Frankfurt gegen Köln: Magath-Aus und eine Waschmaschine

Es sind Duelle, die sich ins kollektive Gedächtnis der Fußballfans eingebrannt haben. Spiele für die ganz großen Emotionen - Begeisterung und Entsetzen, Siegestaumel und tiefe Trauer. Begegnungen, die Millionen von Menschen in ihren Bann ziehen, jedes Mal aufs Neue. Unvergessene Momente der Bundesligahistorie, 90 Minuten für die Ewigkeit, die normale Partien zu Klassikern gemacht haben.

Ein Spiel und seine Geschichte: In einer Serie schaut der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras immer freitags während der Saison in die Chronik von ganz besonderen Bundesliga-Duellen, die aktuell anstehen. Heute: Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Köln, die am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) aufeinandertreffen.

93-mal haben sie sich schon in Pflichtspielen gegenüber gestanden, ob in der Bundesliga (77), in der alten Meisterschaftsendrunde (sechsmal), im DFB-Pokal (achtmal) oder in Liga zwei (zweimal) – aber so ernst war die Ausgangslage noch nie. Eintracht Frankfurt (Platz 16) und der 1. FC Köln (14) spielen gegen den Abstieg, am Samstag müssen sie das im direkten Aufeinandertreffen tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich beide retten werden, ist gering. So mancher Fan sucht Trost in der Geschichte, auch in der dieses Spiels.

Erste Partie datiert vom 24. Juni 1951

Die Köln-Frankfurter Liaison begann am 24. Juni 1951 noch recht harmlos. Der 1. FC hatte in seiner Jubiläumswoche Gäste geladen, auch die Eintracht gehörte dazu und wagte als einzige die Gastgeber zu besiegen (4:2). "Die Frankfurter verrieten in jeder Phase die alte Schule typischen süddeutschen Fußballs. Prachtvolles Zusammenspiel, das oft mit herzhaften Torschüssen krönenden Abschluß fand, entschädigte die Zuschauer für ihr Kommen", lobte das Sport Magazin. Der kommende Weltmeister Hans Schäfer schoss beide Kölner Tore, Alfred Krauss traf dreimal für die Eintracht. Der Kölner Gegenbesuch im April 1952 endete mit einem 1:1, wieder traf Schäfer. Kurios: Im Eintracht-Tor stand mit Rado der Keeper des Lokalrivalen FSV, der mangels Personal ausgeliehen wurde. Für ein Freundschaftsspiel ging das damals.

Im Jahr darauf ging es dann endlich um etwas und 50.000 strömten im Mai 1953 ins Waldstadion zum Vorrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft. Schon in der ersten Minute fiel ein Tor für die Gastgeber durch Erich Dziwioki, dem Hermann Hesse das 2:0 folgen ließ. Pausen- war gleich Endstand, Hans Schäfer traf nur den Pfosten. Unter den Zuschauen war auch der örtliche Bundesbahninspektor, was man nur deshalb erfuhr, weil er mitten im Spiel ausgerufen wurde: Er möge sofort zum Hauptbahnhof kommen, ein Signal sei kaputt.

Das bedeutungslose Rückspiel vor 20.000 endete erstmals torlos, was keinem half: Als Gruppensieger stand der kommende Meister 1. FC Kaiserslautern fest.

Erster FC-Sieg erst kurz vor WM 1954

Im fünften Anlauf feierten die Kölner kurz vor der WM 1954 dann ihren ersten Sieg (3:2) gegen die Eintracht, wieder war es ein Endrundenspiel – diesmal auf neutralem Boden in Ludwigshafen. Der moralische Sieger waren allerdings die Hessen, die gemäß Chronistenberichte eine hervorragende Leistung boten und in 60-minütiger Unterzahl – Wloka verletzte sich – doch die bessere Elf waren. "Ihr Spiel funkelte und blitzte in der zweiten Halbzeit wie ein feingeschliffener Diamant und je härter sie das Schicksal traf, desto grimmiger und stählerner wurde ihr Wille, mit ihm fertig zu werden", pries Der neue Sport die Frankfurter.

Vier Minuten vor Schluss hätten sie wenigstens einen Punkt bekommen können, als es Elfmeter gab. Doch Nationalspieler Alfred Pfaff drückte sich und Vertreter Alfons Remlein verschoss. Dafür gingen die nächsten Endrunden-Spiele 1958/1959 beide an die Eintracht, die damals Meister wurde. Im Juli 1961 sah man sich erstmals im DFB-Pokal. Köln gewann trotz 0:2-Rückstands am Main noch 3:2. Wieder schoss Eintracht-Schreck Hans Schäfer zwei Tore, Christian Müller sorgte in der Verlängerung für den ersten FC-Sieg in Frankfurt. Für 21:4 Ecken konnte sich die Eintracht nichts kaufen.

In derselben Saison wiederholte der 1. FC das Kunststück im Endrunden-Spiel (3:1), auf der Bank jubelte Trainer Tschik Cajkovski. Der spätere FC-Manager Karl-Heinz Thielen entschied mit zwei Toren binnen drei Minuten direkt nach der Pause das Spiel, das 48.000 Zuschauer sahen. Ein ermäßigter Sitzplatz kostete damals noch 3,90 DM.

Das letzte Spiel vor dem Bundesligastart ging wieder an die Eintracht, die im August 1962 im Pokal 2:1 beim amtierenden Meister Köln gewann. Josef Weilbächer schoss in der Verlängerung das Siegtor.

