Fröhlich: "Schiedsrichter müssen berechenbar pfeifen"

Bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni) werden auch wieder die Schiedsrichter im Mittelpunkt stehen. Vor dem Turnierstart am Samstag sprach der Sport-Informations-Dienst (sid) mit Lutz-Michael Fröhlich, Schiedsrichter-Abteilungsleiter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Frage: Bei der Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich sind zwölf Schiedsrichter-Teams im Einsatz. Sind die ausgewählten Unparteiischen wirklich die besten des Kontinents?

Lutz-Michael Fröhlich: Die UEFA hat sich die Wahl sicher nicht leicht gemacht. Es gibt schließlich viele gute Schiedsrichter in Europa. Wenn man die Namen auf der Liste sieht, dann haben gerade diese Schiedsrichter bei den internationalen Spielen der jüngsten Vergangenheit eine prima Figur abgegeben und anerkannt gute Spielleitungen gezeigt.

Frage: Erhöhen Teams, deren Mitglieder alle aus einem Land kommen, tatsächlich die Qualität oder bringt diese Zusammenstellung auch Nachteile mit sich?

Fröhlich: Es ist wichtig, dass sich ein Team gut verständigen kann. Dabei geht es nicht nur um die verbale Kommunikation, sondern auch um die gesamte Körpersprache. Deshalb macht es Sinn, dass ein Team zumindest aus demselben Kulturkreis kommt. Zudem sind die Teams auch in den nationalen Verbänden unentwegt zusammen aktiv, was eine sehr gute Abstimmung ermöglicht. Der einzige Nachteil könnte sein, dass das Ganze zur Routine wird. Ich denke allerdings nicht, dass dieser Nachteil bei einer EM zum Tragen kommt.

Frage: "Herbert Fandel aus Kyllburg ist der deutsche EM-Schiedsrichter. Was zeichnet ihn aus?

Fröhlich: Herbert Fandel zeichnen vor allem sein Spielverständnis und sein großes Gespür für die Situation aus. Er bereichert dies noch mit Durchsetzungsfähigkeit und Klarheit im Auftritt.

Frage: Welches Ansehen genießt Fandel in Europa?



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Bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni) werden auch wieder die Schiedsrichter im Mittelpunkt stehen. Vor dem Turnierstart am Samstag sprach der Sport-Informations-Dienst (sid) mit Lutz-Michael Fröhlich, Schiedsrichter-Abteilungsleiter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Frage: Bei der Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich sind zwölf Schiedsrichter-Teams im Einsatz. Sind die ausgewählten Unparteiischen wirklich die besten des Kontinents?

Lutz-Michael Fröhlich: Die UEFA hat sich die Wahl sicher nicht leicht gemacht. Es gibt schließlich viele gute Schiedsrichter in Europa. Wenn man die Namen auf der Liste sieht, dann haben gerade diese Schiedsrichter bei den internationalen Spielen der jüngsten Vergangenheit eine prima Figur abgegeben und anerkannt gute Spielleitungen gezeigt.

Frage: Erhöhen Teams, deren Mitglieder alle aus einem Land kommen, tatsächlich die Qualität oder bringt diese Zusammenstellung auch Nachteile mit sich?

Fröhlich: Es ist wichtig, dass sich ein Team gut verständigen kann. Dabei geht es nicht nur um die verbale Kommunikation, sondern auch um die gesamte Körpersprache. Deshalb macht es Sinn, dass ein Team zumindest aus demselben Kulturkreis kommt. Zudem sind die Teams auch in den nationalen Verbänden unentwegt zusammen aktiv, was eine sehr gute Abstimmung ermöglicht. Der einzige Nachteil könnte sein, dass das Ganze zur Routine wird. Ich denke allerdings nicht, dass dieser Nachteil bei einer EM zum Tragen kommt.

Frage: "Herbert Fandel aus Kyllburg ist der deutsche EM-Schiedsrichter. Was zeichnet ihn aus?

Fröhlich: Herbert Fandel zeichnen vor allem sein Spielverständnis und sein großes Gespür für die Situation aus. Er bereichert dies noch mit Durchsetzungsfähigkeit und Klarheit im Auftritt.

Frage: Welches Ansehen genießt Fandel in Europa?

