Frings: "Destruktive Kritik gibt's nicht"

Torsten Frings hat 79-mal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Nach seiner aktiven Karriere wurde er Co-Trainer beim Bundesligisten Werder Bremen. Nun hat er zusammen mit 23 anderen Kursteilnehmern am Fußball-Lehrer-Lehrgang in der Sportschule Hennef teilgenommen. Im DFB.de-Interview spricht der 38-Jährige mit Redakteur Steffen Lüdeke über den Lehrgang, Stressbewältigung, mentale Stärke und seine Ziele mit Werder.

DFB.de: Herr Frings, stimmen Sie zu, dass Sie als Fußballer ein Turnierspieler waren? Sie haben die großen Spiele genossen, und wenn es zählte, waren Sie da.

Torsten Frings: Ich bin kein großer Freund davon, meine Leistung selber zu beurteilen. Aber es ist jedenfalls so, dass ich mich nie versteckt habe. Ich habe immer gerne Verantwortung getragen und versucht, meinen Mannschaften zu helfen.

DFB.de: Auf dem Platz haben Sie Prüfungen eher gesucht als gemieden. Gilt das auch für den Schüler Torsten Frings? Waren Sie bei den Abschlussprüfungen des Fußball-Lehrer-Lehrgangs auch auf den Punkt da?

Frings: Das kann ich eigentlich noch nicht beantworten, die Ergebnisse haben wir ja noch nicht. Aber es ist schon so, dass ich ein gutes Gefühl habe. Ich würde sagen, dass ich auf den Punkt da war. Ja, ich war gut vorbereitet. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

DFB.de: Sie wollen bestehen, das ist klar. Wie wichtig ist Ihnen daneben die Note?

Frings: Ich war immer ein ehrgeiziger Mensch, mit Einschränkungen gilt das auch für die Prüfungen zum Fußball-Lehrer. Wichtiger war mir aber, im Kurs viel mitzunehmen, und das habe ich. Inwieweit sich dies dann auch in der Note spiegelt, ist für mich eigentlich eher nebensächlich. Mir geht es darum, gut auf meine weitere Laufbahn als Trainer vorbereitet zu sein. Das hat mit der Note nicht viel zu tun.

DFB.de: Wissen Sie noch, ab welchem Zeitpunkt in Ihrer Karriere Sie die Entscheidung getroffen haben, später den Weg als Trainer einzuschlagen?

Frings: Es gab dafür keinen speziellen Auslöser, keinen speziellen Moment oder ein Erlebnis. Für mich stand ziemlich früh fest, dass dieser Weg in Frage kommt. Der Entschluss ist im Grunde schon ziemlich früh in meiner Karriere gefallen, wobei ich damals nicht gedacht hätte, wie schnell sich nach meinem Karriereende alles entwickeln würde.



Torsten Frings hat 79-mal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Nach seiner aktiven Karriere wurde er Co-Trainer beim Bundesligisten Werder Bremen. Nun hat er zusammen mit 23 anderen Kursteilnehmern am Fußball-Lehrer-Lehrgang in der Sportschule Hennef teilgenommen. Im DFB.de-Interview spricht der 38-Jährige mit Redakteur Steffen Lüdeke über den Lehrgang, Stressbewältigung, mentale Stärke und seine Ziele mit Werder.

DFB.de: Herr Frings, stimmen Sie zu, dass Sie als Fußballer ein Turnierspieler waren? Sie haben die großen Spiele genossen, und wenn es zählte, waren Sie da.

Torsten Frings: Ich bin kein großer Freund davon, meine Leistung selber zu beurteilen. Aber es ist jedenfalls so, dass ich mich nie versteckt habe. Ich habe immer gerne Verantwortung getragen und versucht, meinen Mannschaften zu helfen.

DFB.de: Auf dem Platz haben Sie Prüfungen eher gesucht als gemieden. Gilt das auch für den Schüler Torsten Frings? Waren Sie bei den Abschlussprüfungen des Fußball-Lehrer-Lehrgangs auch auf den Punkt da?

Frings: Das kann ich eigentlich noch nicht beantworten, die Ergebnisse haben wir ja noch nicht. Aber es ist schon so, dass ich ein gutes Gefühl habe. Ich würde sagen, dass ich auf den Punkt da war. Ja, ich war gut vorbereitet. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

DFB.de: Sie wollen bestehen, das ist klar. Wie wichtig ist Ihnen daneben die Note?

Frings: Ich war immer ein ehrgeiziger Mensch, mit Einschränkungen gilt das auch für die Prüfungen zum Fußball-Lehrer. Wichtiger war mir aber, im Kurs viel mitzunehmen, und das habe ich. Inwieweit sich dies dann auch in der Note spiegelt, ist für mich eigentlich eher nebensächlich. Mir geht es darum, gut auf meine weitere Laufbahn als Trainer vorbereitet zu sein. Das hat mit der Note nicht viel zu tun.

