Hahn: "Meiner Mutter kamen sogar Freudentränen"

Als Joachim Löw am Freitag seinen Kader für das Länderspiel am Mittwoch gegen Chile bekannt gab, überraschte der Bundestrainer die Öffentlichkeit mit vier Neulingen. Neben Shkodran Mustafi, Matthias Ginter und Pierre-Michelle Lasogga gehört auch André Hahn zum Debütanten-Quartett. Den Offensivspieler des FC Augsburg führte eine ungewöhnliche Vita bis ins deutsche Team.

Hinter ihm liegt ein Aufstieg von Null auf Hundert. Noch vor eineinhalb Jahren spielte der heute 23-Jährige in der 3. Liga, es ist nicht lange her, da wollte Hahn mit dem Fußball aufhören und eine Karriere im Versicherungsbüro seines Vaters beginnen. Es kam anders. Manager Stefan Reuter lotste ihn von Offenbach nach Augsburg – auf einmal war Hahn Bundesligaprofi.

Hahn startete durch, in der Rückrunde der Vorsaison sicherte er mit Augsburg den Klassenerhalt, in dieser Saison steht der FCA auch dank zehn Toren von Hahn auf einem ebenso überragenden wie überraschenden neunten Platz. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Hahn über sein Tempo, erste Eindrücke von der Nationalmannschaft und seinen persönlichen WM-Traum.

DFB.de: Herr Hahn, das letzte Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft fand am 19. November des vergangenen Jahres in London statt. Wissen Sie noch, wo und mit wem Sie dieses Spiel geschaut haben?

André Hahn: Puuh, das müsste bei mir zu Hause gewesen sein, da lag ich wahrscheinlich auf der Couch und habe den Fernseher eingeschaltet. Damals war ich ja noch ganz weit weg von der Nationalmannschaft.

DFB.de: Wie hätten Sie reagiert, hätte damals jemand die Prognose gestellt, dass Sie beim nächsten…

Hahn: … hätte ich ungläubig geschaut und mich dann abgewendet. Wie schnell das alles ging, war wirklich nicht zu ahnen. Ich habe vor 14 Monaten noch in der 3. Liga gespielt, da schielt man nicht kurze Zeit später schon Richtung DFB-Team, nur weil man ein paar Mal in der Bundesliga gespielt hat.

DFB.de: Sie haben nicht nur gespielt, sondern Ihre Sache sehr ordentlich gemacht. So wie der gesamte FC Augsburg. Wie groß ist der Anteil Ihrer Mitspieler daran, dass André Hahn nun den Weg in die A-Mannschaft gefunden hat?

Hahn: Sehr groß. Unsere Mannschaft lebt nicht von herausragenden Einzelkönnern, wir in Augsburg sind einfach ein starkes Kollektiv. Bei uns funktioniert viel über die Gemeinschaft und darüber, dass einer für den anderen arbeitet. Deswegen geht ein riesiges Dankeschön an meine Mitspieler in Augsburg, an den Trainer, an den Manager und viele Personen im Verein. Ich weiß sehr wohl, dass ich ohne sie nicht hier wäre. Bei mir läuft es nur so gut, weil es auch bei der Mannschaft so gut läuft. Ich kann das alles sehr gut einschätzen.

DFB.de: Sie haben einen unglaublich steilen Aufstieg hinter sich. Sie sagen es selbst: vor weniger als eineinhalb Jahren haben Sie noch in der 3. Liga gespielt. Wie nah sind Sie am Geschwindigkeitsrausch?

Hahn: Das alles so schnell ging, hat mir in Augsburg sehr geholfen. Ich bin dort reingeworfen worden, war schnell Stammspieler. Und hatte nicht viel Zeit, über alles nachzudenken. Ich glaube, dass dies gut war. Ich habe einfach mein Spiel gespielt und nicht groß reflektiert, was gerade mit mir passiert. So ähnlich habe ich das nun auch hier vor. Ich mache mir keine großen Gedanken und genieße einfach alle Eindrücke und Erfahrungen, die ich in diesem Kreis machen kann.

