Gesichter der 3. Liga: Als Sergej Evljuskin über Özil und Hummels thronte

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Babelsbergs Sergej Evljuskin.

Sergej Evljuskin stand eine Stufe über Mesut Özil. Über Mats Hummels, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes. Sergej Evljuskin war die Nummer eins, als es um den Titel des besten deutschen Jugendfußballers seines Jahrgangs ging. Und das gleich zweimal. 2005 und 2006 bekam er die Fritz-Walter-Medaille in Gold verliehen. Eine große Ehre, verbunden mit großen Hoffnungen und großen Erwartungen, allerdings nicht gefolgt von der ganz großen Karriere.

Mesut Özil hat am Mittwochabend in Madrid gespielt. Für Real. Gegen Manchester United. Champions League. Mats Hummels spielte zeitgleich in Donezk. Für den BVB. Ebenfalls Champions League. Er trug Mitschuld am Gegentor zum 1:2, erzielte wenig später mit einem Kopfball den Ausgleich. Sergej Evljuskin hat auch am Mittwochabend gespielt. Am Darmstädter Böllenfalltor. Für den SV Babelsberg 03. In der 3. Liga. Gefrorener Rasen. Ein knorriges 0:0. Solider Profifußball, aber nicht die Bühne, die die Welt bedeutet.

Von der U 16 bis U 19 Stammgast in DFB-Auswahlteams

Hätte, wenn und aber. Evljuskin könnte sich einige Fragen stellen. Hat er auch schon. "Aber das sind nur ganz flüchtige Momente." Er ist 25, er ist Stammspieler, er ist in guter körperlicher Verfassung, es hätte schlimmer kommen können. Natürlich, auch besser. Evljuskin weiß das. Doch er widmet sich lieber der Zukunft. Dem Ziel, mit Babelsberg frühzeitig das Thema Abstiegskampf abzuhaken. Und dem Wunsch, irgendwann in der 2. Bundesliga aufzulaufen. Dort war er noch nicht, ebenso wie in der Bundesliga.

Wann er den Anschluss verpasst hat? Wahrscheinlich in der Saison 2007/2008. Bis dahin war es für den Mittelfeldspieler ordentlich gelaufen. Ausbildung beim VfL Wolfsburg, von der U 16 bis U 19 Stammgast in den Auswahlmannschaften des DFB, zeitweise sogar Kapitän. Dann kam sein zweites Jahr in Wolfsburgs zweiter Mannschaft, eine verkorkste Saison in der (damals noch drittklassigen) Regionalliga Nord. Für die Wolfsburger im Allgemeinen und Evljuskin im Speziellen. Die Mannschaft steckte im Tief, der obligatorische Trainerwechsel folgte, der ehemalige bulgarische Nationalspieler Petr Houbtchev übernahm, und plötzlich war Evljuskin seinen festen Platz in der Startelf los.

Gesichter der 3. Liga 2012/2013

Evljuskin: "Vielleicht war ich zur falschen Zeit am falschen Ort"

Gedanken an einen Vereinswechsel keimten auf. Houbtchevs Nachfolger Lorenz Günther Köstner redete sie Evljuskin wieder aus. So wurden aus fünf Jahren Wolfsburg sieben Jahre. Ein Fehler? Evljuskin ist sich unschlüssig. "Vielleicht war ich zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt er: "Für junge Spieler war es damals schwer in Wolfsburg, den Durchbruch in die Bundesliga-Mannschaft zu schaffen." Dies zeigten auch die Beispiele von damaligen Mitspielern wie Alexander Esswein und Sebastian Polter, beide heute beim 1. FC Nürnberg. "Ich selbst kann mir jedenfalls nichts vorwerfen", meint Evljuskin.

Im Sommer 2010 orientierte er sich um und wechselte zum FC Hansa Rostock in die 3. Liga. Die gleichaltrigen Özil und Boateng gehörten zur gleichen Zeit zum Kader der deutschen Nationalmannschaft für die WM in Südafrika. Ein Jahr zuvor waren sie mit Hummels und Höwedes U 21-Europameister in Schweden geworden. Evljuskins Auswahlkarriere war in der U 20 zu Ende gegangen. Auf den Werdegang seiner ehemaligen Weggefährten blickt er ohne Neid und (fast) ohne Wehmut. "Ich schaue immer wieder auf die Jungs und freue mich für sie", unterstreicht er.

"Es wäre schön, ein paar Spiele in der 2. Bundesliga zu erleben"

Beim SV Babelsberg ist Evljuskin seit eineinhalb Jahren. Mit Rostock hatte er zwar auf Anhieb den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert, jedoch nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Das ist in Babelsberg anders. Evljuskin hat 20 von 24 Saisonspielen bestritten, die meisten im defensiven Mittelfeld, die letzten vier als Innenverteidiger, obwohl der Deutsch-Kirgise dafür mit 1,78 Metern kein Gardemaß hat. "Ich komme gut zurecht und fühle mich im Verein sehr wohl", sagt er.

Sein Vertrag läuft bis Sommer 2014. Ob es anschließend doch noch nach oben geht? Sergej Evljuskin gibt sich zurückhaltend. „Im Fußball kann alles sehr schnell gehen, aber ich möchte mir erst einmal realistische Ziele stecken. Es wäre schön, ein paar Spiele in der 2. Bundesliga zu erleben.“ Die großen Erwartungen sind Vergangenheit.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Newcomer. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison jede Menge Charakterköpfe zu bieten. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner Serie vor. Heute: Babelsbergs Sergej Evljuskin.

