Gesichter der 3. Liga: Rostocks Weilandt, Sohn einer Hansa-Legende

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Rostocks Tom Weilandt, Sohn der Hansa-Legende Hilmar Weilandt.

Eigentlich ist sein Name Tom. Gerufen wird er auf dem Fußballplatz "Hille". Schon seit der D-Jugend. So ist das, wenn der Vater eine Vereinslegende ist. So ist das, wenn man Tom Weilandt heißt und der Sohn vom inzwischen 46-jährigen Hilmar Weilandt ist.

"Ich habe selbst hohe Erwartungen an mich"

22 Jahre lang hat der Senior das Trikot von Hansa Rostock getragen, 16 Jahre war er Profi. Hilmar Weilandt hat 160 Bundesligaspiele für Hansa bestritten, 102 Zweitligaspiele, er ist DDR-Meister geworden und hat zweimal in der Nationalmannschaft der DDR gespielt.

So etwas wirft Schatten auf den eigenen Nachwuchs. Regelmäßig werden Vergleiche gezogen, oft wird noch ein bisschen genauer hingeschaut. Die meistgestellte Frage an Tom Weilandt in Interviews ist, ob er irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters treten kann. "Natürlich kann das eine Belastung sein", sagt der 20-Jährige, "aber in erster Linie habe ich selbst hohe Erwartungen an mich."

Deutscher Meister mit Hansas U 19

Bisher hat sich Tom Weilandt im Schatten des Familiennamens gut entwickelt. 2009 lief er zweimal für die deutsche U 18-Nationalmannschaft auf, 2010 wurde er Deutscher Meister mit Rostocks U 19 ("Mein schönstes Erlebnis"). In der vergangenen Saison schaffte er auf Anhieb den Sprung ins Profiteam und kam in der 2. Bundesliga auf 24 Einsätze. Auch nach dem Abstieg ist Weilandt Stammspieler. 29 Spiele stehen in dieser Saison zu Buche, dazu sechs Tore und zwei Vorlagen.

Sein Talent, seine Herkunft und seine lange Vereinszugehörigkeit prädestinieren den 20-Jährigen für eine Rolle als Identifikationsfigur. Seit dem neunten Lebensjahr ist Weilandt junior beim FC Hansa, nachdem er die ersten fußballerischen Gehversuche beim SV Warnemünde in seinem Wohnort und bei der LSG Elmenhorst unternommen hatte. Tom Weilandts erster Trainer in Rostock hatte einst auch Hilmar Weilandt unter seinen Fittichen, da noch in Greifswald. Als er Tom im Training rennen sah, rief er immer wieder "Hille", wohl eher aus Versehen als aus Jux. Der Effekt war der gleiche. Der Spitzname hat sich bis heute gehalten.

Vater Hilmar: Früher Vorbild, heute Ratgeber

Früher, als Kind im Stadion, war der Vater der Lieblingsspieler von Tom Weilandt. Ein Vorbild. Heute ist Hilmar Weilandt ein geschätzter Ratgeber für den Sohn – obwohl sie höchst unterschiedliche Spielertypen darstellen. Papa Weilandt war ein verlässlicher Arbeiter in der Defensive, einer, der eher selten die Mittellinie überquerte und keinen Zweikampf scheute, der Sohn ist im offensiven Mittelfeld oder im Sturm zu Hause. "Mit seiner Erfahrung kann mir mein Vater auf jeden Fall helfen", unterstreicht Tom Weilandt: "Er sagt weniger, was ich gut mache, sondern weist mich darauf hin, was ich noch verbessern kann. Das ist auch wichtiger."

In der laufenden Saison ist der Vater nicht zuletzt als mentaler Aufbauhelfer gefragt. Hansa erlebt eine verkorkste Saison. Als Aufstiegskandidat gestartet, droht der zweite Abstieg in Folge. Eine schwierige Zeit, gerade für junge Spieler wie Tom Weilandt. Und eine große Umstellung nach den Erfolgen in der Jugendzeit. Weilandt sieht das Gute im Schlechten. "Ich habe gelernt, mit Rückschlägen umzugehen", sagt er.

Das Ziel: "Irgendwann in der Bundesliga spielen"

Viel mehr Rückschläge sollen es in den kommenden Wochen allerdings nicht werden. Der Klassenverbleib ist Pflicht in Rostock. "Nimmt man die einzelnen Spieler, dürften wir auf keinen Fall da unten stehen", meint Tom Weilandt, "aber wir haben selten unser Level erreicht, und jetzt fehlt nach der Negativserie auch ein bisschen das Selbstbewusstsein."

Fünf Spieltage vor Saisonende beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz sechs Punkte. Im Abstiegsduell gegen Borussia Dortmund II kann der FC Hansa heute (ab 14 Uhr) einen entscheidenden Schritt machen. Ein weiteres Jahr 3. Liga. Den Schaden begrenzen.

Auf Dauer möchten die Rostocker natürlich wieder den Blick nach oben richten. Auch Tom Weilandt. "Irgendwann würde ich gerne in der Bundesliga spielen", sagt er. So wie der Vater. Vielleicht auch bei einem anderen Klub, wo er nicht mehr "Hille" gerufen wird und die Vereinslegenden andere Familiennamen tragen.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Rostocks Tom Weilandt, Sohn der Hansa-Legende Hilmar Weilandt.

