Fußball im KZ: "Ein Trost im Vorhof zur Hölle"

Zwischen dem Vergnügen des Sports und den Grausamkeiten eines Krieges lag nur eine gekreidete Linie. "Ecke. Wieder ging ich den Ball holen. Als ich ihn aufhob, erstarrte ich: die Rampe war leer... Ich ging mit dem Ball zurück und gab ihn zur Ecke. Zwischen zwei Eckbällen hatte man hinter meinem Rücken dreitausend Menschen vergast", schrieb der polnische Schriftsteller und KZ-Häftling Tadeusz Borowski in seiner autobiographischen Erzählung "Menschen, die gingen" über ein Fußballspiel in Auschwitz.

Der Sport, meist Fußball, war in den Arbeitslagern der Nationalsozialisten Teil des Alltags. In fast allen KZs wurde gespielt, in Theresienstadt, einem Konzentrationslager vor den Toren von Prag, sogar so professionell organisiert, dass der tschechische Fußball-Verband FACR den Spielbetrieb im vergangenen Monat als "wichtigen Teil" seiner Geschichte offiziell anerkannte. In der "Terezin-Liga" traten in drei Spielklassen Teams wie die "Köche" oder die "Fleischer" an, die "Elektriker" trafen auf die "Kleiderkammer". Auch Jugendspiele wurden veranstaltet.

"Die Liga ist ein hervorragendes Beispiel, dass der Fußball als Phänomen Nationen näher zusammenbringen kann", sagte Stanislaw Hrabe, Chefhistoriker des FACR. Das Team der "Kleiderkammer" ging als Meister der Liga 1943 hervor, die "Fleischer" wurden Pokalsieger.

"Trost im Vorzimmer der Hölle"

Regelmäßig sahen bis zu 3500 Zuschauer die Partien in den Innenhöfen der Kasernen, stehend am Rand oder aus den Fenstern der Gebäude. Ein Lichtblick im furchtbaren Alltag. "Für uns war der Fußball ein Trost im Vorzimmer der Hölle", bezeichnete es der tschechische Vorkriegs-Nationalspieler Paul Mahrer in Frantisek Steiners Buch "Fußball unter dem gelben Stern".

Die Nationalsozialisten nutzten den populären Sport umgehend zu ihren Zwecken - im Kleinen wie im Großen. Bilder der Spiele wurden in Magazinen und im Propaganda-Film "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" veröffentlicht, das Leben in den Lagern trotz einer vergleichweise geringen Verbreitung der Bilder so drastisch verharmlost. Zudem wurde der Fußball von Reichsführer-SS Heinrich Himmler als Belohnung für gute Arbeit benutzt, die Inhaftierten hatten als Arbeitskräfte schließlich eine enorme wirtschaftliche Bedeutung.

Ausgeblendet werden konnte der Krieg auch während der Partien nie, gerade bei "Länderspielen". Besonders die polnischen Häftlinge nutzten häufig die Chance, um ihren Hass auf die Deutschen auszuleben. Nicht selten endeten Spiele mit körperlichen Auseinandersetzungen, einige sogar mit Streit zwischen den SS-Aufsehern, die ihre Lieblingsteams nach Kräften unterstützten.

Verbessertes Leben durch Fußball



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Zwischen dem Vergnügen des Sports und den Grausamkeiten eines Krieges lag nur eine gekreidete Linie. "Ecke. Wieder ging ich den Ball holen. Als ich ihn aufhob, erstarrte ich: die Rampe war leer... Ich ging mit dem Ball zurück und gab ihn zur Ecke. Zwischen zwei Eckbällen hatte man hinter meinem Rücken dreitausend Menschen vergast", schrieb der polnische Schriftsteller und KZ-Häftling Tadeusz Borowski in seiner autobiographischen Erzählung "Menschen, die gingen" über ein Fußballspiel in Auschwitz.

Der Sport, meist Fußball, war in den Arbeitslagern der Nationalsozialisten Teil des Alltags. In fast allen KZs wurde gespielt, in Theresienstadt, einem Konzentrationslager vor den Toren von Prag, sogar so professionell organisiert, dass der tschechische Fußball-Verband FACR den Spielbetrieb im vergangenen Monat als "wichtigen Teil" seiner Geschichte offiziell anerkannte. In der "Terezin-Liga" traten in drei Spielklassen Teams wie die "Köche" oder die "Fleischer" an, die "Elektriker" trafen auf die "Kleiderkammer". Auch Jugendspiele wurden veranstaltet.

"Die Liga ist ein hervorragendes Beispiel, dass der Fußball als Phänomen Nationen näher zusammenbringen kann", sagte Stanislaw Hrabe, Chefhistoriker des FACR. Das Team der "Kleiderkammer" ging als Meister der Liga 1943 hervor, die "Fleischer" wurden Pokalsieger.

"Trost im Vorzimmer der Hölle"

Regelmäßig sahen bis zu 3500 Zuschauer die Partien in den Innenhöfen der Kasernen, stehend am Rand oder aus den Fenstern der Gebäude. Ein Lichtblick im furchtbaren Alltag. "Für uns war der Fußball ein Trost im Vorzimmer der Hölle", bezeichnete es der tschechische Vorkriegs-Nationalspieler Paul Mahrer in Frantisek Steiners Buch "Fußball unter dem gelben Stern".

Die Nationalsozialisten nutzten den populären Sport umgehend zu ihren Zwecken - im Kleinen wie im Großen. Bilder der Spiele wurden in Magazinen und im Propaganda-Film "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" veröffentlicht, das Leben in den Lagern trotz einer vergleichweise geringen Verbreitung der Bilder so drastisch verharmlost. Zudem wurde der Fußball von Reichsführer-SS Heinrich Himmler als Belohnung für gute Arbeit benutzt, die Inhaftierten hatten als Arbeitskräfte schließlich eine enorme wirtschaftliche Bedeutung.

Ausgeblendet werden konnte der Krieg auch während der Partien nie, gerade bei "Länderspielen". Besonders die polnischen Häftlinge nutzten häufig die Chance, um ihren Hass auf die Deutschen auszuleben. Nicht selten endeten Spiele mit körperlichen Auseinandersetzungen, einige sogar mit Streit zwischen den SS-Aufsehern, die ihre Lieblingsteams nach Kräften unterstützten.

Verbessertes Leben durch Fußball

Für einige Insassen bedeutete der Fußball auch ein verbessertes Leben. Die sogenannten Kapos, in der KZ-Hierachie weiter oben stehende Funktionshäftlinge, spielten häufig im selben Team. Gute Leistungen konnten mehr Essen oder eine leichtere Arbeit bedeuten. Vor dem Krieg erfolgreiche Fußballer wie der Österreicher Fritz König wurden privilegiert behandelt. "Das alles kam aber nur einigen wenigen Häftlingen zu Gute", sagt die Historikerin Veronika Springmann.

Auch wenn nur ein Teil der Insassen wirklich spielen konnte und durfte, halfen viele Gefangene mit. Die Zimmerleute des Lagers bastelten Tore, die Sattler nähten Bälle. Auch Trikots gab es - geschneidert aus den Kleidern der ermordeten Juden. Notwendiger Pragmatismus in einer furchtbaren Zeit, Terror und Alltag stets nah beieinander. In Auschwitz lag der Sportplatz direkt neben den Krematorien, in denen die Leichen verbrannt wurden. Dazwischen eine gekreidete Linie.