Erste Bundesliga-Niederlage kassiert Köln in Frankfurt

Obwohl die Kölner erster Bundesliga-Meister wurden, blieb die Eintracht gegen sie unbesiegt. Das 1:2 in Frankfurt am 12. Oktober 1963 ist Kölns allererste Bundesliga-Niederlage, für die Frankfurts Torschützen Wilhelm Huberts und Horst Trimhold verantwortlich zeichneten. Und nach dem 1:1 in Köln musst Schiedsrichter Lutz Polizeischutz anfordern, FC-Fans wollten ihm unter anderem wegen des Platzverweises an Christian Müller, der Stinka k.o. geschlagen hatte, ans Leder.

Dieser Müller machte alles wieder gut und schoss beim folgenden 4:1 in Frankfurt drei Tore. Im Rückspiel aber verdarb die Eintracht den Kölnern die Titelverteidigung, als sie ein vogelwildes Spiel nach 1:3-Rückstand binnen sieben Minuten drehte. Das Genick brachen sich die Kölner selbst, als Stürmer Heinz Hornig mit einem gut gemeinten Schlenzer seinen eigenen Torwart Toni Schumacher überwand. Auch dass Benthaus den ersten von drei Elfmetern an diesem Tag verschoss – er scheiterte an Egon Loy – trug zum Kölner Debakel bei. Nach dem Torrausch von 1964/1965 fiel 1965/1966 nur ein einziges Tor in den beiden Duellen, Kölns Pott verwandelte im Heimspiel einen Handelfmeter.

1966/1967 wurde wieder Vereinsgeschichte geschrieben: Nach dem 4:0 im Waldstadion war die Eintracht erstmals Tabellenführer in der Bundesliga, drei Tore von Siegfried Bronnert ebneten den Weg. Und das 4:1 im Januar 1967 ist bis dato Eintrachts höchster Sieg in Köln. Ansonsten wurde in den Sechzigern nur selten hohe Fußballkunst geboten, die niveauarmen Spiele häuften sich, 1966 und 1969 gab es die ersten torlosen. Nur ein Spiel fällt noch etwas aus dem Rahmen: Das Kölner 5:1 im April 1968 beendete eine Frankfurter Siegesserie von fünf Spielen. Außerdem registrierte die Fachwelt, dass Frankfurts Bernd Nickel einen besonders harten Schuss hatte, denn nachdem "Doktor Hammer" abgezogen hatte, kugelte sich Torwart Milutin Soskic die Schulter aus und Abstauber Bernd Hölzenbein hatte leichtes Spiel. Von Dezember 1969 bis März 1972 endeten fünf der sechs Liga-Duelle unentschieden. Kurios: Köln gewann alle drei Pokalspiele von 1961 bis 1971 – jeweils auswärts.

Fünf Tore in 30 Minuten

Am 19. Mai 1973 endete eine Kölner Serie von sieben ungeschlagenen Bundesliga-Spielen durchaus spektakulär. Im Waldstadion stand es nach einer Stunde noch 0:0, doch dann brachen alle Kölner Abwehrdämme – Endstand 5:0. Dabei waren die Kölner Tabellenzweiter, während die Eintracht auf Platz elf herumdümpelte. Das durch fünf verschiedene Schützen zu Stande gekommene 5:0 ist das Rekordergebnis dieses Duells.

Die Eintracht-Fans feierten es und sangen von den eigentlich noch gesperrten Rängen des im Umbau befindlichen Waldstadions. Kleiner Wermutstropfen: Torwart Günter Wienhold schied mit Wadenbeinbruch aus, woraufhin der Frankfurter Torhagel erst richtig einsetzte. Bis dahin hatten die Kölner mehr vom Spiel gehabt. "Sicher ist nur, dass dieses Spiel wieder einmal zeigte, was im Fußball alles drin ist", schrieb der Kicker.

Bundestrainer Schön in Sorge und FC-Kabine

In den Siebzigern dominierten die jeweiligen Gastgeber besonders stark, zwischen 1970 und 1978 gab es 16-mal keinen Auswärtssieg, inklusive eines spannendes Pokalspiels im Februar 1974. Damals gewannen die Frankfurter erstmals auch im Pokal zuhause gegen die Kölner, aber es war ein hartes Stück Arbeit. 4:3 nach Verlängerung stand auf der Anzeigetafel, dreimal der Name Bernd Hölzenbein, zweimal Wolfgang Overath.

Vorausgegangen war im Januar an selber Stelle ein zuweilen sehr hartes Bundesligaspiel (2:1). Weil sich mit Wolfgang Overath und Wolfgang Weber schon zwei Nationalspieler verletzt hatten, eilte Bundestrainer Helmut Schön besorgt in der Halbzeit in die Kölner Kabine: "Es steht hier zuviel auf dem Spiel. Die Partie ist so hart, dass ich ein bisschen Angst bekam." Wie schon 1967 eroberte die Eintracht durch einen Heimsieg über den 1. FC die Tabellenspitze. Meister wurde sie in der Bundesliga dennoch nie, während der FC 1977/1978 noch mal feiern durfte.

