Freistoßspray: Premiere in Bochum

Dose auf - Spray ab. Nach wochenlangen, phasenweise recht belustigenden Diskussionen war es an diesem Wochenende tatsächlich so weit: Das bei der WM in Brasilien erprobte und bewährte Freistoßspray hat Einzug in den deutschen Ligabetrieb gehalten.

In der siebten Minute der Zweitligapartie zwischen dem VfL Bochum und dem SV Darmstadt 98 schritt Schiedsrichter Robert Hartmann aus Wangen nach einem Foul von Aytac Sulu an Bochums Michael Gregoritsch zur Tat und bekam von den Zuschauern spontan Szenen-Applaus. Diese Begegnung und das Spiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und dem 1. FC Kaiserslautern gehen somit als erste "Freistoßspray-Ligaspiele" in Deutschland in die Fußballgeschichte ein. DFB.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Hilfsmittel aus der kleinen Dose.

Wie kam es zur Einführung des Freistoßsprays?

Nach den zumeist positiven Erfahrungen mit dem neuen Spray beim FIFA-Confederations Cup 2013 und der WM 2014 in Brasilien sprachen sich zahlreiche Vertreter des deutschen Fußballs, unter ihnen auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, für die Einführung des Sprays im deutschen Profifußball aus. Auf ihrer Vollversammlung im August votierten auch die Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga einstimmig für die Einführung. Die zuständige Schiedsrichter-Kommission des DFB folgte anschließend diesem Wunsch, so dass ab diesem Wochenende gesprüht werden kann.

In welchen deutschen Spielklassen wird das Freistoßspray eingesetzt?

Das Freistoßspray kommt ab heute bei allen Spielen der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga zum Einsatz. Auch im DFB-Pokal wird ab der kommenden zweiten Hauptrunde (am 28. und 29. Oktober) gesprüht.

Welches Freistoßspray kommt in Deutschland zum Einsatz?

Die DFB-Schiedsrichter verwenden zunächst das Spray "9.15 - fair play limit", das auch bei der Weltmeisterschaft eingesetzt wurde. Der DFB hat zunächst jeden Schiedsrichter mit 15 Dosen ausgestattet. Ob der Verband das Freistoßspray weiterhin von einem Hersteller aus Argentinien bezieht oder einen neuen Dienstleister beauftragt, wird derzeit geprüft.

Wie viele Dosen benötigt der Schiedsrichter pro Spiel?

Das hängt logischerweise davon ab, wie oft das Spray in der Partie zum Einsatz kommt. "Wir rechnen im Schnitt mit drei bis vier Anwendungen pro Spiel", sagt Lutz Michael Fröhlich, Leiter der Schiedsrichterabteilung des DFB. Eine Dose mit 147 Millilitern Inhalt reicht für etwa sechs Anwendungen. Die Schiedsrichter sind angehalten, in jeder Halbzeit eine neue Dose zu verwenden. Darüber hinaus hält der Vierte Offizielle (in der 3. Liga der Schiedsrichter-Assistent 1) eine Ersatzdose bereit.

Wann wird das Freistoßspray eingesetzt?

Der Schiedsrichter kann das Freistoßspray bei Freistößen in Nähe des Strafraumes einsetzen. Dabei achtet er zunächst darauf, ob die angreifende Mannschaft den Freistoß schnell ausführen will. Ist dies nicht der Fall, kommt das Spray zum Einsatz. "Das Spray darf die Dynamik des Spiels nicht stören", so Fröhlich. "Darauf haben wir die Schiedsrichter hingewiesen."

Wie wird das Spray korrekt eingesetzt?

Hat sich der Unparteiische entschieden, das Spray einzusetzen, ist der Ablauf wie folgt: Der korrekte Ausführungsort (Position des Balles) wird durch einen kleinen Teilkreis mit dem Spray markiert. Der Schiedsrichter ermittelt durch Abschreiten die korrekte Distanz der gegnerischen Spieler zum Ort des Freistoßes und positioniert diese dort. Er markiert diese Position und zieht eine Linie mit dem Spray vor den Spielern der Mauer. Wenn der Ball am festgelegten Platz ruht und die gegnerischen Spieler die korrekte Distanz zum Ball haben, wird der Freistoß durch einen Schiedsrichter-Pfiff freigegeben.

Wie werden Verstöße gegen "festgesprühte" Markierungen geahndet?

