Fußball-Lehrer Daniel Farke: "Jeder einzelne Tag hat sich gelohnt"

Es waren elf äußerst intensive Monate. Sein Privatleben hat gelitten. Er hat mehr Zeit als jemals zuvor in seinem Leben auf der Autobahn verbracht. Aber er hat eine Ausbildung genossen, die erst selbst als weltweit einmalig bezeichnet.

In der vergangenen Woche hat Daniel Farke an der Hennes-Weisweiler-Akademie seine UEFA-Pro-Lizenz zum Fußball-Lehrer beendet. Der 37-Jährige hat den Jahrgang als Drittbester abgeschlossen. Das war deshalb erstaunlich, weil Farke parallel eine Dreifachbelastung zu meistern hatte: Die Ausbildung in Hennef. Dazu seine Tätigkeit als Sportdirektor und Trainer beim West-Regionalligisten SV Lippstadt.

"Jeder einzelne Tag hat sich gelohnt. Ich hatte viele spannende Gespräche mit den Kollegen. Wir hatten herausragende Referenten, die meinen Horizont nochmal erweitert haben", sagt Farke im DFB.de-Gespräch mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Es war eine grandiose Erfahrung. Und die Belastung möchte ich auch nicht missen. Das hat mich ebenfalls geprägt."

DFB.de: Herr Farke, vergangene Woche haben Sie die Ausbildung zum Fußball-Lehrer als Drittbester des Lehrgangs beendet. Hatten Sie vorher mit so einem Ergebnis gerechnet?

Daniel Farke: Es ist bei mir nicht so, dass ich jetzt vor Glück nicht in den Schlaf komme, nur weil ich als Drittbester abgeschlossen habe. Über Platzierungen habe ich mir vorher überhaupt keine Gedanken gemacht. Und so halte ich es jetzt auch. Ich bin der Meinung, dass es keine Rolle spielt, ob mal als Dritter, Achter oder Elfter abschließt. Wichtig ist, dass man eine richtig tolle Ausbildung genossen und ganz, ganz viele Inhalte mitgenommen hat. Ich habe viel Freude gehabt. Es war eine richtig gute Zeit, die aber auch sehr intensiv war.

DFB.de: Worauf blicken Sie besonders gerne zurück?

Farke: Für mich gibt es nicht diesen einen besonderen Moment. Es waren zahlreiche Dinge. Es gab unzählige tolle Erlebnisse auch abseits des Fußballplatzes. Jeder einzelne Tag an der Hennes-Weisweiler-Akademie hat sich gelohnt. Ich hatte spannende Gespräche mit den Kollegen. Wir hatten herausragende Referenten, die meinen Horizont nochmal erweitert haben. Nach diesem Jahr glaube ich sagen zu können, dass wir in Deutschland mit dieser Ausbildung weltweit führend sind.

DFB.de: Wie war es für Sie, als Trainer des SV Lippstadt dorthin zu kommen bei all den großen Namen?



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Es waren elf äußerst intensive Monate. Sein Privatleben hat gelitten. Er hat mehr Zeit als jemals zuvor in seinem Leben auf der Autobahn verbracht. Aber er hat eine Ausbildung genossen, die erst selbst als weltweit einmalig bezeichnet.

In der vergangenen Woche hat Daniel Farke an der Hennes-Weisweiler-Akademie seine UEFA-Pro-Lizenz zum Fußball-Lehrer beendet. Der 37-Jährige hat den Jahrgang als Drittbester abgeschlossen. Das war deshalb erstaunlich, weil Farke parallel eine Dreifachbelastung zu meistern hatte: Die Ausbildung in Hennef. Dazu seine Tätigkeit als Sportdirektor und Trainer beim West-Regionalligisten SV Lippstadt.

"Jeder einzelne Tag hat sich gelohnt. Ich hatte viele spannende Gespräche mit den Kollegen. Wir hatten herausragende Referenten, die meinen Horizont nochmal erweitert haben", sagt Farke im DFB.de-Gespräch mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Es war eine grandiose Erfahrung. Und die Belastung möchte ich auch nicht missen. Das hat mich ebenfalls geprägt."

DFB.de: Herr Farke, vergangene Woche haben Sie die Ausbildung zum Fußball-Lehrer als Drittbester des Lehrgangs beendet. Hatten Sie vorher mit so einem Ergebnis gerechnet?

