Erfurts Tyrala: "Das große Zittern ersparen"

Seit fast drei Jahren ist Sebastian Tyrala für den Drittligisten Rot-Weiß Erfurt am Ball. Seit seinem Wechsel von der SpVgg Greuther Fürth zu den Thüringern gehört der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler zum Stammpersonal der Erfurter und bestritt insgesamt 141 Drittligapartien für den Drittliga-Dino, mit dem er auch in diesem Jahr Kurs Richtung Klassenverbleib hält. Ausgebildet wurde er bei Borussia Dortmund, achtmal lief er in der Bundesliga für den BVB auf, einmal kam er für die polnische Nationalmannschaft zum Einsatz. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Sebastian Tyrala mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über den Bombenanschlag auf seinen Ex-Klub Borussia Dortmund, den freiwilligen Verzicht auf das Kapitänsamt in Erfurt und den Traum vom DFB-Pokal.

DFB.de: Haben Sie Ihren Trainer schon einmal im Anzug gesehen, Herr Tyrala?

Sebastian Tyrala: Er hat mal ein Sakko getragen, das war aber schon das höchste der Gefühle. Ich habe mitbekommen, dass er sich im Falle des Klassenverbleibs im Anzug an die Seitenlinie stellen will. Das wäre interessant, ihn so zu sehen. Ich wäre dann auch gespannt, ob der Anzug das so ohne Weiteres mitmacht. Schließlich ist unser Trainer an der Seitenlinie ständig unterwegs. (lacht) Vielleicht ziehen ja Publikum und Mannschaft ebenfalls mit und kommen im Anzug zum Spiel. Das wäre lustig.

DFB.de: Muss sich Stefan Krämer, der nach eigener Aussage bisher weder Anzug noch Krawatte besitzt, den Anzug selber kaufen - oder schmeißt die Mannschaft nach dem Klassenverbleib zusammen?

Tyrala: Sie bringen mich da auf eine Idee, die ich mit der Mannschaft besprechen muss. Vielleicht bezahlen wir den Anzug, suchen ihn dann aber auch aus. Da unser Trainer für jeden Spaß zu haben ist, dürfte das kein Problem sein. (lacht)

DFB.de: Zum Klassenverbleib fehlen aus den verbleibenden fünf Partien allerdings noch einige Zähler. Was ist Voraussetzung, um die nötigen Punkte einzufahren?

Tyrala: Ich denke, dass wir mit 45 Punkten nicht mehr in die Bredouille kommen. Das heißt, dass wir noch sechs Zähler benötigen. Auf irgendwelche Rechenspiele wollen wir uns garantiert nicht einlassen. Wir besitzen aktuell ein Polster, das wir nicht mehr hergeben wollen. Die guten Leistungen der vergangenen Wochen stimmen mich optimistisch, dass wir uns das große Zittern ersparen werden.

DFB.de: Wie beurteilen Sie das Restprogramm? Unter anderem geht es noch gegen den Chemnitzer FC und Hansa Rostock.

Tyrala: In dieser extrem ausgeglichenen 3. Liga macht es kaum einen Unterschied, wie die Gegner heißen. Es kommt sehr viel auf die Tagesform an. Ein weiterer Vorteil für uns ist, dass wir noch dreimal im eigenen Stadion antreten und nur zweimal auswärts.

DFB.de: Rot-Weiß Erfurt ist als einzige Mannschaft seit Einführung der 3. Liga ununterbrochen dabei. Ist die Bürde für die aktuellen Spieler damit besonders groß?

Tyrala: Für mich ist diese Statistik nicht entscheidend. Vielmehr haben wir als Mannschaft eine Verantwortung dem Verein und seinen Mitarbeitern gegenüber. Am Klassenverbleib hängen auch Arbeitsplätze. Da geht es eben nicht nur einfach um Fußball, sondern auch um Existenzen. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst.

DFB.de: Rot-Weiß Erfurt hat auch mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Wie geht die Mannschaft damit um?

Tyrala: Selbstverständlich wissen wir, dass der Verein Schulden hat. Für die Mannschaft geht es darum, so gut wie möglich mitzuhelfen, damit es weiter bergauf geht. Ich sehe den Klub auf dem richtigen Weg. Das neue Stadion ist nach einigem Hin und Her fertig. Auf den verantwortlichen Positionen gibt es Konstanz.



