FC Bayern gegen Arsenal: Ein Klassiker im Entstehen

Die Duelle zwischen dem FC Bayern und Arsenal London haben noch keine große Tradition. Heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) treffen sie sich erst zum achten Mal auf internationaler Bühne, immer in der Champions League. Aber immerhin gibt es aus Münchner Sicht schon eine kleine Erfolgstradition - in den K.o.-Duellen setzten sie sich stets durch, in den Gruppenspielen blieben sie ungeschlagen. Der Historiker Udo Muras schaut für DFB.de in den Rückspiegel eines Klassikers, der noch im Werden ist.

Saison 2000/2001: Auf ihrem Weg zum Triumph mussten die Bayern nach damaligem Modus nach der Vorrunde auch noch eine Zwischenrunde mit drei Gruppengegnern bestreiten. Der englische Vize-Meister Arsenal war die größte Nummer in der Gruppe C, im Vorjahr erst hatten die "Gunners" Werder Bremen klar ausgeschaltet. Dem Star-Ensemble von Arsené Wenger, der diese damals schon seit fünf Jahren trainierte, gehörten 13 Nationalspieler aus neun Ländern an.

Der Kicker beschrieb es so: "Ein Arsenal voller Stars." Kaum zu glauben: Bei Arsenal stand am 5. Dezember 2000 der heutige Augsburger Alex Manninger im Tor, denn Nationalkeeper David Seaman war verletzt. Dabei war aber Weltstar Thierry Henry, und der überwand Oliver Kahn schon nach vier Minuten. Das ausverkaufte Highbury-Stadion, in das nur 35.318 Menschen passten, brodelte. Das 0:1, mit dem die Bayern in die Kabine gingen, war für sie noch glücklich. Nach vorne gab es kaum Entlastung. Es schien eines der typischen Spiele zu werden, das deutsche Mannschaften so oft auf der Insel erlebten. Da das Spiel wegen einer Bombendrohung 20 Minuten später begonnen hatte, wussten die Münchner zur Pause auch schon um die frühe 3:0-Führung von Lyon gegen Spartak Moskau - ein ungünstiges Resultat für sie. Stefan Effenberg warnte vor der Gefahr, schon früh alles zu verspielen: "Entweder wir gehen total unter, oder wir holen noch was", appellierte er an den Mut der Kollegen.

Zunächst vergeblich, denn Kanu erhöhte in der 55. Minute auf 2:0. Aber schon im Gegenzug verkürzten die Bayern durch einen Distanzschuss von Michael Tarnat. Es war das Signal zum Aufbruch. Zehn Minuten später glich Mehmet Scholl mit einem direkten Freistoß aus, und dieses Remis hielt die Mannschaft um Oliver Kahn fest - trotz 10:1 Ecken und 5:3 Chancen für Arsenal. FCB-Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge sprach von einem "sehr glücklichen, aber auch sehr wichtigen Punkt". Giovane Elber, der sich mit Tony Adams heftige Rangeleien lieferte ("Ich musste in meiner ganzen Karriere noch nie so viel von einem Abwehrspieler einstecken"), dachte schon ans Rückspiel: "Ich habe ihm schon den Kampf angesagt. Das wird ganz heiß, da kriegt er schön auf die Fresse."

Das Rückspiel am 14. März 2001 hatte Endspielcharakter, vor dem Anpfiff war noch keiner weiter. Den Bayern reichte allerdings ein Punkt. Dennoch spielten sie vor 58.000 im Olympiastadion auf Sieg. Bei Arsenal fehlte der niederländische Weltklasse-Stürmer Denis Bergkamp, der Flugangst hat. Giovane Elber und Tony Adams aber sahen sich wieder und Elber hielt Wort, wenn es zum Glück auch nur rein sportlich "auf die Fresse" gab: Giovane Elber köpfte schon nach zehn Minuten das Tor des Tages. Der Sieg auf dem Platz und in der Gruppe geriet nicht mehr in Gefahr, da die Gunners in 90 Minuten keine Torchance mehr hatten. Hinterher jubelten auch sie, als Zweiter kamen sie ebenfalls weiter. Bayerns Weg aber sollte zum Titel führen.