Daniel Farke: Es ist bei mir nicht so, dass ich jetzt vor Glück nicht in den Schlaf komme, nur weil ich als Drittbester abgeschlossen habe. Über Platzierungen habe ich mir vorher überhaupt keine Gedanken gemacht. Und so halte ich es jetzt auch. Ich bin der Meinung, dass es keine Rolle spielt, ob mal als Dritter, Achter oder Elfter abschließt. Wichtig ist, dass man eine richtig tolle Ausbildung genossen und ganz, ganz viele Inhalte mitgenommen hat. Ich habe viel Freude gehabt. Es war eine richtig gute Zeit, die aber auch sehr intensiv war.

DFB.de: Worauf blicken Sie besonders gerne zurück?

Farke: Für mich gibt es nicht diesen einen besonderen Moment. Es waren zahlreiche Dinge. Es gab unzählige tolle Erlebnisse auch abseits des Fußballplatzes. Jeder einzelne Tag an der Hennes-Weisweiler-Akademie hat sich gelohnt. Ich hatte spannende Gespräche mit den Kollegen. Wir hatten herausragende Referenten, die meinen Horizont nochmal erweitert haben. Nach diesem Jahr glaube ich sagen zu können, dass wir in Deutschland mit dieser Ausbildung weltweit führend sind.

DFB.de: Wie war es für Sie, als Trainer des SV Lippstadt dorthin zu kommen bei all den großen Namen?

Farke: Die Gruppe ist insgesamt sehr heterogen zusammengesetzt. Einige kamen eher aus dem sportwissenschaftlichen Bereich, andere aus den Verbands- oder Nachwuchsleistungszentren, wieder andere hatten eine beeindruckende sportliche Vita vorzuweisen. Das macht die Sache spannend. Es war toll, die unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen. Ich habe mich dort vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt. Und das war auch bis zum letzten Tag der Ausbildung so. Aber um konkret auf Ihre Frage zurückzukommen: In Personalunion als Cheftrainer und Sportdirektor eines Regionalligisten zu arbeiten, ist schon sehr nah am Maximum dessen, was die Ausbildung zulässt. Allein diese Tätigkeiten parallel zur Ausbildung zu absolvieren, hat mir eine gewisse Wertschätzung entgegengebracht.

DFB.de: Sind auch Freundschaften entstanden?

Farke: Durchaus, ja. Wir haben ein Jahr mehr oder weniger zusammen gelebt. Da sind Kontakte entstanden, die über diesen Lehrgang hinaus bestehen bleiben. Natürlich werden wir jetzt nicht immer so viel Zeit miteinander verbringen können. Aber - ganz unabhängig von der erworbenen Netzwerkkompetenz - mit einigen Teilnehmern werde ich auch über den Fußball hinaus sehr eng verbunden bleiben.

DFB.de: Wie haben Sie die angesprochene Doppelbelastung hinbekommen?

Farke: Für mich war es ja genau genommen eine Dreifachbelastung. Die Ausbildung auf der einen Seite. Und meine Tätigkeit als Trainer und Sportdirektor beim SV Lippstadt auf der anderen Seite. Das war schon eine sehr intensive Zeit.

DFB.de: Klingt nach viel Zeit auf der Autobahn?

Farke: Oh ja. Ich bin die Strecke zwischen Hennef und Lippstadt sehr, sehr oft gefahren. Viel Freizeit blieb da sicher nicht. Ich bin froh, dass meine Familie die Sache total unterstützt hat. Ich war nicht oft zuhause. Ein Privatleben hat es eigentlich nicht mehr gegeben. Ich kann mich nicht erinnern, einmal abends im Kino gewesen zu sein oder Freunde getroffen zu haben. Selbst Champions League oder Bundeliga konnte ich bestenfalls nur nebenbei verfolgen. Es blieb einfach keine Zeit dazu. Viele Dinge sind extrem auf der Strecke geblieben. Das war nicht immer einfach. Es waren sehr harte Phasen dabei. Man muss eine gewisse Stressresistenz entwickeln, akribisch weiterarbeiten und funktionieren. In allen Bereichen. Nur so geht es. Aber nochmal: Ich habe keine einzige Minute bereut.

DFB.de: Konnten Sie in Lippstadt überhaupt richtig Ihrer Aufgabe nachgehen?

