Gesichter der Bundesliga: Als Ballack viermal Zweiter wurde

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: Michael Ballack, der mit Bayer Leverkusen 2001/02 drei Mal Zweiter wurde und das WM-Finale dank einer selbstlosen Tat verpasste.

Den letzten Akt seiner eigenen Tragödie verfolgte er bereits aus dem Zuschauerraum. Wenn auch von einem der besten Plätze. Auf der deutschen Bank saß ein nicht Spielberechtigter und drückte beim WM-Finale gegen Brasilien die Daumen: Michael Ballack hoffte vergebens, so wie er schon vergebens gehofft hatte, dass Referee Urs Meyer im Halbfinale gegen Südkorea die Gelbe Karte nicht ziehen würde nach seinem Foul, das er bedauert, aber nie bereut hat – denn "ich musste es machen, für die Mannschaft."

Meyer zog sie dennoch und Ballack war gesperrt – wofür auch immer. Er trug dann mit einer Energieleistung dazu bei, dass seine Kameraden das große Finale erleben durften. Wie im Viertelfinale gegen die USA brachte ein Ballack-Tor die Deutschen weiter. Nur für ihn war die WM beendet, in der Kabine zu Seoul flossen Tränen. Völler verhieß ihm, "der liebe Gott wird es Dir eines Tages danken" und meinte damit, er bekäme sein WM-Finale noch.

Super-Jahr trotz "Titelflaute"

Aber das bekam Ballack nicht mehr, auch Weltmeister wurde er nie. In Asien wurde ein ehrenvoller zweiter Platz für die DFB-Auswahl erreicht, der Empfang in der Heimat war riesig. Michael Ballack aber hatte gewiss genug von zweiten Plätzen und dem aufrichtigen Beifall dafür. In der Saison 2001/2002 hatte er deren drei gesammelt, mit Bayer Leverkusen. Es war das Jahr, als der Klub zu Bayer "Vizekusen" wurde. Zweiter in der Bundesliga, die der Werksklub nach 31 Spieltagen noch mit fünf Punkten Vorsprung angeführt hatte. Zweiter Sieger im DFB-Pokal-Finale gegen Schalke trotz Führung und zweiter Sieger vier Tage darauf im Finale der Champions League gegen Real Madrid.

Und doch war es für Ballack ein Super-Jahr. In der Bundesliga schoss er in 29 Einsätzen 17 Tore, in der Champions League sechs – ein jedes wichtig – für Deutschland sechs. Für Rudi Völler war er schlichtweg "der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Welt" und der Kicker würdigte ihn derart: "Ballack ist immer und überall, wo es gilt, dem Ball effektiv die finale Richtung in Gegners Tor zu geben." In der Rückschau bedauerte er nur eines: "Dass ich den Elfmeter gegen Bremen nicht geschossen habe!".

Vergleiche mit Beckenbauer

Am 32. Spieltag verlor Bayer zuhause gegen Werder 1:2 und damit den Glauben an die Meisterschaft. Ballack ließ Kollege Hans-Jörg Butt, den Torwart, schießen. Aber "ich hätte ihn auch verschießen können." Den damals 25-Jährigen zeichnete eine Bodenhaftung und Mannschaftsdienlichkeit aus, noch war er nicht der Super-Star. "Gott sei Dank hebt er nicht ab", schrieb die tz am 29. Mai 2002. Aber er war nach dieser Saison der große Hoffnungsträger. Seine Tore in der Relegation gegen die Ukraine hatten Deutschland erst zur WM gebracht. Die Bild-Zeitung schrieb: "Ballack – Wir haben wieder einen Wunderspieler."

Laufstil und Äußeres reizten zu Vergleichen mit Franz Beckenbauer, der prompt bestätigte: "Von vielen, die mit mir verglichen wurden, kommt er mir am nächsten." Beinahe folgerichtig zog Ballack im Sommer 2002 in die Riege der Fußballer des Jahres ein, er gewann die Wahl mit 433 Stimmen und distanzierte den anderen deutschen WM-Helden Oliver Kahn (345). In der neuen Saison spielten sie dann zusammen; so einen Mann konnten sich die Bayern nicht entgehen lassen.

Michael Ballacks Bundesligabilanz: 267 Spiele, 77 Tore; vier Meisterschaften (1998, 2003, 2005, 2006).