Sergej Evljuskin stand eine Stufe über Mesut Özil. Über Mats Hummels, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes. Sergej Evljuskin war die Nummer eins, als es um den Titel des besten deutschen Jugendfußballers seines Jahrgangs ging. Und das gleich zweimal. 2005 und 2006 bekam er die Fritz-Walter-Medaille in Gold verliehen. Eine große Ehre, verbunden mit großen Hoffnungen und großen Erwartungen, allerdings nicht gefolgt von der ganz großen Karriere.

Mesut Özil hat am Mittwochabend in Madrid gespielt. Für Real. Gegen Manchester United. Champions League. Mats Hummels spielte zeitgleich in Donezk. Für den BVB. Ebenfalls Champions League. Er trug Mitschuld am Gegentor zum 1:2, erzielte wenig später mit einem Kopfball den Ausgleich. Sergej Evljuskin hat auch am Mittwochabend gespielt. Am Darmstädter Böllenfalltor. Für den SV Babelsberg 03. In der 3. Liga. Gefrorener Rasen. Ein knorriges 0:0. Solider Profifußball, aber nicht die Bühne, die die Welt bedeutet.

Von der U 16 bis U 19 Stammgast in DFB-Auswahlteams

Hätte, wenn und aber. Evljuskin könnte sich einige Fragen stellen. Hat er auch schon. "Aber das sind nur ganz flüchtige Momente." Er ist 25, er ist Stammspieler, er ist in guter körperlicher Verfassung, es hätte schlimmer kommen können. Natürlich, auch besser. Evljuskin weiß das. Doch er widmet sich lieber der Zukunft. Dem Ziel, mit Babelsberg frühzeitig das Thema Abstiegskampf abzuhaken. Und dem Wunsch, irgendwann in der 2. Bundesliga aufzulaufen. Dort war er noch nicht, ebenso wie in der Bundesliga.

Wann er den Anschluss verpasst hat? Wahrscheinlich in der Saison 2007/2008. Bis dahin war es für den Mittelfeldspieler ordentlich gelaufen. Ausbildung beim VfL Wolfsburg, von der U 16 bis U 19 Stammgast in den Auswahlmannschaften des DFB, zeitweise sogar Kapitän. Dann kam sein zweites Jahr in Wolfsburgs zweiter Mannschaft, eine verkorkste Saison in der (damals noch drittklassigen) Regionalliga Nord. Für die Wolfsburger im Allgemeinen und Evljuskin im Speziellen. Die Mannschaft steckte im Tief, der obligatorische Trainerwechsel folgte, der ehemalige bulgarische Nationalspieler Petr Houbtchev übernahm, und plötzlich war Evljuskin seinen festen Platz in der Startelf los.

Gesichter der 3. Liga 2012/2013

Evljuskin: "Vielleicht war ich zur falschen Zeit am falschen Ort"

Gedanken an einen Vereinswechsel keimten auf. Houbtchevs Nachfolger Lorenz Günther Köstner redete sie Evljuskin wieder aus. So wurden aus fünf Jahren Wolfsburg sieben Jahre. Ein Fehler? Evljuskin ist sich unschlüssig. "Vielleicht war ich zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt er: "Für junge Spieler war es damals schwer in Wolfsburg, den Durchbruch in die Bundesliga-Mannschaft zu schaffen." Dies zeigten auch die Beispiele von damaligen Mitspielern wie Alexander Esswein und Sebastian Polter, beide heute beim 1. FC Nürnberg. "Ich selbst kann mir jedenfalls nichts vorwerfen", meint Evljuskin.

Im Sommer 2010 orientierte er sich um und wechselte zum FC Hansa Rostock in die 3. Liga. Die gleichaltrigen Özil und Boateng gehörten zur gleichen Zeit zum Kader der deutschen Nationalmannschaft für die WM in Südafrika. Ein Jahr zuvor waren sie mit Hummels und Höwedes U 21-Europameister in Schweden geworden. Evljuskins Auswahlkarriere war in der U 20 zu Ende gegangen. Auf den Werdegang seiner ehemaligen Weggefährten blickt er ohne Neid und (fast) ohne Wehmut. "Ich schaue immer wieder auf die Jungs und freue mich für sie", unterstreicht er.

[bild2] "Es wäre schön, ein paar Spiele in der 2. Bundesliga zu erleben"

Beim SV Babelsberg ist Evljuskin seit eineinhalb Jahren. Mit Rostock hatte er zwar auf Anhieb den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert, jedoch nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Das ist in Babelsberg anders. Evljuskin hat 20 von 24 Saisonspielen bestritten, die meisten im defensiven Mittelfeld, die letzten vier als Innenverteidiger, obwohl der Deutsch-Kirgise dafür mit 1,78 Metern kein Gardemaß hat. "Ich komme gut zurecht und fühle mich im Verein sehr wohl", sagt er.

Sein Vertrag läuft bis Sommer 2014. Ob es anschließend doch noch nach oben geht? Sergej Evljuskin gibt sich zurückhaltend. „Im Fußball kann alles sehr schnell gehen, aber ich möchte mir erst einmal realistische Ziele stecken. Es wäre schön, ein paar Spiele in der 2. Bundesliga zu erleben.“ Die großen Erwartungen sind Vergangenheit.