Hans-Dieter Flick: "Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß"

Am 23. August 2006 übernahm Hans-Dieter Flick die Position des Assistenztrainers der deutschen Nationalmannschaft. Im aktuellen "Gespräch der Woche" auf dfb.de zieht der 42-Jährige eine Bilanz der ersten sieben Monate und gibt vor dem EM-Qualifikationsspiel am Samstag (ab 20.45, live in der ARD) in Prag gegen die Tschechische Republik und vor dem Freundschaftsländerspiel am Mittwoch, 28. März (ab 20 Uhr, live im ZDF) in Duisburg gegen Dänemark einen Einblick in seine Arbeit.

Frage: Herr Flick, Sie sind sieben Monate im Amt als Assistent des Bundestrainers. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Hans-Dieter Flick: Ausgesprochen positiv. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass wir seither kein Spiel verloren haben. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß.

Frage: Was sind Ihre Auffassungen von der Arbeit eines Assistenten des Bundestrainers?

Flick: Ich habe eine klare Linie. Loyalität steht ganz oben. Und zwar Loyalität gegenüber dem Bundestrainer, dem Team und dem Arbeitgeber. Daneben habe ich einen großen Ehrgeiz. Wir machen uns im Trainerteam unendlich viele Gedanken, um die Leistungen der Spieler und auch der Mannschaft zu steigern.

Frage: Was hat Sie bei Amtsantritt am meisten überrascht?

Flick: Am meisten beeindruckt hat mich die Arbeit, die in den zwei Jahren vor der Weltmeisterschaft absolviert wurde. Da wurde eine exzellente Basis geschaffen, auf der man weiter arbeiten kann. Überrascht hat mich die Lernwilligkeit dieser Nationalspieler. Die sind auch nach der Weltmeisterschaft ehrgeizig, wollen sich weiter entwickeln.

Frage: Jetzt haben Sie – wie auch der Bundestrainer – nie in der Nationalmannschaft gespielt. Ist das ein Problem?

Flick: Nein, auf keinen Fall. Die Spieler der jetzigen Generation wollen keine Geschichten von früher hören, wie das damals alles war. Sie wollen sich mit modernen Trainingsmethoden weiter entwickeln und zwar sowohl individuell als auch als Mannschaft. Es ist heutzutage wichtiger, gut ausgebildete Trainer zu haben als gute Ex-Spieler.

Frage: Wie und wo können sich ein Michael Ballack, ein Miroslav Klose oder ein Jens Lehmann noch verbessern?

Flick: Jeder Spieler kann sich verbessern, da sehe ich gar nichts Außergewöhnliches. Auch der weltbeste Pianist übt doch täglich. Wir müssen dahin kommen, dass diese Fortbildung im Fußball eine Selbstverständlichkeit ist. Am besten kann man sich auch im Fußball durch ständiges Üben verbessern. Und dazu kann man viele moderne Hilfsmittel benutzen. Aber wie gesagt: Dies ist für mich selbstverständlich.

Frage: Wo sind derzeit Ihre persönlichen Haupttätigkeiten?

Flick: Ich habe eine Datenbank aufgebaut, für die der Begriff Datenbank vielleicht nicht ganz optimal ist. Solch eine Datenbank hat es beim DFB noch nie gegeben. Von uns fließt darin alles ein, was wir bei Spielbeobachtungen, persönlichen Gesprächen, Zielvereinbarungen und aus sonstigen Unterlagen erfahren oder sehen. Daraus wird ein Profil für jeden Spieler erstellt. Daneben spreche ich alles mit Joachim Löw ab und bin unter anderem auch zuständig für die Spielbeobachtungen, bei der wir neue Wege gehen.

Frage: Wie sehen diese neuen Wege aus?

Flick: Wir sind ganz klar zur Auffassung gelangt, dass wir einen Miroslav Klose, Torsten Frings oder Bernd Schneider nicht mehr beobachten müssen. Wir sehen sie ab und zu bei Spitzenspielen, die wir anschauen. Aber das Hauptaugenmerk gilt der nachfolgenden Generation, den Spielern des so genannten Perspektivkaders. Da kann man noch Entwicklungen sehen, die für uns sehr wichtig sind. Deshalb haben wir auch einen engen Kreis des Beobachtungsteams: Joachim Löw, Dieter Eilts, Urs Siegenthaler, Andreas Köpke und ich. So haben wir bessere Vergleichsmöglichkeiten.