DFB.de: Ihr Aufstieg verlief sehr schnell - zu Ihnen passt das: Sie sind auch sehr schnell. Wer Ihren Namen googelt findet ziemlich schnell die Ergänzung: "schnellster Spieler der Bundesliga". Kennen Sie Ihre Zeit über 100 Meter?

Hahn: Nein, keine Ahnung. Die wurde in der Schule das letzte Mal gestoppt - und das ist ja schon eine Weile her. Auf dem Platz wird manchmal die Geschwindigkeit gemessen, mehr Daten habe ich nicht. Und daher rührt auch diese Geschichte mit dem schnellsten Spieler. Für mich ist das eine schöne Sache, es gibt ja Schlimmeres, als diesen Ruf zu haben.

DFB.de: Können Sie sich erinnern, wann Sie auf dem Platz zuletzt ein Laufduell verloren haben?

Hahn: Doch, das kommt vor. Beinahe in jedem Spiel gibt es Situationen, in denen ein Gegner mal schneller ist. Wenn man weiter hinten startet, wenn die Arme mal mit im Spiel sind oder man nicht gerade durchlaufen kann. Aber ganz generell ist es schon so, dass ich selten das Gefühl habe, dass ein Gegner eine höhere Grundschnelligkeit hat.

DFB.de: Stimmt die Geschichte, dass Sie bei Ihrer Nominierung nach Ende des Telefonats mit Hansi Flick nicht sicher waren, ob da wirklich Hansi Flick am anderen Ende der Leitung war?

Hahn: Ja, das stimmt. Und ich glaube, er hat das auch gemerkt. Er kennt diese Situation wohl schon, er hat mehrfach gesagt, dass er es wirklich ist. Er hat mir dann gesagt, dass ich mich auf die Zeit freuen soll und dass ich mir die Nominierung mit meinen Leistungen verdient hätte. Wobei ich sagen muss, dass ich auch nach dem Telefonat noch ein wenig skeptisch war, dass er es wirklich gewesen ist.

DFB.de: Diese Geschichte hat zwei Seiten. Wenn Sie einen Streich befürchtet haben - gibt es in Ihrem Umfeld jemanden, dem Sie so eine Gemeinheit zutrauen?

Hahn: Nein, das wirklich nicht. Aber ich habe meine Nummer schon sehr lange und ich weiß nicht, wo überall sie herumschwirrt. Und richtig groß war meine Sorge vor einem Scherz jetzt auch nicht. Die Nummer von Hansi Flick war nicht unterdrückt, wenn sich da jemand einen Scherz erlaubt hätte, hätte er wohl seine Nummer nicht offengelegt. Für mich war das Ganze einfach wahnsinnig überraschend. Ich kam gerade vom Training - und niemand hatte mich vorgewarnt.

DFB.de: Sie betonen immer wieder, wie wichtig Ihnen die Familie ist. Wen haben Sie zuerst über die Nominierung informiert? Und wie sind die Reaktionen zu Hause ausgefallen?

Hahn: Zuerst habe ich meinen Vater angerufen. Was den Fußball betrifft, ist er neben meinem Berater mein engster Vertrauter. Natürlich war er überglücklich, er wusste gar nicht, was er sagen sollte. Meiner Mutter kamen sogar Freudentränen, weil sie so stolz und glücklich war. Mein Werdegang spielt da natürlich mit rein, meine Eltern waren richtig überwältig.

DFB.de: Sie haben danach in der Bundesliga gegen Hannover gespielt. Spielt es sich in der Bundesliga anders, wenn man für die deutsche Nationalmannschaft nominiert ist?

