Ex-Kicker Burgsmüller zum Super Bowl 50: "Carolina macht's"

"Lustig, nett, ein bisserl verschlagen", so beschrieb Max Merkel mal den Stürmer Manfred Burgsmüller. Alles sah man in seinen Toren. Als er mit 36 Jahren in die Bundesliga zurückkehrte, fing er einen Abschlag Jörg Schmadtkes ab, schoss aus 40 Metern und traf natürlich. Kölns Manager wird sich heute noch daran erinnern. 213 Tore erzielte Burgsmüller in der Bundesliga, macht Platz vier in der ewigen Torschützenliste.

1996 wechselte er vom Ball zum Ei. Mit 52 Jahren wurde Burgsmüller der älteste aktive Footballprofi der Welt, traf wie gewohnt sein Ziel und gewann zwei World Bowls als Kicker des NFL-Europe-Teams Rhein Fire. Mit DFB.de spricht Manni Burgsmüllers über seinen Favoriten im Super Bowl 50, der in der Nacht auf Montag (ab 0.30 Uhr, live bei Sat.1) zwischen den Carolina Panthers und Denver Broncos in Santa Clara/Kalifornien ausgespielt wird, dem Stadion der San Francisco 49ers.

DFB.de: Herr Burgsmüller, Titelverteidiger New England Patriots steht auch deshalb nicht im Super Bowl, weil der Kicker einen Extrapunkt verschossen hat. Den würden Sie heute noch blind verwandeln, oder?

Manfred Burgsmüller: Na ja, Stephen Gostkowski hat sonst alles reingemacht. Über 500 Extrapunkte hatte er in Folge verwandelt, bevor er dann gegen die Denver Broncos einmal patzte. Der Extrapunkt beim Football ist reine Konzentrationssache. Die Entfernung ist es ja nicht (um einen Extrapunkt im Football zu erzielen, muss der Ball aus 23 Metern durch die Vertikalstangen geschossen werden; Anm. d. Red.). Jetzt freue ich mich auf eine tolle Paarung im Super Bowl 50.

DFB.de: Die Denver Broncos mit Quarterback-Legende Peyton Manning und die Carolina Panthers mit dem überragenden Widerpart Cam Newton treffen aufeinander. Wer wird gewinnen?

Burgsmüller: Carolina wird es machen. Denver hat die beste Defense, aber mit Cam Newton, der schwer ausrechenbar ist, wird Carolina sich das nicht nehmen lassen. Ich schaue sonntags meistens das erste Spiel. Danach wird's mir zu spät.

DFB.de: Wie schwer fiel Ihnen 1996 die Umstellung vom Ball zum Ei?

Burgsmüller: Das war natürlich schwierig. Man muss mit dem Ei ganz anders umgehen. Das Bein bleibt gestreckt, der Kopf muss auch nach dem Ballkontakt unten bleiben, damit der Football schnell an Höhe gewinnt. Als Fußballer schaue ich doch meinem Pass oder Schuss hinterher. Anfangs habe ich mich schwer getan.



"Lustig, nett, ein bisserl verschlagen", so beschrieb Max Merkel mal den Stürmer Manfred Burgsmüller. Alles sah man in seinen Toren. Als er mit 36 Jahren in die Bundesliga zurückkehrte, fing er einen Abschlag Jörg Schmadtkes ab, schoss aus 40 Metern und traf natürlich. Kölns Manager wird sich heute noch daran erinnern. 213 Tore erzielte Burgsmüller in der Bundesliga, macht Platz vier in der ewigen Torschützenliste.

1996 wechselte er vom Ball zum Ei. Mit 52 Jahren wurde Burgsmüller der älteste aktive Footballprofi der Welt, traf wie gewohnt sein Ziel und gewann zwei World Bowls als Kicker des NFL-Europe-Teams Rhein Fire. Mit DFB.de spricht Manni Burgsmüllers über seinen Favoriten im Super Bowl 50, der in der Nacht auf Montag (ab 0.30 Uhr, live bei Sat.1) zwischen den Carolina Panthers und Denver Broncos in Santa Clara/Kalifornien ausgespielt wird, dem Stadion der San Francisco 49ers.