Frage: Wie sieht denn eine Woche des Bundestrainer-Assistenten aus?

Flick: In den ersten fünf Monaten war ich sehr viel unterwegs, da wir von September bis Dezember fünf Länderspiele mit der dazugehörigen Vorbereitung hatten. Im Januar und auch im Februar haben wir vor allem konzeptionelle Dinge vorangetrieben. Ansonsten beobachte ich in der Woche zwei bis drei Spiele, in der Bundesliga oder auch in internationalen Ligen. Dazu kommen Trainerfortbildungen oder Kongresse von FIFA und UEFA. Zudem nehmen die Spielbeobachtungen und die Nachbearbeitung dieser Beobachtungen viel Raum ein. Ich bin also in einer Woche ohne Länderspiel drei bis vier Tage unterwegs, an den restlichen Tagen arbeite ich in meinem Büro zu Hause in Bammental bei Heidelberg. Doch einen festen Wochen- oder Tagesablauf gibt es eigentlich nicht. Wir arbeiten im Team sehr strukturiert, wir planen also die Dinge wie Trainingseinheiten sehr detailliert, anschließend wird entsprechend akribisch nachgearbeitet. Ich bin mir sicher, dass man ohne diese Arbeit international keinen Erfolg im Fußball haben kann. Aber das Wichtigste ist, dass mir diese Arbeit viel Spaß macht.

Frage: Und der Kontakt zu den Bundesligavereinen?

Flick: Der ist sehr gut. Wir haben ein ehrgeiziges Ziel, im ersten Jahr alle 18 Bundesligisten zu besuchen. Aber nicht beim Spiel, bei dem der Trainer oder die Spieler andere Sorgen haben, sondern beim Training. Wir haben schon zwei Touren im Norden und im Süden absolviert, und das stieß auf sehr gute Resonanz.

Frage: Wo steht der deutsche Fußball im internationalen Vergleich?

Flick: Bei der Weltmeisterschaft hat die Nationalmannschaft mit dem Heimvorteil im Rücken den dritten Platz belegt. Da würde ich das Team auch einordnen. Hinzu kommt, dass wir eine gute Zukunft haben. Wir haben große Talente, die bei entsprechender Weiterentwicklung reifen werden. Wir müssen uns keine Sorgen machen. Wichtig war, dass es eine Philosophie für diese Mannschaft gibt, die von den Spielern und auch von den Zuschauern angenommen wird. Wir verspüren überall Zustimmung. Natürlich wird es auch einmal ein Spiel geben, das wir verlieren – aber wichtig ist, die Grundordnung und Philosophie beizubehalten.

Frage: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem DFB?

Flick: Sehr gut. Egal, ob es mit den Trainern aus dem Jugendbereich ist oder den Personen, die in der Zentrale arbeiten. Mir kommt sicherlich zugute, dass ich den Fußball mit allen Facetten kennen gelernt habe. Ich habe in einem kleinen Verein angefangen, sowohl als Spieler als auch als Trainer. Und ich habe mich Stück für Stück nach oben gearbeitet. Da erfährt man viel über den Fußball und vor allem die Personen, die in diesen Sport involviert sind.

Frage: Ebenso wie Joachim Löw gelten Sie eher als Mann der leisen Töne. Kann das auf Dauer ein Nachteil sein?

Flick: Nein. Wir neigen hierzulande ja manches Mal dazu, immer die Nachteile zu suchen. Wichtiger ist: Diese Mannschaft braucht keine lauten Trainer. Sie ist unter diesen ruhigen Trainern, zu denen trotz aller Emotionalität auch Jürgen Klinsmann gehört, gereift. Und glauben Sie mir: Wenn es notwendig ist, können auch Joachim Löw oder ich laut werden. Aber wir werden sicherlich keine Alibiaktionen machen. Das würden die Spieler schnell merken. Das Wichtigste für einen Trainer ist, dass er glaubwürdig arbeitet und seine Linie beibehält.

Weitere Informationen zur deutschen Nationalmannschaft finden Sie hier.