Hahn: Mir war sehr wohl bewusst, dass viele Augen auf mich gerichtet waren. In Augsburg bin ich seit Helmut Haller im Jahr 1962 der erste Spieler, der wieder für die Nationalmannschaft berufen wurde, entsprechend groß war das Thema im Vorfeld des Spiels. Noch mehr, weil es eine erstaunliche Parallele gibt: Haller hat in Stuttgart gegen Chile sein erstes Länderspieltor erzielt. Auf dem Platz habe ich das nicht an mich herangelassen, diesen Rucksack habe ich mir nicht aufgesetzt. Die Nominierung habe ich als großes Geschenk empfunden und nicht zugelassen, dass es mich in irgendeiner Form belastet.

DFB.de: Die Reise zum DFB begann für Sie am Sonntagnachmittag mit einer speziellen Zugfahrt. In Augsburg haben Sie sich zu Manuel Neuer, Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger und Mario Götze in Abteil gesellt. Wie war die gemeinsame Fahrt zur Nationalmannschaft?

Hahn: Die Jungs haben mich wirklich super aufgenommen. Ein bisschen kannte man sich ja schon vom Platz. Drei Mal habe ich jetzt schon gegen die Bayern gespielt, kurz vor Weihnachten erst im DFB-Pokal. Es gibt Verbindungen und gemeinsame Freunde. Mein Mitspieler Daniel Baier ist ein Kumpel von Bastian Schweinsteiger, ich kenne den Berater von Bastian sehr gut. Wir hatten gute Gesprächsthemen. Es war schnell zu merken, dass alle gut drauf sind. Sie haben mir das Ankommen sehr leicht gemacht.

DFB.de: Viele Spieler, die neu zum A-Team kommen, kennen die Abläufe im DFB von den Junioren-Nationalmannschaften. Sie nicht. Ihre Erfahrungen mit dem DFB beschränken sich auf die im DFB-Talentförderprogramm am Stützpunkt Langen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Hahn: Es war damals eine schöne Zeit, die mir auch etwas gebracht hat. Das Training war immer einmal in der Woche, am Montagabend war das. Mir hat das Stützpunktraining immer Spaß gemacht, aber es lässt sich wirklich nicht davon sprechen, dass mich dies auf den Standard bei der A-Mannschaft vorbereitet hätte. Es ist wirklich erstaunlich, mit welcher Professionalität und welchem Aufwand hier an allen Stellen gearbeitet wird. Ich bin ja noch nicht lange dabei – aber ich bin sehr beeindruckt. Auch davon, wie ich aufgenommen wurde, von allen. Es wird den neuen Spielern hier sehr leicht gemacht, sich gleich wohlzufühlen.

DFB.de: Als Sie im Teamhotel ankamen, gab es gleich ein Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw. Über was haben Sie sich unterhalten?

Hahn: Wir haben uns sehr nett begrüßt, hatten ein kurzes Gespräch, das stimmt. Das ganze Trainerteam war dabei, ich habe mich kurz vorgestellt, jeder hat ein paar Sätze gesagt. Das war eigentlich ganz locker.

DFB.de: Joachim Löw hat heute auf der Pressekonferenz erneut betont, dass er bei der WM auf körperlich fitte Spieler setzt. Die Fitness ist eine Ihrer Stärken. Wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass es tatsächlich klappen könnte mit dem WM-Traum?

Hahn: Langsam. Ich bin hier, um die Tage zu genießen, um alles zu geben und mich zu zeigen. Der Rest liegt nicht mehr in meiner Hand. Aber natürlich wäre es das Allergrößte, bei der WM dabei zu sein.

DFB.de: Haben Sie Ihren Sommerurlaub bereits storniert?

Hahn: Das muss ich nicht, ich habe noch gar keinen gebucht. Nach Ende der Saison in Augsburg geht es für mich erstmal in die Heimat zu meiner Familie an die Nordseeküste. Da kann ich immer sehr gut die Akkus aufladen und Kraft tanken. Einen richtigen Urlaub habe ich noch nicht geplant. Von daher: ich hätte Zeit (lacht).