Aber ausgerechnet im Kölner Meisterjahr holte Eintracht am 1. April 1978 im Müngersdorfer Stadion beide Punkte und beendete die achtjährige Serie ohne Auswärtssieg in diesem Duell. Bernd Hölzenbein schoss das Tor des Tages. Die Eintracht wurde wieder mal dem Klischee von der Diva gerecht, hatte sie doch kurz zuvor noch bei Schlusslicht St. Pauli 3:5 verloren. "Wir waren heute ganz anders motiviert. Wir haben gegen unseren alten Rivalen und gegen den Tabellenführer gespielt, das hat uns ungeheuer angespornt", gab Kapitän Jürgen Grabowski zu Protokoll. Ein halbes Jahr später setzte die Eintracht nun beim amtierenden Meister noch einen drauf und gewann 2:0 – es sollte elf Jahre bis zum nächsten Sieg in Köln dauern.

In den Achtzigern kam die Eintracht gegen den 1. FC häufig gewaltig unter die Räder. Wie im Oktober 1980 (0:5) oder im Oktober 1983, als sie ihre höchste Bundesliga-Pleite überhaupt quittierte – ein deftiges 0:7. Damals waren die Hessen Schlusslicht und reisten nach der Entlassung von Branko Zebec ohne lizenzierten Trainer und mit dem letzten Aufgebot an – Interimscoach Klaus Mank stellte Abwehrtalent Thomas Berthold in den Sturm. Charly Körbel kommentierte voller Frust: "Bei uns weißt du nicht mehr, was du machen sollst. Du schreist und schreist, aber keiner hört und reagiert mehr."

Geplanter Frankfurter "Waschtag" abgesagt

Das Debakel stand am Anfang einer Serie von elf sieglosen Eintracht-Spielen gegen den 1. FC, der in den Achtzigern zu ihrem Angstgegner avancierte. 1984 stürmten die Kölner binnen sechs Monaten das Waldstadion gleich zweimal (4:1 und 2:0) und nutzten die Unsicherheit der damals oft in Abstiegsangst schwebenden Hessen. Allerdings endeten zwischen 1985 und 1988 auch fünf von sechs Spielen remis. Am 17. Oktober 1987 spielte sich dabei in Frankfurt (1:1) eine ungewöhnliche Szene ab. Die Gäste waren nach zwölf Spielen noch ungeschlagen und klarer Favorit. Nach zwölf Minuten pfiff Schiedsrichter Kriegelstein ihnen einen Elfmeter, und Pierre Littbarski legte sich den Ball zurecht. Die Ausführung übernahm jedoch Stefan Engels. Er traf, und die Kölner jubelten schon, da intervenierte plötzlich Eintracht-Kapitän Charly Körbel.

Der machte gerade den Trainerschein, "und da muss ich auch die Schiedsrichter-Prüfung ablegen". Er kannte sich im Regelwerk also besser aus als jeder andere auf dem Platz. Und er wusste, was in Regel XIV, Strafstoß, Absatz 7, steht: "Nach Anweisung der FIFA muss der Schütze für Schiedsrichter und Torwart klar erkennbar sein." Herrn Kriegelstein fiel es dann auch wieder ein, und so wurde der Elfmeter wiederholt – und nun scheiterte Engels an Torwart Jürgen Pahl. Immerhin reichte es noch zu einem Punkt für die Kölner, und der Gag der Eintracht, die eine riesige Waschmaschine auf der Laufbahn platziert hatte, verpuffte. Darin sollte der blaue Pullover von Köln-Manager Udo Lattek gewaschen werden, was der im Falle seiner ersten Niederlage angekündigt hatte. Der Waschtag wurde abgesagt.

Im November 1989, die Mauer war gerade gefallen, platzte ein anderes Vorhaben. Mit einem Sieg über die Eintracht wollte der 1. FC die Herbstmeisterschaft feiern, 31.000 kamen ins Müngersdorfer Stadion. Sie sahen ein spektakuläres Spiel, "wie es Köln in 26 Bundesligajahren wohl nur selten gesehen hat" (Kicker) – nur nicht den gewünschten Ausgang. Beide Trainer sprachen nach dem 3:5 vom "Spiel der Superlative", Christoph Daum stieß es aber mit bitterer Miene hervor. Kölns Coach ergänzte, es sei auch ein Spiel mit "Superlativen an Fehlern" gewesen. Das ging in Richtung Bodo Illgner, der Nationaltorwart patzte auffällig oft, und Eintracht-Manager Bernd Hölzenbein fragte besorgt: ""as wäre, wenn so etwas in einem WM-Spiel passieren würde?"

Diskussionen um Torwartposition beim 1. FC Köln

Damit eröffnete er die Diskussion um die Rückkehr seines Torwarts Uli Stein in die DFB-Auswahl. Stein bot eine überragende Leistung in diesem Spiel, das die Kölner nach Chancen mit 21:9 "gewannen". Die besseren Torschützen hatte aber die Eintracht, Dieter Eckstein schoss erstmals im Frankfurter Trikot drei Tore und sagte: "Ich habe noch nie so ein überragendes Spiel für die Eintracht gemacht." Auch für Eintracht-Trainer Jörg Berger war es ein unvergessliches Spiel, nach dem Mauerfall konnte er nach vielen Jahren seinen Sohn Ron in die Arme schließen, der ins Stadion gekommen war. Berger wechselte dann nach Köln und gewann kein Heimspiel gegen die Eintracht…