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Am 23. August 2006 übernahm Hans-Dieter Flick die Position des Assistenztrainers der deutschen Nationalmannschaft. Im aktuellen "Gespräch der Woche" auf dfb.de zieht der 42-Jährige eine Bilanz der ersten sieben Monate und gibt vor dem EM-Qualifikationsspiel am Samstag (ab 20.45, live in der ARD) in Prag gegen die Tschechische Republik und vor dem Freundschaftsländerspiel am Mittwoch, 28. März (ab 20 Uhr, live im ZDF) in Duisburg gegen Dänemark einen Einblick in seine Arbeit.

Frage: Herr Flick, Sie sind sieben Monate im Amt als Assistent des Bundestrainers. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Hans-Dieter Flick: Ausgesprochen positiv. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass wir seither kein Spiel verloren haben. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß.

Frage: Was sind Ihre Auffassungen von der Arbeit eines Assistenten des Bundestrainers?

Flick: Ich habe eine klare Linie. Loyalität steht ganz oben. Und zwar Loyalität gegenüber dem Bundestrainer, dem Team und dem Arbeitgeber. Daneben habe ich einen großen Ehrgeiz. Wir machen uns im Trainerteam unendlich viele Gedanken, um die Leistungen der Spieler und auch der Mannschaft zu steigern.

Frage: Was hat Sie bei Amtsantritt am meisten überrascht?

Flick: Am meisten beeindruckt hat mich die Arbeit, die in den zwei Jahren vor der Weltmeisterschaft absolviert wurde. Da wurde eine exzellente Basis geschaffen, auf der man weiter arbeiten kann. Überrascht hat mich die Lernwilligkeit dieser Nationalspieler. Die sind auch nach der Weltmeisterschaft ehrgeizig, wollen sich weiter entwickeln.

Frage: Jetzt haben Sie – wie auch der Bundestrainer – nie in der Nationalmannschaft gespielt. Ist das ein Problem?

Flick: Nein, auf keinen Fall. Die Spieler der jetzigen Generation wollen keine Geschichten von früher hören, wie das damals alles war. Sie wollen sich mit modernen Trainingsmethoden weiter entwickeln und zwar sowohl individuell als auch als Mannschaft. Es ist heutzutage wichtiger, gut ausgebildete Trainer zu haben als gute Ex-Spieler.

Frage: Wie und wo können sich ein Michael Ballack, ein Miroslav Klose oder ein Jens Lehmann noch verbessern?

Flick: Jeder Spieler kann sich verbessern, da sehe ich gar nichts Außergewöhnliches. Auch der weltbeste Pianist übt doch täglich. Wir müssen dahin kommen, dass diese Fortbildung im Fußball eine Selbstverständlichkeit ist. Am besten kann man sich auch im Fußball durch ständiges Üben verbessern. Und dazu kann man viele moderne Hilfsmittel benutzen. Aber wie gesagt: Dies ist für mich selbstverständlich.

Frage: Wo sind derzeit Ihre persönlichen Haupttätigkeiten?

Flick: Ich habe eine Datenbank aufgebaut, für die der Begriff Datenbank vielleicht nicht ganz optimal ist. Solch eine Datenbank hat es beim DFB noch nie gegeben. Von uns fließt darin alles ein, was wir bei Spielbeobachtungen, persönlichen Gesprächen, Zielvereinbarungen und aus sonstigen Unterlagen erfahren oder sehen. Daraus wird ein Profil für jeden Spieler erstellt. Daneben spreche ich alles mit Joachim Löw ab und bin unter anderem auch zuständig für die Spielbeobachtungen, bei der wir neue Wege gehen.

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Frage: Wie sehen diese neuen Wege aus?

Flick: Wir sind ganz klar zur Auffassung gelangt, dass wir einen Miroslav Klose, Torsten Frings oder Bernd Schneider nicht mehr beobachten müssen. Wir sehen sie ab und zu bei Spitzenspielen, die wir anschauen. Aber das Hauptaugenmerk gilt der nachfolgenden Generation, den Spielern des so genannten Perspektivkaders. Da kann man noch Entwicklungen sehen, die für uns sehr wichtig sind. Deshalb haben wir auch einen engen Kreis des Beobachtungsteams: Joachim Löw, Dieter Eilts, Urs Siegenthaler, Andreas Köpke und ich. So haben wir bessere Vergleichsmöglichkeiten.

