Hannelore Ratzeburg: "Ich wünsche mir Überraschungen"

Natürlich ist Hannelore Ratzeburg dabei, wenn am kommenden Wochenende die Frauen-Bundesliga in ihre 20. Saison geht. Die DFB-Vizepräsidentin wird am Sonntag der Partie zwischen dem FCR 2001 Duisburg und Bayer 04 Leverkusen beiwohnen.

Dort wird sie nicht nur Inka Grings vor dem Anpfiff die Torjägerkanone als beste Torschützin der vergangenen Saison überreichen, sondern auch als Fan auf der Tribüne sitzen. Im DFB.de-Exklusivinterview spricht Redakteur Niels Barnhofer mit Hannelore Ratzeburg über die Entwicklung und Perspektiven der Liga.

DFB.de: Hannelore Ratzeburg, wodurch charakterisiert sich die Frauen-Bundesliga?

Hannelore Ratzeburg: Da lassen sich einige Attribute finden. Ich denke, die Frauen-Bundesliga kann man auf jeden Fall als leistungsstark bezeichnen. Die Erfolge der deutschen Mannschaften in der Champions League und dem UEFA Women’s Cup dokumentieren, wie konkurrenzfähig die Klubs im Vergleich zu Vertretern anderer europäischer Ligen sind.

DFB.de: Gibt es außersportliche Eigenschaften?

Ratzeburg: Ja, natürlich. Ich nenne es einmal die Entwicklungsfähigkeit. Wir haben stets gemeinsam mit den Vereinsvertretern versucht, die Frauen-Bundesliga weiterzuentwickeln. Diese Marke zu pflegen und zu verbessern, eint den Verband und alle Klubs. Wir haben zahlreiche Workshops durchgeführt und dabei ein breites Spektrum an Themen analysiert, es ging zum Beispiel darum, die Vereine und die Liga attraktiver zu machen, es ging um Sponsoring, es ging um die mögliche Einbindung der Städte und Kommunen. Also, da gab es keine Themen, die nicht auf den Tisch hätten kommen können.

DFB.de: Vor 20 Jahren wurde die erste Saison der Frauen-Bundesliga angepfiffen. Was sagt das über die Liga aus?

Ratzeburg: Es ist ein Zeichen für Beständigkeit, dass es die Frauen-Bundesliga schon so lange gibt. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, wenn man zum Vergleich sieht, was in den USA schon unternommen wurde und jetzt wieder wird, um eine Frauenliga zu etablieren. Wobei sich in Deutschland die Kontinuität auch im Sinne von Struktur widerspiegelt. Die Bundesliga ist von einer zweigleisigen zu einer eingleisigen Spielklasse geworden. Wir haben mit der zweigeteilten 2. Frauen-Bundesliga einen Unterbau geschaffen. Und auch darunter gibt es genug Ligen, die den unterschiedlichsten Leistungsniveaus gerecht werden.



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Natürlich ist Hannelore Ratzeburg dabei, wenn am kommenden Wochenende die Frauen-Bundesliga in ihre 20. Saison geht. Die DFB-Vizepräsidentin wird am Sonntag der Partie zwischen dem FCR 2001 Duisburg und Bayer 04 Leverkusen beiwohnen.

Dort wird sie nicht nur Inka Grings vor dem Anpfiff die Torjägerkanone als beste Torschützin der vergangenen Saison überreichen, sondern auch als Fan auf der Tribüne sitzen. Im DFB.de-Exklusivinterview spricht Redakteur Niels Barnhofer mit Hannelore Ratzeburg über die Entwicklung und Perspektiven der Liga.

DFB.de: Hannelore Ratzeburg, wodurch charakterisiert sich die Frauen-Bundesliga?

Hannelore Ratzeburg: Da lassen sich einige Attribute finden. Ich denke, die Frauen-Bundesliga kann man auf jeden Fall als leistungsstark bezeichnen. Die Erfolge der deutschen Mannschaften in der Champions League und dem UEFA Women’s Cup dokumentieren, wie konkurrenzfähig die Klubs im Vergleich zu Vertretern anderer europäischer Ligen sind.

DFB.de: Gibt es außersportliche Eigenschaften?

Ratzeburg: Ja, natürlich. Ich nenne es einmal die Entwicklungsfähigkeit. Wir haben stets gemeinsam mit den Vereinsvertretern versucht, die Frauen-Bundesliga weiterzuentwickeln. Diese Marke zu pflegen und zu verbessern, eint den Verband und alle Klubs. Wir haben zahlreiche Workshops durchgeführt und dabei ein breites Spektrum an Themen analysiert, es ging zum Beispiel darum, die Vereine und die Liga attraktiver zu machen, es ging um Sponsoring, es ging um die mögliche Einbindung der Städte und Kommunen. Also, da gab es keine Themen, die nicht auf den Tisch hätten kommen können.

