Finaltraum perfekt: Frankfurt und Essen freuen sich auf Köln

Es ist Samstagnachmittag. 16 Uhr. 28 Minuten. Und 16 Sekunden. Die Sonne hat sich gerade kurz hinter den Wolken versteckt. Es ist der Augenblick, in dem der größte Erfolg der Vereinsgeschichte der SGS Essen perfekt ist. Es ist der Moment, als die Mannschaft von Trainer Markus Högner gegen den SC Freiburg mit 1:0 (0:0, 0:0) gewinnt und sich damit erstmals für das Endspiel des DFB-Pokals in Köln qualifiziert (17. Mai, ab 16.30 Uhr, RheinEnergieStadion). Gegner wird dort der 1.FFC Frankfurt sein. Der Bundesliga-Spitzenreiter wurde beim 2:0 gegen den Zweitliga-Spitzenreiter SC Sand seiner Favoritenrolle gerecht.

"Wir sind absolut überwältigt", sagte Essens Trainer Högner (46) nach dem dramatischen und hochklassigen Duell seiner Schützlinge. "Das war heute wirklich Werbung für den Frauenfußball und diesen tollen Wettbewerb." Es war das erwartet enge Duell, eine Partie auf Augenhöhe. Freiburg war zunächst besser. Dann steigerte sich Essen und übernahm die Initiative. Tore fielen in der regulären Spielzeit jedoch keine. Erst in der Verlängerung erlebten die 2312 begeisterten Zuschauer die Entscheidung. Die kurz zuvor eingewechselte Sarah Freutel schoss die Gastgeberinnen in der 107. Minute ins große Finale.

Ausgerechnet Freutel

Irgendwie war es fast logisch, dass gerade Freutel in diesem packenden Aufeinandertreffen das goldene Tor gelang. Die 21-Jährige ist in Essen geboren. Sie ist in Essen groß geworden. Sie hat in Essen ihr Abitur gemacht. Und nun hat sie Essen auf die ganz große Bühne des deutschen Fußballs geschossen. "Es ist ein schönes Gefühl, dass ich das entscheidende Tor gemacht habe. Ich hatte gestern und heute Morgen bereits ein gutes Gefühl", sagte die Mittelfeldspielerin, die in dieser Saison wegen einer Herzmuskelentzündung lange ausgefallen war. Es war der Lohn für all das Leid, für all die Ungewissheit, für all die Mühen in den vergangenen Monaten.

Als dann alles vorbei war, brachen alle Dämme. Die Freiburgerinnen waren am Boden zerstört und konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Gleichzeitig zeigten sie sich als faire Verliererinnen. Die Essenerinnen feierten den Finaleinzug mit Sektduschen, Tanzeinlagen und Jubeltrauben. Auch auf Seiten der Siegerinnen flossen Tränen. Mittendrin immer: Coach Högner, dessen Trainingsanzug später bis auf die letzte Faser mit Sekt durchnässt war. "Die Stimmung war ausgelassen, besonders nachher in der Kabine", sagte der Essener Coach. "Aber das hatten sich die Mädels auch verdient. Sie haben es toll gemacht."

Lange Partynacht in Essen

Es war der Startschuss in eine lange Partynacht, die also zunächst noch im Stadion an der Hafenstraße begann. Danach trennten sich die Wege kurz. Später trafen sich alle wieder in der Wohngemeinschaft von Siegtorschützin Freutel und Caroline Hamann. Die Party endete erst im Morgengrauen.

Högner hatte frühzeitiger den Absprung geschafft. Er ließ seine Spielerinnen alleine den großen Tag genießen: "Ich habe mich zurückgezogen. Ich musste zu Hause etwas zur Ruhe kommen, etwas abschalten. Die vergangene Woche war auch für mich extrem emotional." Sofa und Fernsehen also statt Alkohol und Party. Das war auch deshalb logisch, weil sich sein Blick bereits schnell wieder nach vorne richtete. Die Bundesliga geht in die entscheidende Phase, die Essenerinnen stehen auf Platz neun, ein paar Punkte sind also noch nötig, um erst gar nicht in Abstiegsgefahr zu geraten.

Und außerdem ist das große Finale gegen den 1. FFC Frankfurt jetzt auch gar nicht mehr so weit entfernt. Die Vorbereitungen auf diesen Tag haben bereits begonnen. Es soll schließlich nichts dem Zufall überlassen werden. Die Essenerinnen sind zwar Außenseiter. Aber dass sie den FFC ärgern können, haben sie zuletzt häufiger gezeigt. "Ich kenne diese Mannschaft ja in- und auswendig", sagte Högner. "Wir freuen uns darauf, die SGS noch einmal deutschlandweit präsentieren zu dürfen."