Am 19. November 1993 verdarben wiederum die Kölner der Eintracht den Vorrundenabschluss. Herbstmeister war das Team von Klaus Toppmöller zwar schon, doch umso blamabler ist dann eine 0:3-Heimniederlage. Ohne Top-Torjäger Tony Yeboah, der sich das Bein gebrochen hatte, war der Herbstmeister nur die Hälfte wert. "Ich will nichts schönreden, wir sind in einer Krise", sagte Manager Hölzenbein. Die Kölner Tore fielen alle nach der Pause, Toni Polster, Rico Steinmann und Horst Heldt überwanden Uli Stein. Das meiste Lob erntete aber Bodo Illgner und wieder zettelte er eine Diskussion um den WM-Torwart an. Berti Vogts schwankte noch zwischen ihm und Andy Köpke, Illgner forderte Klarheit für USA 1994: "Je früher, umso besser."

Am 1. Mai 1996 standen sich Illgner und Köpke nun in Frankfurt direkt gegenüber, als es vorläufig zum letzten Duell der Bundesliga-Dinosaurier kam. Damals war die Lage nahezu identisch mit der heutigen, nur dass der Vierzehnte (Köln) den Sechzehnten empfing – und dass es erst der 31. Spieltag war. Die von Peter Neururer trainierten Kölner gewannen 3:0 gegen Stepanovics Frankfurter, die danach auf Platz 17 abrutschten. Dabei hatten die Hessen im Abstiegskampf alles mobilisiert, ein Sponsor hatte 5000 Freikarten gestiftet, und letztlich standen an jenem Mittwochnachmittag 10.000 Fans im Gästeblock. "Wir haben halt keinen Uwe Bein mehr, der reißt so ein Spiel alleine rum", jammerte Rudi Bommer. Kölns Anhang feierte den Doppeltorschützen Dorinel Munteanu, der in den letzten zehn Minuten das Zittern beendete. Die Eintracht aber stieg ab, und als sie 1998 zurückkehrte, waren die Kölner ebenfalls erstmals Zweitligist.

Wiedersehen erst 2000/2001

Erst in der Saison 2000/2001 sah man sich wieder, die Frankfurter haben daran keine guten Erinnerungen. Nicht zuletzt die Pleiten gegen den FC (1:4 und 1:5) ebneten den Weg zurück in die zweite Liga. Das 1:5 im Waldstadion am ersten Spieltag nach der Winterpause hatte Folgen: Die Eintracht entließ Trainer Felix Magath umgehend, es war immerhin die sechste Pleite in Folge – einmalig in Magaths Trainer-Laufbahn. Er äußerte dennoch Unverständnis: "Jeder kannte meine Art, man holte mich, weil ich so bin, wie ich bin. Plötzlich tut man so, als habe man mich nicht gekannt." Worte die auch zehn Jahre später beim Aus auf Schalke so ähnlich fallen sollten.

Die Kölner dagegen genossen die Lobeshymnen für ihre Leistung, schon zur Halbzeit führten sie mit 4:0. "Im Waldstadion erinnerte der Auftritt mit dem brillanten Konterspiel über die schnellen Außen schon sehr an die begeisternden Darbietungen der frühen Gladbacher Fohlen-Elf", lobte der Kicker. Und das unter den Augen von Diego Maradona, den private Kontakte an diesem kalten Januarabend vor zehn Jahren ins Waldstadion führten.

Nun ging man sich wieder zwei Jahre aus dem Weg, Eintracht (2001) und der 1. FC (2002) stiegen wieder ab. In der Saison 2003/2004 stiegen beide dann gemeinsam ab, jeder gewann sein Heimspiel mit 2:0. Beim Rückspiel im April 2004 in Köln tauchte erstmals Lukas Podolski in der Torschützenliste dieses Duells auf: Der 18-Jährige erzielte das entscheidende 2:0. An diesem Tag lief eine der jüngsten Kölner Mannschaften aller Zeiten auf (23,9 Jahre im Schnitt), Trainer Marcel Koller hatte seine Routiniers Dirk Lottner und Jörg Heinrich auf die Tribüne verbannt. Es war nur ein Augenblickserfolg, der FC stieg dennoch ab und auch der Eintracht fehlten die beim abgeschlagenen Letzten verlorenen Punkte in der Endabrechnung.

Nur zwei Zweitligaduelle zwischen Frankfurt und Köln

Es folgten 2004/2005 die einzigen Zweitligaspiele dieses Duells, sie waren vor allem Kassenschlager und lockten in der Summe 75.000 Zuschauer an. Idealerweise gewann jeweils die Heimmannschaft. Beide stiegen gemeinsam auf, seitdem hat es nur noch ein torreiches Spiel gegeben. Am 22. Oktober 2005 schoss die Eintracht den 1. FC mit 6:3 aus dem Waldstadion, Friedhelm Funkel hatte kein Mitleid mit seinem Ex-Klub. Kurios: Es gab neun verschiedene Torschützen. Köln stieg ein viertes Mal ab, aber seit jenem Tag wurde der Geißbock nicht mehr vom Eintracht-Adler gerupft, abgesehen von einem DFB-Pokal-Spiel im Winter 2006 (3:1 in Frankfurt).

In der Liga aber gab es nach einer Serie von vier Unentschieden zuletzt zwei Kölner Siege. Sechsmal ungeschlagen gegen die Eintracht – der siebte Kölner Streich wäre am Samstag wohl der Todesstoß für den alten Rivalen.