2004/2005: Hoher Besuch flog eigens ein zum Achtelfinale an einem kalten Februar-Dienstag im mit 59.000 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiastadion. Bundestrainer Jürgen Klinsmann wollte sich das Duell seiner beiden besten Torhüter nicht entgehen lassen. Die Frage "Kahn oder Lehmann?" war ein Jahr vor der WM im eigenen Land offen, und für Klinsmann blieb sie es auch nach dem Hinspiel, das die Bayern mit 3:1 gewannen. "Beide haben fehlerfrei gehalten", so der Bundestrainer.

Aber nicht alles. Schon nach vier Minuten brachte Claudio Pizarro die Bayern, die auf Michael Ballack verzichten mussten, in Führung. Es war der einzige Höhepunkt vor der Pause. Nach 58 Minuten schlug Pizarro per Kopf erneut zu und nach Hasan Salihamidzic 3:0 (65.) schien die Entscheidung gefallen. Da verkürzten die Engländer zwei Minuten vor Schluss durch Touré noch auf 3:1, Uli Hoeneß schimpfte über das "ärgerliche Gegentor". Jens Lehmann fand dennoch: "Die Bayern sind fast durch." Kahn widersprach und erwartete im Highbury-Stadion "eine Art Hölle".

Im Rückspiel fehlten Roy Makaay, Bastian Schweinsteiger und Torsten Frings, aber der Bayern-Kader konnte das auch damals schon auffangen. Ballack war zurück, das war die Hauptsache. Die Auswahl von Trainer Felix Magath kontrollierte lange das Spiel, hatte mehr Ballbesitz und gewann nach Ecken mit 9:4. Nach dem Tor von Thierry Henry (66.) verbrachten sie allerdings 24 Minuten am Rande des Abgrunds, 35.000 Zuschauer feuerten Arsenal an. Und doch war Oliver Kahn nicht mehr zu bezwingen, Bayerns 0:1-Niederlage wurde zum Sieg. Felix Magath stellte sachlich fest: "Unsere Chancen, die Champions League zu gewinnen, sind gestiegen." Die nächste englische Mannschaft allerdings - der FC Chelsea - stoppte die Münchner im Viertelfinale.



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Die Duelle zwischen dem FC Bayern und Arsenal London haben noch keine große Tradition. Heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) treffen sie sich erst zum achten Mal auf internationaler Bühne, immer in der Champions League. Aber immerhin gibt es aus Münchner Sicht schon eine kleine Erfolgstradition - in den K.o.-Duellen setzten sie sich stets durch, in den Gruppenspielen blieben sie ungeschlagen. Der Historiker Udo Muras schaut für DFB.de in den Rückspiegel eines Klassikers, der noch im Werden ist.

Saison 2000/2001: Auf ihrem Weg zum Triumph mussten die Bayern nach damaligem Modus nach der Vorrunde auch noch eine Zwischenrunde mit drei Gruppengegnern bestreiten. Der englische Vize-Meister Arsenal war die größte Nummer in der Gruppe C, im Vorjahr erst hatten die "Gunners" Werder Bremen klar ausgeschaltet. Dem Star-Ensemble von Arsené Wenger, der diese damals schon seit fünf Jahren trainierte, gehörten 13 Nationalspieler aus neun Ländern an.

