Fan-Initiative: "Glotze aus, Stadion an"

Am Sonntag war der Lüneburger SK zu Gast im Göttinger Jahnstadion. Dirk Mederer von der Supporters Crew 05 wusste, was das heißt: Gästefans beim 1. SC Göttingen 05. Endlich einmal. Mederer rechnete mit vier, vielleicht fünf. Das sind vier bis fünf mehr als bei einigen anderen Klubs in der Oberliga Niedersachsen. Eine Handvoll Fans der Gastmannschaft ein bemerkenswertes Ereignis? Mederer merkt, dass das lustig klingt. Ist es aber eigentlich nicht.

Vor allem die vergangene Saison war für die aktive Göttinger Fanszene alles andere als lustig. Da mehrere Vereine während der Saison in großen finanziellen Schwierigkeiten steckten, gab es keine sportlichen Absteiger. Als Aufsteiger stand früh die zweite Mannschaft von Eintracht Braunschweig fest. Es ging sportlich um nichts mehr. Auswärtsspiele wurden zum Teil abgesagt, da die Strafen geringer waren als die Reisekosten. Die Göttinger waren frustriert und wollten ein Zeichen setzen. Dieses heißt "Glotze aus, Stadion an" (GaSa) und hat in kurzer Zeit viele Unterstützer gefunden. Mehr als 35 Fangruppierungen von Amateurklubs sind dabei.

Zahlen ohne Plastikkarte

"Glotze aus, Stadion an" soll daran erinnern, dass es eine Fußballwelt jenseits des Profibereichs gibt. Dort ist man nah am Geschehen, bekommt eine Bratwurst zu günstigen Preisen und zahlt ganz ohne Plastikkarte. In der Studentenstadt Göttingen "haben fast alle, die zum Studium kommen, ihren Verein", erzählt Mederer, einer der Mitbegründer der Initiative: "Viele wissen gar nicht, dass es Göttingen 05 gibt." Die Folge: Die Sportkneipen mit TV-Fußball können sich über regen Zulauf freuen, der frühere Zweitligist spielt dagegen vor ein paar hundert Zuschauern - in einer Stadt mit gut 115.000 Einwohnern.

Die Fan-Initiative musste ganz klein anfangen. Flyer verteilen, bei Studentenpartys auf den Verein aufmerksam machen. Erreicht werden soll ein "Grundsatz-Verständnis", wie Mederer es nennt. Es soll wieder zur Normalität werden, den Klub vor der Haustür zu besuchen. Mederer weiß, wie ambitioniert dieses Ziel ist.

"Wir rechnen nicht mit lawinenartigen Erfolgen"

Aber er ist kein Träumer. "Wir rechnen nicht mit lawinenartigen Erfolgen", sagt der 41-Jährige. Eine Rückkehr zu alten Traditionen mit samstags halb vier als kollektive Anstoßzeit in der Bundesliga und dem Sonntag für die Amateure wird es nicht geben. Die Fan-Initiative wird nicht dafür sorgen, dass die Kassierer bald Helfer für den Kartenverkauf brauchen. Darum geht es auch nicht. Es soll Aufmerksamkeit geschaffen und eine öffentliche Diskussion in Gang gebracht werden. In einem zweiten Schritt könnten dann auch die Zuschauerzahlen moderat steigen.

Die im Sommer gestartete Aktion ist durchaus ein Erfolg. "Wir wurden vom Zuspruch anderer Fangruppen überrollt", sagt Mederer. Er hatte „GaSa“ zunächst als kleines Projekt für Göttingen geplant. Die lockere Verbindung der Fans aus vielen Bundesländern und sogar der Schweiz soll nun zentralisiert werden. Auf die Zuschauerzahlen in Göttingen hat die Aktion bisher jedoch keine Auswirkungen: "Da ist die Hoffnung noch größer als der Erfolg", so Mederer.



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Am Sonntag war der Lüneburger SK zu Gast im Göttinger Jahnstadion. Dirk Mederer von der Supporters Crew 05 wusste, was das heißt: Gästefans beim 1. SC Göttingen 05. Endlich einmal. Mederer rechnete mit vier, vielleicht fünf. Das sind vier bis fünf mehr als bei einigen anderen Klubs in der Oberliga Niedersachsen. Eine Handvoll Fans der Gastmannschaft ein bemerkenswertes Ereignis? Mederer merkt, dass das lustig klingt. Ist es aber eigentlich nicht.

