Gehlenborg: "Wer den Fußball nur aufs Spiel reduziert, macht ihn zu klein"

Eugen Gehlenborg ist einer von vier Neuen im DFB-Präsidium. Der 66 Jahre alte Diplom-Pädagoge leitete den Bereich Weiterbildung im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Fußball hat er früher auch gespielt, sehr erfolgreich, fast wäre er Profi geworden. Im Juni 2009 wurde er in Bremerhaven zum 14. Präsidenten des NOFV gewählt, in Nürnberg ins DFB-Präsidium.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth spricht Eugen Gehlenborg über sein neues Amt.

DFB.de: Herr Gehlenborg, Sie wurden im Oktober ins DFB-Präsidium gewählt. Wie wurden Sie dort aufgenommen?

Eugen Gehlenborg: Ich sag's mal ohne übergroßen Respekt: Die Tatverdächtigen sind sich über Vorstand und Jourfixe der Landesverbände bestens bekannt, es handelte sich also nicht um die erste Kontaktaufnahme. Eine freundliche Begrüßung erwartet man, aber die erste Ansprache von Wolfgang Niersbach, der den Mannschaftsgeist im DFB-Präsidium ansprach, war für mich schon besonders motivierend. Um die Frage zu beantworten: sehr gut.

DFB.de: Wie lange dauert so eine DFB-Präsidiumssitzung?

Gehlenborg: Hängt von den Themen ab. Der Termin ist akribisch vorbereitet, so dass wir meistens mit drei Stunden auskommen. Ich würde mir aber möglichst bald eine Klausurtagung des DFB-Präsidiums wünschen, auch um den Austausch über den partikularen Zuständigkeitsbereich des einzelnen Vizepräsidenten hinaus zu ermöglichen. Ich bin neu in der Runde, muss mich erstmal einarbeiten, das ist doch gar keine Frage. Dennoch empfinde ich als Vizepräsident Soziales durchaus eine Gesamtverantwortung, etliche Themen überschneiden sich.

DFB.de: Wir bitten um Beispiele.

Gehlenborg: Der DFB hat die Aufgabe, den Fußball im Verein bei der Gewinnung und Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeiter zu unterstützen. Hier ist Peter Frymuth als Vizepräsident Spielbetrieb für das Themenfeld Ehrenamt zuständig. Aber bei den Entwicklungen beim Ehrenamt stehen wir natürlich auch vor gesellschaftlichen Herausforderungen. Qualifizierung liegt als Thema bei Ronny Zimmermann. Wollen wir künftig einen jungen Trainer nur fachlich ausbilden? Wir müssen doch den gesamten Menschen sehen, etwa auch seine berufliche Rolle. Zusammenarbeit und Austausch sind wichtig. Es geht nicht nur ums Detail, sondern auch um das große Ganze.



Eugen Gehlenborg ist einer von vier Neuen im DFB-Präsidium. Der 66 Jahre alte Diplom-Pädagoge leitete den Bereich Weiterbildung im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Fußball hat er früher auch gespielt, sehr erfolgreich, fast wäre er Profi geworden. Im Juni 2009 wurde er in Bremerhaven zum 14. Präsidenten des NOFV gewählt, in Nürnberg ins DFB-Präsidium.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth spricht Eugen Gehlenborg über sein neues Amt.

DFB.de: Herr Gehlenborg, Sie wurden im Oktober ins DFB-Präsidium gewählt. Wie wurden Sie dort aufgenommen?

Eugen Gehlenborg: Ich sag's mal ohne übergroßen Respekt: Die Tatverdächtigen sind sich über Vorstand und Jourfixe der Landesverbände bestens bekannt, es handelte sich also nicht um die erste Kontaktaufnahme. Eine freundliche Begrüßung erwartet man, aber die erste Ansprache von Wolfgang Niersbach, der den Mannschaftsgeist im DFB-Präsidium ansprach, war für mich schon besonders motivierend. Um die Frage zu beantworten: sehr gut.

DFB.de: Wie lange dauert so eine DFB-Präsidiumssitzung?

Gehlenborg: Hängt von den Themen ab. Der Termin ist akribisch vorbereitet, so dass wir meistens mit drei Stunden auskommen. Ich würde mir aber möglichst bald eine Klausurtagung des DFB-Präsidiums wünschen, auch um den Austausch über den partikularen Zuständigkeitsbereich des einzelnen Vizepräsidenten hinaus zu ermöglichen. Ich bin neu in der Runde, muss mich erstmal einarbeiten, das ist doch gar keine Frage. Dennoch empfinde ich als Vizepräsident Soziales durchaus eine Gesamtverantwortung, etliche Themen überschneiden sich.

DFB.de: Wir bitten um Beispiele.

