Gladbach vs. Bayern: Meisterball, Ausnüchterung, Torduell

Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München, das ist seit den 70ern ein Klassiker der Bundesliga. Am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 25. Spieltag das 106. Duell - das 98. im Oberhaus, dann gastiert der Meister und Tabellenführer beim Neunten. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Partien in Mönchengladbach, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

Die Bundesliga-Premiere

2. Oktober 1965: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 1:2

Die Bundesliga-Premiere dieses Spiels war zugleich ein Aufsteigerduell. Günter Netzer ließ es sich nicht nehmen, das erste Tor in diesem Klassiker überhaupt zu erzielen, gespielt waren 33 Minuten. Doch am Ende lachten die Bayern: Rainer Ohlhauser glich aus (43.), Gerd Müller entschied das Duell auf dem Bökelberg mit einem für ihn eher ungewöhnlichen 20-Meter-Schuss. Seit diesem Tag ist die Bilanz für Bayern positiv in diesem Duell, das die Borussia erstmals im neunten Anlauf gewann - mit 2:1 am 23. August 1969.



Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München, das ist seit den 70ern ein Klassiker der Bundesliga. Am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 25. Spieltag das 106. Duell - das 98. im Oberhaus, dann gastiert der Meister und Tabellenführer beim Neunten. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Partien in Mönchengladbach, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

Die Bundesliga-Premiere

2. Oktober 1965: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 1:2

Die Bundesliga-Premiere dieses Spiels war zugleich ein Aufsteigerduell. Günter Netzer ließ es sich nicht nehmen, das erste Tor in diesem Klassiker überhaupt zu erzielen, gespielt waren 33 Minuten. Doch am Ende lachten die Bayern: Rainer Ohlhauser glich aus (43.), Gerd Müller entschied das Duell auf dem Bökelberg mit einem für ihn eher ungewöhnlichen 20-Meter-Schuss. Seit diesem Tag ist die Bilanz für Bayern positiv in diesem Duell, das die Borussia erstmals im neunten Anlauf gewann - mit 2:1 am 23. August 1969.

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Der höchste Heimsieg

18. Mai 1974: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 5:0

An diesem Tag kommt es am Bökelberg zu einem äußerst kuriosen Bundesligaspiel. Das vom Spielplaner womöglich erhoffte Finale um die Deutsche Meisterschaft am 34. Spieltag fällt zwar aus, da sich die Bayern die Schale in der Vorwoche bereits gesichert haben. Nun wird sie ihnen noch vor Anpfiff überreicht. Es ist die zweite Trophäe binnen 20 Stunden, die Kapitän Franz Beckenbauer zu fassen bekommt, denn erst am Vortag (!) haben die Bayern in Brüssel im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister gewonnen. Was anschließend zünftig gefeiert wurde. Die Folge: Wohl nie trat eine Mannschaft in einem desolateren Zustand zu einem Bundesligaspiel an. Trainer Udo Lattek sprach von "einer Alkoholverdunstungsstunde". Egal, die Bayern hatten ja ihre Ziele schon erreicht.

Nur Gerd Müller hatte noch etwas zu verlieren, er führte die Torjägerliste an, aber Borussias Jupp Heynckes saß ihm im Nacken. Und entsprechend ambitioniert spielte jener auch. Nach einer halben Stunde brach Bayerns Widerstand zusammen, Heynckes (30., 45.), Allan Simonsen (34.) und Rainer Bonhof (45.) sorgten für eine komfortable Pausen-Führung. Heynckes hatte Müller nun eingeholt (beide 30 Tore), der "Bomber" ließ sich trotzdem auswechseln. Bayerns Rainer Zobel bat seinen Gegenspieler Hacki Wimmer, ob er sich nicht mehr im Schatten aufhalten könne. Selbst Beckenbauer zelebrierte Standfußball: "So wie heute kann ich noch 25 Jahre spielen", sagte er. "Wir haben auf der Trainerbank bei jedem Tor nur noch gelacht", gab Udo Lattek zu. Eins kam noch dazu, Lorenz-Günther Köstner erhöhte auf 5:0 (71.), das war der Endstand. Die höchste Bayern-Niederlage in diesem Duell war auch die seltsamste - und tat keinem weh. Als Torwart Sepp Maier vor die Presse trat, war er wieder ganz der Spaßvogel: "Die Stimmung bei uns in der Kabine ist furchtbar."