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Es sind Duelle, die sich ins kollektive Gedächtnis der Fußballfans eingebrannt haben. Spiele für die ganz großen Emotionen - Begeisterung und Entsetzen, Siegestaumel und tiefe Trauer. Begegnungen, die Millionen von Menschen in ihren Bann ziehen, jedes Mal aufs Neue. Unvergessene Momente der Bundesligahistorie, 90 Minuten für die Ewigkeit, die normale Partien zu Klassikern gemacht haben.

Ein Spiel und seine Geschichte: In einer Serie schaut der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras immer freitags während der Saison in die Chronik von ganz besonderen Bundesliga-Duellen, die aktuell anstehen. Heute: Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Köln, die am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) aufeinandertreffen.

93-mal haben sie sich schon in Pflichtspielen gegenüber gestanden, ob in der Bundesliga (77), in der alten Meisterschaftsendrunde (sechsmal), im DFB-Pokal (achtmal) oder in Liga zwei (zweimal) – aber so ernst war die Ausgangslage noch nie. Eintracht Frankfurt (Platz 16) und der 1. FC Köln (14) spielen gegen den Abstieg, am Samstag müssen sie das im direkten Aufeinandertreffen tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich beide retten werden, ist gering. So mancher Fan sucht Trost in der Geschichte, auch in der dieses Spiels.

Erste Partie datiert vom 24. Juni 1951

Die Köln-Frankfurter Liaison begann am 24. Juni 1951 noch recht harmlos. Der 1. FC hatte in seiner Jubiläumswoche Gäste geladen, auch die Eintracht gehörte dazu und wagte als einzige die Gastgeber zu besiegen (4:2). "Die Frankfurter verrieten in jeder Phase die alte Schule typischen süddeutschen Fußballs. Prachtvolles Zusammenspiel, das oft mit herzhaften Torschüssen krönenden Abschluß fand, entschädigte die Zuschauer für ihr Kommen", lobte das Sport Magazin. Der kommende Weltmeister Hans Schäfer schoss beide Kölner Tore, Alfred Krauss traf dreimal für die Eintracht. Der Kölner Gegenbesuch im April 1952 endete mit einem 1:1, wieder traf Schäfer. Kurios: Im Eintracht-Tor stand mit Rado der Keeper des Lokalrivalen FSV, der mangels Personal ausgeliehen wurde. Für ein Freundschaftsspiel ging das damals.

Im Jahr darauf ging es dann endlich um etwas und 50.000 strömten im Mai 1953 ins Waldstadion zum Vorrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft. Schon in der ersten Minute fiel ein Tor für die Gastgeber durch Erich Dziwioki, dem Hermann Hesse das 2:0 folgen ließ. Pausen- war gleich Endstand, Hans Schäfer traf nur den Pfosten. Unter den Zuschauen war auch der örtliche Bundesbahninspektor, was man nur deshalb erfuhr, weil er mitten im Spiel ausgerufen wurde: Er möge sofort zum Hauptbahnhof kommen, ein Signal sei kaputt.

Das bedeutungslose Rückspiel vor 20.000 endete erstmals torlos, was keinem half: Als Gruppensieger stand der kommende Meister 1. FC Kaiserslautern fest.

Erster FC-Sieg erst kurz vor WM 1954

Im fünften Anlauf feierten die Kölner kurz vor der WM 1954 dann ihren ersten Sieg (3:2) gegen die Eintracht, wieder war es ein Endrundenspiel – diesmal auf neutralem Boden in Ludwigshafen. Der moralische Sieger waren allerdings die Hessen, die gemäß Chronistenberichte eine hervorragende Leistung boten und in 60-minütiger Unterzahl – Wloka verletzte sich – doch die bessere Elf waren. "Ihr Spiel funkelte und blitzte in der zweiten Halbzeit wie ein feingeschliffener Diamant und je härter sie das Schicksal traf, desto grimmiger und stählerner wurde ihr Wille, mit ihm fertig zu werden", pries Der neue Sport die Frankfurter.

Vier Minuten vor Schluss hätten sie wenigstens einen Punkt bekommen können, als es Elfmeter gab. Doch Nationalspieler Alfred Pfaff drückte sich und Vertreter Alfons Remlein verschoss. Dafür gingen die nächsten Endrunden-Spiele 1958/1959 beide an die Eintracht, die damals Meister wurde. Im Juli 1961 sah man sich erstmals im DFB-Pokal. Köln gewann trotz 0:2-Rückstands am Main noch 3:2. Wieder schoss Eintracht-Schreck Hans Schäfer zwei Tore, Christian Müller sorgte in der Verlängerung für den ersten FC-Sieg in Frankfurt. Für 21:4 Ecken konnte sich die Eintracht nichts kaufen.

In derselben Saison wiederholte der 1. FC das Kunststück im Endrunden-Spiel (3:1), auf der Bank jubelte Trainer Tschik Cajkovski. Der spätere FC-Manager Karl-Heinz Thielen entschied mit zwei Toren binnen drei Minuten direkt nach der Pause das Spiel, das 48.000 Zuschauer sahen. Ein ermäßigter Sitzplatz kostete damals noch 3,90 DM.

Das letzte Spiel vor dem Bundesligastart ging wieder an die Eintracht, die im August 1962 im Pokal 2:1 beim amtierenden Meister Köln gewann. Josef Weilbächer schoss in der Verlängerung das Siegtor.

