Gladbach gegen Bremen: Pfostenbruch, Pokaldrama und Torspektakel

Am 3. Spieltag der Bundesliga empfängt Borussia Mönchengladbach am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) den Tabellenletzten SV Werder Bremen. Vorher wirft DFB.de einen Blick in die Historie dieses Duells.

Das erste Bundesligaspiel - der höchste Auswärtssieg

30. April 1966: Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 0:7

Borussia spielte ihre allererste Bundesligasaison und hatte in der Vorwoche den Klassenverbleib gesichert, was das Rekorddebakel erklären mag. Meister Werder hatte noch minimale Chancen auf die Titelverteidigung, die sich trotz des Schützenfestes am Bökelberg aufgrund der Siege der Konkurrenz erledigten. Im letzten Spiel als Meister aber demonstrierten sie noch mal ihre Klasse. Bis heute ist das 0:7 die höchste Gladbacher Niederlage in der Bundesliga. Werder wiederum hat auswärts nie mehr höher gewonnen. Lange sah es nicht danach aus, vor der Pause traf nur Hugo Dausmann (10.). Erst in den letzten 25 Minuten prasselte der Torhagel über Borussia hernieder: Hugo Dausmann traf noch dreimal (67., 76., 87.), Pico Schütz (65.), Diethelm Ferner (75.) und sogar Ex-Borusse Horst-Dieter Höttges (85.) verewigten sich in der Torschützenliste. Wie kam es zum 0:7? Borussias Regisseur Günter Netzer humpelte als Statist übers Feld, man war quasi in Unterzahl. Und Trainer Hennes Weisweiler gab zu: "Wir sind mit den Kräften am Ende. Die Saison ist schon zu lang für uns."

Der höchste Heimsieg

19. November 2011: Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 5:0

Laut Tabelle war es ein Verfolgerduell auf Augenhöhe, Vierter gegen Dritter. Auf dem Platz war es schon bald ein Klassenunterschied. Zur Pause stand es 3:0, nach 53 Minuten 5:0 für das Team von Lucien Favre. Den Torreigen eröffnete Patrick Hermann (16.), einer von drei heute noch für Borussia aktiven Spielern (neben Oscar Wendt und Tony Jantschke), Juan Arango (53.) beschloss ihn - aber alle redeten von dem jungen Mann, der für die drei Tore dazwischen sorgte: Marco Reus (28., 38., 51.). Es war sein erster Dreierpack in der Bundesliga. Reus war seit fünf Wochen Nationalspieler, alles deutete auf eine große Karriere hin. Auch seine Bescheidenheit. Brav sagte er, "wer die Tore macht, ist nicht so entscheidend", und sprach wie ein Trainer: "Das perfekte Spiel gibt es nicht." Werder-Manager Klaus Allofs gestand indes, "bei so einer Leistung muss einem angst und bange werden." Und meinte natürlich seine eigene Mannschaft. Dass es nach Sokratis' Platzverweis (76.) nicht noch schlimmer wurde, war das einzig Positive für die Hanseaten.



Am 3. Spieltag der Bundesliga empfängt Borussia Mönchengladbach am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) den Tabellenletzten SV Werder Bremen. Vorher wirft DFB.de einen Blick in die Historie dieses Duells.

Das erste Bundesligaspiel - der höchste Auswärtssieg

30. April 1966: Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 0:7

Borussia spielte ihre allererste Bundesligasaison und hatte in der Vorwoche den Klassenverbleib gesichert, was das Rekorddebakel erklären mag. Meister Werder hatte noch minimale Chancen auf die Titelverteidigung, die sich trotz des Schützenfestes am Bökelberg aufgrund der Siege der Konkurrenz erledigten. Im letzten Spiel als Meister aber demonstrierten sie noch mal ihre Klasse. Bis heute ist das 0:7 die höchste Gladbacher Niederlage in der Bundesliga. Werder wiederum hat auswärts nie mehr höher gewonnen. Lange sah es nicht danach aus, vor der Pause traf nur Hugo Dausmann (10.). Erst in den letzten 25 Minuten prasselte der Torhagel über Borussia hernieder: Hugo Dausmann traf noch dreimal (67., 76., 87.), Pico Schütz (65.), Diethelm Ferner (75.) und sogar Ex-Borusse Horst-Dieter Höttges (85.) verewigten sich in der Torschützenliste. Wie kam es zum 0:7? Borussias Regisseur Günter Netzer humpelte als Statist übers Feld, man war quasi in Unterzahl. Und Trainer Hennes Weisweiler gab zu: "Wir sind mit den Kräften am Ende. Die Saison ist schon zu lang für uns."