DFB.de: Herr Burgsmüller, Titelverteidiger New England Patriots steht auch deshalb nicht im Super Bowl, weil der Kicker einen Extrapunkt verschossen hat. Den würden Sie heute noch blind verwandeln, oder?

Manfred Burgsmüller: Na ja, Stephen Gostkowski hat sonst alles reingemacht. Über 500 Extrapunkte hatte er in Folge verwandelt, bevor er dann gegen die Denver Broncos einmal patzte. Der Extrapunkt beim Football ist reine Konzentrationssache. Die Entfernung ist es ja nicht (um einen Extrapunkt im Football zu erzielen, muss der Ball aus 23 Metern durch die Vertikalstangen geschossen werden; Anm. d. Red.). Jetzt freue ich mich auf eine tolle Paarung im Super Bowl 50.

DFB.de: Die Denver Broncos mit Quarterback-Legende Peyton Manning und die Carolina Panthers mit dem überragenden Widerpart Cam Newton treffen aufeinander. Wer wird gewinnen?

Burgsmüller: Carolina wird es machen. Denver hat die beste Defense, aber mit Cam Newton, der schwer ausrechenbar ist, wird Carolina sich das nicht nehmen lassen. Ich schaue sonntags meistens das erste Spiel. Danach wird's mir zu spät.

DFB.de: Wie schwer fiel Ihnen 1996 die Umstellung vom Ball zum Ei?

Burgsmüller: Das war natürlich schwierig. Man muss mit dem Ei ganz anders umgehen. Das Bein bleibt gestreckt, der Kopf muss auch nach dem Ballkontakt unten bleiben, damit der Football schnell an Höhe gewinnt. Als Fußballer schaue ich doch meinem Pass oder Schuss hinterher. Anfangs habe ich mich schwer getan.

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DFB.de: Sie sollen das Helmgitter festgebunden haben.

Burgsmüller: So war es, ich habe mir das Helmgitter am Gürtel meiner Footballhose festgebunden. Einfach um mich zu zwingen, den Kopf unten zu behalten. Ich habe oft geflucht. Aber ich wollte partout nicht als PR-Gag verstanden werden, sondern mit Rhein Fire Titel gewinnen. Ich war damals für Reebok tätig, die als Generalausrüster die NFL Europe League unter Vertrag hatten. Irgendwann sagte jemand "Manni, das Kicken könntest du doch auch übernehmen". Aber ich war immerhin schon 46 Jahre alt. Ich weiß noch, wie ich damals mit Walter Rohlfing, dem früheren Trainer der Football-Nationalmannschaft, im November bei Eisregen auf einem Platz stand und das erste Mal einen Football trat. Walter sagte immer: "Manni, du packst das."

DFB.de: Sie haben dann zwei World Bowls mit Rhein Fire gewonnen, den ersten 1998 vor 47.000 Zuschauern im Frankfurter Waldstadion. Sie hatten als Fußballer alles erlebt. Spürten Sie dennoch das Adrenalin?

Burgsmüller: Fußball und Football - das sind zwei ganz verschiedene Sportarten. Ich musste mich dort erst einmal beweisen und einbringen - und dann funktionierte das auch. Ich hatte eine gute Quote und habe auch Field Goals aus 40 Yards reingemacht. Das Gros des Teams von Rhein Fire bestand aus jungen Amerikanern, die die Liga als Sprungbrett nutzen wollten, um sich für die NFL zu empfehlen.

DFB.de: Wussten die Amis, dass eine Fußball-Bundesliga-Legende in ihrem Team spielte?

Burgsmüller: Das wussten die schon. Im Football ist es üblich, dass man sich im Trainingslager dem kompletten Team - mit Coaches etwa 60 Mann - vorstellt.

