Guwara: Wanderer zwischen den Ligen

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Leon Guwara vom SV Werder Bremen II, der nicht nur in der 3. Liga, sondern im Wechsel auch in der Bundesliga um den Klassenverbleib spielt.

Die Saison geht in den Endspurt. In gut acht Wochen wird die Spielzeit 2015/2016 beendet sein. Wir befinden uns in einer Phase, in der sich gerade die abstiegsgefährdeten Mannschaften keinen Ausrutscher mehr erlauben dürfen. Leon Guwara weiß das nur allzu gut. Der 19-Jährige muss gleich zweimal um den Klassenerhalt kämpfen. Mit den Profis von Werder Bremen steckt er im Abstiegskampf der Bundesliga. Mit Werder Bremen II kämpft er um den Klassenerhalt in der 3. Liga. "Letztendlich ist es genau das Gleiche. Auch in der U 23 gibt jeder 100 Prozent, damit wir nicht absteigen. Genauso ist es in der Bundesliga", sagt er im Gespräch mit DFB.de.

Bei welcher Mannschaft der Linksverteidiger am Wochenende mithelfen soll, erfährt er meist erst ein oder zwei Tage vor den Spielen. Vergangenes Wochenende reiste er mit den Profis nach München und saß in der Allianz Arena auf der Bank. Eine Woche zuvor hatte er mit der U 23 gegen die Würzburger Kickers gespielt. In der 3. Liga steht Guwara meist 90 Minuten auf dem Platz. Er ist dankbar, Spielpraxis sammeln zu können. "Die 3. Liga ist für junge Spieler einfach super. Das Niveau ist viel höher als in der Regionalliga. Man kann richtig Gas geben und sich für oben empfehlen", sagt er. "Auch der Zuschauerpegel ist überragend. In Rostock oder Dresden vor 16.000 bis 17.000 Zuschauern zu spielen, macht einfach Spaß."

Langjährige emotionale Bindung zu Werder

Leon Guwara macht trotz des doppelten Abstiegskampfes einen zufriedenen Eindruck. Kein Wunder, steht er doch bei jenem Verein unter Vertrag, dem er schon in der frühesten Jugend die Daumen drückte. "Ich hatte schon immer eine emotionale Bindung zu Werder. Gerade in der großen Zeit, als Mesut Özil und Miroslav Klose hier noch spielten." Es war einer der Gründe dafür, dass Guwara im Sommer 2014 nach elf Jahren Vereinszugehörigkeit vom 1. FC Köln nach Bremen wechselte. Nun steht er mit Spielern auf dem Trainingsplatz, denen er früher noch zugejubelt hat. "Es ist eine Ehre, mit Claudio Pizarro in einer Mannschaft zu spielen. Er gibt mir immer wieder Tipps, wie ich mich auf dem Platz noch besser anstellen kann. Gerade am Anfang musste ich mich an das hohe Tempo bei den Profis gewöhnen."

Er ist froh, dass er den Schritt nach Bremen gewagt hat, "auch wenn es am Anfang ungewohnt war, mehrere Wochen und Monate ohne die Familie zu sein", wie er anmerkt. Kommt Heimweh auf, lenkt er sich ab, indem er Basketballspiele im Fernsehen schaut (Lieblingsspieler: James Harden von den Houston Rockets) oder Musik hört. Besonders die Songs von Jay Z und Kanye West mag er gerne. Er hört sie unter anderem auf dem Weg ins Stadion.

Gelernt aus dem Baguette-Fauxpas

Sein Bundesligadebüt gab er am 20. Spieltag beim Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Auch wenn er die vollen 90 Minuten spielte, hätte sein Einstand kaum schlechter verlaufen können. Werder verlor 1:5. Guwara wurde in den Medien als Sündenbock dargestellt, weil er bei den ersten beiden Gegentoren schlecht positioniert war. Trainer Viktor Skripnik nahm den Jungspund in Schutz und sagte gegenüber der Kreiszeitung: "Leon war noch einer der Besten bei uns. Natürlich hat er Fehler gemacht, aber auch mutig nach vorne gespielt. Und das in seinem ersten Bundesligaspiel - Hut ab."

