Fairplay-Vorbild Yabo: "Fallen im Strafraum? Ich denk nicht dran!"

Es war ein großer Moment. Ein Moment, in dem vieles im Fußball plötzlich eindeutig und richtig war. Es war das Relegationshinspiel Karlsruher SC gegen Hamburger SV, es ging um den letzten Bundesligaplatz. Beim Spielstand von 1:0 für den Zweitligisten KSC blieb Reinhold Yabo trotz eines klaren Fouls von HSV-Abwehrspieler Johan Djourou im Strafraum auf den Beinen. Dafür wird der ehemalige Kapitän der deutschen U 17-Junioren, die 2009 Europameister wurden, am Dienstag in Hannover mit der Fairplay-Medaille des Deutschen Fußball-Bundes ausgezeichnet. Im DFB.de-Interview spricht der 23-Jährige über die Folgen seines Handelns.

DFB.de: Herr Yabo, wie oft passiert es Ihnen, dass Sie an diesen einen Moment im Relegationshinspiel denken?

Reinhold Yabo: Inzwischen eigentlich nicht mehr. Ein halbes Jahr ist seitdem vergangen - dafür sind zu viele andere Dinge auch für mich geschehen. Gerade in der Sommerpause 2015 habe ich aber schon öfter dran gedacht.

DFB.de: Es ist die 71. Minute in Hamburg. Karlsruhe führt 1:0, und Sie dribbeln in den HSV-Strafraum. Johan Djourou fährt das linke Bein aus und trifft Sie deutlich. Sie sind damals nicht gefallen. Hatten Sie bewusst gehandelt?

Yabo: Na klar habe ich den Kontakt gespürt, er hat mich wirklich voll getroffen. Dass es Johan Djourou war, wusste ich nicht. Ich habe nur wahrgenommen, dass etwas versucht, mich zum Straucheln oder sogar zu Fall zu bringen.

DFB.de: Sie greifen sogar mit der linken Hand ins Gras und stützen sich ab. Was war mit dem Automatismus, beim ersten Kontakt im Strafraum sofort zu Boden zu gehen?

Yabo: Das darf man so nicht verallgemeinern. Sicher haben viele Stürmer es so verinnerlicht, bei denen passiert das Hinfallen schon intuitiv. Aber ich bin ja auch kein Stürmer. (lacht) Es ist doch kein Geheimnis, dass manche Spieler diesen Moment liebend gerne angenommen hätten. Ich jedenfalls hatte auch in der Situation keine Hundertstelsekunde an den Elfmeterpfiff des Schiedsrichters gedacht. Nicht einen Gedanken. Ich dachte: "Hey, wenn ich auf den Beinen bleiben kann, dann mache ich das auch".

DFB.de: Sie schlossen ab und schossen neben das Tor. Zwei Minuten später trifft Ivo licevic zum Ausgleich für den HSV. Zweifelt man da an der Gerechtigkeit im Fußball?

Yabo: Na ja, an der zweifelt man öfter mal. (lacht) Aber ernsthaft - nichts passiert durch Zufall. Mein Glaube gibt mir Halt. Gott hat diesen Moment zugelassen, also wird es auch für etwas gut gewesen sein. Und ganz aus menschlicher Perspektive hatte ich natürlich auch Momente, in denen ich dachte "So ein Mist, Alter, hättest du doch vielleicht". Ich versuche dann einfach eine andere Sichtweise zu finden. Heute kann ich jedenfalls in den Spiegel schauen und sagen "Es war das Richtige".

DFB.de: Welchen Wert haben Gerechtigkeit und Ehrlichkeit generell in Ihrem Leben?

Yabo: Beides gehört zum Fundament meines Glaubens. Aber das ist doch generell für jeden Menschen Basis des Lebens. Wenn Du ein Gegenüber hast, von dem Du meinst, der will mir nichts Schlechtes, oder im besten Fall sogar, der will mir Gutes, das erlebt doch jeder, egal ob gläubig oder nicht, als einen Segen. Als ein Glück im Leben. Dass das manchmal mit den harten Realitäten des Profilebens kollidiert, ist auch klar. Diesen Lernprozess macht jeder junge Profi durch.