Der höchste Auswärtssieg

24. März 1979: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 1:7

An diesem Tag entschied sich auf dem Bökelberg die Zukunft des FC Bayern für die folgenden Jahrzehnte. Die gerade gegen ihren Vorstand rebellierenden Bayern-Stars lieferten auf dem Platz beste Argumente, warum sie keinen Max Merkel als Trainer brauchten. Ein schier ungeheuerliches 7:1 steht in den Annalen, es ist Bayerns dritthöchster Auswärtssieg in der Bundesliga. Damals war es der höchste, erst im neuen Jahrtausend wurde er überboten (8:1 in St. Pauli/2011 und 7:0 in Bremen/2013). "Super-Sieg gegen 'Präse' Neudecker", titelte der Münchner Merkur. Mit diesem Sieg, so ist die allgemeine Lesart, übernahmen Paul Breitner, Pal Csernai und Uli Hoeneß, der sechs Wochen später als Manager anfing, die Macht beim FC Bayern.

Es begann nach sechs Jahren Durststrecke eine neue Meister-Ära. An diesem März-Samstag deuteten die Bayern schon mal an, was in ihnen steckte. Karl-Heinz Rummenigge schoss drei Tore, Norbert Janzon zwei, Katsche Schwarzenbeck eröffnete den Torreigen (9. Minute) und Kurt Niedermayer durfte sich auch einreihen. Nur sechs Minuten hielt Borussia nach Klaus Amraths Ausgleich (12.) das Spiel wieder offen. Sepp Maier machte hinterher vor Freude einen Kopfstand: "Wir haben uns vor dem Spiel zusammengesetzt und dabei geschworen, in Mönchengladbach ein Riesenspiel zu zeigen." Dafür gab es eine Sonderprämie, Schatzmeister Willi O. Hoffmann, der nächste Präsident, versprach den Siegern "eine angemessene Summe" und schwelgte: "Dieser Erfolg war wichtiger als alle Europapokalsiege zusammen."

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Der besondere Moment

11. Dezember 1984: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 3:2

Heute kann man es sich kaum noch vorstellen, aber es gab auch mal eine Zeit, da wurden Bundesligaspiele nicht live und in voller Länge übertragen. Es vergingen 21 Jahre seit dem Start am 24. August 1963, ehe der Wetter- und nicht der Fußballgott für den Beginn eines neuen Medienzeitalters sorgte. Weil nämlich die Borussia im November 1984 nach einem Europacupspiel bei Widzew Lodz wegen Nebels zwei Tage am Flughafen von Warschau festhing, fiel der Klassiker gegen die Bayern aus. Er wäre bestimmt in der ARD-Sportschau gezeigt worden, die Ausschnitte von drei Partien präsentierte. Doch nun wurde aus dem Spitzen- auch ein Nachholspiel, das der DFB auf einen Dienstagabend legte.

Das öffentliche Interesse war riesig, auch weil Lothar Matthäus nach seinem Wechsel zu den Bayern erstmals an den Bökelberg zurückkehrte. Da kam die ARD auf die Idee einer Liveübertragung. Bisher völlig ausgeschlossen, allein schon um die Amateure zu schützen und den Wettbewerb nicht zu verzerren. Seit 1963 galt das Solidarprinzip, der DFB handelte mit den Sendern eine Pauschale aus, die an alle Klubs paritätisch verteilt wurde. Livefußball in Deutschland, das war der Nationalmannschaft vorbehalten, dem Europapokal und dem DFB-Pokalfinale. Die erste Übertragung gab es zwar schon im Dezember 1952, das Pokalspiel FC St. Pauli gegen Hamborn 07 diente dem NWDR als Testlauf. Damals besaßen noch keine 2500 deutsche Haushalte einen Fernseher. Aber selbst als praktisch in jedem Haushalt ein Gerät stand, blieb der Bildschirm samstags um halb vier dunkel.

Nur in Regionalprogrammen der ARD hatte es schon wenige Liveübertragungen von der Bundesliga gegeben, so etwa 1972 das "Finale" um die Meisterschaft zwischen den Bayern und Schalke im BR. Im Mai 1982 wurde Bayerns Gastspiel in Bremen nur im Norddeutschen Programm übertragen, 1983 zeigte der Süddeutsche Rundfunk HSV gegen VfB Stuttgart. 1984 wurden die Fronten schon etwas aufgeweicht, am 1. und 2. Mai wurden erstmals auch Halbfinalspiele im Pokal übertragen. Es waren historische Partien: Zunächst schlug Borussia Mönchengladbach Werder Bremen 5:4 nach Verlängerung, am nächsten Tag setzten Schalke 04 und die Bayern noch einen drauf - 6:6! Warum also nicht auch mal ein Bundesligaspiel vom Bökelberg übertragen an einem Tag, an dem sonst keiner spielte? ARD und DFB konnten sich zur Freude der Fußballfans einigen. Heribert Faßbender war Kommentator des Pilotprojekts, Borussia gewann 3:2 und machte ordentlich Kasse - auch Bayern erhielt seinen Teil, bloß keine Punkte.

