Ethikpreis des deutschen Sports für Pilz: "Wir brauchen Sie!"

Wer hätte das gedacht: Der Ethikpreis rockt. Acht Tage hatte Gunter A. Pilz im Krankenhaus liegen müssen, ein Infekt im Bein hatte ihn ans Bett gefesselt und zwischendurch sah es schlimm aus. Am Donnerstagabend, nachdem ihm DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zugerufen hatte "Wir brauchen Sie!" und Dr. Thomas Bach ihm den Ethikpreis des Deutschen Sports überreicht hatte, sagte Gunter A. Pilz "Ich bin überwältigt". Und griff dann tatsächlich zur Akustikgitarre für eine krachende Version des "Jailhouse Rock".

Bereits seit Beginn der achtziger Jahre vergibt der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) im Turnus von zwei Jahren eine Auszeichnung an Menschen, die sich für den Ethos im Sport einsetzen. Früher in Form der Ludwig-Wolker-Plakette, heute heißt die Auszeichnung Ethikpreis des DOSB. Mit dem Hannoveraner Honorarprofessor Gunter A. Pilz wurde am Donnerstag im Leineschloss der wohl renommierteste Fan- und Gewaltforscher Deutschlands ausgezeichnet.

Niersbach: "Das ist Ihr Heimspiel"

Zeit und Ort der Preisverleihung hatte der DFB-Präsident ausgesucht. Schließlich startet die deutsche Nationalmannschaft am Freitagabend gegen die Färöer in die WM-Qualifikation. "Hannover vor einem Länderspiel, das passt, das ist ihr Heimspiel", sagte Niersbach, der den oft auch kritischen Professor zu Beginn der neunziger Jahre kennen gelernt hatte. Nach dem einwöchigen Krankenhausaufenthalt wegen des lädierten Beins hatte Niersbach noch ein besonderes Geschenk dabei: ein paar Stutzen der Nationalmannschaft. Neben den beiden Präsidenten waren auch DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, Hannover 96 Präsident Martin Kind, die FIFA-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus und die Bundestragsabgeordnete Claudia Roth ins Leineschloss gekommen.

Bach steckte in seiner Ansprache den Rahmen, machte klar, worum es bei der Vergabe des Preises geht: "Kann der Sport besser sein als die Gesellschaft? Muss er vielleicht sogar besser sein? Wir stellen uns jedenfalls diesem hohen moralischen Anspruch." Den Preisträger lobte der DOSB-Präsident als Mann für "die schwierige Suche nach Lösungsansätzen". Wolfgang Niersbach sprach über die große Anzahl von Fanprojekten im deutschen Fußball, die eben nicht zuletzt aufgrund des stetigen Drängens von Gunter Pilz entstanden sind. "Alle Vereine in der Bundesliga und 2. Bundesliga und die meisten in der 3. Liga haben Fanprojekte und machen Fanarbeit. Wie viel schwieriger wäre unsere Lage, wenn wir nicht so umfangreich präventiv tätig sein würden?"

An Gründung des Fanprojekts Hannover beteiligt

Neben vielen anderen Aufgaben ist Pilz Vorsitzender der DFB-Arbeitsgruppe "Für Toleranz und Anerkennung, gegen Rassismus und Diskriminierung". Gewalt und viele weitere schwierige Themen treiben ihn um: Rechtsextremismus und Diskriminierung im Sport - und immer auch die Frage: "Wie vermittelt sich Fairplay im Sport?" Beim Nachdenken hat er es nie belassen. Schon 1985 war er, selbst großer Fan von 96 und leidenschaftlicher Stadionbesucher, maßgeblich an der Gründung des Fanprojekts Hannover beteiligt.

Seiner Frau und seiner Familie versprach er in seiner Dankesrede, künftig mehr Zeit zuhause zu verbringen und dankte dafür "dass ihr mir den Rücken freigehalten und immer wieder die Lücke geschlossen habt". Über Werte und Sport sprach Pilz auch und sagte: "Sport treiben ist nicht per se verbindend. Darauf hinzuwirken, bleibt die Aufgabe der Verbände und Vereine. Der Sport kann verbinden, er kann erziehen, kann integrieren und präventiv wirken. Aber es bedarf dafür unserer nachhaltigen Anstrengungen." Danach gab’s nur noch den "Jailhouse Rock".

