EM-Gegner Portugal: Nur der Anfang war zäh

Wenn die EURO in diesem Sommer stattgefunden hätte, wäre die Nationalmannschaft heute in München auf einen alten Bekannten getroffen. Portugal war bislang viermal deutscher EM-Gegner. Der Anfang war zäh und unerfreulich, aber die beiden vergangenen Spiele wurden gewonnen, wie übrigens auch das Auftaktspiel zur WM 2014 (4:0). DFB.de mit dem Rückblick auf die deutsch-portugiesische EM-Historie.

Straßburg, 14. Juni 1984: Portugal - Deutschland 0:0

1984 bestritten die Teams das Eröffnungsspiel der EM, ein Privileg des Titelverteidigers und leider wie so oft eine schwere Bürde. 50.000 Zuschauer sahen in Straßburg keine Tore und viele Fehler. "Europameister blieb in den Startblöcken", schrieb die dpa. Dabei war das Stadion fest in deutscher Hand, mehr als 25.000 Anhänger hatten Karten erworben. Mit "Aufhören"-Rufen machten sie ihrer Enttäuschung Luft. Enttäuscht war auch Kapitän Karl-Heinz Rummenigge, den Bundestrainer Jupp Derwall ins Mittelfeld gestellt hatte. Nach der Partie sagte der Bayern-Stürmer: "Wenn es nach mir geht, ist meine Mittelfeldkarriere beendet."

An seiner Seite stand der junge Stuttgarter Guido Buchwald, der erst sein zweites Länderspiel bestritt und seine Stärken in der Defensive hatte. Einen Spielmacher hatte diese Elf nicht. Der Gegner aber glänzte auch nicht, Portugals Trainer Fernando Cabrita schob das Niveau auf das Wetter: "Die Hitze drückte auf die Leistungen beider Mannschaften." Kurios: die Portugiesen demonstrierten Blockbildung in Reinkultur, die 13 eingesetzten Spieler kamen entweder vom FC Porto oder von Benfica Lissabon.

Rotterdam, 20. Juni 2000: Portugal - Deutschland 3:0

Noch größer war die Enttäuschung im deutschen Lager 16 Jahre später, als das bereits qualifizierte Portugal mit einer B-Elf (ohne neun Stammspieler) 3:0 gewann. Trainer Coelho hatte auf neun Stammspieler verzichtet, aber es reichte dennoch an diesem Abend für Deutschland, das unbedingt gewinnen musste, um das Viertelfinale zu erreichen. Aber auch die Deutschen waren dezimiert: Kurz vor der Partie meldeten sich Christian Ziege, Markus Babbel und Jens Jeremies verletzt ab.

Die Elf, die letztlich auflief, sorgte für eine der größten Blamagen deutscher Länderspielhistorie. Nur ein Pfostenschuss von Marco Bode (31.) sorgte vorübergehend für Hoffnung, dann kam der Auftritt eines gewissen Sergio Conceicao, Reservist von Lazio Rom. Er erzielte alle drei Tore (35., 54., 71.) und sorgte für die Abreise der DFB-Auswahl. "Zum Abschied machen sich die Deutschen auch noch lächerlich", schrieb die FAZ, während der Boulevard noch tiefer in die Kiste der Schmähungen griff. In Rotterdam endete nicht nur der deutsche EM-Traum, sondern auch die Dienstzeit von Bundestrainer Erich Ribbeck. Auch für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus war es das letzte Länderspiel (150. Einsatz). In Erinnerung bleibt vielen Anhängern ein weinender Horst Hrubesch, damals Co-Trainer, auf der deutschen Bank.

Basel, 19. Juni 2008: Portugal - Deutschland 2:3

Bei der EM 2008 gab es dann das erste K.o.-Spiel gegen die Portugiesen. Daran erinnern sich deutsche Anhänger um einiges lieber. Im Viertelfinale von Basel bot die Löw-Elf ihr bestes Turnierspiel und gewann gegen die hoch eingeschätzten Iberer um Superstar Cristiano Ronaldo mit 3:2. Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose sorgten binnen vier Minuten für eine 2:0-Führung. Nuno Gomes verkürzte für den damaligen EM-Geheimfavoriten, mit 2:1 ging es in die Kabinen. In der 61. Minute gelang Kapitän Michael Ballack per Kopf das 3:1, Helger Postigas Anschlusstreffer kam zu spät.