Gehlenborg: Der DFB hat die Aufgabe, den Fußball im Verein bei der Gewinnung und Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeiter zu unterstützen. Hier ist Peter Frymuth als Vizepräsident Spielbetrieb für das Themenfeld Ehrenamt zuständig. Aber bei den Entwicklungen beim Ehrenamt stehen wir natürlich auch vor gesellschaftlichen Herausforderungen. Qualifizierung liegt als Thema bei Ronny Zimmermann. Wollen wir künftig einen jungen Trainer nur fachlich ausbilden? Wir müssen doch den gesamten Menschen sehen, etwa auch seine berufliche Rolle. Zusammenarbeit und Austausch sind wichtig. Es geht nicht nur ums Detail, sondern auch um das große Ganze.

DFB.de: Ihr Thema ist die Nachhaltigkeit: Kerngeschäft und Nachhaltigkeit – wie passt das zusammen?

Gehlenborg: Nehmen Sie mal einer Gruppe junger Mädchen oder Jungs den Ball weg und sagen denen, wir unterhalten uns jetzt mal über ein paar soziale Themen. Die Begeisterung wäre riesig. (lacht) Nein, der Ball steht im Mittelpunkt und Aufgabe des DFB und seiner Landesverbände ist im Kern die Organisation von Wettbewerb und die Förderung von Talenten. Das alles ist richtig. Aber genauso wahr und offensichtlich ist die Welt außerhalb des Fußballplatzes. Jeder Platz hat eine Umrandung, ein Vereinsheim, eine Kommune und besteht aus einem Netzwerk von Menschen. Damit kommen die sozialen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen ins Spiel. Das war so, das wird auch so bleiben. Wer den Fußball nur auf seine Spielstruktur reduzieren will, macht ihn zu klein.

DFB.de: Wurde bereits ein Sozialprojekt für die WM in Brasilien entwickelt?

Gehlenborg: Vorhaben gibt es seitens der DFB-Stiftung Egidius Braun wie auch durch Oliver Bierhoff und die Nationalmannschaft. Ein Sozialprojekt im Veranstalterland eines großen Turniers hat beim DFB Tradition, man denke etwa an die Mexico-Hilfe, die seit 1985 läuft. Auch in Südafrika, in Polen und der Ukraine haben sich die DFB-Stiftungen wie auch die Nationalmannschaft karitativ engagiert. In Brasilien wird es genauso sein. Wir werden unser Engagement im neuen Jahr vorstellen.

DFB.de: Kurz vor Weihnachten waren Sie in Jerusalem. Anlass war die jährliche Reise einer Junioren-Nationalmannschaft nach Israel. Wie hat Ihnen der Trip in den Nahen Osten gefallen?

Gehlenborg: Das war meine erste Reise nach Israel. Mit unseren U 18-Nationalspielern haben wir die Kultur und faszinierende Geschichte Israels kennengelernt. Der Besuch von Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte, war ein besonders emotionales Erlebnis. Ich bin Jahrgang 1947. Vor ein paar Jahren habe ich Auschwitz besucht. Der Besuch erfolgte an einem furchtbar grauen Novembertag und hat mich ebenso tief bewegt. Diese Konfrontation mit deutscher Geschichte führt immer wieder zu Fragen, die wir eigentlich nie schlüssig beantworten können. Ich fühle mich beschämt und sprachlos. Eins kann ich jedenfalls sagen - diese jährliche Reise einer Junioren-Nationalmannschaft ist einfach eine gute Idee.

DFB.de: Was kommt als erster Termin im neuen Jahr?

Gehlenborg: Am 9. Januar trifft sich unter Vorsitz des DFB-Präsidenten die Jury für den DFB- und Mercedes-Integrationspreis, den wir dann am 4. März am Vorabend des Chile-Länderspiels in Stuttgart vergeben werden. Hier hatten wir seit Beginn des Preises vor sechs Jahren mehr als 1400 Bewerbungen, wodurch auch deutlich wird, welche Rolle der Fußball als Integrationsmotor in unserer Gesellschaft spielt.

DFB.de: Wie sieht Ihre Reiseroute zum DFB aus? Von Garrel bei Bremen bis in die Otto-Fleck-Schneise sind es fast 450 Kilometer.

Gehlenborg: Die Bahn-Anbindung ist sehr zeitaufwändig und ausbaufähig. Ich bräuchte für eine Strecke deutlich über fünf Stunden. Also fahre ich zum Flughafen in Bremen. Das sind dann 50 Minuten nach Frankfurt – anders ist es einfach nicht zu bewältigen.

DFB.de: Sind ihre Söhne Carsten und Christian Fußballer?

Gehlenborg: Ich bin schon etwas älter, meine Söhne auch. Für beide, Carsten und Christian, liegt die aktive Fußballzeit also schon etwas zurück. Ich setze jetzt auf meinen ältesten Enkel, der ist gerade drei Jahre alt, und spielt ganz gerne mit dem Opa Fußball.

DFB.de: Was wünschen Sie sich fürs Jahr 2014?

Gehlenborg: Keine Überraschung. Dass es in Brasilien klappt. Unsere Mannschaft hätte den Titel verdient.