Grindel 12. DFB-Präsident: Die Antrittsrede

Reinhard Grindel ist der zwölfte Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Der 54 Jahre alte Jurist ist am heutigen 15. April 2016 beim Außerordentlichen DFB-Bundestag in Frankfurt als Nachfolger von Wolfgang Niersbach gewählt worden. DFB.de gibt die Antrittsrede im Wortlaut wieder.

Liebe Fußballkameradinnen und Fußballkameraden,
sehr geehrte Damen und Herren!

Möglichst noch in diesem Jahr wollen wir damit beginnen, unweit von hier, in Frankfurt-Niederrad, den neuen DFB zu bauen. Doch beim neuen DFB wird es nicht nur auf eine schöne Architektur und moderne Fassaden ankommen. Wir brauchen eine gemeinsame Spielauffassung, wir brauchen zukunftsweisende Konzepte und wir brauchen den Zusammenhalt zwischen der Elite des Fußballs und unserer Basis. Und beim neuen DFB muss das gelten, was im Fußball selbstverständlich sein sollte: wir brauchen "Fairplay" und wir brauchen Integrität.

Der neue DFB wird eine gute Zukunft haben, wenn es uns gelingt, alles zu vereinen: die sportlichen Erfolge, das äußere Erscheinungsbild, aber eben auch die inneren Werte.

Und in diesem Sinne wollen wir nach diesem außerordentlichen Bundestag das tun, was unsere Mitglieder und Fans erwarten: Wir wollen nach vorne schauen und den neuen DFB bauen. Wir gewinnen neues Vertrauen und werden erfolgreich sein, wenn wir zusammenhalten und die Einheit im Fußball leben. Amateurverbände und Liga, Haupt- und Ehrenamt. Es gibt Aufgaben, die wichtiger sind, als wir selbst: dafür zu sorgen, dass der Fußball eine gute Zukunft hat, in der Bundesliga und in der Kreisliga. Dafür setze ich mich ein. Darum geht es jetzt!

Wir wollen mit diesem Bundestag nach vorne schauen und doch möchte ich mich bei den beiden bedanken, die als Interimspräsidenten in den letzten Monaten hervorragende Arbeit geleistet haben: Rainer Koch und Reinhard Rauball. Im Vornamen fast zum verwechseln ähnlich und doch so unterschiedliche Persönlichkeiten. Aber das hat uns gut getan: Dinge aus zwei Richtungen zu betrachten und dann eine gemeinsame Linie finden. Vielen Dank Rainer Koch und Reinhard Rauball!



Reinhard Grindel ist der zwölfte Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Der 54 Jahre alte Jurist ist am heutigen 15. April 2016 beim Außerordentlichen DFB-Bundestag in Frankfurt als Nachfolger von Wolfgang Niersbach gewählt worden. DFB.de gibt die Antrittsrede im Wortlaut wieder.

Liebe Fußballkameradinnen und Fußballkameraden,
sehr geehrte Damen und Herren!

Möglichst noch in diesem Jahr wollen wir damit beginnen, unweit von hier, in Frankfurt-Niederrad, den neuen DFB zu bauen. Doch beim neuen DFB wird es nicht nur auf eine schöne Architektur und moderne Fassaden ankommen. Wir brauchen eine gemeinsame Spielauffassung, wir brauchen zukunftsweisende Konzepte und wir brauchen den Zusammenhalt zwischen der Elite des Fußballs und unserer Basis. Und beim neuen DFB muss das gelten, was im Fußball selbstverständlich sein sollte: wir brauchen "Fairplay" und wir brauchen Integrität.

Der neue DFB wird eine gute Zukunft haben, wenn es uns gelingt, alles zu vereinen: die sportlichen Erfolge, das äußere Erscheinungsbild, aber eben auch die inneren Werte.

Und in diesem Sinne wollen wir nach diesem außerordentlichen Bundestag das tun, was unsere Mitglieder und Fans erwarten: Wir wollen nach vorne schauen und den neuen DFB bauen. Wir gewinnen neues Vertrauen und werden erfolgreich sein, wenn wir zusammenhalten und die Einheit im Fußball leben. Amateurverbände und Liga, Haupt- und Ehrenamt. Es gibt Aufgaben, die wichtiger sind, als wir selbst: dafür zu sorgen, dass der Fußball eine gute Zukunft hat, in der Bundesliga und in der Kreisliga. Dafür setze ich mich ein. Darum geht es jetzt!