Der deutsche Matchwinner trug zwar keine Rückennummer, ließ sich aber doch in Zahlen ausdrücken: 4-2-3-1. Es war das System. Die Änderung, nur eine statt zwei Spitzen, drei offensive Mittelfeldspieler und zwei "Sechser", erwies sich als goldrichtig. Der Leverkusener Simon Rolfes, einer der "Sechser", spielte sich an diesem Tag ins Team. "Kompakt und konsequent: Löws Taktik greift", lobte der kicker. Und das, obwohl Joachim Löw damals auf der Tribüne saß, die UEFA hatte ihn wegen Vorkommnissen bei der Partie gegen Österreich (beide Trainer mussten nach Debatten mit dem Vierten Offiziellen auf die Tribüne) für ein Spiel gesperrt. So führte sein Assistent Hansi Flick die Deutschen ins Halbfinale.

Lwiw, 9. Juni 2012: Deutschland - Portugal 1:0

Wie 1984 war es das erste Gruppenspiel, in dem naturgemäß nie alles rund läuft. So war es in Frankreich, so war es in der Ukraine. Bundestrainer Löw überraschte mit der Aufstellung von Mats Hummels anstelle des noch nicht fitten Per Mertesacker, der bei den vergangenen drei Turnieren gesetzt gewesen war. Der Dortmunder machte seine Sache hervorragend, gewann 89 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 91 Prozent seiner Pässe an den Mann.

Noch eine Personalie überraschte, und auch sie sollte greifen, wenn auch erst im letzten Moment. Statt Veteran Miroslav Klose baute Löw im Sturm auf Mario Gomez, dem bis zur 72. Minute wenig gelang. Klose stand schon am Spielfeldrand, um ihn abzulösen, da schlug Sami Khedira eine Flanke in den Strafraum, und Gomez köpfte im Rückwärtslaufen ein. Es war das Tor des Tages und er der Mann des Tages. "1. Spiel, 1. Sieg, 1. Held", titelte die Bild am Sonntag. Gomez: "Ich habe gedacht, eine Chance kriegst du noch. Und genau so ist es gekommen. Der Ball war abgefälscht, fiel mir genau auf den Schädel. Da war es nicht mehr so schwer." Klose musste sich wieder hinsetzen, erst sechs Minuten später kam es zum Wechsel.

Die DFB-Auswahl brachte den Vorsprung über die Zeit. Auch weil Cristiano Ronaldo bei Jerome Boateng bestens aufgehoben war und nur 30 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Und weil den Deutschen mehrfach das Glück zur Seite stand. Schon vor der Pause traf Pepe die Latte, der Ball prallte auf die Torlinie, in der 84. Minute rutschte eine Flanke von Nani ebenfalls auf die Latte, in der 88. Minute rettete Manuel Neuer großartig gegen Varela den Sieg, den nach Chancen (5:1) und Ecken (11:2) auch der Gegner verdient gehabt hätte. "Er ist der beste Torwart der Welt", lobte ARD-Experte Mehmet Scholl Neuer und traf damit auf weit weniger Widerspruch als bei seiner Kritik am angeblich lauffaulen Gomez, der in den Tagen nach dem Spiel im Zentrum einer merkwürdigen Debatte stand. Gomez verstand die Welt nicht mehr: "Da schießt du das 1:0 gegen Portugal und denkst, du bist endlich in der Nationalmannschaft angekommen. Und dann gibt es drei Tage auf die Fresse."

Sachlichere Kritik gab es am Gesamtauftritt. Der kicker schrieb: "Sicherheit zuerst. Nicht mit spielerischem Glanz, sondern mit Kampf und Effizienz gelang der deutschen Elf der EM-Auftaktsieg." Thomas Müller fand: "Man hat das Gefühl, das Glück ist auf unserer Seite. So etwas ist zum Turnierstart immer gut, aus solch einem Kampfsieg entwickelt sich ein Geist." Auch Joachim Löw verschloss die Augen nicht vor den Schwächen, die der Tag im ehemaligen Lemberg (jetzt: Lwiw) offenbarte, und zog ein pragmatisches Fazit, wie es auch die meisten Fans taten: "Wir haben 1:0 gewonnen, und das ist das Allerwichtigste."

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Wenn die EURO in diesem Sommer stattgefunden hätte, wäre die Nationalmannschaft heute in München auf einen alten Bekannten getroffen. Portugal war bislang viermal deutscher EM-Gegner. Der Anfang war zäh und unerfreulich, aber die beiden vergangenen Spiele wurden gewonnen, wie übrigens auch das Auftaktspiel zur WM 2014 (4:0). DFB.de mit dem Rückblick auf die deutsch-portugiesische EM-Historie.