Das meinen DFB.de-User:

Hallo Andre, ich wünsche dir viel Erfolg!!! Deine rot-weißen Jungs aus Offenbach (Marius Weitzel, Offenbach)

[dfb]

Als Joachim Löw am Freitag seinen Kader für das Länderspiel am Mittwoch gegen Chile bekannt gab, überraschte der Bundestrainer die Öffentlichkeit mit vier Neulingen. Neben Shkodran Mustafi, Matthias Ginter und Pierre-Michelle Lasogga gehört auch André Hahn zum Debütanten-Quartett. Den Offensivspieler des FC Augsburg führte eine ungewöhnliche Vita bis ins deutsche Team.

Hinter ihm liegt ein Aufstieg von Null auf Hundert. Noch vor eineinhalb Jahren spielte der heute 23-Jährige in der 3. Liga, es ist nicht lange her, da wollte Hahn mit dem Fußball aufhören und eine Karriere im Versicherungsbüro seines Vaters beginnen. Es kam anders. Manager Stefan Reuter lotste ihn von Offenbach nach Augsburg – auf einmal war Hahn Bundesligaprofi.

Hahn startete durch, in der Rückrunde der Vorsaison sicherte er mit Augsburg den Klassenerhalt, in dieser Saison steht der FCA auch dank zehn Toren von Hahn auf einem ebenso überragenden wie überraschenden neunten Platz. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Hahn über sein Tempo, erste Eindrücke von der Nationalmannschaft und seinen persönlichen WM-Traum.

DFB.de: Herr Hahn, das letzte Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft fand am 19. November des vergangenen Jahres in London statt. Wissen Sie noch, wo und mit wem Sie dieses Spiel geschaut haben?

André Hahn: Puuh, das müsste bei mir zu Hause gewesen sein, da lag ich wahrscheinlich auf der Couch und habe den Fernseher eingeschaltet. Damals war ich ja noch ganz weit weg von der Nationalmannschaft.

DFB.de: Wie hätten Sie reagiert, hätte damals jemand die Prognose gestellt, dass Sie beim nächsten…

Hahn: … hätte ich ungläubig geschaut und mich dann abgewendet. Wie schnell das alles ging, war wirklich nicht zu ahnen. Ich habe vor 14 Monaten noch in der 3. Liga gespielt, da schielt man nicht kurze Zeit später schon Richtung DFB-Team, nur weil man ein paar Mal in der Bundesliga gespielt hat.

DFB.de: Sie haben nicht nur gespielt, sondern Ihre Sache sehr ordentlich gemacht. So wie der gesamte FC Augsburg. Wie groß ist der Anteil Ihrer Mitspieler daran, dass André Hahn nun den Weg in die A-Mannschaft gefunden hat?

Hahn: Sehr groß. Unsere Mannschaft lebt nicht von herausragenden Einzelkönnern, wir in Augsburg sind einfach ein starkes Kollektiv. Bei uns funktioniert viel über die Gemeinschaft und darüber, dass einer für den anderen arbeitet. Deswegen geht ein riesiges Dankeschön an meine Mitspieler in Augsburg, an den Trainer, an den Manager und viele Personen im Verein. Ich weiß sehr wohl, dass ich ohne sie nicht hier wäre. Bei mir läuft es nur so gut, weil es auch bei der Mannschaft so gut läuft. Ich kann das alles sehr gut einschätzen.

DFB.de: Sie haben einen unglaublich steilen Aufstieg hinter sich. Sie sagen es selbst: vor weniger als eineinhalb Jahren haben Sie noch in der 3. Liga gespielt. Wie nah sind Sie am Geschwindigkeitsrausch?

Hahn: Das alles so schnell ging, hat mir in Augsburg sehr geholfen. Ich bin dort reingeworfen worden, war schnell Stammspieler. Und hatte nicht viel Zeit, über alles nachzudenken. Ich glaube, dass dies gut war. Ich habe einfach mein Spiel gespielt und nicht groß reflektiert, was gerade mit mir passiert. So ähnlich habe ich das nun auch hier vor. Ich mache mir keine großen Gedanken und genieße einfach alle Eindrücke und Erfahrungen, die ich in diesem Kreis machen kann.