Fröhlich: Die Einsätze von Herbert Fandel, der das Finale der Champions League und des UEFA-Cup geleitet hat, sprechen eine deutliche Sprache. Jetzt die Europameisterschaft. Wenn man innerhalb kurzer Zeit für diese herausragenden Ereignisse nominiert wird, dann sagt das eigentlich schon alles über die Qualität.

Frage: Trauen sie ihm zu, auch das EM-Finale zu leiten?

Fröhlich: Neben der konsequenten Spielleitung hängt bei der Europameisterschaft alles auch ein bisschen vom Glück ab. Herbert Fandel kann man zutrauen, dass er mit jeder Art von Spiel und Situation bestens zurechtkommt.

Frage: Wo lag der Schwerpunkt in der EM-Vorbereitung der Unparteiischen?

Fröhlich: Das Wichtigste ist, dass die Schiedsrichter körperlich topfit zur EM kommen. Daran wird bis zuletzt viel gearbeitet. Körperliche Fitness ist die Voraussetzung für eine hohe Konzentrationsfähigkeit, und die braucht man, um Dinge richtig wahrnehmen und einordnen zu können. Die richtige Wahrnehmung ist die Basis für die richtige Entscheidung.

Frage: Worauf müssen die Referees bei der EM vor allem achten?

Fröhlich: Wichtig ist, dass die Schiedsrichter berechenbar pfeifen und dass die Spieler sich an der Linie orientieren können. In den internationalen Spielen zuletzt kam das sehr gut rüber, es gab keine wirklich bösen Aktionen. Der Anspruch der Schiedsrichter ist, dass der Fußball im Mittelpunkt steht - der Spielfluss ist gewollt. Dennoch muss immer der richtige Punkt gefunden werden, an dem man eingreift und Akzente setzt.

Frage: Wird es Neuerungen bei der Regelauslegung geben?

Fröhlich: Zu den einzelnen Regelauslegungen sind mir keine Neuerungen bekannt. Die bestehenden Regeln sollen zur Förderung eines unterhaltsamen, attraktiven Fußballspiels und dem Fernhalten von Brutalität und Täuschungen angewendet werden. In der Vorbereitung wurde das professionell aufbereitet. Dabei wurden die Schiedsrichter aber nicht auf eine neue Linie gedrillt.

Frage: Sehen sich die EM-Schiedsrichter tatsächlich als zusätzliches Team oder geht jeder seinen eigenen Weg - und wie sieht das Leben im EM-Quartier aus?

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Fröhlich: Bei der Spielleitung ist jeder auf sich selbst gestellt, aber im Quartier und durch die Vorbereitung entsteht eine Gruppendynamik, die zu einem Team zusammenschweißt. Das wirkt sich dann wiederum positiv auf die Spielleitungen aus. Im Quartier wird es nach meinem Wissen keine psychologische Betreuung geben. Mit den Mitgliedern der Schiedsrichter-Kommission werden die Spielleitungen analysiert. Dazu gibt es Angebote zur Regeneration, zur Entspannung und zum Spannungsaufbau vor den Spielen.

Frage: Wo sehen sie die Vor- und Nachteile des Headsets, dessen Benutzung den Schiedsrichtern erlaubt ist?

Fröhlich: Wer sich in der Zeit der modernen Kommunikationsmittel schnell mit dem Assistenten verständigen will, für den ist das Headset eine gute Sache. Andererseits kann man sich damit auch unwohl fühlen, denn man wird komplett mit Technik "umhängt". Wenn sich der Schiedsrichter als Sportler unter Sportlern sieht, dann kann das ein Hindernis sein. Wichtig ist am Ende aber die richtige Entscheidung. Wie diese zustande kommt, ist zweitrangig.

Frage: Die Frage der technischen Hilfsmittel wird generell immer wieder diskutiert. Wie ist ihr Standpunkt dazu?

Fröhlich: Wenn technische Hilfsmittel, dann müssen sie in die Mentalität des Fußballs passen. Die ist in erster Linie durch die menschliche Komponente geprägt, auch wenn dabei der - eben menschliche - Fehler vorkommen kann. Den Videobeweis beurteile ich skeptisch, denn die vielen Perspektiven lassen eine Situation oft nicht eindeutig klären und der Diskussionsbedarf eskaliert dann sogar noch.