Gerland: "Bochum kann gute Bundesligateams schlagen"

Zurück in der Heimat, im Pott, in seinem Revier, im Stadion des VfL Bochum. Wenn vor dem DFB-Pokalviertelfinale zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) Herbert Grönemeyers Hymne "Bochum" aus den Stadionlautsprechern erklingt, wird im Flutlicht des Revierstadions ein Mann aus den gegnerischen Reihen besonders bewegt sein: Hermann Gerland. Der Assistenztrainer des Rekordmeisters- und pokalsiegers ist "auf Kohle geboren", in Bochum natürlich. Seine gesamte Profilaufbahn bestritt der 204-malige Bundesligaspieler für den VfL. Von 1972 bis 1984 trat der "Tiger" in seiner Geburtsstadt für die Blau-Weißen vor den Ball. Wenig später wurde er Trainer seines Stammvereins, zog mit den Bochumern in der Saison 1987/1988 ins DFB-Pokal-Finale ein, dass mit 0:1 gegen Eintracht Frankfurt verloren ging.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht Hermann Gerland, 2014 vom DFB zum "Trainer des Jahres" gekürt, über seine Liebe zur Heimat und zum VfL, über sein Verhältnis zum scheidenden Bayern-Coach Pep Guardiola und ein "Jahrhundertspiel" mit Gerlandscher Beteiligung als Warnung vor der Pokalpartie gegen den Zweitligisten.

DFB.de: Herr Gerland, welche Kontakte haben Sie noch nach Bochum?

Hermann Gerland: Meine Familie wohnt noch in Bochum - Geschwister, Schwiegermutter, Schwager, Nichten - und meine Freunde. Ich bin immer gerne in Bochum. Ich habe da ja meine gesamte Fußballerlaufbahn erlebt, mit 32 Jahren bin ich beim VfL auch Cheftrainer geworden. Mit Ottokar Wüst hatten wir damals einen genialen Präsidenten, der mir das Vertrauen geschenkt hat.

DFB.de: Wie ist heute Ihr Kontakt zu den ehemaligen Weggefährten vom VfL?

Gerland: Die ehemaligen Spieler treffen sich jedes Jahr. Einmal lädt der VfL ein, dann gehen wir über den Weihnachtsmarkt. Und nach dem Saisonende lade ich ein - die Spieler, die mit mir gespielt haben, und auch die Spieler, die unter mir gespielt haben.

DFB.de: Wo geht's mit denen hin? Kommen die zu Ihnen nach Hause?

Gerland: In der Nähe des Stadions ist das Tennisheim, da gibt es was Gutes zu essen. Weil es unweit vom Stadion ist, kennt das jeder, auch die Auswärtigen. Da wird sehr gut gekocht, und es macht Spaß. Das werde ich beibehalten. Wie gesagt: Nach der Saison - und hoffentlich nach dem Pokalfinale.

DFB.de: Von Familie und Freunden werden diesmal auch viele im Stadion sein?

Gerland: Ich denke schon, dass einige kommen werden.

DFB.de: Und die drücken dem VfL oder Ihnen die Daumen?

Gerland: (lacht) Das wird so und so sein. Einige werden dem VfL die Daumen drücken, und einige werden mir die Daumen drücken. Besser gesagt nicht mir, sondern Bayern München.



Zurück in der Heimat, im Pott, in seinem Revier, im Stadion des VfL Bochum. Wenn vor dem DFB-Pokalviertelfinale zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) Herbert Grönemeyers Hymne "Bochum" aus den Stadionlautsprechern erklingt, wird im Flutlicht des Revierstadions ein Mann aus den gegnerischen Reihen besonders bewegt sein: Hermann Gerland. Der Assistenztrainer des Rekordmeisters- und pokalsiegers ist "auf Kohle geboren", in Bochum natürlich. Seine gesamte Profilaufbahn bestritt der 204-malige Bundesligaspieler für den VfL. Von 1972 bis 1984 trat der "Tiger" in seiner Geburtsstadt für die Blau-Weißen vor den Ball. Wenig später wurde er Trainer seines Stammvereins, zog mit den Bochumern in der Saison 1987/1988 ins DFB-Pokal-Finale ein, dass mit 0:1 gegen Eintracht Frankfurt verloren ging.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht Hermann Gerland, 2014 vom DFB zum "Trainer des Jahres" gekürt, über seine Liebe zur Heimat und zum VfL, über sein Verhältnis zum scheidenden Bayern-Coach Pep Guardiola und ein "Jahrhundertspiel" mit Gerlandscher Beteiligung als Warnung vor der Pokalpartie gegen den Zweitligisten.