Erste Bundesliga-Niederlage kassiert Köln in Frankfurt

Obwohl die Kölner erster Bundesliga-Meister wurden, blieb die Eintracht gegen sie unbesiegt. Das 1:2 in Frankfurt am 12. Oktober 1963 ist Kölns allererste Bundesliga-Niederlage, für die Frankfurts Torschützen Wilhelm Huberts und Horst Trimhold verantwortlich zeichneten. Und nach dem 1:1 in Köln musst Schiedsrichter Lutz Polizeischutz anfordern, FC-Fans wollten ihm unter anderem wegen des Platzverweises an Christian Müller, der Stinka k.o. geschlagen hatte, ans Leder.

Dieser Müller machte alles wieder gut und schoss beim folgenden 4:1 in Frankfurt drei Tore. Im Rückspiel aber verdarb die Eintracht den Kölnern die Titelverteidigung, als sie ein vogelwildes Spiel nach 1:3-Rückstand binnen sieben Minuten drehte. Das Genick brachen sich die Kölner selbst, als Stürmer Heinz Hornig mit einem gut gemeinten Schlenzer seinen eigenen Torwart Toni Schumacher überwand. Auch dass Benthaus den ersten von drei Elfmetern an diesem Tag verschoss – er scheiterte an Egon Loy – trug zum Kölner Debakel bei. Nach dem Torrausch von 1964/1965 fiel 1965/1966 nur ein einziges Tor in den beiden Duellen, Kölns Pott verwandelte im Heimspiel einen Handelfmeter.

1966/1967 wurde wieder Vereinsgeschichte geschrieben: Nach dem 4:0 im Waldstadion war die Eintracht erstmals Tabellenführer in der Bundesliga, drei Tore von Siegfried Bronnert ebneten den Weg. Und das 4:1 im Januar 1967 ist bis dato Eintrachts höchster Sieg in Köln. Ansonsten wurde in den Sechzigern nur selten hohe Fußballkunst geboten, die niveauarmen Spiele häuften sich, 1966 und 1969 gab es die ersten torlosen. Nur ein Spiel fällt noch etwas aus dem Rahmen: Das Kölner 5:1 im April 1968 beendete eine Frankfurter Siegesserie von fünf Spielen. Außerdem registrierte die Fachwelt, dass Frankfurts Bernd Nickel einen besonders harten Schuss hatte, denn nachdem "Doktor Hammer" abgezogen hatte, kugelte sich Torwart Milutin Soskic die Schulter aus und Abstauber Bernd Hölzenbein hatte leichtes Spiel. Von Dezember 1969 bis März 1972 endeten fünf der sechs Liga-Duelle unentschieden. Kurios: Köln gewann alle drei Pokalspiele von 1961 bis 1971 – jeweils auswärts.

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Fünf Tore in 30 Minuten

Am 19. Mai 1973 endete eine Kölner Serie von sieben ungeschlagenen Bundesliga-Spielen durchaus spektakulär. Im Waldstadion stand es nach einer Stunde noch 0:0, doch dann brachen alle Kölner Abwehrdämme – Endstand 5:0. Dabei waren die Kölner Tabellenzweiter, während die Eintracht auf Platz elf herumdümpelte. Das durch fünf verschiedene Schützen zu Stande gekommene 5:0 ist das Rekordergebnis dieses Duells.

Die Eintracht-Fans feierten es und sangen von den eigentlich noch gesperrten Rängen des im Umbau befindlichen Waldstadions. Kleiner Wermutstropfen: Torwart Günter Wienhold schied mit Wadenbeinbruch aus, woraufhin der Frankfurter Torhagel erst richtig einsetzte. Bis dahin hatten die Kölner mehr vom Spiel gehabt. "Sicher ist nur, dass dieses Spiel wieder einmal zeigte, was im Fußball alles drin ist", schrieb der Kicker.

Bundestrainer Schön in Sorge und FC-Kabine

In den Siebzigern dominierten die jeweiligen Gastgeber besonders stark, zwischen 1970 und 1978 gab es 16-mal keinen Auswärtssieg, inklusive eines spannendes Pokalspiels im Februar 1974. Damals gewannen die Frankfurter erstmals auch im Pokal zuhause gegen die Kölner, aber es war ein hartes Stück Arbeit. 4:3 nach Verlängerung stand auf der Anzeigetafel, dreimal der Name Bernd Hölzenbein, zweimal Wolfgang Overath.

Vorausgegangen war im Januar an selber Stelle ein zuweilen sehr hartes Bundesligaspiel (2:1). Weil sich mit Wolfgang Overath und Wolfgang Weber schon zwei Nationalspieler verletzt hatten, eilte Bundestrainer Helmut Schön besorgt in der Halbzeit in die Kölner Kabine: "Es steht hier zuviel auf dem Spiel. Die Partie ist so hart, dass ich ein bisschen Angst bekam." Wie schon 1967 eroberte die Eintracht durch einen Heimsieg über den 1. FC die Tabellenspitze. Meister wurde sie in der Bundesliga dennoch nie, während der FC 1977/1978 noch mal feiern durfte.