Farke: Mit leichten Einschränkungen - ja. Aber ganz klar, es geht nur mit einem tollen Team dahinter. Ein Beispiel: Von Juli bis Dezember 2013 habe ich lediglich 13 Trainingseinheiten von 149 Trainings- oder Spielterminen verpasst. In Lippstadt sind so viele Dinge auf mich fokussiert - da musste ich einfach so oft wie möglich persönlich anwesend sein. Oft musste ich auf der Autobahn Dinge gedanklich strukturieren oder Einheiten und Gespräche vorbereiten. Manchmal musste ich während der Fahrt auch einfach versuchen, Kraft für die anstehenden Aufgaben zu sammeln oder zu entspannen. Dennoch möchte ich diese Phase unglaublicher Belastung auch nicht missen. Es war eine grandiose Erfahrung und hat mich ebenfalls geprägt.

DFB.de: Hätten Sie nicht in Lippstadt etwas kürzer treten können?

Farke: Nein, das wollte und konnte ich nicht. Wie gesagt, in diesem Verein ist sehr viel auf mich zugeschnitten. Und der Klub spielt erstmals in seiner Geschichte nach zwei Aufstiegen in Folge in der Regionalliga. Ich bin mir der Verantwortung den Menschen dort gegenüber absolut bewusst.

DFB.de: Sie sind mit Lippstadt nach dem Aufstieg in die Regionalliga überragend gestartet. Dann gab es einen langen Durchhänger. Zuletzt hat sich die Mannschaft wieder stabilisiert. Sie befindet sich jedoch auf einem Abstiegsplatz. Was ist noch möglich in dieser Saison?

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Farke: Richtig, wir sind Drittletzter. Aber wir haben uns in dieser Saison bislang über Platzierungen überhaupt keine Gedanken gemacht. Wir haben uns ausschließlich um unser Fußballspiel gekümmert. Wir wussten vom ersten Tag an, dass der Klassenerhalt bei unseren Voraussetzungen eine absolute Sensation wäre. Wir sind einer von nur drei Vereinen, die nicht unter Profibedingungen arbeiten. Zudem haben wir den kleinsten Etat der Liga. Und auch die Regionalliga-Erfahrung meiner Spieler ist sehr überschaubar. Dafür machen es die Jungs insgesamt wirklich gut. Wir haben viele Begegnungen Unentschieden gespielt, sehr oft nur mit einem Gegentor verloren. Das 0:3 am vergangenen Wochenende bei der U 23 des 1. FC Köln war unsere höchste Saisonniederlage. Das zeigt, dass nicht viel fehlt. Durch einige Eventualitäten, die noch passieren können, gibt es womöglich nicht fünf Absteiger, sondern nur drei oder vier. Wir kämpfen also bis zum letzten Tag. Um jeden Punkt, um jedes Tor und ab sofort auch um jeden Platz. Wir wollen die Sensation schaffen.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft nach der bestandenen Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Wie lange wollen Sie noch in Lippstadt bleiben?

Farke: Es ist nicht so, dass ich im nächsten Jahr 3. Liga trainieren muss, in zwei Jahren 2. Bundesliga und in vier Jahren ganz oben angekommen sein muss. Ich habe für mich persönlich keinen Karriereplan entworfen und werde das auch nicht tun. Nein, ich mache nur Dinge, von denen ich absolut überzeugt bin. Und hier in Lippstadt habe ich eine wahnsinnig hohe Arbeitszufriedenheit. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, eine andere Aufgabe zu übernehmen. Wann das sein wird, kann ich aber nicht voraussagen. Natürlich wecken Erfolge externe Begehrlichkeiten und es gibt es immer wieder auch Anfragen. Das war in der Vergangenheit so und wird sich in Zukunft wahrscheinlich auch nicht ändern. Das ist angenehm, weil es eine gewisse Wertschätzung der Arbeit ausdrückt. Mein Lebensglück hängt aber nicht davon ab. Ich werde auch in Zukunft nur Dinge tun, die mich reizen und von denen ich absolut überzeugt bin. Jedenfalls habe ich bislang alle höherklassigen Anfragen negativ beschieden.

DFB.de: Was reizt Sie so in Lippstadt?

Farke: Ich kann viele Dinge als Sportdirektor strukturell und strategisch entwickeln. Als studierter Diplombetriebswirt wirtschaftliche Kompetenz mit fußballerischem Fachwissen zu vereinen, ist etwas, was mir große Freude bereitet. Ich arbeite gerne strategisch und langfristig. Natürlich steht die Trainertätigkeit aktuell im Fokus. In Lippstadt kann ich beide Positionen miteinander verbinden. Höherklassig werde ich mich aber definitiv auf einen Bereich konzentrieren. Wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist, wird die Zukunft zeigen.