Häftling Koc kehrt in den Babelsberger Kader zurück

Im April 2011 war die (Fußball-)Welt für Süleyman Koc noch in Ordnung. Bis zum 33. Spieltag der Saison 2010/2011 war er Stammspieler beim Drittligisten SV Babelsberg, hatte höherklassige Ambitionen und auch Angebote. Dann kam die Verhaftung, die Verurteilung, die Inhaftierung. Koc stand monatelang vor den Scherben seiner Karriere, wenn nicht sogar vor denen seines Lebens.

Wegen seiner Verwicklung in eine Serie von Casino-Überfällen im Raum Berlin wurde der Türke zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt – ohne Bewährung. Die Aussichten auf eine Fortsetzung der professionellen Karriere gleich null.

Am 21. Juli 2012 beginnt nun ein neues bzw. zweites Kapitel für den Mittelfeld-Regisseur, wenn er mit seinem neuen, alten Verein am ersten Spieltag gegen den Chemnitzer FC antritt.

Offener Vollzug wegen positiver Sozialprognose

Koc ist wegen einer positiven Sozialprognose inzwischen, nach nur elf Monaten Haft, in den offenen Vollzug entlassen worden. Er bestritt die gesamte Sommer-Vorbereitung mit der Mannschaft, durfte sogar, aufgrund einer Sondergenehmigung, mit ins Trainingslager fahren. "Ein psychologisches Gutachten hat belegt, dass bei mir keine Fluchtgefahr besteht", erklärt der 23-Jährige.

Er ist sich seiner großen zweiten Chance bewusst und möchte sie nutzen. Seine Dankbarkeit gegenüber dem Verein drückt er auch in Worten aus: "Ich weiß, dass die Chance, die der Verein mir gibt, nicht selbstverständlich ist. Ich selbst hätte sie mir wohl nicht gegeben."

Kriminell aus Naivität

Koc klingt geläutert und schuldbewusst. Er möchte etwas zurückgeben, sich dafür revanchieren, dass er nicht fallen gelassen wurde.



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Im April 2011 war die (Fußball-)Welt für Süleyman Koc noch in Ordnung. Bis zum 33. Spieltag der Saison 2010/2011 war er Stammspieler beim Drittligisten SV Babelsberg, hatte höherklassige Ambitionen und auch Angebote. Dann kam die Verhaftung, die Verurteilung, die Inhaftierung. Koc stand monatelang vor den Scherben seiner Karriere, wenn nicht sogar vor denen seines Lebens.

Wegen seiner Verwicklung in eine Serie von Casino-Überfällen im Raum Berlin wurde der Türke zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt – ohne Bewährung. Die Aussichten auf eine Fortsetzung der professionellen Karriere gleich null.

Am 21. Juli 2012 beginnt nun ein neues bzw. zweites Kapitel für den Mittelfeld-Regisseur, wenn er mit seinem neuen, alten Verein am ersten Spieltag gegen den Chemnitzer FC antritt.

Offener Vollzug wegen positiver Sozialprognose

Koc ist wegen einer positiven Sozialprognose inzwischen, nach nur elf Monaten Haft, in den offenen Vollzug entlassen worden. Er bestritt die gesamte Sommer-Vorbereitung mit der Mannschaft, durfte sogar, aufgrund einer Sondergenehmigung, mit ins Trainingslager fahren. "Ein psychologisches Gutachten hat belegt, dass bei mir keine Fluchtgefahr besteht", erklärt der 23-Jährige.

Er ist sich seiner großen zweiten Chance bewusst und möchte sie nutzen. Seine Dankbarkeit gegenüber dem Verein drückt er auch in Worten aus: "Ich weiß, dass die Chance, die der Verein mir gibt, nicht selbstverständlich ist. Ich selbst hätte sie mir wohl nicht gegeben."

Kriminell aus Naivität

Koc klingt geläutert und schuldbewusst. Er möchte etwas zurückgeben, sich dafür revanchieren, dass er nicht fallen gelassen wurde.

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass ein junger, talentierter Fußballer auf die schiefe Bahn gerät? Er verkauft es als Naivität. Sein Handeln habe mit Bruderliebe zu tun gehabt und mit dem Umgang mit falschen Freunden.

Koc: "Ich glaube an mich"

Sein jüngerer Bruder und frühere Schulfreunde waren Komplizen bei den Überfällen. Koc stellte sich und sein Auto zur Verfügung, agierte als Fahrer. Die anderen brauchten das Geld, um Drogen zu beschaffen. Arbeit hatten sie keine. Deswegen betrachtete der Profi seine Hilfe als Freundschaftsdienst. Schließlich war er mit den Anderen aufgewachsen: "Das war meine eigene Dummheit. Ich kann nicht 'nein' sagen, kann mich mit meiner Meinung nicht durchsetzen", sagte er vor Gericht.

Um das in Zukunft zu ändern, vertraute Koc nach der Entlassung in den offenen Vollzug auf einen Psychotherapeuten. Vieles hat sich geändert in seinem Leben: "Ich schätze das Leben viel mehr. Ich will gut Fußball spielen und glaube an mich." Die Zeit als Häftling hat ihn schockiert. "Wer einmal mehrere Monate im Gefängnis war, weiß, was es heißt zu leben und Fußball spielen zu dürfen." Der "B.Z." gestand er, aus Verzweiflung sogar an Selbstmord gedacht zu haben.

Mit Babelsberg in die zweite Liga?

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Kurz vor Beginn der neuen Saison wirkt die Episode aus dem Leben von Süleyman Koc wie ein Alptraum. Mit den Leuten von früher möchte er nichts mehr zu tun haben und sich voll auf seinen Job konzentrieren: "Ich wollte immer ein großer Fußballer werden, der Traum ist der gleiche geblieben. Nur das zählt und natürlich hoffe ich, noch einmal höher als in der dritten Liga zu spielen - vielleicht sogar mit Babelsberg."

Vorerst muss er aber kleinere Brötchen backen. Zum Saison-Auftakt wird er wohl noch nicht zur Startelf gehören. Die körperlichen Defizite aus der Haftzeit beschäftigen Koc noch immer: "Ich habe zwar bereits vor Monaten wieder angefangen, viel laufen zu gehen. Aber das Mannschaftstraining ist als Fußballer natürlich noch wichtiger. Ich habe elf Monate in einer kleinen Zelle verbracht. Mehr als Liegestütze konnte ich dort nicht machen. Einmal am Tag durfte ich eine Stunde auf den Hof raus. Ich habe am Ende 95 Kilogramm gewogen. Mittlerweile bin ich wieder bei 78 angekommen. Im Moment sehe ich mich bei 60 Prozent. Ich denke, dass es noch zwei bis drei Monate dauern wird, bis ich mein altes Level erreicht habe."

Sein Trainer in Babelsberg, Christian Benbennek, gibt ihm die Zeit und schenkt Koc das Vertrauen. Sowohl sportlich als auch privat glauben die Potsdamer an ihn. "Es gab unzählige Gespräche, wir haben alles auf Null gestellt. Dafür ist er dankbar. Und will es jetzt allen zeigen", so der Coach.