Der höchste Heimsieg

19. November 2011: Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 5:0

Laut Tabelle war es ein Verfolgerduell auf Augenhöhe, Vierter gegen Dritter. Auf dem Platz war es schon bald ein Klassenunterschied. Zur Pause stand es 3:0, nach 53 Minuten 5:0 für das Team von Lucien Favre. Den Torreigen eröffnete Patrick Hermann (16.), einer von drei heute noch für Borussia aktiven Spielern (neben Oscar Wendt und Tony Jantschke), Juan Arango (53.) beschloss ihn - aber alle redeten von dem jungen Mann, der für die drei Tore dazwischen sorgte: Marco Reus (28., 38., 51.). Es war sein erster Dreierpack in der Bundesliga. Reus war seit fünf Wochen Nationalspieler, alles deutete auf eine große Karriere hin. Auch seine Bescheidenheit. Brav sagte er, "wer die Tore macht, ist nicht so entscheidend", und sprach wie ein Trainer: "Das perfekte Spiel gibt es nicht." Werder-Manager Klaus Allofs gestand indes, "bei so einer Leistung muss einem angst und bange werden." Und meinte natürlich seine eigene Mannschaft. Dass es nach Sokratis' Platzverweis (76.) nicht noch schlimmer wurde, war das einzig Positive für die Hanseaten.

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Das wichtigste Spiel

1. Mai 1984: DFB-Pokalhalbfinale: Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 5:4 n. V.

Kein Bundesligaduell dieser beiden Klubs war so wichtig wie das erste Halbfinale um den DFB-Pokal, erstmals übertrug das Fernsehen - die ARD - ein Pokalspiel vor dem Finale live. Es machte sich vollauf bezahlt. Wer etwas später von seinem Mai-Ausflug zurückkehrte, musste sich nicht ärgern. 40 Minuten lang passierte wenig am Bökelberg. Lothar Matthäus, damals 23 Jahre jung, eröffnete den Torreigen. Er rutschte nach einem Fehler des ältesten Bundesliga-Spielers aller Zeiten - Klaus Fichtel, damals 39 - in eine Flanke und überwand Dieter Burdenski. Das war fünf Minuten vor der Pause und doch nicht der Halbzeitstand, denn in diesem Halbfinale fielen die Tore wie die Dominosteine. Das eine löste das nächste beinahe unmittelbar aus. So glich Norbert Meier sofort zum 1:1 aus, aber der Borussia-Verteidiger Norbert Ringels schoss prompt das 2:1.

Drei Tore in vier Minuten, das war ganz nach dem Geschmack der 34.500 Zuschauer. Es herrschte südländische Begeisterung, die nach über einer Stunde überschäumen sollte. Da flog aus dem Bremer Block eine Tränengasbombe auf den Rasen, und Schiedsrichter Hontheim unterbrach für fünf Minuten. Werder-Kapitän Benno Möhlmann legte noch auf dem Platz den drei Tage später zurückgezogenen Protest ein, denn zumindest drei Spieler hatten Probleme mit den Augen. Die Bedingungen schienen irregulär zu werden. Gegen alle Regeln eines normalen Spielverlaufs war jedenfalls, was dann geschah. Uwe Rahn erhöhte nach 76 Minuten auf 3:1, das war nach aller Wahrscheinlichkeit die Vorentscheidung zu Gunsten der Hausherrem. Noch war es ein normales Spiel.

Doch nur sechs Minuten später saß Werder Bremen schon fast im Flieger nach Frankfurt, wo das Finale für den 31. Mai terminiert war. Die Gäste führten urplötzlich mit 4:3 durch Tore von Benno Möhlmann, Wolfgang Sidka und Uwe Reinders. Fassungslosigkeit beim Borussen-Anhang, Otto Rehhagels Team war auf der Straße des Sieges, doch sein Kollege Jupp Heynckes reagierte prompt und wechselte seinen Joker Hans-Jörg Criens ein. Nur selten hat ein Trainer eine bessere Wahl zum richtigen Zeitpunkt getroffen. Zunächst schien Wilfried Hannes zum Helden zu werden, doch Hontheim gab sein Tor in der 88. Minute zu Unrecht nicht. Der Bökelberg bebte vor Wut - und wenig später vor Entzücken: Mit der wirklich letzten Aktion, es war die fünfte Minute der Nachspielzeit, glückte dem langen Criens das 4:4. Verlängerung. Die ARD sah sich genötigt, die Tagesschau in die Warteschleife zu setzen, jetzt regierte König Fußball.

Die Spannung wurde unerträglich, aber wenigstens war es nicht mehr so schwer, den Überblick zu bewahren. Es fiel nur noch ein Tor - das 5:4 durch den 23-jährigen Criens, der nachher sagte: "Mein Ziel ist es, den Ruf des Jokers bald loszuwerden. Ich möchte wie jeder Fußballer einen Stammplatz." Das Tor fiel in der 107. Minute, 22 weitere vergingen bis zum Abpfiff, weil nach einem Zusammenprall dreier Spieler der Ball wieder für vier Minuten ruhte. Rahn bezahlte seinen Einsatz mit einem Nasenbeinbruch. Das Fachmagazin Kicker bilanzierte: "Das war Fußball total! Ein Spiel, das in die Geschichte eingehen wird." Am nächsten Tag trennten sich Schalke 04 und Bayern München 6:6 und komplettierten das aufregendste und torreichste Halbfinale aller Zeiten.