Frankfurt souverän ins Finale

Die Frankfurterinnen machten es auf ihrem letzten Schritt nach Köln weniger spannend und emotional. Vor 2040 Zuschauern im Stadion am Brentanobad hatte die Mannschaft von Trainer Colin Bell kaum Mühe, den Zweitliga-Spitzenreiter SC Sand mit 2:0 (1:0) zu besiegen. "Wir haben das sehr gut gemacht. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben. Das war sehr wichtig für den gesamten Verein", sagte FFC-Trainer Colin Bell (52). "Sand war ein guter Gegner. Die haben für mich mehr Qualität als ein Zweitligist. Aber trotzdem müssen wir klarer gewinnen, wir haben zu viele Möglichkeiten ausgelassen."

Die Sanderinnen wehrten sich zwar tapfer. Aber letztlich hatten sie keine Chance gegen den Bundesliga-Spitzenreiter. Kerstin Garefrekes (18.) hatte früh das 1:0 für den Rekordmeister gemacht. Nach dem Wechsel unterlief Sands Stephanie Wendlinger ein Eigentor zum 2:0 für den 1. FFC – der Endstand. "Wir konzentrieren und jetzt zunächst ausschließlich auf die Meisterschaft. Da kann noch sehr viel passieren", sagte Bell. "Aber wir fiebern natürlich auch schon dem Endspiel gegen Essen entgegen, das wird ein Topspiel. Besonders freue ich mich, dass ich dort auf meinen Kollegen und guten Freund Markus Högner treffe."

Das Duell zwischen Frankfurt und Sand war auch das Duell zweier ganz besonderer Serien. Beide Mannschaften hatten in dieser Saison noch keine einzige Niederlage kassiert. Der Außenseiter musste am Sonntagnachmittag seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit aufgeben, kann aber weiter den Sprung in die Bundesliga schaffen. Die Frankfurterinnen hingegen bleiben derzeit das Maß aller Dinge im deutschen Frauenfußball – Titelanwärter in der Bundesliga, Einzug ins Finale um den DFB-Pokal – viel mehr geht nicht.

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Es ist Samstagnachmittag. 16 Uhr. 28 Minuten. Und 16 Sekunden. Die Sonne hat sich gerade kurz hinter den Wolken versteckt. Es ist der Augenblick, in dem der größte Erfolg der Vereinsgeschichte der SGS Essen perfekt ist. Es ist der Moment, als die Mannschaft von Trainer Markus Högner gegen den SC Freiburg mit 1:0 (0:0, 0:0) gewinnt und sich damit erstmals für das Endspiel des DFB-Pokals in Köln qualifiziert (17. Mai, ab 16.30 Uhr, RheinEnergieStadion). Gegner wird dort der 1.FFC Frankfurt sein. Der Bundesliga-Spitzenreiter wurde beim 2:0 gegen den Zweitliga-Spitzenreiter SC Sand seiner Favoritenrolle gerecht.

"Wir sind absolut überwältigt", sagte Essens Trainer Högner (46) nach dem dramatischen und hochklassigen Duell seiner Schützlinge. "Das war heute wirklich Werbung für den Frauenfußball und diesen tollen Wettbewerb." Es war das erwartet enge Duell, eine Partie auf Augenhöhe. Freiburg war zunächst besser. Dann steigerte sich Essen und übernahm die Initiative. Tore fielen in der regulären Spielzeit jedoch keine. Erst in der Verlängerung erlebten die 2312 begeisterten Zuschauer die Entscheidung. Die kurz zuvor eingewechselte Sarah Freutel schoss die Gastgeberinnen in der 107. Minute ins große Finale.

Ausgerechnet Freutel

Irgendwie war es fast logisch, dass gerade Freutel in diesem packenden Aufeinandertreffen das goldene Tor gelang. Die 21-Jährige ist in Essen geboren. Sie ist in Essen groß geworden. Sie hat in Essen ihr Abitur gemacht. Und nun hat sie Essen auf die ganz große Bühne des deutschen Fußballs geschossen. "Es ist ein schönes Gefühl, dass ich das entscheidende Tor gemacht habe. Ich hatte gestern und heute Morgen bereits ein gutes Gefühl", sagte die Mittelfeldspielerin, die in dieser Saison wegen einer Herzmuskelentzündung lange ausgefallen war. Es war der Lohn für all das Leid, für all die Ungewissheit, für all die Mühen in den vergangenen Monaten.

