Florian Meyer: Letzte Runde

Mit 47 Jahren geht Florian Meyer nach dieser Saison in "Schiri-Rente". Zum letzten Mal startete er am Dienstag mit den Schiedsrichter-Kollegen ins Winter-Trainingslager nach Mallorca, das sich nun dem Ende zuneigt. Die Rückrunde will Meyer genießen. DFB.TV hat mit ihm gesprochen.

Eigentlich wollte er abschalten. Ein bisschen entspannen. Aber so einfach ist das gar nicht. Wenn Florian Meyer in seiner Freizeit eine Sportsendung verfolgt, dann wandert sein Blick automatisch auf den Schiedsrichter. Wie löst er hitzige Situationen? Wie tritt er auf? Wie spricht er mit den Spielern? Meyer sitzt vor dem TV und taucht in die Fachwelt ein. Er will lernen, sich weiterbilden. "Ich finde es wahnsinnig spannend, das Auftreten der Schiedsrichter auch in anderen Sportarten zu analysieren", sagt er. "Ich hinterfrage dann, ob ich davon etwas übernehmen kann." Die Detailarbeit hört niemals auf.

Erst recht nicht vor dem letzten Pfiff. Florian Meyer ist Schiedsrichter. Aus Leidenschaft. Auch aufgrund seiner Akribie hat er es bis in die Bundesliga geschafft. Nun steht er vor seinen finalen Partien. Das Winter-Trainingslager auf Mallorca, zu dem die Bundesliga-Schiedsrichter am Dienstag aufgebrochen waren, neigt sich dem Ende zu, für Meyer ist es die Vorbereitung auf die letzte Halbserie der Karriere. Er ist jetzt 47 Jahre alt und hat damit zum Saisonende die Altersgrenze erreicht. Das gilt ebenfalls für Knut Kircher und Michael Weiner.

"Keine Wehmut, sondern große Dankbarkeit"

"Ich freue mich auf jede einzelne noch kommende Partie", sagt Meyer, der aus Braunschweig stammt und jetzt in Burgdorf lebt. "Dabei begleitet mich kein Gefühl von Wehmut, sondern von großer Dankbarkeit, über einen so langen Zeitraum viele Spiele geleitet haben zu können." Fast zwei Jahrzehnte war er auf höchstem Niveau dabei. Das erste Mal Bundesliga: 1998, der TSV 1860 München empfing den VfL Bochum (2:1). Ein Freitagabendspiel unter Flutlicht. Mehr als 30.000 Zuschauer kamen ins Olympiastadion. Schöne Kulisse. Und der Beginn einer großen Schiedsrichter-Karriere.

Meyer machte schnell auf sich aufmerksam. Unaufgeregt, immer mit Überblick, klar in der Ansprache. Und optimal vorbereitet. "Ich habe stets die Philosophie der kleinen Schritte verfolgt", erzählt er. "Deren Realisierung schafft Motivation, um die nächste Stufe anzugehen." Für seine Laufbahn bedeutete das: seit 1999 fester Bestandteil der Bundesliga-Schiedsrichter, seit 2002 FIFA-Schiedsrichter. Die ersten Länderspiele, die Herausforderungen auf allen Ebenen. Er wurde für die Champions League nominiert und leitete zweimal das DFB-Pokalfi nale (2005 und 2014). Meyer hat viel erlebt. Viel Positives. Seit jeher freut ihn, dass er "Woche für Woche 22 unterschiedliche Charaktere für 90 Minuten durch immer wieder neue Situationen begleiten darf". Einmal wäre das fast anders gekommen.



Mit 47 Jahren geht Florian Meyer nach dieser Saison in "Schiri-Rente". Zum letzten Mal startete er am Dienstag mit den Schiedsrichter-Kollegen ins Winter-Trainingslager nach Mallorca, das sich nun dem Ende zuneigt. Die Rückrunde will Meyer genießen. DFB.TV hat mit ihm gesprochen.

