Ex-Nationalspieler Piontek feierte 70. Geburtstag

Mit der richtigen Antwort kann man wohl jede Stammtischrunde beeindrucken: Welcher deutsche Trainer hat mit bereits zwei Ländern gegen seine Heimat gespielt? Auf Berti Vogts wird man schneller kommen, er kreuzte mit Schottland und Aserbaidschan die Klingen mit der DFB-Auswahl. Aber der erste war er nicht, das war Sepp Piontek. Der frühere Bundesligaspieler von Werder Bremen, den viele jüngere vermutlich für einen Dänen halten, feierte am Freitag seinen 70. Geburtstag. Im Dorf Blommelyst bei Odense, mit seiner dänischen Frau Gitte.

Als er am 5. März 1940 in Breslau auf die Welt kam, war diese nicht gerade in Ordnung. Es war Krieg. Dessen schreckliche Folgen vertrieben auch die Familie Piontek aus ihrer Heimat, in Leer/Ostfriesland fanden sie eine neue. Mit neun Jahren begann für Josef Emanuel Hubertus Piontek, den alle nur Sepp nennen, das Abenteuer Fußball bei Germania Leer. Ostfriesland hat keinen Bundesligisten, liegt aber im Einzugsgebiet von Werder Bremen und als sich Scouts der Grün-Weißen mal nach Leer verirrten, entdeckten sie das Talent des antrittsschnellen Spielers, der Tore am Fließband schoss.

1960 Wechsel zu Werder Bremen

1960 wurde der junge Mann vom späteren Kölner Meister-Trainer Georg Knöpfle an die Weser gelockt – und da blieb er seine ganze Karriere lang, allerdings als rechter Verteidiger. Das haben beide Seiten nicht bereut. Piontek wurde 1961 DFB-Pokalsieger und verpasste in der allerersten Bundesliga-Saison keine Minute. Im Jahr darauf riss zwar diese stolze Serie, doch wurde er reichlich entschädigt – mit dem Meistertitel.

Schon zwei Monate zuvor berief ihn Bundestrainer Helmut Schön zum Länderspiel gegen Italien (1:1) in die Nationalmannschaft. Gemeinsam mit Teamkollege Horst-Dieter Höttges glückte sein Debüt vor 72.000 Zuschauern in Hamburg. Auf der Gegenseite standen Namen wie Mazzola, Rivera und Trapattoni, aber Piontek bestand die Feuertaufe. Das Sport Magazin lobte: „Josef Piontek wird seinen Weg machen. Zuweilen unterliefen ihm Fehler im Abspiel. Aber welcher Einsatz, welche Kondition zeichneten doch Piontek aus.“

Sechs Länderspiele für den DFB

Wäre es nach Piontek gegangen, hätte der Weg sicher ruhig etwas länger werden können. Es wurden schließlich sechs Länderspiele – und nicht die schlechtesten. Er spielte in Maracana gegen den großen Pelé, er traf in Nürnberg auf den kommenden Weltmeister England und kam auch in der WM-Qualifikation auf Zypern auf Asche zum Einsatz. Aber als der Flieger zur WM nach England ging, war Piontek nicht an Bord, obwohl er noch im Mai 1966 einen Einsatz bekommen hatte. Kein Grund, sich lange zu grämen.

Er sollte schon noch zu seiner WM kommen, denn nach seiner durch eine Knieverletzung beendeten Bundesliga-Karriere (203 Spiele/15 Tore) als Profi wurde er Trainer. An der Akademie in Köln bestand er als Jahrgangsbester die Prüfung. Schon während der Ausbildung saß er in Bremen mit erst 31 Jahren auf der Bank – quasi als Spieler-Trainer, denn seinen Pass hatte er noch. 1975 wechselte er zu Fortuna Düsseldorf, wurde aber schon im ersten Jahr entlassen und versuchte sich erstmals als Nationaltrainer – von Haiti. Nur knapp verpasste Piontek die WM-Teilnahme in Argentinien. 1978/79 coachte er letztmals eine Vereinsmannschaft in Deutschland, den Zweitligisten FC St. Pauli. Dessen Lizenzentzug lenkte sein Schicksal dann in für ihn glückliche Bahnen.



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Mit der richtigen Antwort kann man wohl jede Stammtischrunde beeindrucken: Welcher deutsche Trainer hat mit bereits zwei Ländern gegen seine Heimat gespielt? Auf Berti Vogts wird man schneller kommen, er kreuzte mit Schottland und Aserbaidschan die Klingen mit der DFB-Auswahl. Aber der erste war er nicht, das war Sepp Piontek. Der frühere Bundesligaspieler von Werder Bremen, den viele jüngere vermutlich für einen Dänen halten, feierte am Freitag seinen 70. Geburtstag. Im Dorf Blommelyst bei Odense, mit seiner dänischen Frau Gitte.

Als er am 5. März 1940 in Breslau auf die Welt kam, war diese nicht gerade in Ordnung. Es war Krieg. Dessen schreckliche Folgen vertrieben auch die Familie Piontek aus ihrer Heimat, in Leer/Ostfriesland fanden sie eine neue. Mit neun Jahren begann für Josef Emanuel Hubertus Piontek, den alle nur Sepp nennen, das Abenteuer Fußball bei Germania Leer. Ostfriesland hat keinen Bundesligisten, liegt aber im Einzugsgebiet von Werder Bremen und als sich Scouts der Grün-Weißen mal nach Leer verirrten, entdeckten sie das Talent des antrittsschnellen Spielers, der Tore am Fließband schoss.