Borussia startete furios, führte schon zur Pause 3:1 durch Tore von Frank Mill (21.), Uli Borowka (27.) und Michael Frontzeck (33.), dazwischen lag der Ausgleich durch Reinhold Mathy (24.). Matthäus zeigte sich beeindruckt vom unfreundlichen Empfang und bot eine eher diskrete Leistung. Der Anschlusstreffer von Dieter Hoeneß fiel zu spät (87.). Die Bayern gingen trotzdem als Herbstmeister in die Winterpause, aber mehr Fußballfans als sonst waren nun davon überzeugt, dass auch sie schlagbar waren. Schlusswort von Faßbender: "Aufatmen sicherlich in der Bundesliga. Liebe Bayern-Fans, das müsst ihr verstehen."

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Die wichtigsten Spiele

6. Juni 1981: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 1:4

Am 33. Spieltag 1980/1981 machten die Bayern auf dem Bökelberg ihr Meisterstück. Überraschend war es nicht mehr, sie hatten drei Punkte Vorsprung auf den HSV, die Tordifferenz (um 12 besser) war praktisch ein Vierter. Paul Breitner gewohnt deutlich: "Wenn wir uns das noch nehmen lassen, können wir uns auch gleich erschießen." Borussia stand auf einem UEFA-Cup-Platz, hatte den aber nicht sicher. Nach dem Spiel war er fast schon verloren, während die Bayern ihr Ziel erreichten und mit der Schale nach München fuhren. Mann des Tages war der kommende Torschützenkönig jener Saison, Karl-Heinz Rummenigge. Er schoss die ersten beiden (20., 56.) und das letzte Tor (89.). Das entscheidende 0:3 ging auf das Konto von Kurt Niedermayer (63.), Borussias Joker Carsten Nielsen war noch der Ehrentreffer (76.) vergönnt. Borussen-Coach Jupp Heynckes gratulierte: "Die Bayern sind das fußballerisch beste Team der Bundesliga, an diesem klaren Sieg gibt es gar nichts zu deuteln." Sein Team rettete sich trotzdem noch in den UEFA-Cup.

1. April 1989: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 2:1

Eine solche Serie hatte die Bundesliga noch nicht gesehen: Nach 23 Spieltagen waren die Bayern immer noch ungeschlagen, fünf Punkte betrug ihr Vorsprung auf den 1. FC Köln. Wenn die Saison 1988/1989 noch ein Titelrennen erleben sollte, dann mussten sie am Bökelberg straucheln. Die Borussia verfolgte eigene Interessen, musste sie doch ihren UEFA-Cup-Platz fünf verteidigen, spürte den heißen Atem des Karlsruher SC und des VfB Stuttgart. Der Bökelberg platzte aus allen Nähten, obwohl die Bayern ihr Kontingent (1500 Karten) nicht ausnutzten und noch 600 zurückschickten. Die waren schnell an den Mann gebracht, 34.500 Zuschauer brachten der Borussia eine Einnahme von rund 500.000 Mark. "Jetzt müssen auch noch die Punkte her", sagte Manager Helmut Grashoff. Auf der Bayern-Bank saß der verlorene Sohn der Borussia, Jupp Heynckes, und der tönte: "Wir fahren dorthin, um zu gewinnen."

Danach sah es auch zunächst aus: Johnny Ekström, der Schweden-Bomber, brachte die Gäste in Führung (24.), doch Jörg Neun glich quasi mit dem Auspfiff aus. In der Halbzeit verbreitete sich das Gerücht, Elton John habe Borussia gekauft, doch das Interview mit ZDF-Reporter Rolf Töpperwien entpuppte sich als Aprilscherz. Borussia musste zwei verletzte Spieler austauschen, Winkhold und Criens, und konnte nach der Pause nicht mehr wechseln. Gewinnen aber konnte sie. Das Siegtor fiel in der 67. Minute durch Christian Hochstätter, der berichtete: "Ich habe die Lücke gesehen und sofort abgezogen." Es war "das Tor, das die Bundesliga wieder spannend machte" (Kicker). Heynckes musste die erste Saisonniederlage verkraften, leicht fiel es ihm nicht: "Einige müssen aus ihrer Lethargie aufwachen, dann können wir Meister werden." Und er fand: "Die Gladbacher haben über ihre Verhältnisse gespielt, fast schon südländisch war diese Begeisterung." Es war ja auch das wichtigste Heimspiel gegen die Bayern...

Serien und Fakten

Gesamtbilanz: 22-29-46
Heimbilanz: 19-18-11

- Borussias Heimbilanz gegen Bayern ist positiv (19-18-11), nirgends hat Bayern einen schlechteren Punkteschnitt (1,06)
- Bayern gewann nur eins der letzten fünf Bundesligaduelle gegen Borussia (2:0 im Hinspiel)
- Borussia gewann nur zwei der letzten zehn Heimspiele gegen Bayern

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