Gerland: "Können auch gegen Topteams bestehen"

An den 16. September 1972 kann sich Hermann Gerland noch genau erinnern. "Als Einwechselspieler habe ich damals als 18-Jähriger in Braunschweig mein erstes Bundesligaspiel für den VfL Bochum bestritten", sagt der heute 56-Jährige im Rückblick auf seine erste von 204 Erstligapartien für die Blau-Weißen. "Wir haben durch Tore von Hans-Werner Hartl und Hans Walitza 2:0 gewonnen."

Am Samstag (ab 14 Uhr) kehrt Hermann Gerland als langjähriger Trainer der zweiten Mannschaft von Rekordmeister Bayern München an die Hamburger Straße zurück. Beim Duell des Spitzenreiters aus Braunschweig gegen das Schlusslicht aus der bayerischen Landeshauptstadt peilt der FCB II wichtige Punkte für den Klassenverbleib an - so wie beim 1:0 im Hinspiel gegen die Eintracht. Wie die Chancen diesmal stehen, sagt Hermann Gerland im aktuellen DFB.de-Interview.

DFB.de: Ihre Mannschaft belegt vor dem Gastspiel beim Spitzenreiter den letzten Tabellenplatz. Wie gehen Sie mit der Situation um, Herr Gerland?

Hermann Gerland: Unsere aktuelle Lage ist natürlich alles andere als erfreulich. Wer mich kennt, der weiß aber, dass ich ein Kämpfer bin. Wir werden auf jeden Fall alles versuchen, um den Klassenverbleib zu schaffen. Und ich bin auch trotz aller Probleme zuversichtlich, dass wir es schaffen können.

DFB.de: Wie wichtig wäre der Verbleib in der 3. Liga für den FC Bayern II?

Gerland: Selbstverständlich haben wir alle ein großes Interesse daran, dass die zweite Mannschaft weiter in der bestmöglichen Liga spielt. Kürzlich beim DFB-Pokalviertelfinale unserer Profis in Aachen gehörten nicht weniger als sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zur Startformation von Louis van Gaal. Davon sind Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Holger Badstuber und Thomas Müller bekanntlich sogar aktuelle Nationalspieler. So etwas ist nur bei einer exzellenten Ausbildung möglich und für uns ein großer Ansporn, weiterhin erstklassige Arbeit abzuliefern.

DFB.de: Welche Erklärungen haben Sie für die Tabellensituation?

Gerland: Das hat viele Gründe. Zum einen hatten wir großes Verletzungspech. Saer Sene konnte seit dem zweiten Spieltag nicht mehr eingesetzt werden, Deniz Yilmaz erlitt gleich zweimal einen Fußbruch, auch Danny Schwarz musste pausieren. Hinzu kommt, dass wir einige wichtige Spieler wie Björn Kopplin, Tom Schütz, David Alaba oder die beiden jetzigen Bundesliga-Torhüter Michael Rensing und Thomas Kraft abgegeben haben und sich einige nachgerückte Spieler aus unserer U 19 noch schwer tun. Trotzdem waren wir in vielen Spielen die bessere Mannschaft, haben aber oft unsere Chancen nicht genutzt. Durch diese Negativerlebnisse hat dann auch nach und nach das Selbstvertrauen gelitten.

DFB.de: Wie lautet Ihr Rezept für den Endspurt um den Klassenverbleib?

Gerland: Eigentlich ist es ganz einfach: Wir müssen die Spiele, in denen wir besser als der Gegner sind, auch für uns entscheiden. Dann bleiben wir drin. Dass dafür aber auch harte Arbeit für unsere talentierten Spieler erforderlich ist, versteht sich von selbst.

DFB.de: Auf die schwache Torquote mit nur 16 Treffern in 19 Spielen haben Sie reagiert und mit Steffen Wohlfarth einen Routinier für den Sturm verpflichtet. Was versprechen Sie sich von ihm?

Gerland: In erster Linie natürlich Tore. Er bringt schließlich die nötige Erfahrung mit, die vielen meiner jungen Spieler noch fehlt. Ich hoffe aber auch, dass uns die anderen Winterzugänge Antonio Pangallo, Bastian Müller und Marcos Alvarez helfen werden. Das wird nötig sein, schließlich hat uns zuletzt Maximilian Haas in Richtung England verlassen. Er hatte ein so gutes Angebot, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen wollten.

DFB.de: Im Hinspiel gegen Braunschweig gelang Bayern II einer von nur drei Siegen in der Hinserie. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Partie?

Gerland: Da haben wir wirklich gut gespielt und hätten sogar höher führen können als 1:0. Kurz vor Schluss konnten wir uns dann aber bei Thomas Kraft bedanken, dass er uns mit einer Glanzparade den Sieg gerettet hat.

DFB.de: Braunschweig ist trotzdem Tabellenführer. Hatten Sie damit gerechnet?

Gerland: Die Eintracht hat eine starke Mannschaft, viele treue Fans und einen guten Trainer. Daher ist das Abschneiden für mich keine Überraschung.

DFB.de: Was haben Sie sich für Samstag vorgenommen?

Gerland: Wir werden versuchen, an die gute Leistung vom Hinspiel anzuknüpfen und unsere - vermutlich wenigen - Chancen konsequent zu nutzen. Dass wir auch auswärts bei Topteams bestehen können, haben wir beim 2:0 in Rostock gezeigt.