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Wer hätte das gedacht: Der Ethikpreis rockt. Acht Tage hatte Gunter A. Pilz im Krankenhaus liegen müssen, ein Infekt im Bein hatte ihn ans Bett gefesselt und zwischendurch sah es schlimm aus. Am Donnerstagabend, nachdem ihm DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zugerufen hatte "Wir brauchen Sie!" und Dr. Thomas Bach ihm den Ethikpreis des Deutschen Sports überreicht hatte, sagte Gunter A. Pilz "Ich bin überwältigt". Und griff dann tatsächlich zur Akustikgitarre für eine krachende Version des "Jailhouse Rock".

Bereits seit Beginn der achtziger Jahre vergibt der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) im Turnus von zwei Jahren eine Auszeichnung an Menschen, die sich für den Ethos im Sport einsetzen. Früher in Form der Ludwig-Wolker-Plakette, heute heißt die Auszeichnung Ethikpreis des DOSB. Mit dem Hannoveraner Honorarprofessor Gunter A. Pilz wurde am Donnerstag im Leineschloss der wohl renommierteste Fan- und Gewaltforscher Deutschlands ausgezeichnet.

Niersbach: "Das ist Ihr Heimspiel"

Zeit und Ort der Preisverleihung hatte der DFB-Präsident ausgesucht. Schließlich startet die deutsche Nationalmannschaft am Freitagabend gegen die Färöer in die WM-Qualifikation. "Hannover vor einem Länderspiel, das passt, das ist ihr Heimspiel", sagte Niersbach, der den oft auch kritischen Professor zu Beginn der neunziger Jahre kennen gelernt hatte. Nach dem einwöchigen Krankenhausaufenthalt wegen des lädierten Beins hatte Niersbach noch ein besonderes Geschenk dabei: ein paar Stutzen der Nationalmannschaft. Neben den beiden Präsidenten waren auch DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, Hannover 96 Präsident Martin Kind, die FIFA-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus und die Bundestragsabgeordnete Claudia Roth ins Leineschloss gekommen.

Bach steckte in seiner Ansprache den Rahmen, machte klar, worum es bei der Vergabe des Preises geht: "Kann der Sport besser sein als die Gesellschaft? Muss er vielleicht sogar besser sein? Wir stellen uns jedenfalls diesem hohen moralischen Anspruch." Den Preisträger lobte der DOSB-Präsident als Mann für "die schwierige Suche nach Lösungsansätzen". Wolfgang Niersbach sprach über die große Anzahl von Fanprojekten im deutschen Fußball, die eben nicht zuletzt aufgrund des stetigen Drängens von Gunter Pilz entstanden sind. "Alle Vereine in der Bundesliga und 2. Bundesliga und die meisten in der 3. Liga haben Fanprojekte und machen Fanarbeit. Wie viel schwieriger wäre unsere Lage, wenn wir nicht so umfangreich präventiv tätig sein würden?"

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An Gründung des Fanprojekts Hannover beteiligt

Neben vielen anderen Aufgaben ist Pilz Vorsitzender der DFB-Arbeitsgruppe "Für Toleranz und Anerkennung, gegen Rassismus und Diskriminierung". Gewalt und viele weitere schwierige Themen treiben ihn um: Rechtsextremismus und Diskriminierung im Sport - und immer auch die Frage: "Wie vermittelt sich Fairplay im Sport?" Beim Nachdenken hat er es nie belassen. Schon 1985 war er, selbst großer Fan von 96 und leidenschaftlicher Stadionbesucher, maßgeblich an der Gründung des Fanprojekts Hannover beteiligt.

Seiner Frau und seiner Familie versprach er in seiner Dankesrede, künftig mehr Zeit zuhause zu verbringen und dankte dafür "dass ihr mir den Rücken freigehalten und immer wieder die Lücke geschlossen habt". Über Werte und Sport sprach Pilz auch und sagte: "Sport treiben ist nicht per se verbindend. Darauf hinzuwirken, bleibt die Aufgabe der Verbände und Vereine. Der Sport kann verbinden, er kann erziehen, kann integrieren und präventiv wirken. Aber es bedarf dafür unserer nachhaltigen Anstrengungen." Danach gab’s nur noch den "Jailhouse Rock".