Leon Guwara weiß, dass der Weg zum Bundesligaprofi ein Reifeprozess ist. Fehler gehören dazu. Bestes Beispiel war, als er und ein Mitspieler mit einem Baguette zum Treffpunkt der U 23 erschienen. Als Strafe wurde er für ein Spiel aus dem Kader gestrichen. Heute sagt er: "Ich habe damals einen Fehler gemacht. Das würde mir jetzt nicht mehr passieren." An dem hohen Ansehen, das Guwara im Trainerteam genießt, hatte sich durch den Vorfall nichts geändert. "Leon ist ein hoch veranlagter Spieler mit großem Potenzial. Er ist dynamisch am Ball, hat einen super linken Fuß und bringt alles mit, was ein linker Außenverteidiger benötigt, um auf einem hohen Niveau zu spielen", sagt zum Beispiel Alexander Nouri, der Werder Bremen II trainiert. "Aber er muss noch die Konstanz entwickeln, dieses Niveau auch zu jeder Zeit, unter allen Bedingungen und über die gesamte Spielzeit abzurufen."

U-Länderspiele sind eine tolle Bestätigung

Auch die Flexibilität ist ein Pluspunkt von Guwara. In Bremen fungiert er als Außenverteidiger, bei den U-Nationalmannschaften gelegentlich auch als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler. Er ist immer hoch erfreut, wenn er vom DFB nominiert wird. Für die bevorstehenden Länderspiele der U 20-Nationalmannschaft gegen die Schweiz (23. und 26. März) ist er gerade nachnominiert worden. 15 U Länderspiele hat er bereits bestritten. "Das ist eine tolle Bestätigung für die eigenen Leistungen. Mich haben diese Spiele sicherlich weitergebracht. Bei der U-Nationalmannschaft kann man noch einmal extra Gas geben."

"Gas geben" ist ein Ausdruck, den Guwara auffällig häufig nutzt. Es passt zu ihm. Nicht nur, weil er ein schneller Spieler ist. Sondern auch, weil er die vergangenen Wochen praktisch auf der Überholspur lebte. Nur vier Tage nach seinem Bundesligadebüt stand er schon wieder mit den Profis auf dem Platz - im Viertelfinale des DFB-Pokals. Guwara wurde in der 74. Minute eingewechselt, als Werder bei Bayer 04 Leverkusen mit 3:1 siegte. "Das war das Highlight meiner bisherigen Laufbahn", sagt er. "Gerade weil ich ein Kölner Junge bin, war das wie ein Derby für mich." Ein noch schöneres Erlebnis wäre vermutlich nur, wenn er am 14. Mai den doppelten Klassenerhalt feiern kann. Ob er an diesem Tag mit den Profis das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt bestreitet oder mit der U 23 in Aalen aufläuft, wäre dann sogar eher zweitrangig für ihn.

[oj]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Leon Guwara vom SV Werder Bremen II, der nicht nur in der 3. Liga, sondern im Wechsel auch in der Bundesliga um den Klassenverbleib spielt.

Die Saison geht in den Endspurt. In gut acht Wochen wird die Spielzeit 2015/2016 beendet sein. Wir befinden uns in einer Phase, in der sich gerade die abstiegsgefährdeten Mannschaften keinen Ausrutscher mehr erlauben dürfen. Leon Guwara weiß das nur allzu gut. Der 19-Jährige muss gleich zweimal um den Klassenerhalt kämpfen. Mit den Profis von Werder Bremen steckt er im Abstiegskampf der Bundesliga. Mit Werder Bremen II kämpft er um den Klassenerhalt in der 3. Liga. "Letztendlich ist es genau das Gleiche. Auch in der U 23 gibt jeder 100 Prozent, damit wir nicht absteigen. Genauso ist es in der Bundesliga", sagt er im Gespräch mit DFB.de.

Bei welcher Mannschaft der Linksverteidiger am Wochenende mithelfen soll, erfährt er meist erst ein oder zwei Tage vor den Spielen. Vergangenes Wochenende reiste er mit den Profis nach München und saß in der Allianz Arena auf der Bank. Eine Woche zuvor hatte er mit der U 23 gegen die Würzburger Kickers gespielt. In der 3. Liga steht Guwara meist 90 Minuten auf dem Platz. Er ist dankbar, Spielpraxis sammeln zu können. "Die 3. Liga ist für junge Spieler einfach super. Das Niveau ist viel höher als in der Regionalliga. Man kann richtig Gas geben und sich für oben empfehlen", sagt er. "Auch der Zuschauerpegel ist überragend. In Rostock oder Dresden vor 16.000 bis 17.000 Zuschauern zu spielen, macht einfach Spaß."