Wir wollen mit diesem Bundestag nach vorne schauen und doch möchte ich mich bei den beiden bedanken, die als Interimspräsidenten in den letzten Monaten hervorragende Arbeit geleistet haben: Rainer Koch und Reinhard Rauball. Im Vornamen fast zum verwechseln ähnlich und doch so unterschiedliche Persönlichkeiten. Aber das hat uns gut getan: Dinge aus zwei Richtungen zu betrachten und dann eine gemeinsame Linie finden. Vielen Dank Rainer Koch und Reinhard Rauball!

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Und ich freue mich, dass Wolfgang Niersbach unter uns ist. Keine Frage: Das ist heute kein einfacher Tag für Dich. Und deshalb will ich betonen: Wir alle hier im Saal wissen, was Du in 28 Jahren DFB geleistet hast. Wir reduzieren Dein Lebenswerk nicht auf einige Wochen und eine Pressekonferenz. Vielen Dank, lieber Wolfgang, für alles, was Du zum Wohle des DFB erreicht hast!

Gleich zu Beginn will ich betonen: Wir werden geschlossen – Liga und Amateurverbände – unser Leuchtturmprojekt weiter mit großer Energie verfolgen, die EURO 2024 nach Deutschland zu holen. Die tiefgreifende und nachhaltige Aufklärung der Affäre rund um das Organisationskomitee der WM 2006 war und ist die notwendige Voraussetzung, um sich mit neuer Integrität für dieses Turnier bei der UEFA bewerben zu können.

Denn organisatorisch haben wir alles, was man braucht: Wir haben die Stadien, wir haben die Infrastruktur, wir brauchen keinen Hektar neu zu versiegeln und wir brauchen nicht das große Geld, um die EURO 2024 zu stemmen. Wir brauchen nur, lieber Theodore Theodoridis, das Vertrauen unserer Freunde in der UEFA, in die Organisationsfähigkeit des DFB und in die Begeisterungsfähigkeit der Menschen in unserem Land. Wir wollen die EURO 2024 - nimm, lieber Theodore, diese Botschaft mit nach Nyon, und ich bin sicher: Wir werden Euch nicht enttäuschen!

Und natürlich, lieber Jogi Löw, schauen wir jetzt unmittelbar auf die EURO 2016 in Frankreich. Wir wollen bei jedem Turnier gut abschneiden, aber in diesem Jahr wäre es für uns besonders wichtig. Wir erinnern uns doch noch, wie das Medienbild nach der WM in Brasilien war. Der DFB hatte alles richtig gemacht, wir waren modern aufgestellt und die ganze Welt wollte wissen, wie die Deutschen das hinbekommen haben.

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Und nach der Affäre, hatten wir plötzlich alles falsch gemacht, wir hatten veraltete Strukturen und das Einzige, was uns helfen konnte, war Hilfe von außen. Die Wahrheit ist: Wir waren nicht so gut, wie über uns nach der WM geschrieben wurde, und wir waren nicht so schlecht, wie wir nach der Affäre beschrieben wurden.

Aber wir wissen: Nichts zählt so sehr wie der sportliche Erfolg. Und deswegen wäre ein gutes Abschneiden in Frankreich natürlich auch eine gute Grundlage, um den neuen DFB zu bauen. Wobei ich gerade auch in der Rückschau auf Brasilien sagen will: Was vorbildlich war, war nicht nur das, was unsere Mannschaft auf dem Platz geleistet hat, sondern wie sie sich neben dem Platz präsentiert hat. Darauf kommt es an: ein gutes Spielkonzept, aber eben auch Fairplay und Integrität. Das ist das Verdienst von Jogi Löw, Hansi Flick, Andy Köpke, Oliver Bierhoff und jetzt auch Thomas Schneider und Marcus Sorg - und dafür sind wir Euch von Herzen dankbar. Viel Glück in Frankreich!

