bundestrainer werden können. Zumal dieser Posten ja nicht übermäßig schlecht besetzt ist. (lacht) Im Ernst: Jogi macht seine Arbeit herausragend, ich hoffe sehr, dass er uns noch lange erhalten bleibt.

DFB.de: Im Sommer stehen drei große Turniere an. Die EM in Frankreich, die Olympischen Spiele in Rio. Und auch die U 19-EM in Baden-Württemberg. Welchen Stellenwert hat diese EM für Sie?

Flick: Einen sehr hohen, für mich ist es ja eine doppelte Heim-EM. Das Turnier ist sehr wichtig, und umso positiver sind die Signale der Vereine. Unser Anspruch ist es, die beste Mannschaft zu stellen und die Klubs sehen das genauso und unterstützen uns dabei. Eine Heim-EM ist auch im U-Bereich ein absolutes Highlight, auf dieses Turnier freue ich mich sehr. Genauso natürlich auf die Olympischen Spiele in Rio und die EM in Frankreich.

DFB.de: Gibt es für diese Turniere Vorgaben seitens des DFB-Sportdirektors?

Flick: Jedenfalls nicht in Form von Titeln. Dass der Weltmeister bei der EM zu den Favoriten gehört, ist doch klar. Und dass es fantastisch wäre, in Rio Olympisches Gold zu gewinnen, auch. Aber das sind keine Forderungen. Schon gar nicht im Juniorenbereich. Natürlich streben wir immer den größtmöglichen Erfolg an, aber mir geht es genauso darum, zu sehen, wie eine Mannschaft und die Spieler unsere Leitlinien und unsere Spielauffassung umsetzen. Da geht es auch um Entwicklungen, um Erfahrungen. Für das Eröffnungsspiel der U19-EM gegen Italien sind 50.000 Karten verkauft, so ein Erlebnis bringt junge Spieler enorm weiter. Und es hilft ihnen nicht, wenn die Erwartungen zu hoch sind. Grundsätzlich gilt: Wir wollen gut vorbereitet sein, wollen uns bestmöglich verkaufen, wollen gut und mit Begeisterung Fußball spielen und gute Repräsentanten Deutschlands, des DFB und des deutschen Fußballs sein.