1960 Wechsel zu Werder Bremen

1960 wurde der junge Mann vom späteren Kölner Meister-Trainer Georg Knöpfle an die Weser gelockt – und da blieb er seine ganze Karriere lang, allerdings als rechter Verteidiger. Das haben beide Seiten nicht bereut. Piontek wurde 1961 DFB-Pokalsieger und verpasste in der allerersten Bundesliga-Saison keine Minute. Im Jahr darauf riss zwar diese stolze Serie, doch wurde er reichlich entschädigt – mit dem Meistertitel.

Schon zwei Monate zuvor berief ihn Bundestrainer Helmut Schön zum Länderspiel gegen Italien (1:1) in die Nationalmannschaft. Gemeinsam mit Teamkollege Horst-Dieter Höttges glückte sein Debüt vor 72.000 Zuschauern in Hamburg. Auf der Gegenseite standen Namen wie Mazzola, Rivera und Trapattoni, aber Piontek bestand die Feuertaufe. Das Sport Magazin lobte: „Josef Piontek wird seinen Weg machen. Zuweilen unterliefen ihm Fehler im Abspiel. Aber welcher Einsatz, welche Kondition zeichneten doch Piontek aus.“

Sechs Länderspiele für den DFB

Wäre es nach Piontek gegangen, hätte der Weg sicher ruhig etwas länger werden können. Es wurden schließlich sechs Länderspiele – und nicht die schlechtesten. Er spielte in Maracana gegen den großen Pelé, er traf in Nürnberg auf den kommenden Weltmeister England und kam auch in der WM-Qualifikation auf Zypern auf Asche zum Einsatz. Aber als der Flieger zur WM nach England ging, war Piontek nicht an Bord, obwohl er noch im Mai 1966 einen Einsatz bekommen hatte. Kein Grund, sich lange zu grämen.

Er sollte schon noch zu seiner WM kommen, denn nach seiner durch eine Knieverletzung beendeten Bundesliga-Karriere (203 Spiele/15 Tore) als Profi wurde er Trainer. An der Akademie in Köln bestand er als Jahrgangsbester die Prüfung. Schon während der Ausbildung saß er in Bremen mit erst 31 Jahren auf der Bank – quasi als Spieler-Trainer, denn seinen Pass hatte er noch. 1975 wechselte er zu Fortuna Düsseldorf, wurde aber schon im ersten Jahr entlassen und versuchte sich erstmals als Nationaltrainer – von Haiti. Nur knapp verpasste Piontek die WM-Teilnahme in Argentinien. 1978/79 coachte er letztmals eine Vereinsmannschaft in Deutschland, den Zweitligisten FC St. Pauli. Dessen Lizenzentzug lenkte sein Schicksal dann in für ihn glückliche Bahnen.

1979 begann das dänische Abenteuer

Er erhielt das Angebot, Dänemarks Nationalmannschaft zu trainieren und nahm im Juli 1979 an. Alsbald spielten die Dänen erstmals überhaupt eine Rolle im Konzert der Großen. Sensationell erreichten sie bei der EM 1984 in Frankreich das Halbfinale, erst im Elfmeterschießen wurde „Danish Dynamite“ gelöscht.

Bei der WM in Mexiko gab es 1986 das erste Aufeinandertreffen mit seinem Heimatland und Piontek schlug Kaiser Franz mit 2:0. „Heute bin ich für 90 Minuten Däne“, hatte er vorher gesagt und hinterher wollte er auch nicht in der Haut der Deutschen stecken: „Wenn das alles ist, was der deutsche Fußball zu bieten hat...“. Zum bis heute einzigen Mal wurde die Nationalelf von einem deutschen Trainer in einem Pflichtspiel geschlagen. Aber während Beckenbauer ins Endspiel kam, scheiterte Piontek im Achtelfinale an Spanien (1:5).

Vorarbeit für den EM-Titel 1992

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Bei der EM 1988 kam es zur Revanche, Deutschland siegte mit 2:0 und die Dänen fuhren nach der Vorrunde heim. Im Februar 1990 trennten sich die Wege von Piontek und Dänemark, das aber nicht zuletzt dank seiner Pionierarbeit 1992 sensationell Europameister wurde. Es folgte noch ein Engagement als Trainer der Türkei als Vereinstrainer (Bursaspor) und Nationaltrainer. Im Mai 1992 spielte er in Gelsenkirchen zum dritten Mal gegen Deutschland und verlor 0:1. Nach weiteren Stationen in Saudi-Arabien, wieder Dänemark (Pokalsieger mit Aalborg) und Grönland (Nationaltrainer) ließ er seine Karriere ausklingen. Er hat seinen Weg gemacht. Es war ein weiter und ungewöhnlicher, aber zu bereuen hat er nichts. Schon gar nicht jene Heldentat abseits des Fußballs: im November 1965 riskierte er sein Leben, um einen zehnjährigen Jungen zu retten, der ins Eis eingebrochen war.

Taten eines besonderen Mannes, der sich nach Herzproblemen vor zwölf Jahren "dann selbst pensioniert" hat, wie er sagt. Aber ganz ohne Fußball geht es nicht. Er stellt sich Wettanbietern als Experte zur Verfügung und noch immer fiebert er mit Werder Bremen.