DFB.de: Herr Gerland, welche Kontakte haben Sie noch nach Bochum?

Hermann Gerland: Meine Familie wohnt noch in Bochum - Geschwister, Schwiegermutter, Schwager, Nichten - und meine Freunde. Ich bin immer gerne in Bochum. Ich habe da ja meine gesamte Fußballerlaufbahn erlebt, mit 32 Jahren bin ich beim VfL auch Cheftrainer geworden. Mit Ottokar Wüst hatten wir damals einen genialen Präsidenten, der mir das Vertrauen geschenkt hat.

DFB.de: Wie ist heute Ihr Kontakt zu den ehemaligen Weggefährten vom VfL?

Gerland: Die ehemaligen Spieler treffen sich jedes Jahr. Einmal lädt der VfL ein, dann gehen wir über den Weihnachtsmarkt. Und nach dem Saisonende lade ich ein - die Spieler, die mit mir gespielt haben, und auch die Spieler, die unter mir gespielt haben.

DFB.de: Wo geht's mit denen hin? Kommen die zu Ihnen nach Hause?

Gerland: In der Nähe des Stadions ist das Tennisheim, da gibt es was Gutes zu essen. Weil es unweit vom Stadion ist, kennt das jeder, auch die Auswärtigen. Da wird sehr gut gekocht, und es macht Spaß. Das werde ich beibehalten. Wie gesagt: Nach der Saison - und hoffentlich nach dem Pokalfinale.

DFB.de: Von Familie und Freunden werden diesmal auch viele im Stadion sein?

Gerland: Ich denke schon, dass einige kommen werden.

DFB.de: Und die drücken dem VfL oder Ihnen die Daumen?

Gerland: (lacht) Das wird so und so sein. Einige werden dem VfL die Daumen drücken, und einige werden mir die Daumen drücken. Besser gesagt nicht mir, sondern Bayern München.

###more###

DFB.de: Wenn vor dem Spiel im Ruhrstadion Herbert Grönemeyers Hymne "Bochum" erklingt: Fühlt sich das für Sie an wie Nachhausekommen?

Gerland: Ja, auf jeden Fall. Das ist ein besonderes Lied für mich.

DFB.de: Aber für Wehmut bleibt in den 90 Minuten danach, vielleicht auch 120, keine Zeit?

Gerland: Nein. Ich hatte eine sehr schöne Zeit beim VfL Bochum und erinnere mich sehr gerne daran zurück. Ich freue mich immer, wenn ich Gesichter von damals sehe. Zu meinen damaligen Sekretärinnen Christa und Christa habe ich nach wie vor ein freundschaftliches Verhältnis. Ab und zu bringe ich denen auch mal eine Tafel Schokolade vorbei. Wie gesagt: Für mich ist das sehr schön. Ich würde auf meine alten Tage sehr gerne noch in der Bundesliga gegen den VfL spielen. Dann bin ich häufiger da und kann das genießen.

DFB.de: Die hartgesottenen VfL-Anhänger fragen sich: Was macht ein Ur-Bochumer wie Sie bloß bei den Bayern?

Gerland: Tja, ich kann nur eins sagen: Irgendwann werde ich ja 62 (am 4. Juni; Anm. d. Red.), aber ich gehe jeden Morgen gerne zur Säbener Straße. Wer kann das behaupten, jeden Morgen gerne zur Arbeit zu gehen? Wer kann das? Das ist für mich das Schönste. Wenn ich die Jungs Fußballspielen sehe, dann bin ich so begeistert, das macht mir so viel Spaß! Das ist einfach unglaublich. Auch im Training den Spielern zuzuschauen und zu sagen: "Mach dat mal so, mach dat mal so!" Die Spiele, die wir liefern, sind von höchster Qualität. Wenn man Fußballer ist, dann liebt man so einen Fußball. Wir spielen einfach außerordentlich gut, und das auch noch außerordentlich häufig.

