Grindel beim Amateur-Talk: Spitze und Basis profitieren voneinander

Herrscht zwischen dem hochbezahlten Profifußball und dem Amateurfußball keine Solidarität? Unterstützen die Verbände die Basis nicht ausreichend? Diese Fragen wurden am Montagabend beim 13. ODDSET-Talk in Hamburg diskutiert. Das Thema: "Auf dem Weg zur Vielklassengesellschaft: Der Profifußball entfernt sich immer weiter von der Basis – wie lange geht das noch gut?" DFB-Präsident Reinhard Grindel und Dirk Fischer, Präsident vom Hamburger Fußball-Verband, stellten sich vor geladenen Gästen den Fragen der Moderatoren Dieter Matz und Carsten Byernetzki.

Grindel kommt selber aus dem Amateurfußball. In der Kindheit spielte er für den SC Victoria Hamburg, später wurde er Mitglied beim Rotenburger SV und 1. Vizepräsident des Niedersächsischen Fußballverbandes. Noch heute hat er einen engen Kontakt zur Basis, besucht Fußballvereine sämtlicher Spielklassen. Er weiß also, wo deren Schwierigkeiten liegen. "Ein zentrales Problem ist die mangelnde Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das war vor 20 Jahren noch einfacher", weiß Grindel.

DFB soll Dienstleistungen erbringen

Darüber hinaus hätten die Vereine je nach Region ganz unterschiedliche Probleme. Grindel erklärt: "In Großstädten gibt es einen Mangel an Infrastruktur. Viele Vereine haben einen Aufnahmestopp, weil sie nicht genügend Plätze haben. Auf dem Land ist es andersherum. Dort gibt es tolle Plätze, aber nicht genügend Kinder und Jugendliche, die Fußball spielen." Der 55-Jährige kennt die Anforderungen, die sich nun an den Verband richten: "Wir müssen uns als DFB darauf einstellen, dass die Erwartung im Ehrenamt, Dienstleistungen vom DFB und den Verbänden zu bekommen, immer größer wird. Wir müssen Lösungen liefern, um dem Ehrenamt den Alltag zu erleichtern."

Der DFB sieht sich hierbei auf einem guten Weg. Grindel verweist auf die digitalen Angebote wie das DFBnet und FUSSBALL.DE. Bereitwillige Übungsleiter, die nicht genügend Zeit für eine Trainerschulung haben, können zum Beispiel das E-Learning-Angebot nutzen. "Zudem ist ein Programm mit Paten für Schiedsrichtern gestartet, weil unsere Erfahrung ist, dass viele Schiedsrichter vorschnell aufhören", so Grindel. Diese und weitere Serviceleistungen kosten allerdings Geld. Und dies lasse sich hauptsächlich im Profifußball, also mit den Bundesligen und der Nationalmannschaft, verdienen. Der Grundlagenvertrag zwischen dem DFB und der DFL macht das möglich.

Grundlagenvertrag kommt auch der Basis zugute

Das wichtigste Element dieses Vertrages ist laut Grindel die "Einräumung des Persönlichkeitsrechts an den Nationalspielern für die wirtschaftlichen Aktivitäten des DFB". Dank dieser Regelung ist es möglich, dass der Deutsche Fußball-Bund die Nationalspieler für Werbezwecke nutzt. Ein einfaches Beispiel: Ein Spieler, der beim FC Bayern München spielt und dort für die Automarke Audi wirbt, darf mit der Nationalmannschaft für Werbepartner Mercedes werben. Für diese Rechte zahlt der DFB zwar eine erhebliche Geldsumme. Diese seit laut Grindel aber gut investiert: "Die Einnahmen, die wir darüber erzielen, sind die Basis, um gemeinnützige Aktivitäten mit hohen Millionenbeträgen unterstützen zu können."