Frage: Wie sieht denn eine Woche des Bundestrainer-Assistenten aus?

Flick: In den ersten fünf Monaten war ich sehr viel unterwegs, da wir von September bis Dezember fünf Länderspiele mit der dazugehörigen Vorbereitung hatten. Im Januar und auch im Februar haben wir vor allem konzeptionelle Dinge vorangetrieben. Ansonsten beobachte ich in der Woche zwei bis drei Spiele, in der Bundesliga oder auch in internationalen Ligen. Dazu kommen Trainerfortbildungen oder Kongresse von FIFA und UEFA. Zudem nehmen die Spielbeobachtungen und die Nachbearbeitung dieser Beobachtungen viel Raum ein. Ich bin also in einer Woche ohne Länderspiel drei bis vier Tage unterwegs, an den restlichen Tagen arbeite ich in meinem Büro zu Hause in Bammental bei Heidelberg. Doch einen festen Wochen- oder Tagesablauf gibt es eigentlich nicht. Wir arbeiten im Team sehr strukturiert, wir planen also die Dinge wie Trainingseinheiten sehr detailliert, anschließend wird entsprechend akribisch nachgearbeitet. Ich bin mir sicher, dass man ohne diese Arbeit international keinen Erfolg im Fußball haben kann. Aber das Wichtigste ist, dass mir diese Arbeit viel Spaß macht.

Frage: Und der Kontakt zu den Bundesligavereinen?

Flick: Der ist sehr gut. Wir haben ein ehrgeiziges Ziel, im ersten Jahr alle 18 Bundesligisten zu besuchen. Aber nicht beim Spiel, bei dem der Trainer oder die Spieler andere Sorgen haben, sondern beim Training. Wir haben schon zwei Touren im Norden und im Süden absolviert, und das stieß auf sehr gute Resonanz.

Frage: Wo steht der deutsche Fußball im internationalen Vergleich?

Flick: Bei der Weltmeisterschaft hat die Nationalmannschaft mit dem Heimvorteil im Rücken den dritten Platz belegt. Da würde ich das Team auch einordnen. Hinzu kommt, dass wir eine gute Zukunft haben. Wir haben große Talente, die bei entsprechender Weiterentwicklung reifen werden. Wir müssen uns keine Sorgen machen. Wichtig war, dass es eine Philosophie für diese Mannschaft gibt, die von den Spielern und auch von den Zuschauern angenommen wird. Wir verspüren überall Zustimmung. Natürlich wird es auch einmal ein Spiel geben, das wir verlieren – aber wichtig ist, die Grundordnung und Philosophie beizubehalten.

Frage: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem DFB?

Flick: Sehr gut. Egal, ob es mit den Trainern aus dem Jugendbereich ist oder den Personen, die in der Zentrale arbeiten. Mir kommt sicherlich zugute, dass ich den Fußball mit allen Facetten kennen gelernt habe. Ich habe in einem kleinen Verein angefangen, sowohl als Spieler als auch als Trainer. Und ich habe mich Stück für Stück nach oben gearbeitet. Da erfährt man viel über den Fußball und vor allem die Personen, die in diesen Sport involviert sind.

Frage: Ebenso wie Joachim Löw gelten Sie eher als Mann der leisen Töne. Kann das auf Dauer ein Nachteil sein?

Flick: Nein. Wir neigen hierzulande ja manches Mal dazu, immer die Nachteile zu suchen. Wichtiger ist: Diese Mannschaft braucht keine lauten Trainer. Sie ist unter diesen ruhigen Trainern, zu denen trotz aller Emotionalität auch Jürgen Klinsmann gehört, gereift. Und glauben Sie mir: Wenn es notwendig ist, können auch Joachim Löw oder ich laut werden. Aber wir werden sicherlich keine Alibiaktionen machen. Das würden die Spieler schnell merken. Das Wichtigste für einen Trainer ist, dass er glaubwürdig arbeitet und seine Linie beibehält.

Weitere Informationen zur deutschen Nationalmannschaft finden Sie hier.