DFB.de: Ihr Aufstieg verlief sehr schnell - zu Ihnen passt das: Sie sind auch sehr schnell. Wer Ihren Namen googelt findet ziemlich schnell die Ergänzung: "schnellster Spieler der Bundesliga". Kennen Sie Ihre Zeit über 100 Meter?

Hahn: Nein, keine Ahnung. Die wurde in der Schule das letzte Mal gestoppt - und das ist ja schon eine Weile her. Auf dem Platz wird manchmal die Geschwindigkeit gemessen, mehr Daten habe ich nicht. Und daher rührt auch diese Geschichte mit dem schnellsten Spieler. Für mich ist das eine schöne Sache, es gibt ja Schlimmeres, als diesen Ruf zu haben.

DFB.de: Können Sie sich erinnern, wann Sie auf dem Platz zuletzt ein Laufduell verloren haben?

Hahn: Doch, das kommt vor. Beinahe in jedem Spiel gibt es Situationen, in denen ein Gegner mal schneller ist. Wenn man weiter hinten startet, wenn die Arme mal mit im Spiel sind oder man nicht gerade durchlaufen kann. Aber ganz generell ist es schon so, dass ich selten das Gefühl habe, dass ein Gegner eine höhere Grundschnelligkeit hat.

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DFB.de: Stimmt die Geschichte, dass Sie bei Ihrer Nominierung nach Ende des Telefonats mit Hansi Flick nicht sicher waren, ob da wirklich Hansi Flick am anderen Ende der Leitung war?

Hahn: Ja, das stimmt. Und ich glaube, er hat das auch gemerkt. Er kennt diese Situation wohl schon, er hat mehrfach gesagt, dass er es wirklich ist. Er hat mir dann gesagt, dass ich mich auf die Zeit freuen soll und dass ich mir die Nominierung mit meinen Leistungen verdient hätte. Wobei ich sagen muss, dass ich auch nach dem Telefonat noch ein wenig skeptisch war, dass er es wirklich gewesen ist.

DFB.de: Diese Geschichte hat zwei Seiten. Wenn Sie einen Streich befürchtet haben - gibt es in Ihrem Umfeld jemanden, dem Sie so eine Gemeinheit zutrauen?

Hahn: Nein, das wirklich nicht. Aber ich habe meine Nummer schon sehr lange und ich weiß nicht, wo überall sie herumschwirrt. Und richtig groß war meine Sorge vor einem Scherz jetzt auch nicht. Die Nummer von Hansi Flick war nicht unterdrückt, wenn sich da jemand einen Scherz erlaubt hätte, hätte er wohl seine Nummer nicht offengelegt. Für mich war das Ganze einfach wahnsinnig überraschend. Ich kam gerade vom Training - und niemand hatte mich vorgewarnt.

DFB.de: Sie betonen immer wieder, wie wichtig Ihnen die Familie ist. Wen haben Sie zuerst über die Nominierung informiert? Und wie sind die Reaktionen zu Hause ausgefallen?

Hahn: Zuerst habe ich meinen Vater angerufen. Was den Fußball betrifft, ist er neben meinem Berater mein engster Vertrauter. Natürlich war er überglücklich, er wusste gar nicht, was er sagen sollte. Meiner Mutter kamen sogar Freudentränen, weil sie so stolz und glücklich war. Mein Werdegang spielt da natürlich mit rein, meine Eltern waren richtig überwältig.

DFB.de: Sie haben danach in der Bundesliga gegen Hannover gespielt. Spielt es sich in der Bundesliga anders, wenn man für die deutsche Nationalmannschaft nominiert ist?