Der Kicker beschrieb es so: "Ein Arsenal voller Stars." Kaum zu glauben: Bei Arsenal stand am 5. Dezember 2000 der heutige Augsburger Alex Manninger im Tor, denn Nationalkeeper David Seaman war verletzt. Dabei war aber Weltstar Thierry Henry, und der überwand Oliver Kahn schon nach vier Minuten. Das ausverkaufte Highbury-Stadion, in das nur 35.318 Menschen passten, brodelte. Das 0:1, mit dem die Bayern in die Kabine gingen, war für sie noch glücklich. Nach vorne gab es kaum Entlastung. Es schien eines der typischen Spiele zu werden, das deutsche Mannschaften so oft auf der Insel erlebten. Da das Spiel wegen einer Bombendrohung 20 Minuten später begonnen hatte, wussten die Münchner zur Pause auch schon um die frühe 3:0-Führung von Lyon gegen Spartak Moskau - ein ungünstiges Resultat für sie. Stefan Effenberg warnte vor der Gefahr, schon früh alles zu verspielen: "Entweder wir gehen total unter, oder wir holen noch was", appellierte er an den Mut der Kollegen.

Zunächst vergeblich, denn Kanu erhöhte in der 55. Minute auf 2:0. Aber schon im Gegenzug verkürzten die Bayern durch einen Distanzschuss von Michael Tarnat. Es war das Signal zum Aufbruch. Zehn Minuten später glich Mehmet Scholl mit einem direkten Freistoß aus, und dieses Remis hielt die Mannschaft um Oliver Kahn fest - trotz 10:1 Ecken und 5:3 Chancen für Arsenal. FCB-Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge sprach von einem "sehr glücklichen, aber auch sehr wichtigen Punkt". Giovane Elber, der sich mit Tony Adams heftige Rangeleien lieferte ("Ich musste in meiner ganzen Karriere noch nie so viel von einem Abwehrspieler einstecken"), dachte schon ans Rückspiel: "Ich habe ihm schon den Kampf angesagt. Das wird ganz heiß, da kriegt er schön auf die Fresse."

Das Rückspiel am 14. März 2001 hatte Endspielcharakter, vor dem Anpfiff war noch keiner weiter. Den Bayern reichte allerdings ein Punkt. Dennoch spielten sie vor 58.000 im Olympiastadion auf Sieg. Bei Arsenal fehlte der niederländische Weltklasse-Stürmer Denis Bergkamp, der Flugangst hat. Giovane Elber und Tony Adams aber sahen sich wieder und Elber hielt Wort, wenn es zum Glück auch nur rein sportlich "auf die Fresse" gab: Giovane Elber köpfte schon nach zehn Minuten das Tor des Tages. Der Sieg auf dem Platz und in der Gruppe geriet nicht mehr in Gefahr, da die Gunners in 90 Minuten keine Torchance mehr hatten. Hinterher jubelten auch sie, als Zweiter kamen sie ebenfalls weiter. Bayerns Weg aber sollte zum Titel führen.

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2004/2005: Hoher Besuch flog eigens ein zum Achtelfinale an einem kalten Februar-Dienstag im mit 59.000 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiastadion. Bundestrainer Jürgen Klinsmann wollte sich das Duell seiner beiden besten Torhüter nicht entgehen lassen. Die Frage "Kahn oder Lehmann?" war ein Jahr vor der WM im eigenen Land offen, und für Klinsmann blieb sie es auch nach dem Hinspiel, das die Bayern mit 3:1 gewannen. "Beide haben fehlerfrei gehalten", so der Bundestrainer.

Aber nicht alles. Schon nach vier Minuten brachte Claudio Pizarro die Bayern, die auf Michael Ballack verzichten mussten, in Führung. Es war der einzige Höhepunkt vor der Pause. Nach 58 Minuten schlug Pizarro per Kopf erneut zu und nach Hasan Salihamidzic 3:0 (65.) schien die Entscheidung gefallen. Da verkürzten die Engländer zwei Minuten vor Schluss durch Touré noch auf 3:1, Uli Hoeneß schimpfte über das "ärgerliche Gegentor". Jens Lehmann fand dennoch: "Die Bayern sind fast durch." Kahn widersprach und erwartete im Highbury-Stadion "eine Art Hölle".