DFB.de: Miroslav Klose wurde zweimal mit dem Fairplay-Preis ausgezeichnet. Ihnen wird morgen die Fairplay-Medaille des DFB in Hannover im Rahmen einer Gala am Nachmittag des Länderspiels gegen die Niederlande verliehen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Yabo: Es ist schön, dass man eine positive Anerkennung in einem schönen Rahmen erfährt. Das stärkt einem den Rücken, dass der DFB und verantwortliche Leute im Fußball es ausdrücklich und betont fördern, wenn auf höchster Ebene fair gespielt wird. Ich nehme den Preis dankend an ... und dann geht es weiter.



Es war ein großer Moment. Ein Moment, in dem vieles im Fußball plötzlich eindeutig und richtig war. Es war das Relegationshinspiel Karlsruher SC gegen Hamburger SV, es ging um den letzten Bundesligaplatz. Beim Spielstand von 1:0 für den Zweitligisten KSC blieb Reinhold Yabo trotz eines klaren Fouls von HSV-Abwehrspieler Johan Djourou im Strafraum auf den Beinen. Dafür wird der ehemalige Kapitän der deutschen U 17-Junioren, die 2009 Europameister wurden, am Dienstag in Hannover mit der Fairplay-Medaille des Deutschen Fußball-Bundes ausgezeichnet. Im DFB.de-Interview spricht der 23-Jährige über die Folgen seines Handelns.

DFB.de: Herr Yabo, wie oft passiert es Ihnen, dass Sie an diesen einen Moment im Relegationshinspiel denken?

Reinhold Yabo: Inzwischen eigentlich nicht mehr. Ein halbes Jahr ist seitdem vergangen - dafür sind zu viele andere Dinge auch für mich geschehen. Gerade in der Sommerpause 2015 habe ich aber schon öfter dran gedacht.

DFB.de: Es ist die 71. Minute in Hamburg. Karlsruhe führt 1:0, und Sie dribbeln in den HSV-Strafraum. Johan Djourou fährt das linke Bein aus und trifft Sie deutlich. Sie sind damals nicht gefallen. Hatten Sie bewusst gehandelt?

Yabo: Na klar habe ich den Kontakt gespürt, er hat mich wirklich voll getroffen. Dass es Johan Djourou war, wusste ich nicht. Ich habe nur wahrgenommen, dass etwas versucht, mich zum Straucheln oder sogar zu Fall zu bringen.

DFB.de: Sie greifen sogar mit der linken Hand ins Gras und stützen sich ab. Was war mit dem Automatismus, beim ersten Kontakt im Strafraum sofort zu Boden zu gehen?

Yabo: Das darf man so nicht verallgemeinern. Sicher haben viele Stürmer es so verinnerlicht, bei denen passiert das Hinfallen schon intuitiv. Aber ich bin ja auch kein Stürmer. (lacht) Es ist doch kein Geheimnis, dass manche Spieler diesen Moment liebend gerne angenommen hätten. Ich jedenfalls hatte auch in der Situation keine Hundertstelsekunde an den Elfmeterpfiff des Schiedsrichters gedacht. Nicht einen Gedanken. Ich dachte: "Hey, wenn ich auf den Beinen bleiben kann, dann mache ich das auch".

DFB.de: Sie schlossen ab und schossen neben das Tor. Zwei Minuten später trifft Ivo licevic zum Ausgleich für den HSV. Zweifelt man da an der Gerechtigkeit im Fußball?

Yabo: Na ja, an der zweifelt man öfter mal. (lacht) Aber ernsthaft - nichts passiert durch Zufall. Mein Glaube gibt mir Halt. Gott hat diesen Moment zugelassen, also wird es auch für etwas gut gewesen sein. Und ganz aus menschlicher Perspektive hatte ich natürlich auch Momente, in denen ich dachte "So ein Mist, Alter, hättest du doch vielleicht". Ich versuche dann einfach eine andere Sichtweise zu finden. Heute kann ich jedenfalls in den Spiegel schauen und sagen "Es war das Richtige".

DFB.de: Welchen Wert haben Gerechtigkeit und Ehrlichkeit generell in Ihrem Leben?

Yabo: Beides gehört zum Fundament meines Glaubens. Aber das ist doch generell für jeden Menschen Basis des Lebens. Wenn Du ein Gegenüber hast, von dem Du meinst, der will mir nichts Schlechtes, oder im besten Fall sogar, der will mir Gutes, das erlebt doch jeder, egal ob gläubig oder nicht, als einen Segen. Als ein Glück im Leben. Dass das manchmal mit den harten Realitäten des Profilebens kollidiert, ist auch klar. Diesen Lernprozess macht jeder junge Profi durch.

