Frank Schmidt: Ein heimlicher Filmstar auf Heidenheims Bank

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Heidenheims Trainer Frank Schmidt, heimlicher Filmstar und vor fast 20 Jahren Pokalschreck für den FC Bayern.

"Wen nennst Du hier Labertasche?" Es ist eine der stärksten und prägnantesten Szenen im Dokumentarfilm "Trainer", als Frank Schmidt mit seinem Kollegen Pawel Dotschew vom SC Preußen Münster auf dem Rasen aneinandergerät. Zwei Trainer, unmittelbar nach dem Schlusspfiff, emotional aufgeladen, ungefiltert, authentisch.

Gesehen hat Schmidt die Sequenz erst im fertigen Film. Sie war ihm unangenehm. Trainer sollen und wollen Vorbild sein. Und Respekt unter Kollegen ist Schmidt ein wichtiges Anliegen. Allerdings hat sich ihm der Sinn, die Szene zu zeigen, durchaus erschlossen. "Auch diese Ausnahmemomente gehören zur Realität. Sie verdeutlichen, dass es um viel geht, selbst in der 3. Liga", so Schmidt.

Heidenheim und Schmidt: Es begann vor zehn Jahren in der Verbandsliga

Seine Bekanntheit und seine Sympathiewerte sind durch den Film deutlich gewachsen. Seit der Premiere gehen beim Trainer des 1. FC Heidenheim 1846 nahezu wöchentlich Anfragen nach Hospitationen ein. "Die positive Resonanz freut mich natürlich", sagt er.

Zehn Jahre ist es her, seit Frank Schmidt nach Heidenheim kam. 3. Liga, Trainerberuf, Dokumentarfilm – all das war damals weit weg. Der Heidenheimer SB, wie der Verein zu dieser Zeit noch hieß, spielte in der Verbandsliga. Schmidt, vorher Profi mit 76 Zweitligaeinsätzen für Alemannia Aachen und den SV Waldhof Mannheim, wollte die Karriere im Amateurbereich ausklingen lassen und sich beruflich für die Zeit danach orientieren. Gerne erzählt er die Anekdote, wie sich seine Frau darauf freute, dass ihr Mann endlich Zeit habe, freitags den Rasen zu mähen. Es kam anders.

Einstieg als Trainer: Von der Interims- zur Dauerlösung

2007, Heidenheim war mittlerweile in die Oberliga Baden-Württemberg aufgestiegen, wurde Schmidt Trainer, spontan und ungeplant, eine typische Interimslösung. Der Verein hatte sich wenige Wochen nach Saisonstart von Coach Dieter Märkle getrennt, Schmidt sollte bis Winter einspringen. Aus drei bis vier Monaten sind sechs Jahre geworden – Ende offen.



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Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Heidenheims Trainer Frank Schmidt, heimlicher Filmstar und vor fast 20 Jahren Pokalschreck für den FC Bayern.

"Wen nennst Du hier Labertasche?" Es ist eine der stärksten und prägnantesten Szenen im Dokumentarfilm "Trainer", als Frank Schmidt mit seinem Kollegen Pawel Dotschew vom SC Preußen Münster auf dem Rasen aneinandergerät. Zwei Trainer, unmittelbar nach dem Schlusspfiff, emotional aufgeladen, ungefiltert, authentisch.

Gesehen hat Schmidt die Sequenz erst im fertigen Film. Sie war ihm unangenehm. Trainer sollen und wollen Vorbild sein. Und Respekt unter Kollegen ist Schmidt ein wichtiges Anliegen. Allerdings hat sich ihm der Sinn, die Szene zu zeigen, durchaus erschlossen. "Auch diese Ausnahmemomente gehören zur Realität. Sie verdeutlichen, dass es um viel geht, selbst in der 3. Liga", so Schmidt.

Heidenheim und Schmidt: Es begann vor zehn Jahren in der Verbandsliga

Seine Bekanntheit und seine Sympathiewerte sind durch den Film deutlich gewachsen. Seit der Premiere gehen beim Trainer des 1. FC Heidenheim 1846 nahezu wöchentlich Anfragen nach Hospitationen ein. "Die positive Resonanz freut mich natürlich", sagt er.

Zehn Jahre ist es her, seit Frank Schmidt nach Heidenheim kam. 3. Liga, Trainerberuf, Dokumentarfilm – all das war damals weit weg. Der Heidenheimer SB, wie der Verein zu dieser Zeit noch hieß, spielte in der Verbandsliga. Schmidt, vorher Profi mit 76 Zweitligaeinsätzen für Alemannia Aachen und den SV Waldhof Mannheim, wollte die Karriere im Amateurbereich ausklingen lassen und sich beruflich für die Zeit danach orientieren. Gerne erzählt er die Anekdote, wie sich seine Frau darauf freute, dass ihr Mann endlich Zeit habe, freitags den Rasen zu mähen. Es kam anders.

Einstieg als Trainer: Von der Interims- zur Dauerlösung

2007, Heidenheim war mittlerweile in die Oberliga Baden-Württemberg aufgestiegen, wurde Schmidt Trainer, spontan und ungeplant, eine typische Interimslösung. Der Verein hatte sich wenige Wochen nach Saisonstart von Coach Dieter Märkle getrennt, Schmidt sollte bis Winter einspringen. Aus drei bis vier Monaten sind sechs Jahre geworden – Ende offen.