DFB.de: Wissen Sie noch, ab welchem Zeitpunkt in Ihrer Karriere Sie die Entscheidung getroffen haben, später den Weg als Trainer einzuschlagen?

Frings: Es gab dafür keinen speziellen Auslöser, keinen speziellen Moment oder ein Erlebnis. Für mich stand ziemlich früh fest, dass dieser Weg in Frage kommt. Der Entschluss ist im Grunde schon ziemlich früh in meiner Karriere gefallen, wobei ich damals nicht gedacht hätte, wie schnell sich nach meinem Karriereende alles entwickeln würde.

###more###

DFB.de: Seit dem neunten Spieltag stehen Sie als Co-Trainer der Bundesligamannschaft von Werder Bremen in der Verantwortung. Parallel dazu haben Sie den Lehrgang zum Fußball-Lehrer absolviert. Wie stressig waren die vergangenen Monate für Sie?

Frings: Es war schon heftig, hinzu kam ja noch meine Hospitanz bei der U 20-Nationalmannschaft. Es war keine leichte Aufgabe, alles unter einen Hut zu bekommen und dabei allen Aufgaben gerecht zu werden. Es hätte ja keinen Sinn gehabt, irgendetwas davon nur halbherzig zu machen. Gelungen ist es nur, weil ich unglaublich gute Unterstützung hatte. Von der Familie, vom Verein, vom DFB, auch von der Lehrgangsleitung und natürlich von meinen Kollegen. Dafür kann ich nur ein großes Dankeschön sagen. Es war eine harte Zeit, eine sehr intensive Zeit, eine Zeit aber auch, die ich auf keinen Fall missen möchte. Aber klar ist auch: Es ist nicht schlimm, dass ich diese Zeit nun - hoffentlich erfolgreich - hinter mich gebracht habe.

DFB.de: Aus dem Trainerstab von Werder Bremen sind Sie nicht der einzige angehende Fußball-Lehrer. Auch Florian Kohfeldt war beim Lehrgang dabei. Von Sonntag bis Donnerstag haben Sie nicht in Bremen bei der Mannschaft sein können. Auf die Ergebnisse des Teams hat dies offenkundig keine negativen Auswirkungen: Sie haben Werder unter Chefcoach Viktor Skripnik auf Platz 18 übernommen, mittlerweile kann das Team den Blick Richtung Europa richten. Wird der Einfluss von Trainern überschätzt?

Frings: Man kann das ja auch umdrehen und sagen, wie unglaublich viel wir im Kurs gelernt haben und sich dieses Wissen gleich positiv auf die Leistung der Mannschaft ausgewirkt hat. (lacht) Aber im Ernst: In Bremen haben wir einfach ein extrem gut funktionierendes und harmonierendes Team. Die Zusammenarbeit mit Viktor Skripnik und Christian Vander ist sehr respektvoll, produktiv und einfach gut. Uns ist es schnell gelungen, einen guten Draht zur Mannschaft aufzubauen, wir sind eine echte Einheit.

DFB.de: Sie haben mal gesagt, dass es Torsten Frings zweimal gibt. Privat sehr ruhig und zurückhaltend, auf dem Platz eher laut und forsch. Gibt es noch einen dritten? Wie ist der Trainer Torsten Frings am Rande des Platzes?

Frings: Der ähnelt schon sehr dem Spieler. Ich bin genauso ehrgeizig und erfolgsversessen. Laut kann ich auch werden, das können wir im Trainerteam alle. Wichtig dabei ist immer eine positive Ansprache, auch in der Kritik geht es uns immer darum, die Mannschaft zu pushen, sie zu motivieren. Destruktive Kritik gibt es bei uns nicht. Wir glauben an unsere Spieler, an ihre Qualitäten und Fähigkeiten. Unsere Aufgabe als Trainer ist es, diese herauszukitzeln und zu entwickeln. Das führt dazu, dass die Mannschaft wieder voller Selbstvertrauen Fußball spielt. Als wir gekommen sind, war dies nicht der Fall.

DFB.de: Fußball ist Kopfsache...

Frings: Ja. Zu großen Teilen jedenfalls. Ohne mentale Stärke kann man vor 70.000 Zuschauern in einem WM-Finale nicht bestehen.

###more###

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere nicht selten vor 70.000 Zuschauern gespielt. Wie hat es Ihnen jetzt gefallen, neben 23 andere Kursteilnehmern auf der Schulbank zu sitzen?