Und dann, das wollen wir nicht vergessen, steht im August Olympia in Rio de Janeiro an. Erstmals haben sich beide deutsche Teams, Männer und Frauen, für die Olympischen Spiele qualifiziert. Die Männer erstmals seit 1988. Ich bin ganz sicher, dass unsere beiden Mannschaften ein sehr gutes Turnier spielen werden und ich bin sicher, dass wir überrascht sein werden, welche Aufmerksamkeit die olympischen Fußball-Turniere weltweit erfahren werden. Und deshalb sollten wir auch die Chancen, nicht zuletzt auch die Vermarktungschancen, die sich damit verbinden, nicht unterschätzen. Deshalb bin ich dafür, das sage ich jetzt bezogen auf die Männer-Mannschaft, dass wir bei allem Verständnis für große Belastungen als deutscher Fußball mit der möglichst besten Mannschaft in Brasilien antreten sollten. Wir werden alle davon profitieren, der DFB und die Vereine der Bundesliga!

Und für den Mädchen- und Frauenfußball würde eine Medaille bei Olympia den Schub bringen, den wir uns wünschen und der auch verdient wäre angesichts der hervorragenden Arbeit, die im Frauenfußball in Deutschland geleistet wird. Den Stellenwert, den der Frauen und Mädchenfußball bei uns im DFB genießt, haben wir mit der eigenständigen Direktion unterstrichen, und daran soll sich auch nichts ändern.

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Ich bin auch deshalb sicher, dass wir erfolgreich einen neuen DFB bauen werden, weil unser Fundament stimmt: ein sehr gut aufgestellter Ligaverband, 21 Amateurverbände, die in der Breite unseres ganzes Landes Hervorragendes leisten und unsere Stiftungen, mit denen wir unsere soziale Verantwortung wahrnehmen. Und wo wir uns nicht nur um Flüchtlinge kümmern, die in unseren Vereinen eine neue Heimat finden, sondern Integration ist für uns noch mehr: Da geht es auch um Kinder aus problembeladenen Familien oder um Menschen mit Handicaps. Unsere Vereine sind in vielen Orten die sozialen Netzwerke, die für ein menschlicheres Antlitz in unserer Gesellschaft sorgen.

Und gerade die vielen Ehrenamtlichen an der Basis des DFB können erwarten, dass ihnen schlechte Nachrichten von der Spitze des DFB erspart bleiben, denn das erschwert natürlich auch ihre Arbeit vor Ort. Wir im Vorstand und Präsidium des DFB sind auf die Loyalität unserer Basis angewiesen. Es gibt aber auch die Pflicht der Verbandsspitze zur Loyalität gegenüber der Basis. Wir müssen uns mehr fragen, wie das, was wir tun, vor Ort ankommt.

Und wir müssen uns intensiver mit den Problemen der Basis befassen. Wir müssen aufpassen, dass der DFB nicht zum "Scheinriesen" wird. Wir freuen uns zu Recht jedes Jahr über wachsende Mitgliederzahlen in einer Zeit, in der die Bereitschaft in der Gesellschaft abnimmt, sich an Organisationen langfristig zu binden. Die Kirchen, Gewerkschaften und Parteien, sie alle verlieren Mitglieder, der DFB und seine Verbände gewinnen Mitglieder. Aber unsere Vereine vor Ort haben Probleme, Mannschaften zusammen zu halten.

Der demografische Wandel klopft an jedes Stadiontor und unsere Vereine haben damit zu kämpfen, dass angefangen von der Ganztagsschule bis hin zu den sogenannten sozialen Netzwerken es viel Konkurrenz gibt für die Zeit, in der das Training stattfinden kann. Ich freue mich, dass wir uns schon am nächsten Montag und Dienstag mit dem Verhältnis von Schule und Verein auf einem DFB-Kongress hier in Frankfurt befassen. Wir sollten die wachsende Zahl von Ganztagsschulen als Chance und nicht als Gefahr betrachten. Wenn es uns gelingt, dass Vereinstrainer oder ältere Jugendspieler in den Ganztagsschulen am Nachmittag Arbeitsgemeinschaften anbieten und bei den Schülern Begeisterung wecken, Fußball im Verein zu spielen, dann ist das ein Weg an Kinder heranzukommen, die sonst wahrscheinlich nie den Weg in unsere Vereine finden würden. Das Thema Schule und Verein ist vor allem eine Aufgabe unserer Amateurverbände. Das ist klar.