Eigentlich ist sein Name Tom. Gerufen wird er auf dem Fußballplatz "Hille". Schon seit der D-Jugend. So ist das, wenn der Vater eine Vereinslegende ist. So ist das, wenn man Tom Weilandt heißt und der Sohn vom inzwischen 46-jährigen Hilmar Weilandt ist.

"Ich habe selbst hohe Erwartungen an mich"

22 Jahre lang hat der Senior das Trikot von Hansa Rostock getragen, 16 Jahre war er Profi. Hilmar Weilandt hat 160 Bundesligaspiele für Hansa bestritten, 102 Zweitligaspiele, er ist DDR-Meister geworden und hat zweimal in der Nationalmannschaft der DDR gespielt.

So etwas wirft Schatten auf den eigenen Nachwuchs. Regelmäßig werden Vergleiche gezogen, oft wird noch ein bisschen genauer hingeschaut. Die meistgestellte Frage an Tom Weilandt in Interviews ist, ob er irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters treten kann. "Natürlich kann das eine Belastung sein", sagt der 20-Jährige, "aber in erster Linie habe ich selbst hohe Erwartungen an mich."

Deutscher Meister mit Hansas U 19

Bisher hat sich Tom Weilandt im Schatten des Familiennamens gut entwickelt. 2009 lief er zweimal für die deutsche U 18-Nationalmannschaft auf, 2010 wurde er Deutscher Meister mit Rostocks U 19 ("Mein schönstes Erlebnis"). In der vergangenen Saison schaffte er auf Anhieb den Sprung ins Profiteam und kam in der 2. Bundesliga auf 24 Einsätze. Auch nach dem Abstieg ist Weilandt Stammspieler. 29 Spiele stehen in dieser Saison zu Buche, dazu sechs Tore und zwei Vorlagen.

Sein Talent, seine Herkunft und seine lange Vereinszugehörigkeit prädestinieren den 20-Jährigen für eine Rolle als Identifikationsfigur. Seit dem neunten Lebensjahr ist Weilandt junior beim FC Hansa, nachdem er die ersten fußballerischen Gehversuche beim SV Warnemünde in seinem Wohnort und bei der LSG Elmenhorst unternommen hatte. Tom Weilandts erster Trainer in Rostock hatte einst auch Hilmar Weilandt unter seinen Fittichen, da noch in Greifswald. Als er Tom im Training rennen sah, rief er immer wieder "Hille", wohl eher aus Versehen als aus Jux. Der Effekt war der gleiche. Der Spitzname hat sich bis heute gehalten.

Vater Hilmar: Früher Vorbild, heute Ratgeber

Früher, als Kind im Stadion, war der Vater der Lieblingsspieler von Tom Weilandt. Ein Vorbild. Heute ist Hilmar Weilandt ein geschätzter Ratgeber für den Sohn – obwohl sie höchst unterschiedliche Spielertypen darstellen. Papa Weilandt war ein verlässlicher Arbeiter in der Defensive, einer, der eher selten die Mittellinie überquerte und keinen Zweikampf scheute, der Sohn ist im offensiven Mittelfeld oder im Sturm zu Hause. "Mit seiner Erfahrung kann mir mein Vater auf jeden Fall helfen", unterstreicht Tom Weilandt: "Er sagt weniger, was ich gut mache, sondern weist mich darauf hin, was ich noch verbessern kann. Das ist auch wichtiger."

In der laufenden Saison ist der Vater nicht zuletzt als mentaler Aufbauhelfer gefragt. Hansa erlebt eine verkorkste Saison. Als Aufstiegskandidat gestartet, droht der zweite Abstieg in Folge. Eine schwierige Zeit, gerade für junge Spieler wie Tom Weilandt. Und eine große Umstellung nach den Erfolgen in der Jugendzeit. Weilandt sieht das Gute im Schlechten. "Ich habe gelernt, mit Rückschlägen umzugehen", sagt er.

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Das Ziel: "Irgendwann in der Bundesliga spielen"

Viel mehr Rückschläge sollen es in den kommenden Wochen allerdings nicht werden. Der Klassenverbleib ist Pflicht in Rostock. "Nimmt man die einzelnen Spieler, dürften wir auf keinen Fall da unten stehen", meint Tom Weilandt, "aber wir haben selten unser Level erreicht, und jetzt fehlt nach der Negativserie auch ein bisschen das Selbstbewusstsein."

Fünf Spieltage vor Saisonende beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz sechs Punkte. Im Abstiegsduell gegen Borussia Dortmund II kann der FC Hansa heute (ab 14 Uhr) einen entscheidenden Schritt machen. Ein weiteres Jahr 3. Liga. Den Schaden begrenzen.

Auf Dauer möchten die Rostocker natürlich wieder den Blick nach oben richten. Auch Tom Weilandt. "Irgendwann würde ich gerne in der Bundesliga spielen", sagt er. So wie der Vater. Vielleicht auch bei einem anderen Klub, wo er nicht mehr "Hille" gerufen wird und die Vereinslegenden andere Familiennamen tragen.