Frings: Wir hatten einen überragenden Lehrgang. Dazu zähle ich alle Dozenten sowie Ausbildungsleiter Frank Wormuth und sein Team mit Brendan Birch und Björn Müller. Und unter uns Kursteilnehmern war es einfach nur fantastisch. Die gegenseitige Unterstützung, die Hilfe, die Kollegialität - das alles war für mich eine prägende Erfahrung. Wie gesagt: Die Zeit war für mich sehr hart und intensiv, aber ich bin jedes Mal gerne nach Hennef gefahren, weil ich mich immer darauf gefreut habe, alle wiederzusehen.

DFB.de: Glauben Sie, dass im Kurs Kontakte und Freundschaften entstanden sind, die Bestand haben werden?

Frings: Ja. Ich habe dort einige Freunde kennengelernt und viele Menschen, die ich sehr mag. Ich bin sicher, dass die Kontakte bestehen bleiben werden. Wahrscheinlich nicht zu allen 23, aber zu sehr vielen schon.

DFB.de: In Ihrer Karriere wurden Sie von Dixie Dörner, Wolfgang Sidka, Felix Magath, Thomas Schaaf, Matthias Sammer und Aron Winter trainiert. Sie haben oft betont, dass Sie besonders von Schaaf geprägt wurden. Nur, weil er mit Abstand am längsten ihr Trainer war? Oder noch aus anderen Gründen?

Frings: Thomas Schaaf war für mich mehr als ein Trainer. Er war ein Ansprechpartner, ein Vertrauter. Egal, was es war - an ihn konnte ich mich immer wenden. Zwischen uns hat sich eine private Ebene entwickelt, und beruflich war er immer ein Förderer. Thomas hat mir immer Vertrauen geschenkt, hat mich unterstützt und mir geholfen, meine Fähigkeiten voll zu entwickeln. An meiner Karriere hat er einen riesigen Anteil.

DFB.de: Wenn Sie neben Schaaf einen für Sie wichtigen Trainer nennen müssten, wer wäre das?

Frings: Gelernt habe ich von jedem Trainer etwas. Von Matthias Sammer beispielsweise, aber auf ganz andere Art. Oder von Felix Magath.

DFB.de: Was haben Sie von Magath gelernt?

Frings: Dass harte Arbeit durchaus zum Erfolg führen kann. (lacht) Wobei es eigentlich unfair ist, Magath nur auf seine harten Trainingsmethoden zu reduzieren.

###more###

DFB.de: Ihren letzten Trainer hatten Sie in Kanada, Aron Winter war Ihr Coach in Toronto. Wie sehr hat sich das Training dort von dem in Deutschland unterschieden?

Frings: Gar nicht, warum auch? Die Qualität der Spieler war dort anders als in Europa. Das heißt aber nicht, dass wir dort grundsätzlich eine andere Qualität des Trainings gehabt hätten. Die Übungen und Abläufe waren fast identisch zu denen in Europa.

DFB.de: In Kanada haben Sie die Ruhe genossen, auch das Leben als Nobody - Sie wurden auf der Straße nur selten erkannt. In Deutschland ist es damit vorbei, Sie stehen wieder mehr im Mittelpunkt, zumal in Ihrer Rolle als Trainer. Stört Sie das nicht?

Frings: Ich habe kein Problem damit, im Mittelpunkt zu stehen. Ich habe 15 Jahre in der Bundesliga gespielt, 79-mal für die Nationalmannschaft, mir ist das Rampenlicht nicht zu hell. Aber es stimmt: Ein Grund, nach Toronto zu gehen, bestand darin, dass ich mal weniger im Fokus stehen wollte. Ich hätte auch in Spanien oder England unterschreiben können, aber auch dort wäre das Interesse an mir groß gewesen. Ich wollte etwas anderes, wollte ein wenig Entschleunigung und auch als Person zur Ruhe kommen.

DFB.de: Und, ist Ihnen dies gelungen?

Frings: Ja, eindeutig. Für mich war es daneben wichtig, ein anderes Land und eine andere Kultur zu erleben. Für mich hat sich alles erfüllt, was ich mir mit dem Schritt nach Kanada erhofft hatte. Ich habe ein wenig Abstand bekommen und war dann bereit für die neuen Aufgaben, die mich in Deutschland erwarteten.

DFB.de: Aktuell sind Sie Co-Trainer bei Werder Bremen. Haben Sie für Ihre Laufbahn als Trainer langfristige Karriereziele?

Frings: Vor allem habe ich große kurzfristige Karriereziele. Mein erstes großes Ziel war es, Fußball-Lehrer zu werden. Meine nächsten großen Ziele habe ich in den kommenden Wochen mit Werder: Wir wollen den Abstieg verhindern. Dabei sind wir auf einem guten Weg. Und wenn der Klassenerhalt endgültig gesichert ist, werden wir gucken, was nach oben noch möglich ist.