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Aber ich verstehe das Präsidentenamt auch so, dass man seitens des DFB sportpolitische Anstöße gibt und dann auch die notwendigen Rahmenbedingungen schafft, auch finanziell, um für eine gute Perspektive für unsere Vereine zu sorgen.

Und dabei wissen wir alle, gut ausgebildete und motivierte Trainer und Betreuer sind entscheidend dafür, ob Kinder und Jugendliche zum Fußball kommen und vor allem bleiben. Wir dürfen nicht nur von der Last des Ehrenamtes sprechen, wir müssen vielmehr Lust für das Ehrenamt wecken, um Menschen dafür zu gewinnen, sich bei uns zu engagieren. Was gibt es für ein schöneres Gefühl, als für junge Menschen wertvoll zu sein und die eigenen Werte weiterzugeben.

Aber wir müssen Vätern und Müttern auch die Chance geben, Ehrenamt und Beruf miteinander zu vereinbaren. Also sollten wir darüber nachdenken, wie wir die Theorie bei der Ausbildung zum C-Trainer-Breitenfußball auch mit e-learning-Programmen straffen können. Das sind für mich praktische Ansätze, wie wir den Vereinen und Kreisen vor Ort helfen können und der Masterplan Amateurfußball bietet dafür wertvolle Unterstützung.

Wir sollten sehr selbstbewusst sagen: Gerade in Zeiten der Globalisierung ist Vereinskultur gefragter denn je. Der Verein ist ein soziales Netzwerk, in dem man Erfahrungen sammeln kann, die facebook und twitter nicht zu bieten haben. Ich verspreche, dass ich mit meiner Arbeit dafür sorgen möchte, dass unseren Ehrenamtlern in den Vereinen und Kreisen der Rücken gestärkt und ihre Rahmenbedingungen verbessert werden, denn unsere ehrenamtliche Struktur ist einmalig in der Welt des Fußballs.

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Unsere Weltmeister haben eben nicht alle bei Bayern München oder Borussia Dortmund angefangen, sondern beim FT Gern, beim TSV Pattensen oder dem SC Ronsberg. Es gilt bis heute: Wir können an der Spitze nur erfolgreich sein, wenn es an der Basis stimmt. Das dürfen wir nicht vergessen. Die anderen mögen mehr Geld haben, aber wir haben die besseren Strukturen, wir haben die Talente, wir haben die Trainer, die Stützpunkte und die Leistungszentren. Das macht uns stark, das müssen wir erhalten und ausbauen!

Und weil wir wissen, dass Kinder und Jugendliche auch in unsere Vereine kommen, weil sie ihren Idolen nacheifern wollen, werden wir das Freundschaftsspiel gegen Ungarn am 4. Juni zu einem Familientag machen. Anstoßzeit wird 18 Uhr sein und jeder bis 18 Jahren zahlt 5 Euro und wenn er in Begleitung eines Erwachsenen ist, auch in der jeweiligen Platzkategorie. Eine einmalige Aktion, bei der die Fußballer von morgen unseren Stars von heute ganz nah sein können und das zu einer Tageszeit, wo die ganze Familie ins Stadion gehen kann.

Einmalig ist aber auch, dass wir zwischen Profis und Amateuren ein gutes Vertrauensverhältnis haben und die Einheit des Fußballs leben. Auch dafür stehe ich ein. Nun ist in den letzten Wochen viel geschrieben worden über das Verhältnis von Ligaverband und Amateurverbänden. Unsere Organisationsabteilung überlässt nichts dem Zufall: Wir tagen heute im Saal Harmonie…

Lassen Sie mich einen grundsätzlichen Gedanken voranstellen: Glauben wir denn ernsthaft, dass die Menschen, die den Fußball in Deutschland lieben, hinreichend trennscharf zwischen DFB und DFL differenzieren? Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass, wenn wir uns streiten, es niemals einen Gewinner geben wird, sondern Streit uns beide eher beschädigt. Insofern halte ich es für ein Gebot der Klugheit vertrauensvoll zusammen zu arbeiten.

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Wir haben eine große Geschichte zu erzählen: das ist nicht die Geschichte von Amateurverbänden und dem Ligaverband, sondern die vom deutschen Fußball. Es ist unsere Mannschaft, es sind unsere Talente und Trainer, es ist unsere Spielauffassung. Unsere Mitglieder und Fans müssen spüren, da sind Leute am Werk, denen geht es darum, den Fußball besser zu machen, und zwar von der Bundesliga bis zur Kreisklasse. Wir müssen die Einheit des Fußballs leben und das muss sich im Grundlagenvertrag und in unseren Reformmaßnahmen ausdrücken.