Das ist allerdings nur eines von vielen Beispielen, wie der Amateurfußball an den hohen Einnahmen des Profifußballs mitverdient. HFV-Präsident Fischer erklärt: "Aus den Mitteln, die der DFB von der Liga erhält, geht an die Landesverbände ein Betrag von insgesamt acht Millionen Euro." Zudem würden Vereine, die Fußballprofis oder sogar Nationalspieler hervorbringen, eine Ausbildungsvergütung erhalten.

Darüber hinaus profitieren Amateurvereine auch von den Profivereinen aus dem jeweiligen Bundesland. "Die Landesverbände erhalten Spielabgaben von den Mannschaften aus der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga", erklärt Fischer. Das heißt im Falle von Hamburg: Der HFV profitiert von den Einnahmen, die die Profis des Hamburger SV und des FC St. Pauli erwirtschaften. "Dadurch erhalten wir 300.000 Euro im Jahr. Ohne diese Einnahmen würde es bei uns düster aussehen", so Fischer.

Der Profifußball erschafft Vorbilder

Doch der Profifußball ist laut Grindel nicht nur in finanzieller Hinsicht wichtig. Genauso bedeutsam sei es, dass die Nationalmannschaft und Bundesliga Vorbilder hervorbringt. "Hätten wir keine Spitzenvereine und keine erfolgreiche Nationalmannschaft, würde es bei den Vereinen keinen so starken Zulauf geben. Vorbilder tragen dazu bei, dass Kinder überhaupt mit dem Fußball anfangen." Der Präsident verweist auf den Tennissport, der nach der Ära von Boris Becker und Steffi Graf Probleme bekam. Das könne im schlimmsten Fall auch dem Fußball drohen: "Ohne Spitze bekommen wir Probleme an der Basis."

Nach rund eineinhalb Stunden war die muntere Gesprächsrunde beendet. Dem DFB-Präsidenten ist es wichtig, auch zukünftig mit den Vereinen im engen Kontakt zu bleiben, um alle Problemfelder anzugehen. "Dialoge wie heute werden uns dabei helfen, das Band zwischen Verbandsführung und Basisaktivitäten in den Vereinen noch enger sein zu lassen", versprach er.

[oj]

Herrscht zwischen dem hochbezahlten Profifußball und dem Amateurfußball keine Solidarität? Unterstützen die Verbände die Basis nicht ausreichend? Diese Fragen wurden am Montagabend beim 13. ODDSET-Talk in Hamburg diskutiert. Das Thema: "Auf dem Weg zur Vielklassengesellschaft: Der Profifußball entfernt sich immer weiter von der Basis – wie lange geht das noch gut?" DFB-Präsident Reinhard Grindel und Dirk Fischer, Präsident vom Hamburger Fußball-Verband, stellten sich vor geladenen Gästen den Fragen der Moderatoren Dieter Matz und Carsten Byernetzki.

Grindel kommt selber aus dem Amateurfußball. In der Kindheit spielte er für den SC Victoria Hamburg, später wurde er Mitglied beim Rotenburger SV und 1. Vizepräsident des Niedersächsischen Fußballverbandes. Noch heute hat er einen engen Kontakt zur Basis, besucht Fußballvereine sämtlicher Spielklassen. Er weiß also, wo deren Schwierigkeiten liegen. "Ein zentrales Problem ist die mangelnde Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das war vor 20 Jahren noch einfacher", weiß Grindel.

DFB soll Dienstleistungen erbringen

Darüber hinaus hätten die Vereine je nach Region ganz unterschiedliche Probleme. Grindel erklärt: "In Großstädten gibt es einen Mangel an Infrastruktur. Viele Vereine haben einen Aufnahmestopp, weil sie nicht genügend Plätze haben. Auf dem Land ist es andersherum. Dort gibt es tolle Plätze, aber nicht genügend Kinder und Jugendliche, die Fußball spielen." Der 55-Jährige kennt die Anforderungen, die sich nun an den Verband richten: "Wir müssen uns als DFB darauf einstellen, dass die Erwartung im Ehrenamt, Dienstleistungen vom DFB und den Verbänden zu bekommen, immer größer wird. Wir müssen Lösungen liefern, um dem Ehrenamt den Alltag zu erleichtern."