Eigentlich wollte er abschalten. Ein bisschen entspannen. Aber so einfach ist das gar nicht. Wenn Florian Meyer in seiner Freizeit eine Sportsendung verfolgt, dann wandert sein Blick automatisch auf den Schiedsrichter. Wie löst er hitzige Situationen? Wie tritt er auf? Wie spricht er mit den Spielern? Meyer sitzt vor dem TV und taucht in die Fachwelt ein. Er will lernen, sich weiterbilden. "Ich finde es wahnsinnig spannend, das Auftreten der Schiedsrichter auch in anderen Sportarten zu analysieren", sagt er. "Ich hinterfrage dann, ob ich davon etwas übernehmen kann." Die Detailarbeit hört niemals auf.

Erst recht nicht vor dem letzten Pfiff. Florian Meyer ist Schiedsrichter. Aus Leidenschaft. Auch aufgrund seiner Akribie hat er es bis in die Bundesliga geschafft. Nun steht er vor seinen finalen Partien. Das Winter-Trainingslager auf Mallorca, zu dem die Bundesliga-Schiedsrichter am Dienstag aufgebrochen waren, neigt sich dem Ende zu, für Meyer ist es die Vorbereitung auf die letzte Halbserie der Karriere. Er ist jetzt 47 Jahre alt und hat damit zum Saisonende die Altersgrenze erreicht. Das gilt ebenfalls für Knut Kircher und Michael Weiner.

"Keine Wehmut, sondern große Dankbarkeit"

"Ich freue mich auf jede einzelne noch kommende Partie", sagt Meyer, der aus Braunschweig stammt und jetzt in Burgdorf lebt. "Dabei begleitet mich kein Gefühl von Wehmut, sondern von großer Dankbarkeit, über einen so langen Zeitraum viele Spiele geleitet haben zu können." Fast zwei Jahrzehnte war er auf höchstem Niveau dabei. Das erste Mal Bundesliga: 1998, der TSV 1860 München empfing den VfL Bochum (2:1). Ein Freitagabendspiel unter Flutlicht. Mehr als 30.000 Zuschauer kamen ins Olympiastadion. Schöne Kulisse. Und der Beginn einer großen Schiedsrichter-Karriere.

Meyer machte schnell auf sich aufmerksam. Unaufgeregt, immer mit Überblick, klar in der Ansprache. Und optimal vorbereitet. "Ich habe stets die Philosophie der kleinen Schritte verfolgt", erzählt er. "Deren Realisierung schafft Motivation, um die nächste Stufe anzugehen." Für seine Laufbahn bedeutete das: seit 1999 fester Bestandteil der Bundesliga-Schiedsrichter, seit 2002 FIFA-Schiedsrichter. Die ersten Länderspiele, die Herausforderungen auf allen Ebenen. Er wurde für die Champions League nominiert und leitete zweimal das DFB-Pokalfi nale (2005 und 2014). Meyer hat viel erlebt. Viel Positives. Seit jeher freut ihn, dass er "Woche für Woche 22 unterschiedliche Charaktere für 90 Minuten durch immer wieder neue Situationen begleiten darf". Einmal wäre das fast anders gekommen.

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August 2008. Während der Bundesliga-Partie zwischen dem Karlsruher SC und dem 1. FC Köln bricht der Kölner Ümit Özat zusammen. "Er blieb plötzlich regungslos auf dem Spielfeld liegen", erinnert sich Meyer. Die Partie wird unterbrochen. Ärzte und Betreuer eilen herbei, bringen ihn in die Katakomben. Erst nach langen Minuten des Hoffens und Bangens kam aus der Kabine die erlösende Nachricht, dass er wieder zu Bewusstsein gekommen ist. "Besonders bewegend war es dann, als Ümit Özat wenige Wochen später vor einem Spiel zu mir in die Kabine kam und mit seinen lebhaften Augen wieder vor mir stand", sagt Meyer.