Vor allem die vergangene Saison war für die aktive Göttinger Fanszene alles andere als lustig. Da mehrere Vereine während der Saison in großen finanziellen Schwierigkeiten steckten, gab es keine sportlichen Absteiger. Als Aufsteiger stand früh die zweite Mannschaft von Eintracht Braunschweig fest. Es ging sportlich um nichts mehr. Auswärtsspiele wurden zum Teil abgesagt, da die Strafen geringer waren als die Reisekosten. Die Göttinger waren frustriert und wollten ein Zeichen setzen. Dieses heißt "Glotze aus, Stadion an" (GaSa) und hat in kurzer Zeit viele Unterstützer gefunden. Mehr als 35 Fangruppierungen von Amateurklubs sind dabei.

Zahlen ohne Plastikkarte

"Glotze aus, Stadion an" soll daran erinnern, dass es eine Fußballwelt jenseits des Profibereichs gibt. Dort ist man nah am Geschehen, bekommt eine Bratwurst zu günstigen Preisen und zahlt ganz ohne Plastikkarte. In der Studentenstadt Göttingen "haben fast alle, die zum Studium kommen, ihren Verein", erzählt Mederer, einer der Mitbegründer der Initiative: "Viele wissen gar nicht, dass es Göttingen 05 gibt." Die Folge: Die Sportkneipen mit TV-Fußball können sich über regen Zulauf freuen, der frühere Zweitligist spielt dagegen vor ein paar hundert Zuschauern - in einer Stadt mit gut 115.000 Einwohnern.

Die Fan-Initiative musste ganz klein anfangen. Flyer verteilen, bei Studentenpartys auf den Verein aufmerksam machen. Erreicht werden soll ein "Grundsatz-Verständnis", wie Mederer es nennt. Es soll wieder zur Normalität werden, den Klub vor der Haustür zu besuchen. Mederer weiß, wie ambitioniert dieses Ziel ist.

"Wir rechnen nicht mit lawinenartigen Erfolgen"

Aber er ist kein Träumer. "Wir rechnen nicht mit lawinenartigen Erfolgen", sagt der 41-Jährige. Eine Rückkehr zu alten Traditionen mit samstags halb vier als kollektive Anstoßzeit in der Bundesliga und dem Sonntag für die Amateure wird es nicht geben. Die Fan-Initiative wird nicht dafür sorgen, dass die Kassierer bald Helfer für den Kartenverkauf brauchen. Darum geht es auch nicht. Es soll Aufmerksamkeit geschaffen und eine öffentliche Diskussion in Gang gebracht werden. In einem zweiten Schritt könnten dann auch die Zuschauerzahlen moderat steigen.

Die im Sommer gestartete Aktion ist durchaus ein Erfolg. "Wir wurden vom Zuspruch anderer Fangruppen überrollt", sagt Mederer. Er hatte „GaSa“ zunächst als kleines Projekt für Göttingen geplant. Die lockere Verbindung der Fans aus vielen Bundesländern und sogar der Schweiz soll nun zentralisiert werden. Auf die Zuschauerzahlen in Göttingen hat die Aktion bisher jedoch keine Auswirkungen: "Da ist die Hoffnung noch größer als der Erfolg", so Mederer.

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TeBe und die "S-Bahn-Liga"

Noch eine Klasse tiefer als Göttingen 05 kickt Tennis Borussia Berlin. In den 70er Jahren Bundesligist, später viele Jahre in der 2. Bundesliga zu Hause, spielt der Klub seit 2011 in der sechstklassigen Berlin-Liga. Auch die TeBe-Fans unterstützen "Glotze aus, Stadion an". Auch beim Sechstligisten ist das liebe Geld immer wieder ein Problem. "Ein großer Anteil des Saisonetats wurde und wird von Fans durch Spenden und Mitgliedschaften im Wirtschaftsklub getragen", sagt Denis Roters, seit 20 Jahren Fan und seit Sommer Pressesprecher. Inzwischen gibt es immerhin wieder einen Hauptsponsor.

In der sogenannten "S-Bahn-Liga" – alle Auswärtsspiele finden in Berlin statt – ist die Zahl der TeBe-Fans auf gegnerischen Plätzen immer dreistellig. Das hat im Frühjahr einen Verein dazu bewogen, den Eintrittspreis gegen Tennis Borussia per Topzuschlag auf zehn Euro anzuheben. Die Fans schauten daraufhin durch den Zaun, das gesparte Geld wurde an einem Kiosk in Getränke umgesetzt.

Fanparties oder Aktionen an Universitäten gibt es bei TeBe schon lange. "Einige, die jetzt nicht mehr wegzudenkende Bestandteile der Fanszene sind, wurden auf diesem Wege auf den Verein aufmerksam", sagt Denis Roters. Sie haben den Klub vor der Haustür kennen und schätzen gelernt.