DFB.de: Sie sind 1,77 Meter groß und wiegen nach dem Frühstück 70 Kilogramm. War's irgendwann mal eng?

Burgsmüller: Die Linienspieler wogen doppelt so viel. Du bist ja abhängig, wenn der Holder den Snap nicht fängt, kannst du nicht schießen - und schon fliegen eine Menge schwerer Jungs durch die Gegend. Das war für mich schon eine diffizile Kiste. Aber ich war immer schnell genug. Richtig gerummst hat's gottseidank nie. Eine Zeitlang habe ich die meisten Punkte im ganzen Team gemacht. Mit der Drucksituation konnte ich gut umgehen. Auf die Bank habe ich mich während des Spiels eigentlich nie gesetzt. Du bist außen vor und durftest nur aufs Feld für den PAT ("Point after Touchdown", also der Extrapunkt; Anm. d. Red.) oder das Field Goal für drei Punkte. Ein Kicker muss klar im Kopf sein.

DFB.de: Was macht den guten Kopf eines Football-Kickers aus?

Burgsmüller: Du musst dich völlig auf den Kick fokussieren können. Das ganze Drumherum muss einem total egal sein.

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DFB.de: Axel Kruse hat später bei Berlin Thunder angefangen.

Burgsmüller: Das Trainingslager war damals für alle Teams in Florida. Und vor dem Camp trafen sich die Kicker für fünf Tage. Axel und ich hatten da immer ein Zimmer. Eine lustige Zeit.

DFB.de: 2004 gab es Überlegungen, eine Football-Mannschaft in Gelsenkirchen zu gründen, auch um die Arena noch besser auszulasten.

Burgsmüller: Die Überlegungen gab es. Schalkes Präsident Jupp Schnusenberg hat mich für das Projekt an Bord geholt, aber letztendlich reichten die prognostizierten Zuschauerzahlen nicht aus.

DFB.de: Zum Fußball: Helmut Schön hat Sie 1978 als 29-Jährigen nicht mit zur WM genommen...

Burgsmüller: ... daran knabbere ich heute noch. (lacht) Nein, wirklich ohne irgendwie nachtragend zu sein, denke ich, Helmut Schön und später auch Jupp Derwall haben nicht erkannt, was ich für ein Spielertyp war. Ich war doch nie ein typischer Strafraumstürmer, ich war sicher kein Dieter Hoeneß. Ich war eher so ein Götze-Typ, der auch mal das Spiel gemacht hat und dann trotzdem vorne reinstößt und das Tor macht. Ich konnte tatsächlich auch Fußball spielen. Was man heute die falsche Neun nennt, das war ich damals. Nur: Diesen Spielertyp gab es noch nicht. Für mich war die Nichtnominierung zur WM damals eine Fehleinschätzung des Trainers, aber Schwamm drüber, das wird es immer geben.

DFB.de: Sie galten als Schlitzohr und haben unglaubliche Tore erzielt. Wen gibt es heute in der Liga, der noch so ist, wie Sie es waren?

Burgsmüller: Ach, da gibt es schon den einen oder anderen. Thomas Müller etwa weiß immer genau, wohin der Ball kommt. Das kannst du nicht trainieren. Man hat es oder man hat's eben nicht. Die Coolness vorm Tor, das ist genauso. Die Torhüter zu meiner Zeit sind viel früher runtergegangen, manche wie ein Tippkick-Torwart. Da musstest du nur etwas chippen, und schon war er immer drin. Beim Tor gegen Jörg Schmadtke (Ex-Keeper von Fortuna Düsseldorf; Anm. d. Red.) habe ich mit Turnschuhen gespielt. Es war bitterkalt in Bremen, der Platz war knochenhart gefroren. Ich hab's erst mit kurzen Stollen probiert, dann habe ich Joggingschuhe angezogen. Nach dem Warmlaufen kamen wir in die Kabine, und Otto Rehhagel sagte zu mir: "Manni, wenn das in die Hose geht, zerreiße ich Ihren Vertrag." Dann habe ich drei Tore gemacht.

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