Der Fußball hat sich entwickelt. Ziemlich rasant sogar. Das Spiel ist schneller geworden. "Eine Folge davon war, dass ich mein Training umgestellt habe", sagt Meyer. "Ich absolviere heutzutage viel mehr Sprint- und Intervallläufe als früher." Das klassische Ausdauertraining? Es kann allenfalls die Grundlage für mehr sein. Auch die grundsätzlichen Laufwege auf dem Rasen haben sich verändert. "Man muss auch mal einen atypischen Weg gehen, weil man dadurch vielleicht einen besseren Blick auf die zu erwartende Situation bekommt." Und dann ist da noch die Sache mit den Kameras. Bei seinem ersten Bundesliga-Spiel waren es sechs. Und heute? Filmen mehr als 20 Kameras eine Partie. Aus allen Perspektiven können Fouls und Abseits im Nachhinein bewertet werden. Perspektiven, die der Schiedsrichter auf dem Feld nicht hat. Meyer hat das in einem besonderen Fall selbst erlebt.

Denkwürdiges DFB-Pokalfinale 2014

DFB-Pokalfinale 2014. Der FC Bayern München und Borussia Dortmund treffen aufeinander (2:0). Im Berliner Olympiastadion sind 76.197 Zuschauer live dabei, vor den TV-Geräten sind es Millionen. In der 64. Minute köpft Mats Hummels auf das Bayern-Tor, Manuel Neuer ist bereits geschlagen, aber Dante kann klären. Sofort schreien die Dortmunder auf: Der Ball sei hinter der Torlinie gewesen! Meyer lässt weiterspielen. Die TV-Bilder klären in der Zeitlupe auf: Der Ball war offenbar hinter der Linie. "Für das menschliche Auge war es in Realgeschwindigkeit nicht leistbar und damit nicht zweifelsfrei zu erkennen und zu entscheiden, ob der Kopfball von Hummels erst hinter der Linie von Dante geklärt wurde", sagt der Unparteiische. "Das war sehr bitter und für mich extrem belastend." Meyer machte sich viele Gedanken. Wie hätte er es besser entscheiden können, wenn es schlichtweg zu schnell ging? Immer wieder kam er auf die Torlinientechnik. Er begrüßt deren Einführung mit Beginn der aktuellen Saison. Alle profi tierten davon: Spieler, Verantwortliche, Fans und Schiedsrichter.

Auch gegenüber anderen technischen Hilfsmitteln ist Meyer offen. Er ist einer, der das Thema zuvor jedoch gründlich hinterfragt haben möchte. "Die wenigsten Abläufe im Fußball sind eindeutig", sagt er. "Weshalb gut überlegt, diskutiert und getestet werden muss, was sowohl den Schiedsrichter wirkungsvoll unterstützt als auch den spontanen und emotionalen Ablauf des Fußballspiels nicht hemmt." In welchen Situationen könnte man etwa einen Videobeweis überhaupt einsetzen? Wie oft sollte das Spiel unterbrochen werden? Wer trifft die Entscheidung? Was ist, wenn die Szene aus verschiedenen Kameraperspektiven unterschiedlich zu bewerten ist? Schwierige Fragen. Klärung noch offen.

Meyer müsste sich damit eigentlich gar nicht mehr befassen – seine Refereekarriere endet ohnehin im Sommer 2016. Aber er argumentiert nicht für sich, sondern für die Sache. Wenn ihn jemand fragt, ob er eine Lieblingsmannschaft in der Bundesliga hat, antwortet er stolz mit "Ja": "Ja, das gesamte Schiedsrichter-Team." Und er versteht sich dabei wie selbstverständlich als Teil des Teams. Sucht man nach einer weiteren Rolle für Meyer in diesem Mannschaftskonstrukt, wird er vielleicht bald die des Talentförderers ausfüllen. Er will seine Erfahrungen weitergeben. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, junge talentierte Schiedsrichter zu fördern und zu begleiten", sagt er. Dann könnte er direkt seinen Tipp für die Freizeitgestaltung weitergeben: Sport im TV gucken, die Unparteiischen beobachten und analysieren. Die Detailarbeit hört niemals auf.