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Der besondere Momente

3. April 1971: Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 1:1, nach 88 Minuten abgebrochen

Bundesligageschichte schrieb die Partie am 27. Spieltag der Saison 1970/1971, die bis zur 88. Minute nichts dergleichen erahnen ließ. Tabellenführer und Meister Borussia drohte beim Stand von 1:1 ein ärgerlicher Punktverlust. Horst Köppels frühes 1:0 (7.) hatte Heinz-Dieter Hasebrink (16.) schnell egalisiert. Borussia drängte vehement auf den Sieg und warf noch mal alles nach vorne. 24:8 Ecken drückten die Überlegenheit aus, aber Gästekeeper Günter Bernard hielt alles. Dann kam der große Moment des Herbert Laumen, mit dem er heute noch in Verbindung gebracht hat. Hören wir ihn selbst: "Freistoß Netzer, ich steige mit Anlauf hoch, Bremens Torwart Bernard fischt den Ball weg und ich segle rückwärts ins Netz. Ich höre ein Krachen, und schon kippt der Pfosten zur Seite. Wenig später lag ich wie ein Fisch im Netz, ich kam alleine gar nicht mehr raus."

Das sollte sich als das kleinere Problem herausstellen. Denn auch nach Laumens Befreiung bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Fotos dokumentieren, wie drei Bremer Spieler versuchen, den Pfosten wieder aufzurichten. Was gelingt, doch er bleibt nicht stehen, im Innenraum befindliche Zuschauer werfen ihn wieder um. Ob aus Jux oder um zu dokumentieren, dass in diesem faulen Stück Holz der Wurm ist und es schon beim nächsten Pfostentreffer wieder umfallen würde? Oder weil ihnen daran gelegen ist, dass das Spiel abgebrochen wird. Den Gladbacher Spielern jedenfalls ist offensichtlich daran gelegen in der Hoffnung auf eine Wiederholung. Der junge Schiedsrichter Gerd Meuser aus Ingelheim, der erst sein viertes Bundesligaspiel leitet, fordert Kapitän Günter Netzer vergeblich auf, aktiv zu werden. Herbert Wimmer gesteht Jahre später: "Netzer, unser Kapitän, stellte sich gegenüber dem Schiri die ganze Zeit über taub, denn das 1:1 war uns zu wenig, und wir waren auf ein Wiederholungsspiel aus."

Doch was hätten die Spieler, die hinterher der Presse Sätze wie "Wir sind doch Fußballer und keine Bauarbeiter" aussprechen, überhaupt tun können? Meuser schlägt vor, man möge den Pfosten für die verbleibenden zwei Minuten festhalten, ob durch Ersatzspieler oder Ordner. Netzer empfiehlt dafür angeblich "unseren mutigen Platzwart". Niemand geht darauf ein, angeblich aus versicherungstechnischen Gründen, wie die Borussia vor Gericht sagen wird. Ein Ersatztor gibt es nicht, weil es keine entsprechende Vorschrift gibt. Und der halbherzige Reparaturversuch von Platzwart Willi Evers, der mit Hammer, Nägeln und einem Stück Holz aus den Katakomben zurückkommt, scheitert auch. "Da kann man nichts machen", sagt er.

Nach zwölf Minuten Wartezeit bricht Meuser die Partie ab. Erstmals in der Bundesliga wird ein Spiel abgebrochen, ohne dass dafür Witterungseinflüsse verantwortlich sind. Für das DFB-Sportgericht ist der Platzverein verantwortlich für die ordnungsgemäße Durchführung eines Bundesligaspiels. Es wertet die Partie mit 0:2, zum Ärger der Borussen, denen der Punktverlust fast die Meisterschaft kostet. Das Urteil markiert zugleich die Geburtsstunde der Aluminium-Tore, die nach und nach in deutschen Stadien aufgestellt werden - damit nicht wieder mal ein Tor fällt, das nicht mehr aufsteht. Der abgebrochene Pfosten ist heute noch im Vereinsmuseum der Borussia zu bewundern, mit Signaturen von Gladbacher und Bremer Spielern.

Fakten

Gesamt-Bilanz: 34-23-37
Heim-Bilanz: 28-9-10
- zuletzt gab es drei Heimsiege für Borussia
- Werder ist seit 23. Oktober 2010 (1:4) fünf Spiele sieglos in Gladbach
- seit 29 Duellen (14. März 1998) kein 0:0
- in den letzten 26 Duellen fielen immer mindestens zwei Tore
- in den letzten vier Duellen gab es fünf Elfmeter
- Die Borussen Stindl und Raffael trafen schon sechsmal gegen Werder
- Bremens Claudio Pizarro kommt auf sieben Tore gegen Borussia

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