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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: Michael Ballack, der mit Bayer Leverkusen 2001/02 drei Mal Zweiter wurde und das WM-Finale dank einer selbstlosen Tat verpasste.

Den letzten Akt seiner eigenen Tragödie verfolgte er bereits aus dem Zuschauerraum. Wenn auch von einem der besten Plätze. Auf der deutschen Bank saß ein nicht Spielberechtigter und drückte beim WM-Finale gegen Brasilien die Daumen: Michael Ballack hoffte vergebens, so wie er schon vergebens gehofft hatte, dass Referee Urs Meyer im Halbfinale gegen Südkorea die Gelbe Karte nicht ziehen würde nach seinem Foul, das er bedauert, aber nie bereut hat – denn "ich musste es machen, für die Mannschaft."

Meyer zog sie dennoch und Ballack war gesperrt – wofür auch immer. Er trug dann mit einer Energieleistung dazu bei, dass seine Kameraden das große Finale erleben durften. Wie im Viertelfinale gegen die USA brachte ein Ballack-Tor die Deutschen weiter. Nur für ihn war die WM beendet, in der Kabine zu Seoul flossen Tränen. Völler verhieß ihm, "der liebe Gott wird es Dir eines Tages danken" und meinte damit, er bekäme sein WM-Finale noch.

Super-Jahr trotz "Titelflaute"

Aber das bekam Ballack nicht mehr, auch Weltmeister wurde er nie. In Asien wurde ein ehrenvoller zweiter Platz für die DFB-Auswahl erreicht, der Empfang in der Heimat war riesig. Michael Ballack aber hatte gewiss genug von zweiten Plätzen und dem aufrichtigen Beifall dafür. In der Saison 2001/2002 hatte er deren drei gesammelt, mit Bayer Leverkusen. Es war das Jahr, als der Klub zu Bayer "Vizekusen" wurde. Zweiter in der Bundesliga, die der Werksklub nach 31 Spieltagen noch mit fünf Punkten Vorsprung angeführt hatte. Zweiter Sieger im DFB-Pokal-Finale gegen Schalke trotz Führung und zweiter Sieger vier Tage darauf im Finale der Champions League gegen Real Madrid.

Und doch war es für Ballack ein Super-Jahr. In der Bundesliga schoss er in 29 Einsätzen 17 Tore, in der Champions League sechs – ein jedes wichtig – für Deutschland sechs. Für Rudi Völler war er schlichtweg "der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Welt" und der Kicker würdigte ihn derart: "Ballack ist immer und überall, wo es gilt, dem Ball effektiv die finale Richtung in Gegners Tor zu geben." In der Rückschau bedauerte er nur eines: "Dass ich den Elfmeter gegen Bremen nicht geschossen habe!".

Vergleiche mit Beckenbauer

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Am 32. Spieltag verlor Bayer zuhause gegen Werder 1:2 und damit den Glauben an die Meisterschaft. Ballack ließ Kollege Hans-Jörg Butt, den Torwart, schießen. Aber "ich hätte ihn auch verschießen können." Den damals 25-Jährigen zeichnete eine Bodenhaftung und Mannschaftsdienlichkeit aus, noch war er nicht der Super-Star. "Gott sei Dank hebt er nicht ab", schrieb die tz am 29. Mai 2002. Aber er war nach dieser Saison der große Hoffnungsträger. Seine Tore in der Relegation gegen die Ukraine hatten Deutschland erst zur WM gebracht. Die Bild-Zeitung schrieb: "Ballack – Wir haben wieder einen Wunderspieler."

Laufstil und Äußeres reizten zu Vergleichen mit Franz Beckenbauer, der prompt bestätigte: "Von vielen, die mit mir verglichen wurden, kommt er mir am nächsten." Beinahe folgerichtig zog Ballack im Sommer 2002 in die Riege der Fußballer des Jahres ein, er gewann die Wahl mit 433 Stimmen und distanzierte den anderen deutschen WM-Helden Oliver Kahn (345). In der neuen Saison spielten sie dann zusammen; so einen Mann konnten sich die Bayern nicht entgehen lassen.

Michael Ballacks Bundesligabilanz: 267 Spiele, 77 Tore; vier Meisterschaften (1998, 2003, 2005, 2006).