Hahn: Mir war sehr wohl bewusst, dass viele Augen auf mich gerichtet waren. In Augsburg bin ich seit Helmut Haller im Jahr 1962 der erste Spieler, der wieder für die Nationalmannschaft berufen wurde, entsprechend groß war das Thema im Vorfeld des Spiels. Noch mehr, weil es eine erstaunliche Parallele gibt: Haller hat in Stuttgart gegen Chile sein erstes Länderspieltor erzielt. Auf dem Platz habe ich das nicht an mich herangelassen, diesen Rucksack habe ich mir nicht aufgesetzt. Die Nominierung habe ich als großes Geschenk empfunden und nicht zugelassen, dass es mich in irgendeiner Form belastet.

DFB.de: Die Reise zum DFB begann für Sie am Sonntagnachmittag mit einer speziellen Zugfahrt. In Augsburg haben Sie sich zu Manuel Neuer, Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger und Mario Götze in Abteil gesellt. Wie war die gemeinsame Fahrt zur Nationalmannschaft?

Hahn: Die Jungs haben mich wirklich super aufgenommen. Ein bisschen kannte man sich ja schon vom Platz. Drei Mal habe ich jetzt schon gegen die Bayern gespielt, kurz vor Weihnachten erst im DFB-Pokal. Es gibt Verbindungen und gemeinsame Freunde. Mein Mitspieler Daniel Baier ist ein Kumpel von Bastian Schweinsteiger, ich kenne den Berater von Bastian sehr gut. Wir hatten gute Gesprächsthemen. Es war schnell zu merken, dass alle gut drauf sind. Sie haben mir das Ankommen sehr leicht gemacht.

DFB.de: Viele Spieler, die neu zum A-Team kommen, kennen die Abläufe im DFB von den Junioren-Nationalmannschaften. Sie nicht. Ihre Erfahrungen mit dem DFB beschränken sich auf die im DFB-Talentförderprogramm am Stützpunkt Langen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Hahn: Es war damals eine schöne Zeit, die mir auch etwas gebracht hat. Das Training war immer einmal in der Woche, am Montagabend war das. Mir hat das Stützpunktraining immer Spaß gemacht, aber es lässt sich wirklich nicht davon sprechen, dass mich dies auf den Standard bei der A-Mannschaft vorbereitet hätte. Es ist wirklich erstaunlich, mit welcher Professionalität und welchem Aufwand hier an allen Stellen gearbeitet wird. Ich bin ja noch nicht lange dabei – aber ich bin sehr beeindruckt. Auch davon, wie ich aufgenommen wurde, von allen. Es wird den neuen Spielern hier sehr leicht gemacht, sich gleich wohlzufühlen.

DFB.de: Als Sie im Teamhotel ankamen, gab es gleich ein Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw. Über was haben Sie sich unterhalten?

Hahn: Wir haben uns sehr nett begrüßt, hatten ein kurzes Gespräch, das stimmt. Das ganze Trainerteam war dabei, ich habe mich kurz vorgestellt, jeder hat ein paar Sätze gesagt. Das war eigentlich ganz locker.

DFB.de: Joachim Löw hat heute auf der Pressekonferenz erneut betont, dass er bei der WM auf körperlich fitte Spieler setzt. Die Fitness ist eine Ihrer Stärken. Wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass es tatsächlich klappen könnte mit dem WM-Traum?

Hahn: Langsam. Ich bin hier, um die Tage zu genießen, um alles zu geben und mich zu zeigen. Der Rest liegt nicht mehr in meiner Hand. Aber natürlich wäre es das Allergrößte, bei der WM dabei zu sein.

DFB.de: Haben Sie Ihren Sommerurlaub bereits storniert?

Hahn: Das muss ich nicht, ich habe noch gar keinen gebucht. Nach Ende der Saison in Augsburg geht es für mich erstmal in die Heimat zu meiner Familie an die Nordseeküste. Da kann ich immer sehr gut die Akkus aufladen und Kraft tanken. Einen richtigen Urlaub habe ich noch nicht geplant. Von daher: ich hätte Zeit (lacht).

Das meinen DFB.de-User:

Hallo Andre, ich wünsche dir viel Erfolg!!! Deine rot-weißen Jungs aus Offenbach (Marius Weitzel, Offenbach)