DFB.de: Miroslav Klose wurde zweimal mit dem Fairplay-Preis ausgezeichnet. Ihnen wird morgen die Fairplay-Medaille des DFB in Hannover im Rahmen einer Gala am Nachmittag des Länderspiels gegen die Niederlande verliehen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Yabo: Es ist schön, dass man eine positive Anerkennung in einem schönen Rahmen erfährt. Das stärkt einem den Rücken, dass der DFB und verantwortliche Leute im Fußball es ausdrücklich und betont fördern, wenn auf höchster Ebene fair gespielt wird. Ich nehme den Preis dankend an ... und dann geht es weiter.

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DFB.de: Hat sich Johan Djourou damals eigentlich bei Ihnen bedankt?

Yabo: Er kam nach dem Spiel zu mir, hat abgeklatscht und sich bei mir bedankt.

DFB.de: Dafür hatte er gute Gründe. Er hätte als der Spieler in die Geschichte eingehen können, der den Abstieg für den Dino endgültig besiegelte.

Yabo: Das hätte ihm wirklich passieren können. Auf der anderen Seite bin ich dann der Depp gewesen.

DFB.de: Hatten Sie denn Probleme mit Mitspielern oder Fans?

Yabo: Auf jeden Fall. Mit Mitspielern wie auch mit Fans, beides. "Warum lässt Du dich nicht fallen? Wir wären durch gewesen". Auch im Training musste ich mir noch einige Kommentare anhören. Ganz klar, damit wurde ich konfrontiert.

DFB.de: Zur Halbzeit des Hinspiels in Hamburg hieß es im '11FREUNDE-Ticker': "Der Anpfiff verzögert sich, die Hamburger müssen noch Windeln wechseln." Kurz darauf: "Nur noch 135 Minuten, liebe HSVer, dann ist das Leiden vorbei." In beiden Spielen war der KSC in Führung gegangen, im Rückspiel in Karlsruhe machen Sie dann in der 78. Minute selbst das 1:0. Ihr wart so nah dran.

Yabo: Ja, das stimmt. Unter dem Strich hätten wir den Aufstieg verdient gehabt.

DFB.de: Am Dienstagabend in Hannover sind mit Shkodran Mustafi und Bernd Leno auch zwei U 17-Europameister von 2009 dabei, Götze und ter Stegen fehlen verletzungsbedingt. Was war das damals für eine Mannschaft, die den Titel im Endspiel gegen die Niederlande holte? Was machte Euch so stark?

Yabo: Das war einfach eine super Truppe damals, jeder Einzelne. Natürlich waren wir auch qualitativ gut, hatten alle unsere Fähigkeiten, aber in der Mannschaft damals waren einfach auch gute Charaktere versammelt. Unser Trainer Marco Pezzaiuoli schaffte es, uns zu einer starken Einheit zusammenzuschweißen. Ich kann da wirklich nur Gutes drüber sagen. Und mich freut es für Shkodran, für Marc, für Mario, der derzeit verletzt ist, oder auch für Bernd, die den Sprung schon geschafft haben. Das freut mich. Der Titel 2009 war eine super Zeit. Ich blicke da gerne zurück.

DFB.de: Werden Sie einen vor oder nach dem Spiel treffen?

Yabo: Wenn sich das ergibt, ist es cool. Auch wenn der EM-Titel 2009 schon lange zurückliegt.

DFB.de: Wegen Knieproblemen konnten Sie in dieser Saison noch kein Spiel bestreiten. Wie geht es Ihnen momentan gesundheitlich?

Yabo: Ganz gut. Ich bin auf dem Weg der Besserung. Die Reha in Köln läuft gut.

DFB.de: Wann rechnen Sie mit Ihrem ersten Einsatz für RB Salzburg?

Yabo: Ich gehe davon aus, dass ich noch dieses Jahr wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Erste Priorität momentan ist es, vollkommen fit zu werden, um dann schnellstmöglich in unserer Mannschaft Fuß zu fassen.

DFB.de: Schauen Sie manchmal auch auf die 2. Bundesliga, wo RB Leipzig auf dem 2. Platz steht?

Yabo: Ich verfolge schon die 2. Liga, aber schaue eher, wie der KSC steht. Ich bin immer noch im Kontakt mit einigen Jungs. Es war ein schwerer Start, aber mittlerweile geht die Tendenz wieder nach oben. Und das freut mich.