Forssells Finnen: "Es kann nur besser werden"

Deutschland gegen Finnland - für die deutsche Nationalmannschft ist das Duell in Mönchengladbach heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) das erste Länderspiel nach der Europameisterschaft, gleichzeitig ist es für beide Mannschaften die letzte Standortbestimmung vor Beginn der Qualifikation für die Weltmeisterschaft.

Für Mikael Forssell ist es ein ganz besonderes Spiel. Der 86-malige finnische Nationalspieler hatte in Deutschland bei Borussia Mönchengladbach die beste Zeit seiner Karriere. "Ich freue mich sehr auf die Partie", sagt der 35-jährige Ex-Internationale, auch wenn er selbst nicht in den finnischen Kader berufen worden ist. Im DFB.de-Interview blickt Forssell auf seine Zeit in Deutschland zurück. Er verrät, warum eine Rückkehr für ihn ein Traum wäre und warum die EM-Shootingstars aus Island für die finnische Nationalmannschaft eine Vorbildfunktion haben sollten.

DFB.de: Herr Forssell, in Deutschland haben Sie noch immer einen guten Ruf. Besonders natürlich in Mönchengladbach. Zuletzt hat man aber nicht mehr so viel von Ihnen mitbekommen. Was machen Sie gerade?

Mikael Forssell: Zunächst möchte ich mich für die netten Worte bedanken. Es freut mich, dass die Fans in Deutschland mich in guter Erinnerung behalten haben. Mittlerweile spiele ich wieder bei HJK Helsinki. Es ist schön, wieder hier zu sein. Ich habe meine Heimat ja schon mit 17 Jahren verlassen, um beim FC Chelsea zu spielen. Inzwischen habe ich zwei kleine Kinder. Ich freue mich, dass ich sie hier aufwachsen sehen kann. Vom Verein werden wir toll unterstützt. Es passt einfach.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an Deutschland?

Forssell: Ich liebe Deutschland. Es war toll, dort zu leben und Fußball spielen zu können. Die deutschen Tugenden wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit waren für mich als Finne angenehm. Das kommt unserem Lebensstil sehr nahe. Für mich ist damals ein Traum in Erfüllung gegangen, als ich nach Deutschland wechseln konnte. Ich bin glücklich, dass ich das erleben durfte.

DFB.de: Was waren Höhepunkte Ihrer Zeit in Deutschland?

Forssell: Für mich war ohne Frage die Zeit bei Borussia Mönchengladbach die beste Phase als Fußballer. Ich möchte aber auch die Stationen in Hannover und Bochum nicht missen. Es geht ja über das rein Sportliche hinaus. Ich habe überall gute Freundschaften geknüpft, die teilweise noch immer Bestand haben. Das ist mir wichtig. Deshalb hoffe ich, dass das so bleibt.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie noch den Fußball in Deutschland?

Forssell: Ich schaue mir so viel wie möglich an. Ich möchte wissen, was in Deutschland passiert. Ich habe die Ambition, irgendwann als Trainer tätig zu sein. Vielleicht auch in Deutschland. Wer weiß schon, was irgendwann passiert. Deshalb versuche ich, so viel wie möglich aufzuschnappen. Nicht nur in Deutschland, aber dort liegt schon ein Schwerpunkt für mich.

DFB.de: Die Bundesliga ist gerade gestartet. Glauben Sie, dass die Bayern wieder souverän Deutscher Meister werden?

Forssell: München ist einfach überragend. Für andere Mannschaften wird es sehr schwer, sie vom Thron zu stoßen. Nun hat der FC Bayern mit Carlo Ancelotti auch noch einen neuen Trainer. Vielleicht wird es etwas Zeit brauchen, das neue System einzustudieren. Grundsätzlich denke ich aber schon, dass Bayern dem Rest deutlich überlegen sein wird. Die haben einfach einen überragenden Kader zusammen.

DFB.de: Und was sagen Sie zu den Erfolgen der deutschen Fußballer in der jüngeren Vergangenheit - also dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 und der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio?

Forssell: Das ist super. Sowohl im Nachwuchsbereich als auch in der A-Nationalmannschaft ist der DFB hervorragend aufgestellt. Um die Zukunft muss sich niemand Sorgen machen, denke ich. Deutschland wird weiter in der Weltspitze vertreten sein.

DFB.de: Nun steht das Länderspiel der finnischen Nationalmannschaft in Deutschland auf dem Programm. Was ist möglich für Ihr Land?

Forssell: An einen Sieg denke ich erst mal nicht. Vielleicht kann Finnland ein Unentschieden holen. Das halte ich für möglich. Aber dann muss alles passen. Wir haben kürzlich mit Hans Backe einen neuen Trainer bekommen. Ich schätze das positiv ein.

DFB.de: Welchen Eindruck haben Sie von Backe?

Forssell: Ich bin sehr optimistisch gestimmt. Hans Backe hat eine positive Ausstrahlung und glaubt an seine Spieler. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass das sehr wichtig ist. Wir müssen wieder eine gute Stimmung hinbekommen.

DFB.de: Zuletzt hat Finnland die Qualifikation für die Europameisterschaft ziemlich klar verpasst. Nun beginnt bald die WM-Quali´fikation. Hat Finnland eine Chance, sich durchzusetzen in der Gruppe?

Forssell: Die Qualifikation für die Europameisterschaft war eine Katastrophe. Leider hat einfach nichts gestimmt. Es kann nur besser werden. Mit der Türkei, Kosovo, Kroatien, Island und der Ukraine haben wir eine sehr starke Gruppe erwischt. Vier Teams davon waren bei der Europameisterschaft in Frankreich dabei. Zwei haben die Gruppenphase überstanden. Es wird also schwer. Aber wir haben auf jeden Fall eine Chance. Sonst bräuchten wir ja gar nicht anzutreten.

DFB.de: Sind die Isländer in dieser Hinsicht ein Vorbild?

Forssell: Ja, das ist ein sehr guter Vergleich. Island hat gezeigt, was alles möglich ist, wenn man einen Plan hat und auf dem Platz organisiert auftritt.

DFB.de: Träumen die Finnen davon, mal bei einem großen Turnier dabei sein zu können?

Forssell: Natürlich! Aber die anderen Länder haben ja genau die gleichen Ziele. Wir müssen hart arbeiten. Das fängt schon im Jugendbereich an. Nur dann kann es funktionieren. Wir müssen an unsere Chance glauben. Im Fußball ist immer vieles möglich.