Bei Verstößen der Spieler bleibt es bei den bisherigen Maßnahmen, die lediglich an die neue Sachlage angepasst werden. Das heißt, dass ein Spieler, der den Ort des Freistoßes verändert, in dem er den Ball aus dem markierten Teilkreis herauslegt, verwarnt wird. Gleiches gilt für Spieler, die die markierte Distanz nicht respektieren. Geschieht dies bei der Ausführung des Freistoßes, ist der Schiedsrichter angehalten, die Wirkung abzuwarten (Vorteilsauslegung) und erst dann gegebenenfalls den Freistoß wiederholen zu lassen und die Bestrafung auszusprechen.

Mussten Referees im Umgang mit dem Spray intensiv geschult werden?

Nein, natürlich nicht. Das Thema wurde beim Lehrgang der Schiedsrichter Anfang Oktober in Mainz nur kurz besprochen - dabei wurden einige Hinweise zum Einsatz des Sprays übermittelt. "Die Einführung des Sprays ist ja nichts Revolutionäres, dadurch wird sich der Fußball nicht verändern", sagt Fröhlich. "Und wenn mal eine Dose nicht funktioniert, wird das Spiel auch nicht abgebrochen."

Was sagen die Schiedsrichter zum neuen Hilfsmittel?

Die deutschen Unparteiischen wie WM-Schiedsrichter Felix Brych, die das Freistoßspray bereits bei internationalen Spielen eingesetzt haben, haben bereits ein erstes positives Fazit gezogen. Andere, die der Meinung sind, das Spray sei nicht zwingend nötig, werden sich schnell daran gewöhnen. "Wichtiger wäre uns aber, dass die Torlinientechnik in der Bundesliga eingeführt wird", sagt Herbert Fandel, Vorsitzender der DFB-Schiedsrichter-Kommission.

Gibt es noch rechtliche Einwände gegen den Einsatz des Freistoßsprays?

Aus Sicht des DFB und seines Zwischenhändlers nicht. Die Frage der Etikettierung ist geklärt und die Bestätigung, dass diese der EU-Norm entspricht, erteilt. "Zudem hat die DEKRA dem Produkt inzwischen die notwendige Verkehrstauglichkeit zertifiziert", berichtet Lutz Michael Fröhlich.

[sb]

Dose auf - Spray ab. Nach wochenlangen, phasenweise recht belustigenden Diskussionen war es an diesem Wochenende tatsächlich so weit: Das bei der WM in Brasilien erprobte und bewährte Freistoßspray hat Einzug in den deutschen Ligabetrieb gehalten.

In der siebten Minute der Zweitligapartie zwischen dem VfL Bochum und dem SV Darmstadt 98 schritt Schiedsrichter Robert Hartmann aus Wangen nach einem Foul von Aytac Sulu an Bochums Michael Gregoritsch zur Tat und bekam von den Zuschauern spontan Szenen-Applaus. Diese Begegnung und das Spiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und dem 1. FC Kaiserslautern gehen somit als erste "Freistoßspray-Ligaspiele" in Deutschland in die Fußballgeschichte ein. DFB.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Hilfsmittel aus der kleinen Dose.

Wie kam es zur Einführung des Freistoßsprays?

Nach den zumeist positiven Erfahrungen mit dem neuen Spray beim FIFA-Confederations Cup 2013 und der WM 2014 in Brasilien sprachen sich zahlreiche Vertreter des deutschen Fußballs, unter ihnen auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, für die Einführung des Sprays im deutschen Profifußball aus. Auf ihrer Vollversammlung im August votierten auch die Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga einstimmig für die Einführung. Die zuständige Schiedsrichter-Kommission des DFB folgte anschließend diesem Wunsch, so dass ab diesem Wochenende gesprüht werden kann.

In welchen deutschen Spielklassen wird das Freistoßspray eingesetzt?

Das Freistoßspray kommt ab heute bei allen Spielen der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga zum Einsatz. Auch im DFB-Pokal wird ab der kommenden zweiten Hauptrunde (am 28. und 29. Oktober) gesprüht.

Welches Freistoßspray kommt in Deutschland zum Einsatz?

Die DFB-Schiedsrichter verwenden zunächst das Spray "9.15 - fair play limit", das auch bei der Weltmeisterschaft eingesetzt wurde. Der DFB hat zunächst jeden Schiedsrichter mit 15 Dosen ausgestattet. Ob der Verband das Freistoßspray weiterhin von einem Hersteller aus Argentinien bezieht oder einen neuen Dienstleister beauftragt, wird derzeit geprüft.

