Fandel: "In der Dynamik gibt es unvermeidbare Fehleinschätzungen"

Am vierten Bundesliga-Spieltag wurde intensiv über die ein oder andere Schiedsrichter-Entscheidung debattiert. Nicht ganz zu Unrecht, wie Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission, im Gespräch mit DFB.de meint.

DFB.de: Herr Fandel, im Spiel FC Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt entschied der Unparteiische Markus Schmidt auf Strafstoß, nachdem der Spieler Slobodan Medojevic bei einer Abwehraktion den Ball an die Hand bekommen hatte. Eine richtige Entscheidung?

Herbert Fandel: Leider nein. Der Frankfurter Verteidiger versuchte in dieser Szene, eine Hereingabe des Schalker Gegenspielers im eigenen Strafraum zu verhindern und grätschte in Richtung Ball. Dabei stützte er sich im Fallen verständlicherweise am Boden ab und bekam den Ball aus relativ kurzer Entfernung an diesen Arm. Dies ist jedoch nicht strafwürdig, weil es sich um einen natürlichen Bewegungsablauf handelt und somit keine Absicht zu unterstellen ist.

DFB.de: Dennoch hat der Schiedsrichter auf Strafstoß entschieden…

Fandel: Ja, aber weil er in dieser Situation einzig und allein einem Wahrnehmungsfehler unterlegen ist, keinem Auslegungsfehler der Handspielregel. Die Auslegung des Handspiels ist klar und eindeutig geregelt, dennoch kommt es in der Dynamik des Spiels manchmal unvermeidbar zu Fehleinschätzungen.

DFB.de: Auch bei der Partie Hamburger SV gegen Bayern München sorgte ein Handspiel für Aufregung. Manuel Neuer sah in der Schlussminute nach einem absichtlichen Handspiel außerhalb des Strafraumes die Gelbe Karte. Nur Gelb, wie der ein oder andere meinte.

Fandel: Die Absicht des Handspiels war klar erkennbar. Da Manuel Neuer damit jedoch keine klare Torchance verhinderte, weil er sehr weit vor dem eigenen Tor, fast an der Außenlinie agierte und zwei weitere Mitspieler, die hinter im postiert waren, noch hätten eingreifen können, war die Gelbe Karte von Schiedsrichter Christian Dingert eine korrekte Entscheidung. Denn es ist nicht so, dass jedes Handspiel eines Torwarts außerhalb des Strafraums zwingend eine Rote Karte nach sich ziehen muss. Maßgebend dafür ist ausschließlich die Verhinderung einer unmittelbaren und klaren Torchance.

DFB.de: Diskutiert wurde auch der Foulelfmeter des FC Augsburg im Spiel gegen Werder Bremen. Zuvor soll der Augsburger Sascha Mölders im strafbaren Abseits gestanden haben, so dass es nicht hätte zum Elfmeterpfiff kommen dürfen.



Am vierten Bundesliga-Spieltag wurde intensiv über die ein oder andere Schiedsrichter-Entscheidung debattiert. Nicht ganz zu Unrecht, wie Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission, im Gespräch mit DFB.de meint.

DFB.de: Herr Fandel, im Spiel FC Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt entschied der Unparteiische Markus Schmidt auf Strafstoß, nachdem der Spieler Slobodan Medojevic bei einer Abwehraktion den Ball an die Hand bekommen hatte. Eine richtige Entscheidung?

Herbert Fandel: Leider nein. Der Frankfurter Verteidiger versuchte in dieser Szene, eine Hereingabe des Schalker Gegenspielers im eigenen Strafraum zu verhindern und grätschte in Richtung Ball. Dabei stützte er sich im Fallen verständlicherweise am Boden ab und bekam den Ball aus relativ kurzer Entfernung an diesen Arm. Dies ist jedoch nicht strafwürdig, weil es sich um einen natürlichen Bewegungsablauf handelt und somit keine Absicht zu unterstellen ist.

DFB.de: Dennoch hat der Schiedsrichter auf Strafstoß entschieden…

Fandel: Ja, aber weil er in dieser Situation einzig und allein einem Wahrnehmungsfehler unterlegen ist, keinem Auslegungsfehler der Handspielregel. Die Auslegung des Handspiels ist klar und eindeutig geregelt, dennoch kommt es in der Dynamik des Spiels manchmal unvermeidbar zu Fehleinschätzungen.

DFB.de: Auch bei der Partie Hamburger SV gegen Bayern München sorgte ein Handspiel für Aufregung. Manuel Neuer sah in der Schlussminute nach einem absichtlichen Handspiel außerhalb des Strafraumes die Gelbe Karte. Nur Gelb, wie der ein oder andere meinte.

Fandel: Die Absicht des Handspiels war klar erkennbar. Da Manuel Neuer damit jedoch keine klare Torchance verhinderte, weil er sehr weit vor dem eigenen Tor, fast an der Außenlinie agierte und zwei weitere Mitspieler, die hinter im postiert waren, noch hätten eingreifen können, war die Gelbe Karte von Schiedsrichter Christian Dingert eine korrekte Entscheidung. Denn es ist nicht so, dass jedes Handspiel eines Torwarts außerhalb des Strafraums zwingend eine Rote Karte nach sich ziehen muss. Maßgebend dafür ist ausschließlich die Verhinderung einer unmittelbaren und klaren Torchance.

DFB.de: Diskutiert wurde auch der Foulelfmeter des FC Augsburg im Spiel gegen Werder Bremen. Zuvor soll der Augsburger Sascha Mölders im strafbaren Abseits gestanden haben, so dass es nicht hätte zum Elfmeterpfiff kommen dürfen.

Fandel: Dies sehe ich auch so, auch wenn es regeltechnisch nicht so einfach zu bewerten war, wie viele glauben. Auf jeden Fall steht der Augsburger Spieler zunächst zentral vor dem Bremer Tor in Abseitsposition. Da er mit dem linken Bein vehement zum Ball springt, diesen aber knapp verfehlt, steht er hier im Sichtfeld des Torhüters. Auch wenn er den Ball nicht berührte, war diese Abseitsstellung somit strafbar, und der anschließende Zweikampf hätte nicht mehr bewertet werden müssen.