Gruppenfinale gegen Italien im Faktencheck

Nach zwei Siegen trifft die deutsche U 21-Nationalmannschaft am Samstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) im letzten und entscheidenden Gruppenspiel bei der Europameisterschaft in Polen auf Italien. Schon mit einem Remis wäre das DFB-Team sicher Gruppenerster. DFB.de macht den Faktencheck zum Duell in Krakau.

ZWEI SPIELE, ZWEI SIEGE: Nach dem 2:0 (1:0)-Auftaktsieg gegen Tschechien besiegte die deutsche U 21 im zweiten Gruppenspiel Dänemark 3:0 (0:0). Davie Selke traf in der 52. Minute zum 1:0, später legten Marc-Oliver Kempf (72.) und der eingewechselte Nadiem Amiri (79.) nach. Das DFB-Team war mit 22:13 Torschüssen, 53 Prozent gewonnenen Zweikämpfen und 56 Prozent Ballbesitz meist die bestimmende Mannschaft. Deutschland (fünf Tore) hat bei der EM die nach Spanien (acht) beste Offensive und ist als einziges Team noch ohne Gegentreffer. Die deutsche U 21 gab auch die mit Abstand meisten Schüsse (46, kein Team mehr als 35) sowie die meisten Schüsse aufs Tor (17) aller Teilnehmer ab. Zudem hatte kein Team bei der EM so viel Ballbesitz (58,4 Prozent), und nur Spanien spielte mehr Pässe (1199) als die DFB-Auswahl (1003).

GUTE AUSGANGSLAGE: Deutschland führt die Gruppe C mit sechs Punkten und 5:0 Toren vor den punkt- und torgleichen Tschechen und Italienern (jeweils drei Punkte, 3:3 Tore) an. Mit einem Sieg oder Remis wäre das DFB-Team sicher Gruppenerster. Ganz verzwickt wird es, sollte Deutschland gegen Italien verlieren und Tschechien gegen Dänemark gewinnen. Dann hätten alle drei Teams sechs Punkte und es käme zu einem Dreiervergleich, bei dem die Ergebnisse gegen den Gruppenletzten Dänemark herausgerechnet würden. So könnte es zu folgendem Szenario kommen: Verliert Deutschland gegen Italien mit 0:2 (oder höher), während Tschechien gegen Dänemark gewinnt, wäre das DFB-Team als Gruppendritter ausgeschieden, da im Dreiervergleich Italien und Tschechien (jeweils drei Punkte, 3:3 Tore) vor der deutschen Mannschaft (drei Punkte, 2:2 Tore) platziert wären.

DIREKTER VERGLEICH: Neunmal traf die deutsche U 21 bisher auf die italienische Auswahl und verlor dabei nur ein Spiel: Am 6. Februar 2013 unterlag Deutschland in Andria 0:1. In den anderen acht Partien gab es vier Siege und vier Remis. Nur einmal trafen die beiden Mannschaften bei einer U 21-Europameisterschaft aufeinander. Am 26. Juni 2009 in Helsingborg setzte sich das DFB-Team auf dem Weg zum Titel im Halbfinale 1:0 durch. Den Siegtreffer erzielte Andreas Beck kurz nach der Halbzeit (48.). Es war das einzige Pflichtspiel zwischen diesen beiden Teams. Der Sieg im Halbfinale der EM 2009 war zugleich der letzte Erfolg über den U 21-Rekord-Europameister. In den drei Duellen seit jener Partie gab es zwei Remis und eine Niederlage. Italien erzielte in diesen drei Spielen fünf der insgesamt sieben Treffer gegen die deutsche U 21.