DFB.de: Fehlt Ihnen eigentlich manchmal die unmittelbare Arbeit mit dem Nachwuchs?

Gerland: Das ist ja so: Wie jeder Trainer habe auch ich gewisse Qualitäten. Sicherlich ist das eine Sache, wo ich mich hinterfrage. Aber der Verein möchte, dass ich oben dabei bleibe, und dann stelle ich eventuelle persönliche Wünsche zurück. Ich weiß, dass ich ausbilden und Talente erkennen kann. Aber im Moment benötigt mich der Verein an anderer Stelle.

DFB.de: Oder fühlt es sich gar nicht so an, dass etwas fehlt, weil die Talente auch in der ersten Mannschaft immer jünger werden?

Gerland: Wir müssen sehen, dass wir jetzt wieder einen rausbringen. David Alaba ist der Letzte, der es geschafft hat. Und er ist mittlerweile auch 23 Jahre alt. Wir werden bald wieder "Nachschub" liefern. Das dauert noch zwei, drei Jahre - dann, so denke ich, haben wir wieder eigene Talente. Der Jahrgang 2000 ist ein Topjahrgang. Da kommen einige raus, die auch Perspektiven haben, bei Bayern München Profi zu werden. Mit denen muss man jetzt arbeiten.

DFB.de: Sie selbst haben mal gesagt, Sie wollen den Verein nicht mehr wechseln. Wie lange wollen Sie denn noch beim FC Bayern arbeiten?

Gerland: (lacht) Bis man mich wegschickt.

###more###

DFB.de: Ihr Vertrag ist unbefristet?

Gerland: Ja, der ist unbefristet. Aber wenn irgendwas passieren sollte, und man wäre mit mir nicht mehr zufrieden, dann würde ich aufhören. Damit habe ich kein Problem. Aber solange der Verein mit mir zufrieden ist und mir das so viel Spaß macht...

DFB.de: Sie haben als Co-Trainer seit 2009 mit Jupp Heynckes, Louis van Gaal und Pep Guardiola schon einige Toptrainer erlebt. Wie war das?

Gerland: Die Toptrainer habe ich schon genossen, jetzt kommt mit Carlo Ancelotti noch ein weiterer Toptrainer (der Italiener übernimmt ab Sommer von Pep Guardiola, den es zu Manchester City zieht; Anm. d. Red.). Den werde ich auch noch kennenlernen und sehen, was er für Ansichten über den Fußball hat. Er muss auch erst mal die Liga kennenlernen - und die kenne ich ja. Ich werde versuchen, ihm dabei zu helfen und damit auch dem Verein zu helfen.

DFB.de: Die Zeit mit Pep Guardiola geht bereits auf die Zielgerade. Wie fühlt sich der immer näher rückende Abschied des Spaniers für Sie als Assistenztrainer an?

Gerland: Ich hoffe, dass wir gewinnen, was er sich vorgenommen hat. Also wir: die Spieler mit dem Pep. Ich muss sagen, Pep hat mich deutlich schlauer gemacht.

DFB.de: Inwiefern?

Gerland: Taktisch ist er ein Genie. Wie er den Gegner am Computer auseinandernimmt und analysiert, wie er die Mannschaft einstellt, das ist unvorstellbar gut. Da kann man nur von lernen.

DFB.de: Wie nennen Sie sich eigentlich untereinander: Pep und Hermann? Oder haben Sie gegenseitig Spitznamen?

Gerland: Ne, ne. Pep. Aus der Mannschaft sagen wohl einige Tiger. Von denen, die mit mir gespielt haben, sagt keiner Tiger zu mir. Die sagen alle Eiche.

DFB.de: Wo kommt das her?

Gerland: Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ata Lamek oder Lothar Woelk, irgendeiner hat wahrscheinlich mal Eiche gesagt. Mit Ata telefoniere ich ja sehr oft, eigentlich wöchentlich. Neulich waren wir zusammen bei Willi Lippens, der seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, das war auch nett. Da haben wir die ehemaligen Strategen, mit denen wir die Klingen gekreuzt haben, wiedergetroffen. Das war einfach schön. Ich freue mich immer, wenn ich im Westen sein darf. Wenn wir in Dortmund, Schalke oder Bochum spielen, das ist für mich immer ein Highlight. Da komme ich her, da ist meine Heimat.