Aber ausgerechnet im Kölner Meisterjahr holte Eintracht am 1. April 1978 im Müngersdorfer Stadion beide Punkte und beendete die achtjährige Serie ohne Auswärtssieg in diesem Duell. Bernd Hölzenbein schoss das Tor des Tages. Die Eintracht wurde wieder mal dem Klischee von der Diva gerecht, hatte sie doch kurz zuvor noch bei Schlusslicht St. Pauli 3:5 verloren. "Wir waren heute ganz anders motiviert. Wir haben gegen unseren alten Rivalen und gegen den Tabellenführer gespielt, das hat uns ungeheuer angespornt", gab Kapitän Jürgen Grabowski zu Protokoll. Ein halbes Jahr später setzte die Eintracht nun beim amtierenden Meister noch einen drauf und gewann 2:0 – es sollte elf Jahre bis zum nächsten Sieg in Köln dauern.

In den Achtzigern kam die Eintracht gegen den 1. FC häufig gewaltig unter die Räder. Wie im Oktober 1980 (0:5) oder im Oktober 1983, als sie ihre höchste Bundesliga-Pleite überhaupt quittierte – ein deftiges 0:7. Damals waren die Hessen Schlusslicht und reisten nach der Entlassung von Branko Zebec ohne lizenzierten Trainer und mit dem letzten Aufgebot an – Interimscoach Klaus Mank stellte Abwehrtalent Thomas Berthold in den Sturm. Charly Körbel kommentierte voller Frust: "Bei uns weißt du nicht mehr, was du machen sollst. Du schreist und schreist, aber keiner hört und reagiert mehr."

Geplanter Frankfurter "Waschtag" abgesagt

Das Debakel stand am Anfang einer Serie von elf sieglosen Eintracht-Spielen gegen den 1. FC, der in den Achtzigern zu ihrem Angstgegner avancierte. 1984 stürmten die Kölner binnen sechs Monaten das Waldstadion gleich zweimal (4:1 und 2:0) und nutzten die Unsicherheit der damals oft in Abstiegsangst schwebenden Hessen. Allerdings endeten zwischen 1985 und 1988 auch fünf von sechs Spielen remis. Am 17. Oktober 1987 spielte sich dabei in Frankfurt (1:1) eine ungewöhnliche Szene ab. Die Gäste waren nach zwölf Spielen noch ungeschlagen und klarer Favorit. Nach zwölf Minuten pfiff Schiedsrichter Kriegelstein ihnen einen Elfmeter, und Pierre Littbarski legte sich den Ball zurecht. Die Ausführung übernahm jedoch Stefan Engels. Er traf, und die Kölner jubelten schon, da intervenierte plötzlich Eintracht-Kapitän Charly Körbel.

Der machte gerade den Trainerschein, "und da muss ich auch die Schiedsrichter-Prüfung ablegen". Er kannte sich im Regelwerk also besser aus als jeder andere auf dem Platz. Und er wusste, was in Regel XIV, Strafstoß, Absatz 7, steht: "Nach Anweisung der FIFA muss der Schütze für Schiedsrichter und Torwart klar erkennbar sein." Herrn Kriegelstein fiel es dann auch wieder ein, und so wurde der Elfmeter wiederholt – und nun scheiterte Engels an Torwart Jürgen Pahl. Immerhin reichte es noch zu einem Punkt für die Kölner, und der Gag der Eintracht, die eine riesige Waschmaschine auf der Laufbahn platziert hatte, verpuffte. Darin sollte der blaue Pullover von Köln-Manager Udo Lattek gewaschen werden, was der im Falle seiner ersten Niederlage angekündigt hatte. Der Waschtag wurde abgesagt.

Im November 1989, die Mauer war gerade gefallen, platzte ein anderes Vorhaben. Mit einem Sieg über die Eintracht wollte der 1. FC die Herbstmeisterschaft feiern, 31.000 kamen ins Müngersdorfer Stadion. Sie sahen ein spektakuläres Spiel, "wie es Köln in 26 Bundesligajahren wohl nur selten gesehen hat" (Kicker) – nur nicht den gewünschten Ausgang. Beide Trainer sprachen nach dem 3:5 vom "Spiel der Superlative", Christoph Daum stieß es aber mit bitterer Miene hervor. Kölns Coach ergänzte, es sei auch ein Spiel mit "Superlativen an Fehlern" gewesen. Das ging in Richtung Bodo Illgner, der Nationaltorwart patzte auffällig oft, und Eintracht-Manager Bernd Hölzenbein fragte besorgt: ""as wäre, wenn so etwas in einem WM-Spiel passieren würde?"

Diskussionen um Torwartposition beim 1. FC Köln

Damit eröffnete er die Diskussion um die Rückkehr seines Torwarts Uli Stein in die DFB-Auswahl. Stein bot eine überragende Leistung in diesem Spiel, das die Kölner nach Chancen mit 21:9 "gewannen". Die besseren Torschützen hatte aber die Eintracht, Dieter Eckstein schoss erstmals im Frankfurter Trikot drei Tore und sagte: "Ich habe noch nie so ein überragendes Spiel für die Eintracht gemacht." Auch für Eintracht-Trainer Jörg Berger war es ein unvergessliches Spiel, nach dem Mauerfall konnte er nach vielen Jahren seinen Sohn Ron in die Arme schließen, der ins Stadion gekommen war. Berger wechselte dann nach Köln und gewann kein Heimspiel gegen die Eintracht…

Am 19. November 1993 verdarben wiederum die Kölner der Eintracht den Vorrundenabschluss. Herbstmeister war das Team von Klaus Toppmöller zwar schon, doch umso blamabler ist dann eine 0:3-Heimniederlage. Ohne Top-Torjäger Tony Yeboah, der sich das Bein gebrochen hatte, war der Herbstmeister nur die Hälfte wert. "Ich will nichts schönreden, wir sind in einer Krise", sagte Manager Hölzenbein. Die Kölner Tore fielen alle nach der Pause, Toni Polster, Rico Steinmann und Horst Heldt überwanden Uli Stein. Das meiste Lob erntete aber Bodo Illgner und wieder zettelte er eine Diskussion um den WM-Torwart an. Berti Vogts schwankte noch zwischen ihm und Andy Köpke, Illgner forderte Klarheit für USA 1994: "Je früher, umso besser."

