Färöer-Fan: Mit Wikinger-Helm im Sauerland

Martin Schürmann hat zwei Schwestern. Für beide ist eines klar: Er ist verrückt. Am Dienstag(ab 20.45 Uhr, live in der ARD), wenn Deutschland in Torshavn gegen die Färöer um die WM in Brasilien spielt, wird sich Martin Schürmann wieder das T-Shirt in den rot-blau-weißen Landesfarben anziehen. Der Wikinger-Helm bleibt im Schrank, den zieht er nur selten auf, vielleicht wenn ein Foto gemacht werden soll. Martin Schürmann will seine Ruhe haben vor dem Fernseher, Freunde lädt er keine ein. Er guckt das Spiel allein, und beim Daumendrücken stören die anderen nur.

Martin Schürmann ist Fan der Fußballer der Färöer-Inseln. Und was für einer. Vielleicht der Verrückteste von allen.

Lieber warten bis zum nächsten Doppelspieltag

Eigentlich wollte der Mann, der in Lennestadt-Grävenbrück im Sauerland lebt, die Partie vor Ort gucken, auf der Schafsinsel, in Torshavn, der Hauptstadt. Aber wegen eines Spiels die Strapazen auf sich nehmen? Dann wollte er warten bis zum nächsten Doppelspieltag, Kasachstan und Österreich sind die Gegner, aber da hat er keinen Urlaub bekommen.

Billig ist so ein Trip ja auch nicht, sonst wäre er gefahren. 1100 Euro kostet ihn das in etwa, mit dem Zug nach Frankfurt, dann Flug nach Billund in Dänemark, von dort rüber auf die Inseln im Nordatlantik. Er weiß es genau, er war schon öfters da, etwa 2003, als die DFB-Auswahl dort 2:0 gewann, Klose, Bobic, 89. und 90. Minute. Das war keine Ruhmestat, aber Martin Schürmann, 43, hat das Spiel genossen. Er genießt die Spiele mit den Färinger immer. Egal, ob sie gewinnen oder nicht. Sie gewinnen ja eher selten.

Historischer Sieg weckt die Begeisterung

Es war der 12. September 1990, als die Liebe zu den Färöer entbrannte. Landskrona in Schweden, dort brachten die Färöer der Auswahl Österreichs unter Trainer Josef Hickersberger und Toni Polster im Sturm eine historische Niederlage bei, 1:0 gewann die Nachfahren der Wikinger sensationell. Torkil Nielsen erzielte das einzige Tor, Schürmann weiß das natürlich wie aus der Pistole geschossen.

Bei der Rückkehr – damals gab es auf den Inseln noch kein taugliches Fußballfeld - jubelten den Fußballern fast 20.000 Färinger zu – die Hälfte der Bevölkerung der autonomen, zur dänischen Krone gehörenden Inselgruppe. „Seit damals bin ich für die Färöer“, erzählt Schürmann.



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Martin Schürmann hat zwei Schwestern. Für beide ist eines klar: Er ist verrückt. Am Dienstag(ab 20.45 Uhr, live in der ARD), wenn Deutschland in Torshavn gegen die Färöer um die WM in Brasilien spielt, wird sich Martin Schürmann wieder das T-Shirt in den rot-blau-weißen Landesfarben anziehen. Der Wikinger-Helm bleibt im Schrank, den zieht er nur selten auf, vielleicht wenn ein Foto gemacht werden soll. Martin Schürmann will seine Ruhe haben vor dem Fernseher, Freunde lädt er keine ein. Er guckt das Spiel allein, und beim Daumendrücken stören die anderen nur.

Martin Schürmann ist Fan der Fußballer der Färöer-Inseln. Und was für einer. Vielleicht der Verrückteste von allen.

Lieber warten bis zum nächsten Doppelspieltag

Eigentlich wollte der Mann, der in Lennestadt-Grävenbrück im Sauerland lebt, die Partie vor Ort gucken, auf der Schafsinsel, in Torshavn, der Hauptstadt. Aber wegen eines Spiels die Strapazen auf sich nehmen? Dann wollte er warten bis zum nächsten Doppelspieltag, Kasachstan und Österreich sind die Gegner, aber da hat er keinen Urlaub bekommen.

Billig ist so ein Trip ja auch nicht, sonst wäre er gefahren. 1100 Euro kostet ihn das in etwa, mit dem Zug nach Frankfurt, dann Flug nach Billund in Dänemark, von dort rüber auf die Inseln im Nordatlantik. Er weiß es genau, er war schon öfters da, etwa 2003, als die DFB-Auswahl dort 2:0 gewann, Klose, Bobic, 89. und 90. Minute. Das war keine Ruhmestat, aber Martin Schürmann, 43, hat das Spiel genossen. Er genießt die Spiele mit den Färinger immer. Egal, ob sie gewinnen oder nicht. Sie gewinnen ja eher selten.

