Grote: EM-Titel, Arbeitslosigkeit, Neuanfang

Dennis Grote erlebt wunderschöne Tage – beruflich und privat. Vor knapp zwei Wochen kam seine Tochter zur Welt, mit Preußen Münster führt der Mittelfeldspieler vor der Partie beim Karlsruher SC am Samstag (ab 14 Uhr, im Livestream bei SWR.de) die Tabelle an. Die Gefahr, dass Grote nun abhebt, ist gering. Der 26-Jährige kennt die Tücken und Unwägbarkeiten des Geschäfts, er hat sie am eigenen Leib zu spüren bekommen. 2009 gehörte er zur deutschen U 21-Nationalmannschaft, die in Schweden Europameister wurde, und war eine feste Größe beim VfL Bochum. Zwei Jahre später war Grote arbeitslos.

Dem Abschied aus Bochum nach über acht Jahren und 69 Bundesligaspielen (6 Tore) war ein sechsmonatiges Gastspiel bei Rot-Weiß Oberhausen gefolgt, das im Abstieg aus der 2. Bundesliga mündete. Ein halbes Jahr war Grote anschließend ohne Verein. Erst in der Winterpause 2011/2012 kam er bei Preußen Münster unter - und schaffte den Neuanfang. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Dennis Grote über die schwierigste Phase seines Lebens, die Erkenntnisse daraus und die neue Begeisterung in Münster.

DFB.de: Herr Grote, noch einmal Glückwunsch zum Nachwuchs! Stellt Ihre Tochter Ihr Leben schon auf den Kopf?

Dennis Grote: (lacht) Natürlich verändert sich das Leben durch die Kleine. Die Nächte sind nicht mehr ganz so lang. Aber ich kann keine negativen Seiten feststellen. Ein neuer Abschnitt hat begonnen, und es ist ein ganz besonderer.

DFB.de: Die sportliche Entwicklung in Münster dürfte bestens ins Bild Ihrer allgemeinen Zufriedenheit passen.

Grote: Das stimmt. Im gesamten Verein läuft es hervorragend. Münster schwimmt auf einer Euphoriewelle. Man merkt es auch in der Stadt, die Leute sind begeistert, hier tut sich was. Diese Euphorie wollen wir so lange wie möglich nutzen.

DFB.de: Sie hatten vor Ihrem Wechsel nach Münster schwierige Monate. Wie gut tut Ihnen der Aufschwung persönlich?

Grote: Für mich ist es toll. Aber ich bin wachsamer geworden. Ich weiß, wie schnell die Situation wieder umschlagen kann. Ich habe in den vergangenen Jahren die andere Seite des Geschäfts kennengelernt. Gleichzeitig weiß ich erfolgreiche Phasen nun mehr zu schätzen.



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Dennis Grote erlebt wunderschöne Tage – beruflich und privat. Vor knapp zwei Wochen kam seine Tochter zur Welt, mit Preußen Münster führt der Mittelfeldspieler vor der Partie beim Karlsruher SC am Samstag (ab 14 Uhr, im Livestream bei SWR.de) die Tabelle an. Die Gefahr, dass Grote nun abhebt, ist gering. Der 26-Jährige kennt die Tücken und Unwägbarkeiten des Geschäfts, er hat sie am eigenen Leib zu spüren bekommen. 2009 gehörte er zur deutschen U 21-Nationalmannschaft, die in Schweden Europameister wurde, und war eine feste Größe beim VfL Bochum. Zwei Jahre später war Grote arbeitslos.

Dem Abschied aus Bochum nach über acht Jahren und 69 Bundesligaspielen (6 Tore) war ein sechsmonatiges Gastspiel bei Rot-Weiß Oberhausen gefolgt, das im Abstieg aus der 2. Bundesliga mündete. Ein halbes Jahr war Grote anschließend ohne Verein. Erst in der Winterpause 2011/2012 kam er bei Preußen Münster unter - und schaffte den Neuanfang. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Dennis Grote über die schwierigste Phase seines Lebens, die Erkenntnisse daraus und die neue Begeisterung in Münster.

DFB.de: Herr Grote, noch einmal Glückwunsch zum Nachwuchs! Stellt Ihre Tochter Ihr Leben schon auf den Kopf?