DFB.de: Vor 20 Jahren wurde die erste Saison der Frauen-Bundesliga angepfiffen. Was sagt das über die Liga aus?

Ratzeburg: Es ist ein Zeichen für Beständigkeit, dass es die Frauen-Bundesliga schon so lange gibt. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, wenn man zum Vergleich sieht, was in den USA schon unternommen wurde und jetzt wieder wird, um eine Frauenliga zu etablieren. Wobei sich in Deutschland die Kontinuität auch im Sinne von Struktur widerspiegelt. Die Bundesliga ist von einer zweigleisigen zu einer eingleisigen Spielklasse geworden. Wir haben mit der zweigeteilten 2. Frauen-Bundesliga einen Unterbau geschaffen. Und auch darunter gibt es genug Ligen, die den unterschiedlichsten Leistungsniveaus gerecht werden.

DFB.de: Haben Sie mit dieser Erfolgsgeschichte gerechnet, als die Frauen-Bundesliga gegründet wurde?

Ratzeburg: Nein, weil es ja keine Erfahrungswerte gab. Aber ich glaube, wir sind mit der richtigen Sensibilität bei der Einführung der Frauen-Bundesliga vorgegangen. Es fing damit an, dass Anfang der 80er-Jahre von Seiten der Vereinsvertreter immer häufiger zu hören war, dass sie einen Vergleich mit den stärksten Mannschaften Deutschlands haben wollten. Deswegen haben wir beim DFB-Bundestag 1986 den Antrag zur Ausschreibung der Frauen-Bundesliga gestellt. Den haben wir auch durchgekriegt. Allerdings muss ich zugeben, dass es zahlreiche Skeptiker gab, die nicht glaubten, dass sich genug Vereine melden würden, die in der Bundesliga spielen wollten. Die Resonanz hat mich dann jedoch überrascht. Insofern war es einfach, beim DFB-Bundestag 1989 die Gründung der Frauen-Bundesliga durchzusetzen. Wobei uns da die frischen Eindrücke vom Gewinn der Europameisterschaft mit Sicherheit geholfen hatten.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Entwicklung?

Ratzeburg: Es gibt keine Vergleichsmöglichkeiten. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich das Niveau kontinuierlich gesteigert hat.

DFB.de: Sie sind bekannt dafür, vorausschauend zu denken und sich mit dem Ist-Zustand nicht zufrieden zu geben. Welche Perspektiven bieten sich der Liga?

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Ratzeburg: Ich denke, die Talentförderung ist ein Bereich, in dem wir noch mehr machen können. Damit spreche ich aber nicht spezifisch über die Bundesliga, sondern über den Frauen- und Mädchenfußball allgemein. Wir wollen unsere Spielerinnen noch besser ausbilden. Das geschieht ja schon auf vielfältige Weise: in den Vereinen, in den Sportbetonten Schulen, in den Eliteschulen des Fußballs, in den Landesverbänden und in den Juniorinnen-Nationalmannschaften. Bei der U 17 und der U 19 wird ja schon jedes Jahr eine Europameisterschaft ausgespielt. Deswegen haben wir uns entschieden, eine U 15- und U 16-Nationalmannschaft ins Leben zu rufen. In diesen Teams werden die Spielerinnen an die internationalen Aufgaben herangeführt. Die Talente fallen dadurch früher auf, sie können dann entsprechend gefördert werden. Von dieser Ausbildung profitieren alle.

DFB.de: Wegen der WM 2011 wird die Bundesligasaison komprimiert. Wie schwer war das durchzusetzen?

Ratzeburg: Als wir den Zuschlag für die WM erhielten und die Eckdaten dafür feststanden, haben wir frühzeitig reagiert und das Gespräch mit den Vertretern der Bundesligaklubs gesucht. Wir haben intensiv diskutiert und konnten uns schließlich einigen. Alle Vereine tragen die Entscheidung mit. Unsere Argumente haben gegriffen. Und ich bin glücklich und zufrieden, dass alle erkannt haben, welche Chance uns diese WM bietet.

DFB.de: Auf was freuen Sie sich in dieser Bundesligaspielzeit?

Ratzeburg: Zunächst einmal hoffe ich, dass wir gut durch die Serie kommen. Und dann wünsche ich mir, dass wir die eine oder andere Überraschung erleben. So etwas belebt die Konkurrenz. Und wir haben ja in den vergangenen Jahren erlebt, dass das Gefälle in der Liga nicht mehr so groß ist. Ich würde mich freuen, wenn die Entscheidungen wieder so spannenden sind wie in den vergangenen Spielzeiten.