Langjährige emotionale Bindung zu Werder

Leon Guwara macht trotz des doppelten Abstiegskampfes einen zufriedenen Eindruck. Kein Wunder, steht er doch bei jenem Verein unter Vertrag, dem er schon in der frühesten Jugend die Daumen drückte. "Ich hatte schon immer eine emotionale Bindung zu Werder. Gerade in der großen Zeit, als Mesut Özil und Miroslav Klose hier noch spielten." Es war einer der Gründe dafür, dass Guwara im Sommer 2014 nach elf Jahren Vereinszugehörigkeit vom 1. FC Köln nach Bremen wechselte. Nun steht er mit Spielern auf dem Trainingsplatz, denen er früher noch zugejubelt hat. "Es ist eine Ehre, mit Claudio Pizarro in einer Mannschaft zu spielen. Er gibt mir immer wieder Tipps, wie ich mich auf dem Platz noch besser anstellen kann. Gerade am Anfang musste ich mich an das hohe Tempo bei den Profis gewöhnen."

Er ist froh, dass er den Schritt nach Bremen gewagt hat, "auch wenn es am Anfang ungewohnt war, mehrere Wochen und Monate ohne die Familie zu sein", wie er anmerkt. Kommt Heimweh auf, lenkt er sich ab, indem er Basketballspiele im Fernsehen schaut (Lieblingsspieler: James Harden von den Houston Rockets) oder Musik hört. Besonders die Songs von Jay Z und Kanye West mag er gerne. Er hört sie unter anderem auf dem Weg ins Stadion.

Gelernt aus dem Baguette-Fauxpas

Sein Bundesligadebüt gab er am 20. Spieltag beim Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Auch wenn er die vollen 90 Minuten spielte, hätte sein Einstand kaum schlechter verlaufen können. Werder verlor 1:5. Guwara wurde in den Medien als Sündenbock dargestellt, weil er bei den ersten beiden Gegentoren schlecht positioniert war. Trainer Viktor Skripnik nahm den Jungspund in Schutz und sagte gegenüber der Kreiszeitung: "Leon war noch einer der Besten bei uns. Natürlich hat er Fehler gemacht, aber auch mutig nach vorne gespielt. Und das in seinem ersten Bundesligaspiel - Hut ab."

Leon Guwara weiß, dass der Weg zum Bundesligaprofi ein Reifeprozess ist. Fehler gehören dazu. Bestes Beispiel war, als er und ein Mitspieler mit einem Baguette zum Treffpunkt der U 23 erschienen. Als Strafe wurde er für ein Spiel aus dem Kader gestrichen. Heute sagt er: "Ich habe damals einen Fehler gemacht. Das würde mir jetzt nicht mehr passieren." An dem hohen Ansehen, das Guwara im Trainerteam genießt, hatte sich durch den Vorfall nichts geändert. "Leon ist ein hoch veranlagter Spieler mit großem Potenzial. Er ist dynamisch am Ball, hat einen super linken Fuß und bringt alles mit, was ein linker Außenverteidiger benötigt, um auf einem hohen Niveau zu spielen", sagt zum Beispiel Alexander Nouri, der Werder Bremen II trainiert. "Aber er muss noch die Konstanz entwickeln, dieses Niveau auch zu jeder Zeit, unter allen Bedingungen und über die gesamte Spielzeit abzurufen."

U-Länderspiele sind eine tolle Bestätigung

Auch die Flexibilität ist ein Pluspunkt von Guwara. In Bremen fungiert er als Außenverteidiger, bei den U-Nationalmannschaften gelegentlich auch als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler. Er ist immer hoch erfreut, wenn er vom DFB nominiert wird. Für die bevorstehenden Länderspiele der U 20-Nationalmannschaft gegen die Schweiz (23. und 26. März) ist er gerade nachnominiert worden. 15 U Länderspiele hat er bereits bestritten. "Das ist eine tolle Bestätigung für die eigenen Leistungen. Mich haben diese Spiele sicherlich weitergebracht. Bei der U-Nationalmannschaft kann man noch einmal extra Gas geben."

"Gas geben" ist ein Ausdruck, den Guwara auffällig häufig nutzt. Es passt zu ihm. Nicht nur, weil er ein schneller Spieler ist. Sondern auch, weil er die vergangenen Wochen praktisch auf der Überholspur lebte. Nur vier Tage nach seinem Bundesligadebüt stand er schon wieder mit den Profis auf dem Platz - im Viertelfinale des DFB-Pokals. Guwara wurde in der 74. Minute eingewechselt, als Werder bei Bayer 04 Leverkusen mit 3:1 siegte. "Das war das Highlight meiner bisherigen Laufbahn", sagt er. "Gerade weil ich ein Kölner Junge bin, war das wie ein Derby für mich." Ein noch schöneres Erlebnis wäre vermutlich nur, wenn er am 14. Mai den doppelten Klassenerhalt feiern kann. Ob er an diesem Tag mit den Profis das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt bestreitet oder mit der U 23 in Aalen aufläuft, wäre dann sogar eher zweitrangig für ihn.

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