Als dann alles vorbei war, brachen alle Dämme. Die Freiburgerinnen waren am Boden zerstört und konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Gleichzeitig zeigten sie sich als faire Verliererinnen. Die Essenerinnen feierten den Finaleinzug mit Sektduschen, Tanzeinlagen und Jubeltrauben. Auch auf Seiten der Siegerinnen flossen Tränen. Mittendrin immer: Coach Högner, dessen Trainingsanzug später bis auf die letzte Faser mit Sekt durchnässt war. "Die Stimmung war ausgelassen, besonders nachher in der Kabine", sagte der Essener Coach. "Aber das hatten sich die Mädels auch verdient. Sie haben es toll gemacht."

Lange Partynacht in Essen

Es war der Startschuss in eine lange Partynacht, die also zunächst noch im Stadion an der Hafenstraße begann. Danach trennten sich die Wege kurz. Später trafen sich alle wieder in der Wohngemeinschaft von Siegtorschützin Freutel und Caroline Hamann. Die Party endete erst im Morgengrauen.

Högner hatte frühzeitiger den Absprung geschafft. Er ließ seine Spielerinnen alleine den großen Tag genießen: "Ich habe mich zurückgezogen. Ich musste zu Hause etwas zur Ruhe kommen, etwas abschalten. Die vergangene Woche war auch für mich extrem emotional." Sofa und Fernsehen also statt Alkohol und Party. Das war auch deshalb logisch, weil sich sein Blick bereits schnell wieder nach vorne richtete. Die Bundesliga geht in die entscheidende Phase, die Essenerinnen stehen auf Platz neun, ein paar Punkte sind also noch nötig, um erst gar nicht in Abstiegsgefahr zu geraten.

Und außerdem ist das große Finale gegen den 1. FFC Frankfurt jetzt auch gar nicht mehr so weit entfernt. Die Vorbereitungen auf diesen Tag haben bereits begonnen. Es soll schließlich nichts dem Zufall überlassen werden. Die Essenerinnen sind zwar Außenseiter. Aber dass sie den FFC ärgern können, haben sie zuletzt häufiger gezeigt. "Ich kenne diese Mannschaft ja in- und auswendig", sagte Högner. "Wir freuen uns darauf, die SGS noch einmal deutschlandweit präsentieren zu dürfen."

Frankfurt souverän ins Finale

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Die Frankfurterinnen machten es auf ihrem letzten Schritt nach Köln weniger spannend und emotional. Vor 2040 Zuschauern im Stadion am Brentanobad hatte die Mannschaft von Trainer Colin Bell kaum Mühe, den Zweitliga-Spitzenreiter SC Sand mit 2:0 (1:0) zu besiegen. "Wir haben das sehr gut gemacht. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben. Das war sehr wichtig für den gesamten Verein", sagte FFC-Trainer Colin Bell (52). "Sand war ein guter Gegner. Die haben für mich mehr Qualität als ein Zweitligist. Aber trotzdem müssen wir klarer gewinnen, wir haben zu viele Möglichkeiten ausgelassen."

Die Sanderinnen wehrten sich zwar tapfer. Aber letztlich hatten sie keine Chance gegen den Bundesliga-Spitzenreiter. Kerstin Garefrekes (18.) hatte früh das 1:0 für den Rekordmeister gemacht. Nach dem Wechsel unterlief Sands Stephanie Wendlinger ein Eigentor zum 2:0 für den 1. FFC – der Endstand. "Wir konzentrieren und jetzt zunächst ausschließlich auf die Meisterschaft. Da kann noch sehr viel passieren", sagte Bell. "Aber wir fiebern natürlich auch schon dem Endspiel gegen Essen entgegen, das wird ein Topspiel. Besonders freue ich mich, dass ich dort auf meinen Kollegen und guten Freund Markus Högner treffe."

Das Duell zwischen Frankfurt und Sand war auch das Duell zweier ganz besonderer Serien. Beide Mannschaften hatten in dieser Saison noch keine einzige Niederlage kassiert. Der Außenseiter musste am Sonntagnachmittag seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit aufgeben, kann aber weiter den Sprung in die Bundesliga schaffen. Die Frankfurterinnen hingegen bleiben derzeit das Maß aller Dinge im deutschen Frauenfußball – Titelanwärter in der Bundesliga, Einzug ins Finale um den DFB-Pokal – viel mehr geht nicht.