Bei unseren Gesprächen zwischen Liga und Amateurverbänden haben wir dabei die richtigen Weichen gestellt: Wir sind uns einig, dass wir als Konsequenz aus der WM-Affäre unsere internen Kontrollmechanismen verbessern müssen.

Dazu wollen wir beim Generalsekretär eine Stabsstelle für Compliance und Controlling einrichten und den Mitarbeiter-Kodex präzisieren. Wo es nötig ist, werden wir beim nächsten ordentlichen Bundestag in Erfurt unsere Rechts- und Verfahrensordnung verschärfen. Durch die Veröffentlichung unseres jährlichen Finanzberichts stellen wir mehr Transparenz in unserer Verbandsarbeit her und dass zwei große Sportartikelunternehmen vor der Entscheidung über unseren Ausrüstervertrag vor dem Präsidium ihre Vorstellungen ausführlich präsentieren ist ebenso neu und ein Verfahren, das uns allen gut gefallen hat. Wir wollen weltweit der erste nationale Fußball-Verband der UEFA sein, der eine eigene Ethikkommission hat und wir wollen unsere Revisionsstelle stärken. Wir müssen die Entscheidungsprozesse im DFB straffen und stärker für eine klare Trennung zwischen dem ideellen Bereich und unseren wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben sorgen.

Damit einhergehen soll, dass die operative Verantwortung beim Hauptamt liegt, ohne die abschließende Entscheidungsgewalt des Präsidiums zu beschneiden. An dieser Stelle will ich deutlich hervorheben, welche hohe Qualität das Hauptamt in unserer Zentralverwaltung an der Otto-Fleck-Schneise hat. Das ist in der letzten Zeit zu wenig betont worden. Ich bin ganz sicher, dass ich mich auf die Mitarbeiter unter der neuen Leitung unseres Generalsekretärs Friedrich Curtius sehr gut verlassen kann. Das soll hier klar festgehalten werden.

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Wir sind uns einig, dass wir unsere wirtschaftlichen Aktivitäten in einer Tochtergesellschaft bündeln wollen, wo ein ehrenamtlicher Aufsichtsrat die Aktivitäten der Geschäftsführung kontrolliert. Einheit des Fußballs heißt auch, dass wir unsere internationalen Aktivitäten viel besser abstimmen, weil im Ausland der "deutsche Fußball" auftritt und auch hier nicht zwischen DFB und DFL differenziert wird. Hier gilt besonders: Gemeinsam sind wir stärker!

Die sportlichen Aufgaben bleiben in der Zentralverwaltung des DFB, wo die Satzungstheorie und die gelebte Praxis der Verbandsarbeit aber mehr in Deckung gebracht werden müssen. Wir brauchen eine klare Zuständigkeitsabgrenzung zwischen Haupt- und Ehrenamt.

Bis zum ordentlichen Bundestag müssen wir unsere Satzung anpassen und insbesondere die Vorschrift abschaffen, dass Erledigungen der laufenden Geschäfte Sache des Präsidiums sind. Das ist Aufgabe des Hauptamtes und das werden wir regeln. Genauso werden wir uns über den Grundlagenvertrag verständigen. Wo dies im Interesse der Liga notwendig ist, werden sich die Amateurverbände vertretbaren Anpassungen der Spielplangestaltung nicht widersetzen.

Das gilt auch für unsere Diskussionen um den DFB-Pokal. Hier werden wir eine Lösung finden, die den berechtigten Interessen der Liga, die internationale Vermarktung auszuweiten, ebenso Rechnung trägt, wie dem Wunsch der Amateure, dass es bei der Attraktivität des DFB-Pokals bleibt und die ergibt sich eben auch aus den Partien "Klein" gegen "Groß". Wenn wir uns zur Einheit des Fußballs bekennen, dann sollten wir diese "Feiertage der Einheit des Fußballs" nicht gefährden.