16 AUS 18: Deutschland hat 16 der letzten 18 Länderspiele gewonnen, nur bei den Tests gegen Polen im November 2016 in Tychy sowie Ende März 2017 in Stuttgart gegen Portugal unterlag die DFB-Elf jeweils 0:1. Diese beiden Partien waren auch die einzigen in den letzten 18 Länderspielen, in denen die deutsche U 21 kein Tor erzielte. Insgesamt erzielte die Auswahl in diesem Zeitraum 47 Tore (im Schnitt 2.6 pro Spiel). Die letzten zwölf Pflichtspiele gewann die deutsche U 21 allesamt bei 40:8 Toren. Das ist ein Rekord in der Geschichte der Auswahl. In den zehn Länderspielen unter Trainer Stefan Kuntz ist vor allem die Defensive stark. In sechs Spielen blieb die DFB-Auswahl ohne Gegentor, insgesamt kassierte Deutschland in dieser Zeit sechs Gegentreffer. Allein drei davon beim 4:3 in der EM-Qualifikation gegen Russland Anfang Oktober 2016 in Ingolstadt.

700. TOR STEHT VOR DER TÜR: Deutschland traf in 347 Länderspielen 696-mal und könnte bei vier Treffern das 700. Tor in der Geschichte der U 21 bejubeln.

KUNTZ-REKORD: Stefan Kuntz gewann als erster Trainer der deutschen U 21 seine ersten fünf Pflichtspiele allesamt und stellte damit einen Rekord auf. Gegen Italien kann er seine Erfolgsbilanz weiter ausbauen.

WIEDERSEHEN FÜR MO: Mahmoud Dahoud und Federico Bernadeschi trafen im Sechzehntelfinale der Europa League 2016/2017 mit ihren Klubs Borussia Mönchengladbach und AC Florenz aufeinander. Nach einem 0:1 im Hinspiel am Niederrhein, bei dem Bernardeschi per Freistoß das Siegtor der Italiener erzielte, und einer 2:0-Führung der Fiorentina im Rückspiel (Vorlage zum 1:0 durch Bernadeschi), drehte Gladbach noch einmal auf und gewann die Partie 4:2. Beim Rückspiel war auch Federico Chiesa auf Seiten der Fiorentina über 90 Minuten dabei.

DÜPIERT VON TSCHECHIEN: Die Italiener verloren etwas überraschend im zweiten Gruppenspiel gegen Tschechien 1:3 (0:1). Die Tschechen gingen in der ersten Halbzeit durch Michal Travnik (24.) in Führung, Domenico Berardi gelang in der 70. Minute der Ausgleich. Doch Marek Havlik (79.) und Michael Luftner (85.) brachten die tschechische Auswahl erneut in Front. Die Italiener hatten zwar mit Blick auf die Statistiken mehr vom Spiel (14:13 Torschüsse, 66 Prozent Ballbesitz, 56 Prozent gewonnen Zweikämpfe), die Tschechen waren jedoch effizient vor dem Tor (vier Schüsse aufs Tor, drei Tore) und hatten den starken Keeper Lukas Zima im Tor, der mit insgesamt sechs Paraden entscheidenden Anteil am Sieg hatte. Italien ließ neben England bei der EM die bisher wenigsten Schüsse auf das eigene Tor zu (je 5), kassierte aber schon drei Gegentore. Zweikampfstärker als Italien (55,7 Prozent) und Deutschland (55,2 Prozent) war bei der EM bis dato nur Gastgeber Polen (57,9 Prozent).

KAUM FRÜHE TORE: In allen neun bisherigen Begegnungen zwischen Deutschland und Italien fielen in der ersten Halbzeit kaum Tore. Nur drei der 18 Treffer wurden in den ersten 45 Minuten erzielt, zwei durch Deutschland, eins durch Italien. Italien traf erst im jüngsten Duell mit der deutschen U 21 in der ersten Hälfte, nachdem die Azzurrini in den ersten acht Partien in der ersten Halbzeit torlos geblieben waren. Nur einmal, am 20. August 2002, damals noch unter Trainer Jürgen Kohler, wurde dieses Duell mit einem Zwei-Tore-Vorsprung entschieden. Beim 2:0 in Grosseto traf Benjamin Auer doppelt zum Sieg. Alle anderen Begegnungen gingen maximal mit einem Tor Unterschied aus.