Der DFB sieht sich hierbei auf einem guten Weg. Grindel verweist auf die digitalen Angebote wie das DFBnet und FUSSBALL.DE. Bereitwillige Übungsleiter, die nicht genügend Zeit für eine Trainerschulung haben, können zum Beispiel das E-Learning-Angebot nutzen. "Zudem ist ein Programm mit Paten für Schiedsrichtern gestartet, weil unsere Erfahrung ist, dass viele Schiedsrichter vorschnell aufhören", so Grindel. Diese und weitere Serviceleistungen kosten allerdings Geld. Und dies lasse sich hauptsächlich im Profifußball, also mit den Bundesligen und der Nationalmannschaft, verdienen. Der Grundlagenvertrag zwischen dem DFB und der DFL macht das möglich.

Grundlagenvertrag kommt auch der Basis zugute

Das wichtigste Element dieses Vertrages ist laut Grindel die "Einräumung des Persönlichkeitsrechts an den Nationalspielern für die wirtschaftlichen Aktivitäten des DFB". Dank dieser Regelung ist es möglich, dass der Deutsche Fußball-Bund die Nationalspieler für Werbezwecke nutzt. Ein einfaches Beispiel: Ein Spieler, der beim FC Bayern München spielt und dort für die Automarke Audi wirbt, darf mit der Nationalmannschaft für Werbepartner Mercedes werben. Für diese Rechte zahlt der DFB zwar eine erhebliche Geldsumme. Diese seit laut Grindel aber gut investiert: "Die Einnahmen, die wir darüber erzielen, sind die Basis, um gemeinnützige Aktivitäten mit hohen Millionenbeträgen unterstützen zu können."

Das ist allerdings nur eines von vielen Beispielen, wie der Amateurfußball an den hohen Einnahmen des Profifußballs mitverdient. HFV-Präsident Fischer erklärt: "Aus den Mitteln, die der DFB von der Liga erhält, geht an die Landesverbände ein Betrag von insgesamt acht Millionen Euro." Zudem würden Vereine, die Fußballprofis oder sogar Nationalspieler hervorbringen, eine Ausbildungsvergütung erhalten.

Darüber hinaus profitieren Amateurvereine auch von den Profivereinen aus dem jeweiligen Bundesland. "Die Landesverbände erhalten Spielabgaben von den Mannschaften aus der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga", erklärt Fischer. Das heißt im Falle von Hamburg: Der HFV profitiert von den Einnahmen, die die Profis des Hamburger SV und des FC St. Pauli erwirtschaften. "Dadurch erhalten wir 300.000 Euro im Jahr. Ohne diese Einnahmen würde es bei uns düster aussehen", so Fischer.

Der Profifußball erschafft Vorbilder

Doch der Profifußball ist laut Grindel nicht nur in finanzieller Hinsicht wichtig. Genauso bedeutsam sei es, dass die Nationalmannschaft und Bundesliga Vorbilder hervorbringt. "Hätten wir keine Spitzenvereine und keine erfolgreiche Nationalmannschaft, würde es bei den Vereinen keinen so starken Zulauf geben. Vorbilder tragen dazu bei, dass Kinder überhaupt mit dem Fußball anfangen." Der Präsident verweist auf den Tennissport, der nach der Ära von Boris Becker und Steffi Graf Probleme bekam. Das könne im schlimmsten Fall auch dem Fußball drohen: "Ohne Spitze bekommen wir Probleme an der Basis."

Nach rund eineinhalb Stunden war die muntere Gesprächsrunde beendet. Dem DFB-Präsidenten ist es wichtig, auch zukünftig mit den Vereinen im engen Kontakt zu bleiben, um alle Problemfelder anzugehen. "Dialoge wie heute werden uns dabei helfen, das Band zwischen Verbandsführung und Basisaktivitäten in den Vereinen noch enger sein zu lassen", versprach er.

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