Hinzu kommt, dass wir nach den neuen Fernseh- und Marketingverträgen in der Lage sein werden, ab der kommenden Saison im DFB-Pokal 65 Millionen Euro auszuschütten. Das sind 11 Millionen Euro mehr als bisher. Es gibt keinen anderen europäischen Verband, der in seinem Pokalwettbewerb derartige Summen ausschütten kann. Dieser Erfolg könnte auch an seinem bewährten Modus liegen und deshalb sollten wir mit Reformen behutsam sein.

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Und genauso bin ich sicher, dass unsere Bundesligavereine anerkennen, dass das, was an der Basis des Fußballs jeden Tag vollbracht wird, eine großartige Leistung ist, die auch der Liga zu Gute kommt. Gleichzeitig setze ich mich dafür ein, dass die Amateurverbände an der Steigerung von Sponsoringerlösen beteiligt werden. Ich habe schon als Schatzmeister meinen Beitrag für gute finanzielle Rahmenbedingungen für die Amateurverbände geleistet.

Angesichts von wachsenden Aufgaben in den Verbänden geht es nicht ohne eine Unterstützung des DFB, wenn wir nicht die bewährten Strukturen vor Ort gefährden wollen. Dazu bekenne ich mich ausdrücklich! Gemeinsam arbeiten wir in einem Lenkungskreis an der Struktur und der Konzeption für die Akademie im neuen DFB. Ich empfinde diese Zusammenarbeit als vorbildlich. Die Akademie ist das Zukunftsprojekt des gesamten deutschen Fußballs. Endlich führen wir unsere vielfältigen Kompetenzen zusammen.

Wir werden wissenschaftliche Erkenntnisse stärker in die tägliche Trainings- und Lehrarbeit einbeziehen. In erster Linie werden der Spitzenfußball, unsere Mannschaften, Trainer und Schiedsrichter profitieren. Aber es geht auch darum unsere Landestrainer und jeden Stützpunkt an den Leistungen der Akademie teilhaben zu lassen. Im neuen DFB sind wir alle unter einem Dach. Hier ist Platz für Amateure und Profis und die Planung für den neuen DFB machen wir gemeinsam: Amateurverbände und Ligaverband.

Ich freue mich auch, dass sich die Zusammenarbeit im Schiedsrichterwesen zwischen Amateuren und Liga sehr harmonisch entwickelt. Das ist genau die richtige Rahmenbedingung, um auch in Zukunft sagen zu können: Wir haben hervorragende Schiedsrichter und es ist das Ergebnis gemeinsamer Arbeit, dass auch immer wieder gute junge Unparteiische dazu kommen.

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Und ein schwieriges Thema möchte ich auch anpacken: Das ist das Verhältnis des DFB zu den Fans in den Stadien. Ich finde mich nicht ab mit den Anti-DFB-Plakaten, die man in einigen Kurven sehen kann. Ich will den Dialog mit allen Fangruppierungen führen. Und ich will dadurch zum gegenseitigen Verständnis beitragen, auch wenn sich nicht alle Streitthemen kurzfristig lösen lassen werden.

Ein persönliches Wort zum Schluss: Ich bin in Hamburg aufgewachsen und habe als kleiner Junge in der Nähe des Rothenbaum gelebt und mir dort oft Autogramme von den HSV-Spielern geholt, die an dieser Traditionsstätte damals noch trainierten, unter anderem natürlich von Uwe Seeler. Selfies gab es damals noch nicht. Uwe Seeler war mein Idol und die Werte, für die er stand, die sind nicht unmodern geworden: Anstand, Fairness, Bodenständigkeit, Bescheidenheit, Heimatverbundenheit. Dass Du, lieber Uwe, heute zu diesem außerordentlichen Bundestag gekommen bist, um an meiner Wahl teilzunehmen, empfinde ich als eine außerordentliche Ehre.

Aber nicht nur das: Es soll auch ein Symbol für unser Leitmotiv im neuen DFB sein: Wir wollen jeden Tag Maßstäbe für die Entwicklung des Spitzenfußballs setzen, um die Akteure mit Leidenschaft an die Weltspitze und unsere Mannschaften zu Titeln zu führen. Dabei wollen wir nicht unsere Basis vergessen und vor allem nicht, dass wir kämpfen und siegen wollen, aber mit Anstand und Fairplay. In diesem Sinne bitte ich um Ihre und Eure Unterstützung!

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