EM-REKORDTITELTRÄGER: Die italienische U 21-Nationalmannschaft holte fünfmal den Titel bei einer Europameisterschaft und ist damit Rekord-Titelträger dieses Turniers. Siebenmal stand Italien im Finale, das nur zweimal verloren wurde. Die Azzurrini sind zudem zum 19. Mal bei einer U 21-Europameisterschaft dabei, auch das ist Rekord. Für das Turnier 2019 sind die Italiener bereits jetzt als Gastgeber qualifiziert. Italien holte unter Trainer Cesare Maldini zwischen 1992 und 1996 gleich dreimal in Folge den Titel, das schaffte noch kein anderes Team. 2000 und 2004 kamen die Titel Nummer vier und fünf hinzu. Zweimal siegte Italien 7:0 (März 1995 gegen Estland und im September 2012 gegen Liechtenstein), zudem gab es ein 8:1 im September 2003 gegen Wales. Die höchste Niederlage kassierte Italien im Juni 1991 bei einem 0:6 gegen Norwegen. Nachdem Italien 2013 noch das Finale gegen Spanien erreicht hatte (2:4), schieden die Azzurrini vor zwei Jahren in Tschechien mit vier Punkten schon in der Gruppenphase aus - hinter den späteren Finalisten Portugal und Schweden. Dabei schied Italien aufgrund des verlorenen Direktvergleichs mit dem späteren Titelträger Schweden aus.

STABILE DEFENSIVE: Für die EM 2017 qualifizierten sich die Italiener mit 24 Punkten aus zehn Spielen als ungeschlagener Sieger der Gruppe zwei (sieben Siege, drei Remis) vor Serbien (23), Slowenien (15), Irland (12), Litauen (10) und Andorra (3). Keine Defensive in der EM-Qualifikation war stabiler als die der Azzurrini. Nur Dänemark und England - letztere allerdings in nur acht Spielen - kamen ebenfalls mit drei Gegentoren durch.

ITALIENS TRAINER: Trainer der Italiener ist Luigi Di Biagio, der 332 Spiele in der Serie A für Foggia Calcio, den AS Rom, Inter Mailand, Brescia Calcio und Ascoli Picchio bestritt (51 Tore) und 31-mal für die Squadra Azzurra auflief (zwei Tore). Ein Titel blieb ihm in seiner Karriere als Spieler jedoch verwehrt, mit der Nationalmannschaft wurde er 2000 Vize-Europameister. Als Trainer war der frühere Mittelfeldspieler und gebürtige Römer zunächst bei kleineren Klubs, ehe er 2011 die italienische U 20 und 2013 nach der U 21-EM die Azzurrini übernahm.

ITALIENS KADER: Im 23-köpfigen Kader der Italiener stehen gleich zwölf Akteure, die bereits eine Partie in der A-Nationalmannschaft absolvierten: Gianluigi Donnarumma, Simone Scuffet, Davide Rugani, Mattia Caldara, Andrea Conti, Lorenzo Pellegrini, Roberto Gagliardini, Danilo Cataldi, Federico Bernadeschi, Federico Chiesa, Domenico Berardi und Andrea Petagna. Das Toptalent des Teams ist Milans erst 18 Jahre alter Stammtorhüter Donnarumma, der als Nachfolger Gianluigi Buffons gilt und schon jetzt 68 Serie-A-Partien absolviert hat. Donnarumma gab am 1. September 2016 beim 1:3 gegen Frankreich mit 17 Jahren und 189 Tagen sein Debüt in der A-Nationalmannschaft als jüngster Torhüter Italiens, als er zur Pause für sein Vorbild Buffon eingewechselt wurde.