Am 1. Mai 1996 standen sich Illgner und Köpke nun in Frankfurt direkt gegenüber, als es vorläufig zum letzten Duell der Bundesliga-Dinosaurier kam. Damals war die Lage nahezu identisch mit der heutigen, nur dass der Vierzehnte (Köln) den Sechzehnten empfing – und dass es erst der 31. Spieltag war. Die von Peter Neururer trainierten Kölner gewannen 3:0 gegen Stepanovics Frankfurter, die danach auf Platz 17 abrutschten. Dabei hatten die Hessen im Abstiegskampf alles mobilisiert, ein Sponsor hatte 5000 Freikarten gestiftet, und letztlich standen an jenem Mittwochnachmittag 10.000 Fans im Gästeblock. "Wir haben halt keinen Uwe Bein mehr, der reißt so ein Spiel alleine rum", jammerte Rudi Bommer. Kölns Anhang feierte den Doppeltorschützen Dorinel Munteanu, der in den letzten zehn Minuten das Zittern beendete. Die Eintracht aber stieg ab, und als sie 1998 zurückkehrte, waren die Kölner ebenfalls erstmals Zweitligist.

Wiedersehen erst 2000/2001

Erst in der Saison 2000/2001 sah man sich wieder, die Frankfurter haben daran keine guten Erinnerungen. Nicht zuletzt die Pleiten gegen den FC (1:4 und 1:5) ebneten den Weg zurück in die zweite Liga. Das 1:5 im Waldstadion am ersten Spieltag nach der Winterpause hatte Folgen: Die Eintracht entließ Trainer Felix Magath umgehend, es war immerhin die sechste Pleite in Folge – einmalig in Magaths Trainer-Laufbahn. Er äußerte dennoch Unverständnis: "Jeder kannte meine Art, man holte mich, weil ich so bin, wie ich bin. Plötzlich tut man so, als habe man mich nicht gekannt." Worte die auch zehn Jahre später beim Aus auf Schalke so ähnlich fallen sollten.

Die Kölner dagegen genossen die Lobeshymnen für ihre Leistung, schon zur Halbzeit führten sie mit 4:0. "Im Waldstadion erinnerte der Auftritt mit dem brillanten Konterspiel über die schnellen Außen schon sehr an die begeisternden Darbietungen der frühen Gladbacher Fohlen-Elf", lobte der Kicker. Und das unter den Augen von Diego Maradona, den private Kontakte an diesem kalten Januarabend vor zehn Jahren ins Waldstadion führten.

Nun ging man sich wieder zwei Jahre aus dem Weg, Eintracht (2001) und der 1. FC (2002) stiegen wieder ab. In der Saison 2003/2004 stiegen beide dann gemeinsam ab, jeder gewann sein Heimspiel mit 2:0. Beim Rückspiel im April 2004 in Köln tauchte erstmals Lukas Podolski in der Torschützenliste dieses Duells auf: Der 18-Jährige erzielte das entscheidende 2:0. An diesem Tag lief eine der jüngsten Kölner Mannschaften aller Zeiten auf (23,9 Jahre im Schnitt), Trainer Marcel Koller hatte seine Routiniers Dirk Lottner und Jörg Heinrich auf die Tribüne verbannt. Es war nur ein Augenblickserfolg, der FC stieg dennoch ab und auch der Eintracht fehlten die beim abgeschlagenen Letzten verlorenen Punkte in der Endabrechnung.

Nur zwei Zweitligaduelle zwischen Frankfurt und Köln

Es folgten 2004/2005 die einzigen Zweitligaspiele dieses Duells, sie waren vor allem Kassenschlager und lockten in der Summe 75.000 Zuschauer an. Idealerweise gewann jeweils die Heimmannschaft. Beide stiegen gemeinsam auf, seitdem hat es nur noch ein torreiches Spiel gegeben. Am 22. Oktober 2005 schoss die Eintracht den 1. FC mit 6:3 aus dem Waldstadion, Friedhelm Funkel hatte kein Mitleid mit seinem Ex-Klub. Kurios: Es gab neun verschiedene Torschützen. Köln stieg ein viertes Mal ab, aber seit jenem Tag wurde der Geißbock nicht mehr vom Eintracht-Adler gerupft, abgesehen von einem DFB-Pokal-Spiel im Winter 2006 (3:1 in Frankfurt).

In der Liga aber gab es nach einer Serie von vier Unentschieden zuletzt zwei Kölner Siege. Sechsmal ungeschlagen gegen die Eintracht – der siebte Kölner Streich wäre am Samstag wohl der Todesstoß für den alten Rivalen.