Seit fast drei Jahren ist Sebastian Tyrala für den Drittligisten Rot-Weiß Erfurt am Ball. Seit seinem Wechsel von der SpVgg Greuther Fürth zu den Thüringern gehört der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler zum Stammpersonal der Erfurter und bestritt insgesamt 141 Drittligapartien für den Drittliga-Dino, mit dem er auch in diesem Jahr Kurs Richtung Klassenverbleib hält. Ausgebildet wurde er bei Borussia Dortmund, achtmal lief er in der Bundesliga für den BVB auf, einmal kam er für die polnische Nationalmannschaft zum Einsatz. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Sebastian Tyrala mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über den Bombenanschlag auf seinen Ex-Klub Borussia Dortmund, den freiwilligen Verzicht auf das Kapitänsamt in Erfurt und den Traum vom DFB-Pokal.

DFB.de: Haben Sie Ihren Trainer schon einmal im Anzug gesehen, Herr Tyrala?

Sebastian Tyrala: Er hat mal ein Sakko getragen, das war aber schon das höchste der Gefühle. Ich habe mitbekommen, dass er sich im Falle des Klassenverbleibs im Anzug an die Seitenlinie stellen will. Das wäre interessant, ihn so zu sehen. Ich wäre dann auch gespannt, ob der Anzug das so ohne Weiteres mitmacht. Schließlich ist unser Trainer an der Seitenlinie ständig unterwegs. (lacht) Vielleicht ziehen ja Publikum und Mannschaft ebenfalls mit und kommen im Anzug zum Spiel. Das wäre lustig.

DFB.de: Muss sich Stefan Krämer, der nach eigener Aussage bisher weder Anzug noch Krawatte besitzt, den Anzug selber kaufen - oder schmeißt die Mannschaft nach dem Klassenverbleib zusammen?

Tyrala: Sie bringen mich da auf eine Idee, die ich mit der Mannschaft besprechen muss. Vielleicht bezahlen wir den Anzug, suchen ihn dann aber auch aus. Da unser Trainer für jeden Spaß zu haben ist, dürfte das kein Problem sein. (lacht)

DFB.de: Zum Klassenverbleib fehlen aus den verbleibenden fünf Partien allerdings noch einige Zähler. Was ist Voraussetzung, um die nötigen Punkte einzufahren?

Tyrala: Ich denke, dass wir mit 45 Punkten nicht mehr in die Bredouille kommen. Das heißt, dass wir noch sechs Zähler benötigen. Auf irgendwelche Rechenspiele wollen wir uns garantiert nicht einlassen. Wir besitzen aktuell ein Polster, das wir nicht mehr hergeben wollen. Die guten Leistungen der vergangenen Wochen stimmen mich optimistisch, dass wir uns das große Zittern ersparen werden.

DFB.de: Wie beurteilen Sie das Restprogramm? Unter anderem geht es noch gegen den Chemnitzer FC und Hansa Rostock.

Tyrala: In dieser extrem ausgeglichenen 3. Liga macht es kaum einen Unterschied, wie die Gegner heißen. Es kommt sehr viel auf die Tagesform an. Ein weiterer Vorteil für uns ist, dass wir noch dreimal im eigenen Stadion antreten und nur zweimal auswärts.

DFB.de: Rot-Weiß Erfurt ist als einzige Mannschaft seit Einführung der 3. Liga ununterbrochen dabei. Ist die Bürde für die aktuellen Spieler damit besonders groß?

Tyrala: Für mich ist diese Statistik nicht entscheidend. Vielmehr haben wir als Mannschaft eine Verantwortung dem Verein und seinen Mitarbeitern gegenüber. Am Klassenverbleib hängen auch Arbeitsplätze. Da geht es eben nicht nur einfach um Fußball, sondern auch um Existenzen. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst.

DFB.de: Rot-Weiß Erfurt hat auch mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Wie geht die Mannschaft damit um?

Tyrala: Selbstverständlich wissen wir, dass der Verein Schulden hat. Für die Mannschaft geht es darum, so gut wie möglich mitzuhelfen, damit es weiter bergauf geht. Ich sehe den Klub auf dem richtigen Weg. Das neue Stadion ist nach einigem Hin und Her fertig. Auf den verantwortlichen Positionen gibt es Konstanz.

###more###

DFB.de: Mit dem Sieg im Verbandspokal und der damit verbundenen Qualifikation für den DFB-Pokal könnte die Mannschaft für mehr Spielraum sorgen, oder?