Wie viele Dosen benötigt der Schiedsrichter pro Spiel?

Das hängt logischerweise davon ab, wie oft das Spray in der Partie zum Einsatz kommt. "Wir rechnen im Schnitt mit drei bis vier Anwendungen pro Spiel", sagt Lutz Michael Fröhlich, Leiter der Schiedsrichterabteilung des DFB. Eine Dose mit 147 Millilitern Inhalt reicht für etwa sechs Anwendungen. Die Schiedsrichter sind angehalten, in jeder Halbzeit eine neue Dose zu verwenden. Darüber hinaus hält der Vierte Offizielle (in der 3. Liga der Schiedsrichter-Assistent 1) eine Ersatzdose bereit.

Wann wird das Freistoßspray eingesetzt?

Der Schiedsrichter kann das Freistoßspray bei Freistößen in Nähe des Strafraumes einsetzen. Dabei achtet er zunächst darauf, ob die angreifende Mannschaft den Freistoß schnell ausführen will. Ist dies nicht der Fall, kommt das Spray zum Einsatz. "Das Spray darf die Dynamik des Spiels nicht stören", so Fröhlich. "Darauf haben wir die Schiedsrichter hingewiesen."

Wie wird das Spray korrekt eingesetzt?

Hat sich der Unparteiische entschieden, das Spray einzusetzen, ist der Ablauf wie folgt: Der korrekte Ausführungsort (Position des Balles) wird durch einen kleinen Teilkreis mit dem Spray markiert. Der Schiedsrichter ermittelt durch Abschreiten die korrekte Distanz der gegnerischen Spieler zum Ort des Freistoßes und positioniert diese dort. Er markiert diese Position und zieht eine Linie mit dem Spray vor den Spielern der Mauer. Wenn der Ball am festgelegten Platz ruht und die gegnerischen Spieler die korrekte Distanz zum Ball haben, wird der Freistoß durch einen Schiedsrichter-Pfiff freigegeben.

Wie werden Verstöße gegen "festgesprühte" Markierungen geahndet?

Bei Verstößen der Spieler bleibt es bei den bisherigen Maßnahmen, die lediglich an die neue Sachlage angepasst werden. Das heißt, dass ein Spieler, der den Ort des Freistoßes verändert, in dem er den Ball aus dem markierten Teilkreis herauslegt, verwarnt wird. Gleiches gilt für Spieler, die die markierte Distanz nicht respektieren. Geschieht dies bei der Ausführung des Freistoßes, ist der Schiedsrichter angehalten, die Wirkung abzuwarten (Vorteilsauslegung) und erst dann gegebenenfalls den Freistoß wiederholen zu lassen und die Bestrafung auszusprechen.

Mussten Referees im Umgang mit dem Spray intensiv geschult werden?

Nein, natürlich nicht. Das Thema wurde beim Lehrgang der Schiedsrichter Anfang Oktober in Mainz nur kurz besprochen - dabei wurden einige Hinweise zum Einsatz des Sprays übermittelt. "Die Einführung des Sprays ist ja nichts Revolutionäres, dadurch wird sich der Fußball nicht verändern", sagt Fröhlich. "Und wenn mal eine Dose nicht funktioniert, wird das Spiel auch nicht abgebrochen."

Was sagen die Schiedsrichter zum neuen Hilfsmittel?

Die deutschen Unparteiischen wie WM-Schiedsrichter Felix Brych, die das Freistoßspray bereits bei internationalen Spielen eingesetzt haben, haben bereits ein erstes positives Fazit gezogen. Andere, die der Meinung sind, das Spray sei nicht zwingend nötig, werden sich schnell daran gewöhnen. "Wichtiger wäre uns aber, dass die Torlinientechnik in der Bundesliga eingeführt wird", sagt Herbert Fandel, Vorsitzender der DFB-Schiedsrichter-Kommission.

Gibt es noch rechtliche Einwände gegen den Einsatz des Freistoßsprays?

Aus Sicht des DFB und seines Zwischenhändlers nicht. Die Frage der Etikettierung ist geklärt und die Bestätigung, dass diese der EU-Norm entspricht, erteilt. "Zudem hat die DEKRA dem Produkt inzwischen die notwendige Verkehrstauglichkeit zertifiziert", berichtet Lutz Michael Fröhlich.