Schmidt hat den FCH zunächst in die Regionalliga und dann in die 3. Liga geführt. Er hat im Schnelldurchgang seine Lizenzen bis hin zum Fußball-Lehrer gemacht. Er gehört zur aktuellen Trainergeneration, für die Dominanz, Laufintensität und das vorwärtsgerichtete Spiel gegen den Ball eine Selbstverständlichkeit sind. "Als ich damals Trainer wurde", sagt der 39-Jährige, "ist mir schnell klar geworden, dass sich mir eine Chance bietet, die ich unbedingt ergreifen will."

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Aufstieg, Hochzeit, Geburt der Tochter, Tod des Trainers – alles in einer Saison

Schon als Spieler war Schmidt einer, der Verantwortung übernahm, der Dinge hinterfragte und versuchte, Entscheidungen von Trainern nachzuvollziehen. Auf den meisten seiner Stationen war der gebürtige Heidenheimer Kapitän. Für die deutsche U 20 spielte er 1993 bei der Weltmeisterschaft an der Seite von Carsten Ramelow, Carsten Jancker und Dietmar Hamann. Damals war Schmidt noch Stürmer. Später wurde die Defensive zu seinem Arbeitsgebiet. Als der TSV Vestenbergsgreuth am 14. August 1994 einen der legendärsten Sensationssiege der DFB-Pokal-Geschichte feierte und den FC Bayern München mit 1:0 aus dem Wettbewerb warf, tat der Regionalligist dies mit Frank Schmidt als Libero vor der Dreierkette.

Noch emotionaler war der Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Alemannia Aachen in der Saison 1999/2000. "Das prägendste Jahr meines Lebens", sagt Schmidt. Nicht nur wegen des Erfolges und weil er neu in Aachen war. Schmidt heiratete in dieser Saison, seine Tochter wurde geboren, und er erlebte die Tragödie, als Alemannia-Trainer Werner Fuchs während einer Trainingseinheit tot zusammenbrach. Herzversagen. "Ich hatte Jörg Berger als Trainer, habe unter Armin Veh gearbeitet. Aber von Werner Fuchs habe ich am meisten mitgenommen, weil er ein toller Mensch war, der es verstanden hat, sehr gut mit den Spielern umzugehen", sagt der Coach des 1. FC Heidenheim.

Schmidt: Emotion, Gewissenhaftigkeit und ein ausgeprägter Ehrgeiz

Hart, aber herzlich – so hat er Fuchs erlebt, so bevorzugt es Schmidt selbst in seiner Mannschaftsführung. Wenn Schmidt seine 1,90 Meter aufbaut, den Oberkörper herausdrückt, dabei den Kopf zur Seite neigt und laut wird, kann es unangenehm werden. Emotion gehört zu seinem Handwerk, genauso wie der ausgeprägte Ehrgeiz und seine Gewissenhaftigkeit.

Schmidt hat einen klaren Plan. Für jedes Spiel, für die Saison, darüber hinaus. Auf diese Weise haben die Heidenheimer im Kalenderjahr 2013 im Schnitt 2,25 Punkte pro Partie geholt und mit 72 Zählern in der Vorsaison einen Vereinsrekord seit Zugehörigkeit zur 3. Liga aufgestellt. Kein Klub hat in den vergangenen Jahren so konstant im oberen Tabellendrittel der 3. Liga mitgespielt.

"Wir sind bereit, den nächsten Schritt zu machen"

Allerdings, und das ist der Makel, hat es bisher nicht zum Sprung in die 2. Bundesliga gereicht. Im Mai verspielte der FCH am letzten Spieltag die sicher geglaubte Relegationsteilnahme mit einem 0:0 zu Hause gegen Kickers Offenbach. Am vergangenen Wochenende gaben die Heidenheimer die Tabellenführung durch eine überraschende 0:1-Niederlage beim SV Darmstadt 98 ab und purzelten vor dem Heimspiel gegen Hansa Rostock am Samstag (ab 14 Uhr) auf den vierten Platz.

Mancher stellt sich die Frage, ob die Mannschaft ein grundsätzliches Problem in entscheidenden Momenten und mit der Rolle des Gejagten hat. "In der Vergangenheit möglicherweise, aber dieses Jahr nicht", meint Schmidt. Er spricht von "organischem Wachstum". Kaum ein Spieler im Kader habe bisher in der 2. Bundesliga gespielt, selbst Leistungsträger wie Marc Schnatterer oder Tim Göhlert nicht. "Auch der Verein hat das noch nie erlebt", verdeutlicht der Trainer: "Aber jetzt sind wir bereit, den nächsten Schritt zu machen."

Ziel Bundesliga: "Alles zu seiner Zeit"

Der Aufstieg wäre das Happy End, das dem Film "Trainer" fehlt. Der endet mit hängenden Köpfen und traurigen Blicken in der Heidenheimer Kabine. Am Tag danach führten Frank Schmidt und Geschäftsführer Holger Sanwald 26 Einzelgespräche mit den Spielern. "Ich habe nur eine Nacht gebraucht, um die Enttäuschung zu verarbeiten und den Blick wieder nach vorne zu richten", sagt der Trainer und wundert sich selbst ein bisschen darüber.

Schmidts Vertrag in Heidenheim läuft bis 2015. Bis dahin soll die 2. Bundesliga erreicht sein. Dann wäre er zwölf Jahre beim FCH, acht davon in verantwortlicher Position. "Mir ist bewusst, dass das eine lange Zeit ist. Was danach passiert, ist natürlich noch offen", sagt er. In die Bundesliga, dort möchte er hin. "Aber alles zu seiner Zeit." Ob als Labertasche oder nicht.