###more###

DFB.de: In Ihrer Heimat geht es nun im DFB-Pokalviertelfinale gegen Bochum. Wie schätzen Sie den VfL anno 2016 ein?

Gerland: Der VfL hat in der Vorbereitung bewiesen, dass er in der Lage ist, gute Bundesligamannschaften zu schlagen (gegen Hertha BSC Berlin 4:1, gegen Borussia Mönchengladbach 5:2, gegen Bayer Leverkusen 2:1; Anm. d. Red.). Mit Jupp Heynckes haben wir 2011 im DFB-Pokalachtelfinale in Bochum mit 2:1 gewonnen, Arjen Robben hat das Siegtor in der letzten Minute erzielt. Da haben wir gesehen, wie schwierig es ist, im Pokal eine ambitionierte Mannschaft aus der 2. Bundesliga zu besiegen. Das ist Pokal, das ist nur ein Spiel, da ist alles möglich. Daher werden wir gegen den VfL Bochum hochkonzentriert spielen.

DFB.de: Was war für Sie das prägendste Duell zwischen Bochum und Bayern?

Gerland: Das wissen Sie doch selber. Jeder neue Trainer hier in München wird darüber informiert, dass wir mit Bochum mal 4:0 geführt und danach noch 5:6 verloren haben (am sechsten Bundesliga-Spieltag im September 1976 mit Hermann Gerland als Spieler; Anm. d. Red.). Das ist ja wohl das Jahrhundertspiel. Wenn man das live miterlebt hat und dann später Trainer wird, weiß man immer: Bei einem 3:0 kann noch was passieren, selbst bei einem 4:0.

DFB.de: So bleibt es immer ein warnendes Beispiel.

Gerland: Klar. Das war ja so nicht zu erwarten. Es waren die ganzen Koryphäen dabei: Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Müller, Rummenigge, Hoeneß. Und dann haben sie mit einem Tor Unterschied, das Uli Hoeneß in der 89. Minute erzielt hat, gewonnen. Wenn die Zuschauer diesmal so ein Spiel sehen werden und wir hinterher eine Runde weiterkommen, hätte ich nichts dagegen. Wobei Trainer das nicht so gerne sehen, wenn die eigene Mannschaft fünf Gegentore kassiert. (lacht) Aber für die Zuschauer bleibt so etwas natürlich in Erinnerung. Da wird heute noch drüber gesprochen und gefeixt.

DFB.de: Sie haben in den vergangenen fünf Jahren zehn Titel gewonnen, darunter dreimal den DFB-Pokal. Was haben Sie da noch für Wünsche?

Gerland: Was für Wünsche soll man haben, wenn man beim FC Bayern München ist? Ich bin mit Jupp Heynckes dreimal Zweiter geworden. Und im Champions-League-Finale 2012 waren wir so was von überlegen und so was von gut. Wir haben das Finale mit so viel Pech verloren, dann auch noch zu Hause. Man will gewinnen! Wir wollen Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und auch Champions-League-Sieger werden. Das sind hochgesteckte Ziele, aber wir haben genug Selbstvertrauen. Dass man dafür auch das nötige Glück braucht, auch Spielglück, weiß ich selber.

DFB.de: Sie haben als Trainer der Bayern-Amateure den Spruch geprägt: "Immer Glück ist Können." Warum sind die Bayern der glücklichste Klub Deutschlands?

Gerland: (lacht) Weil sie wat können. Man wird nicht Meister, wenn man nix kann. Natürlich ist man in einigen Spielen froh, wenn man auch das Quäntchen Glück hat, aber das gehört dazu. Aber ich habe auch gesagt: "Immer Pech ist Nicht-Können." Wenn ein Stürmer zehnmal alleine vor dem Tor steht, nicht trifft und sagt: Ich habe Pech gehabt, der Torwart war klasse, Pfosten, Latte und weiß ich was, dann ist das Nicht-Können. Das gilt also auch umgekehrt.