Tyrala: Das stimmt. Das 3:0 beim Sechstligisten SC 1903 Weimar im Halbfinale war eine zähe Angelegenheit. Wir wollten unbedingt weiterkommen und haben das geschafft. Jetzt freuen wir uns auf ein Endspiel im eigenen Stadion gegen den Regionalligisten FSV Wacker Nordhausen. Nach acht Jahren wollen wir den Klub endlich mal wieder in die erste Hauptrunde reinbringen. Dann sind sechsstellige Einnahmen garantiert, und vielleicht erwischen wir ja einen guten Gegner. In der vergangenen Saison hatten wir das Finale gegen den FC Carl Zeiss Jena verloren, der in Runde eins den FC Bayern München zugelost bekam.

DFB.de: Mitten in der Saison hatten Sie Ihr Kapitänsamt freiwillig abgegeben. War es rückblickend die richtige Entscheidung?

Tyrala: Eine nicht ganz so einfach zu beantwortende Frage, die mir in der Öffentlichkeit noch gar nicht gestellt wurde. Ich habe oft und viel darüber nachgedacht. Meine Leistungen sind danach besser und stabiler geworden. Dennoch glaube ich, dass ich damals zu früh gehandelt habe. Schon wenige Wochen danach habe ich festgestellt, dass mir das Kapitänsamt liegt und ich es mir weiter hätte zutrauen sollen. Für die Mannschaft war es sicher auch nicht das richtige Signal, die Spielführerbinde und damit auch einen Teil der Verantwortung so einfach abzugeben. Heute würde ich es sehr wahrscheinlich nicht noch mal machen.

DFB.de: Die Reaktionen auf Ihre Entscheidung waren damals gespalten. Wie sind Sie damit umgegangen?

Tyrala: Wir hatten damals keine gute Phase, und ich habe mich oft als alleinigen Sündenbock gesehen. Die Kritik hat mich selbst zu Hause eingeholt. Ich habe mittlerweile gelernt, dass man über einigen Dingen besser weit drübersteht. Um es aber deutlich zu sagen: Ich laufe nach wie vor nicht vor der Verantwortung weg. Wenn ich gebraucht werde, bin ich da - auch ohne Kapitänsbinde.

DFB.de: Ihr ehemaliger Verein Borussia Dortmund wurde vergangene Woche Opfer eines Sprengstoffanschlags. Wie haben Sie den Angriff auf den Mannschaftsbus erlebt?

Tyrala: Ich hatte mich auf das Champions-League-Spiel gegen AS Monaco und einen schönen Fußballabend gefreut. Als dann immer mehr Details ans Licht kamen, war ich tief geschockt. Ich kenne sicher die Hälfte der Menschen, die in dem Bus waren. Das ist ein vollkommen neues Ausmaß. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass der BVB tags darauf antritt und beim 2:3 eine respektable Leistung zeigt. Ganz ehrlich: Ich wäre dazu wohl kaum in der Lage gewesen. Und ich verstehe beim besten Willen nicht die Bremer Anhänger, die den HSV-Bus - nur wenige Tage nach Dortmund - mit Farbbeuteln beworfen haben. Gerade in einer solchen Situation ist so etwas mehr als unverständlich.

DFB.de: Beim Flug ins Wintertrainingslager in der Türkei musste Rot-Weiß Erfurt nach einem Blitzeinschlag in das Flugzeug ebenfalls eine brenzlige Situation überstehen.

Tyrala: Fast alle hatten bei den heftigen Turbulenzen damals das Gefühl, dass es jeden Moment vorbei sein könnte. Ich bin schon hunderte Male geflogen, eine solche Angst hatte ich aber noch nie. Noch schlimmer war allerdings der Rückflug, obwohl eine Woche Fußball dazwischen lag.

DFB.de: Sie sind seit drei Jahren für Rot-Weiß Erfurt am Ball. Ihr Vertrag läuft bis Sommer 2018. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre restliche Karriere gesetzt?

Tyrala: Wenn mein Vertrag ausläuft, bin ich 30 Jahre. Ich werde danach voraussichtlich meinen letzten Kontrakt unterschreiben, und ich würde mich freuen, wenn das in Erfurt sein würde. Ich erlebe als Profi gerade meine schönste Zeit bei Rot-Weiß. Ich habe zwar schon für Dortmund vor 80.000 Zuschauern gespielt und bin mit Greuther Fürth aufgestiegen. Doch damals war ich häufig verletzt und konnte nicht regelmäßig ins Geschehen eingreifen. Ein Fußballer sollte meiner Meinung nach aber spielen - und das kann ich in Erfurt.

###more###