Historischer Sieg weckt die Begeisterung

Es war der 12. September 1990, als die Liebe zu den Färöer entbrannte. Landskrona in Schweden, dort brachten die Färöer der Auswahl Österreichs unter Trainer Josef Hickersberger und Toni Polster im Sturm eine historische Niederlage bei, 1:0 gewann die Nachfahren der Wikinger sensationell. Torkil Nielsen erzielte das einzige Tor, Schürmann weiß das natürlich wie aus der Pistole geschossen.

Bei der Rückkehr – damals gab es auf den Inseln noch kein taugliches Fußballfeld - jubelten den Fußballern fast 20.000 Färinger zu – die Hälfte der Bevölkerung der autonomen, zur dänischen Krone gehörenden Inselgruppe. „Seit damals bin ich für die Färöer“, erzählt Schürmann.

Damals war er 20 Jahre alt. Vorher hatte er noch nie was von der stürmischen Inselgruppe im Atlantik gehört, auf der es selbst im August kaum wärmer als 13, 14 Grad wird und wo beim Elfmeter wegen des starken Windes ein Mitspieler den Ball vor dem Schuss festhalten darf. Die Exotik hat Schürmann, ein gelernter Maschinenschlosser, gereizt, das Außergewöhnliche. Schon immer hat sein Herz für die Underdogs geschlagen, die krassen Außenseiter, für jene, auf die keiner nur ein Pfifferling setzt. Bei olympischen Spielen hat er sich lieber die Vorläufe mit den Exoten angeschaut als die Endkämpfe. „Die spielen, laufen und kämpfen noch mit Herz“, sagt der Sauerländer, ihnen reicht es, ihre persönliche Bestleistung zu verbessern. So was findet er gut.

Hannover oder Kaunas: Kein Weg ist zu weit

Bald war Schürmann live Ort. Er ist ungebunden, nicht verheiratet, er nimmt sich die Zeit. Die Färöer sind seine große Leidenschaft, sein Hobby, er interessiert sich noch für Geographie. Und er reist viel. 2002 etwa fuhr er mit dem Bus von Dortmund nach Kaunas in Litauen, um ein Spiel seiner Lieblinge zu sehen – 27 Stunden lang, was für ein Tort.

Er besuchte das Team im Hotel, durfte beim Abendessen fotografieren und Autogramme holen. Nach dem Spiel fuhr er direkt durch bis nach Hannover, es ging gegen die Mannschaft von der Schafsinsel und die DFB-Auswahl kam zu einem knappen 2:1-Sieg. Schürmann war stolz auf seine Helden. Seine Reisen organisiert er selbst. Manchmal ergattert er im Mannschaftshotel sogar ein Zimmer, manchmal ein Trikot, mitunter darf er sogar in die Kabine.

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Bekannt wie ein bunter Hund

Er mag das Unkomplizierte, das Herzliche der Färinger, er ist auf der Insel inzwischen bekannt. So viele Fans jenseits des Nordatlantiks gibt es nicht, schon gar nicht in Deutschland. Er ist ein Original, ein bunter Hund. Zeitungen haben über ihn berichtet, er stand im Internet, manchmal wird er abgeklatscht. Er findet diesen Kontakt toll.

Dreimal war er schon in Litauen, zweimal in Schottland, auf Zypern, in Irland, in Andorra. Zuweilen reist er auch mit färörischen Klubmannschaften mit. Viele schöne bunte Eintrittskarten hat er gesammelt, Zeugnis von Spielen jenseits des Weltfußballs. HB Toshavn sah er in Graz 0:4 verlieren, EB Streymur, 2012 Meister, begleitete er nach Andorra, in Belfast drückte er IF Fuglafjoedur die Daumen, KL Klakksvik unterstützte er bei der 0:1-Niederlage bei Ujpest Budapest. In Belgrad ist der Sauerländer, eine Fahne in der Hand, von zwei Polizisten aus Sicherheitsgründen auf den letzten 500 Metern zum Stadion eskortiert worden, exklusiver Begleitschutz.

Er ist ja fast einer von ihnen

Ansonsten hält er sich online auf dem laufenden. Die Web-Adresse des färörischen Fußballverbandes Fotboltssamband Foeroya (www.football.fo) hat er immer parat, er chattet mit Spielern und dem Nationaltrainer, obwohl sein Englisch leidlich ist und sein dänisch schlechter. Aber wo ein Wille ist, ist immer auch ein Weg. Und die Namen der Spieler und Klubs, echte Zungenbrecher, kommen ihm leicht über die Lippen.

Am Dienstag wird er vor dem Fernseher zu Hause in Lennestadt-Grävenbrück sitzen, sein rot-blau-weißes Hemd tragen und Daumen drücken. Er wird sich freuen, wenn die Atli Gregersen, Frodi Benjaminsen, Lamhauge Holst und wie sie alle heißen mögen, den deutschen Stars Paroli bieten. Er wird stolz sein auf seine Kicker. Er ist ja fast einer von ihnen.

Und seine Schwestern sollen aufhören, ihn verrückt zu nennen. Er ist Fan und kann nicht anders.