Dennis Grote: (lacht) Natürlich verändert sich das Leben durch die Kleine. Die Nächte sind nicht mehr ganz so lang. Aber ich kann keine negativen Seiten feststellen. Ein neuer Abschnitt hat begonnen, und es ist ein ganz besonderer.

DFB.de: Die sportliche Entwicklung in Münster dürfte bestens ins Bild Ihrer allgemeinen Zufriedenheit passen.

Grote: Das stimmt. Im gesamten Verein läuft es hervorragend. Münster schwimmt auf einer Euphoriewelle. Man merkt es auch in der Stadt, die Leute sind begeistert, hier tut sich was. Diese Euphorie wollen wir so lange wie möglich nutzen.

DFB.de: Sie hatten vor Ihrem Wechsel nach Münster schwierige Monate. Wie gut tut Ihnen der Aufschwung persönlich?

Grote: Für mich ist es toll. Aber ich bin wachsamer geworden. Ich weiß, wie schnell die Situation wieder umschlagen kann. Ich habe in den vergangenen Jahren die andere Seite des Geschäfts kennengelernt. Gleichzeitig weiß ich erfolgreiche Phasen nun mehr zu schätzen.

DFB.de: Sie waren von Sommer bis Winter 2011 ein halbes Jahr ohne Verein. Die bisher härteste Zeit Ihres Lebens?

Grote: Ja, ganz klar. So eine Phase wünsche ich keinem, das war eine richtig eklige Zeit. Man trainiert mal da, mal dort. Da spukt schon mal der Gedanke im Kopf herum, ob es das mit der Profikarriere war. Es gibt ja immer mehr arbeitslose Fußballer. Aber ich habe die Hoffnung nie aufgegeben.

DFB.de: 2009 standen Sie auf der Sonnenseite, als Sie mit der U 21 Europameister wurden. Was empfinden Sie, wenn Sie damalige Teamkollegen wie Sami Khedira, Mesut Özil, Mats Hummels, Jerome Boateng oder Benedikt Höwedes heute in der Nationalmannschaft und Champions League sehen?

Grote: Auf jeden Fall weder Neid noch Eifersucht. Die Jungs haben es sich verdient, dort zu spielen, wo sie jetzt sind. Natürlich wünsche ich mir manchmal, noch in der Bundesliga zu spielen. Aber ich komme mit meiner heutigen Situation sehr gut zurecht.

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DFB.de: Wie fällt Ihr Urteil in der Rückbetrachtung aus: Waren Spieler wie Khedira oder Özil einfach deutlich weiter, war Pech mit im Spiel oder haben Sie selbst entscheidende Fehler gemacht?

Grote: Es war von allem ein bisschen. Ich weiß, dass ich einiges hätte anders machen können. Die Erkenntnis ist, dass einem nichts vor die Füße gelegt wird. Man muss sich alles immer wieder erarbeiten - auch wenn man Europameister ist.

DFB.de: Warum fühlen Sie sich in Münster so wohl?

Grote: Die Mannschaft passt charakterlich zusammen, wir sind nicht nur eine Ansammlung von guten Einzelspielern. Mit diesem Teamgeist holt man auch mal Extrapunkte. Man muss nur mal sehen, wie viele Punkte wir uns in dieser Saison in den letzten Minuten gesichert haben. Auch der Sieg im DFB-Pokal gegen Werder Bremen nach Verlängerung war so ein Beispiel.

DFB.de: Welche Ziele hat sich Dennis Grote gesetzt?

Grote: Wir wollen die Begeisterung nutzen und bis Winter vorne dabei bleiben, um eine gute Ausgangsposition für die zweite Saisonhälfte zu haben. Ähnlich wie unser Trainer glaube ich, dass Preußen Münster ein schlafender Riese ist. Das Umfeld lechzt nach einem Aufstieg, und ich glaube, der Verein hat das Zeug dazu, irgendwann in der 2. Bundesliga zu spielen, auch wenn es ein großer Sprung ist. Persönlich will ich nicht zu langfristig denken. Ich habe erlebt, wie schnell es in beide Richtungen gehen kann. Für mich geht es erst einmal darum, in den nächsten Monaten erfolgreich Fußball zu spielen und gesund zu bleiben.