Im Rückspiel fehlten Roy Makaay, Bastian Schweinsteiger und Torsten Frings, aber der Bayern-Kader konnte das auch damals schon auffangen. Ballack war zurück, das war die Hauptsache. Die Auswahl von Trainer Felix Magath kontrollierte lange das Spiel, hatte mehr Ballbesitz und gewann nach Ecken mit 9:4. Nach dem Tor von Thierry Henry (66.) verbrachten sie allerdings 24 Minuten am Rande des Abgrunds, 35.000 Zuschauer feuerten Arsenal an. Und doch war Oliver Kahn nicht mehr zu bezwingen, Bayerns 0:1-Niederlage wurde zum Sieg. Felix Magath stellte sachlich fest: "Unsere Chancen, die Champions League zu gewinnen, sind gestiegen." Die nächste englische Mannschaft allerdings - der FC Chelsea - stoppte die Münchner im Viertelfinale.

2012/2013: Auch im Vorjahr trafen sich Arsenal und Bayern im Achtelfinale. Erstmals schien schon nach dem Hinspiel alles klar zu sein. Auf ihrem Weg zum Triple stürmten die Bayern am 19. Februar Highbury (3:1) und gewannen erst zum dritten Mal überhaupt ein Spiel in England. Bei Arsenal saß (und sitzt) immer noch Arsené Wenger auf der Bank, mit Per Mertesacker und Lukas Podolski hatte er zwei deutsche Nationalspieler im Team. Aber auch deren Tipps konnten nicht verhindern, dass Arsenal von Bayern regelrecht überrumpelt wurde. "35 Minuten zeigt die Bayern Fußball der europäischen Extra-Klasse", lobte der Kicker. Toni Kroos (7.) und Thomas Müller (21.) schossen eine noch zu niedrige Pausenführung heraus, für Arsenal war es eine (halbe) Lehrstunde. Eines der eher seltenen Kopfball-Tore von Podolski (55.) sorgte für neue Spannung, ehe Kämpfer Mario Mandzukic (77.) den 1:3-Endstand besorgte. Im selben Hotel, in dem die Nationalelf 1996 den EM-Triumph gefeiert hatte - im "The Landmark" - fand das traditionelle Bankett statt. Karl-Heinz Rummenigge ahnte: "Vielleicht ist das ein gutes Zeichen, dass uns in dieser Saison noch ein weiter Weg bevorsteht."

Die Gedanken, wen wundert es nach einem solchen Resultat, waren schon weiter, die Mannschaft war es noch nicht. Und so wäre es im Rückspiel beinahe zu einer sportlichen Katastrophe gekommen. Den 68.000 erwartungsfrohen Zuschauern stockte schon früh der Atem, als der Franzose Olivier Giroud nach David Alabas Ausrutscher zum 0:1 (3.) traf. Die vor einem Jahr mit 20 Punkten vor Dortmund in der Liga führenden Bayern waren Rückstände nicht mehr gewohnt, Niederlagen schon gar nicht. Doch an diesem Tag sollte es mal wieder eine geben - trotz mehr Ballbesitz (54 Prozent), besserer Zweikampfwerte (56 Prozent gewonnen), mehr Ecken (6:1) und ebenbürtiger Chancenanzahl (4:4). Bis zur 85. Minute war es eine langweilige Partie und die Gefahr des Ausscheidens eher eine theoretische, aber dann köpfte Arsenal-Verteidiger Laurent Koscielny das 0:2, und ganz München zählte die Minuten bis zum Abpfiff. "Ich bin fassungslos, wie man so Fußball spielen kann", sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. Und Matthias Sammer, in seinem ersten Jahr als Sportdirektor nur selten der Mahner, durfte nun ungestraft sagen: "Wir dürfen in keinen Trott reinkommen." Kamen sie nicht. Arsenal war der Schuss vor den Bug für die Triple-Bayern, die die folgenden Spiele inklusive des Finales alle gewannen.

2013/2014: Und gewonnen haben die Bayern gegen Arsenal auch in dieser Saison schon. Im Achtelfinalhinspiel endete die Partie in England mit 2:0 für die Gäste, die herrlichen Tore von Toni Kroos und Thomas Müller sind Bayern-Fans noch in bester Erinnerung. Fortsetzung folgt heute.