Straßburg, 14. Juni 1984: Portugal - Deutschland 0:0

1984 bestritten die Teams das Eröffnungsspiel der EM, ein Privileg des Titelverteidigers und leider wie so oft eine schwere Bürde. 50.000 Zuschauer sahen in Straßburg keine Tore und viele Fehler. "Europameister blieb in den Startblöcken", schrieb die dpa. Dabei war das Stadion fest in deutscher Hand, mehr als 25.000 Anhänger hatten Karten erworben. Mit "Aufhören"-Rufen machten sie ihrer Enttäuschung Luft. Enttäuscht war auch Kapitän Karl-Heinz Rummenigge, den Bundestrainer Jupp Derwall ins Mittelfeld gestellt hatte. Nach der Partie sagte der Bayern-Stürmer: "Wenn es nach mir geht, ist meine Mittelfeldkarriere beendet."

An seiner Seite stand der junge Stuttgarter Guido Buchwald, der erst sein zweites Länderspiel bestritt und seine Stärken in der Defensive hatte. Einen Spielmacher hatte diese Elf nicht. Der Gegner aber glänzte auch nicht, Portugals Trainer Fernando Cabrita schob das Niveau auf das Wetter: "Die Hitze drückte auf die Leistungen beider Mannschaften." Kurios: die Portugiesen demonstrierten Blockbildung in Reinkultur, die 13 eingesetzten Spieler kamen entweder vom FC Porto oder von Benfica Lissabon.

Rotterdam, 20. Juni 2000: Portugal - Deutschland 3:0

Noch größer war die Enttäuschung im deutschen Lager 16 Jahre später, als das bereits qualifizierte Portugal mit einer B-Elf (ohne neun Stammspieler) 3:0 gewann. Trainer Coelho hatte auf neun Stammspieler verzichtet, aber es reichte dennoch an diesem Abend für Deutschland, das unbedingt gewinnen musste, um das Viertelfinale zu erreichen. Aber auch die Deutschen waren dezimiert: Kurz vor der Partie meldeten sich Christian Ziege, Markus Babbel und Jens Jeremies verletzt ab.

Die Elf, die letztlich auflief, sorgte für eine der größten Blamagen deutscher Länderspielhistorie. Nur ein Pfostenschuss von Marco Bode (31.) sorgte vorübergehend für Hoffnung, dann kam der Auftritt eines gewissen Sergio Conceicao, Reservist von Lazio Rom. Er erzielte alle drei Tore (35., 54., 71.) und sorgte für die Abreise der DFB-Auswahl. "Zum Abschied machen sich die Deutschen auch noch lächerlich", schrieb die FAZ, während der Boulevard noch tiefer in die Kiste der Schmähungen griff. In Rotterdam endete nicht nur der deutsche EM-Traum, sondern auch die Dienstzeit von Bundestrainer Erich Ribbeck. Auch für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus war es das letzte Länderspiel (150. Einsatz). In Erinnerung bleibt vielen Anhängern ein weinender Horst Hrubesch, damals Co-Trainer, auf der deutschen Bank.

Basel, 19. Juni 2008: Portugal - Deutschland 2:3

Bei der EM 2008 gab es dann das erste K.o.-Spiel gegen die Portugiesen. Daran erinnern sich deutsche Anhänger um einiges lieber. Im Viertelfinale von Basel bot die Löw-Elf ihr bestes Turnierspiel und gewann gegen die hoch eingeschätzten Iberer um Superstar Cristiano Ronaldo mit 3:2. Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose sorgten binnen vier Minuten für eine 2:0-Führung. Nuno Gomes verkürzte für den damaligen EM-Geheimfavoriten, mit 2:1 ging es in die Kabinen. In der 61. Minute gelang Kapitän Michael Ballack per Kopf das 3:1, Helger Postigas Anschlusstreffer kam zu spät.

Der deutsche Matchwinner trug zwar keine Rückennummer, ließ sich aber doch in Zahlen ausdrücken: 4-2-3-1. Es war das System. Die Änderung, nur eine statt zwei Spitzen, drei offensive Mittelfeldspieler und zwei "Sechser", erwies sich als goldrichtig. Der Leverkusener Simon Rolfes, einer der "Sechser", spielte sich an diesem Tag ins Team. "Kompakt und konsequent: Löws Taktik greift", lobte der kicker. Und das, obwohl Joachim Löw damals auf der Tribüne saß, die UEFA hatte ihn wegen Vorkommnissen bei der Partie gegen Österreich (beide Trainer mussten nach Debatten mit dem Vierten Offiziellen auf die Tribüne) für ein Spiel gesperrt. So führte sein Assistent Hansi Flick die Deutschen ins Halbfinale.

Lwiw, 9. Juni 2012: Deutschland - Portugal 1:0

Wie 1984 war es das erste Gruppenspiel, in dem naturgemäß nie alles rund läuft. So war es in Frankreich, so war es in der Ukraine. Bundestrainer Löw überraschte mit der Aufstellung von Mats Hummels anstelle des noch nicht fitten Per Mertesacker, der bei den vergangenen drei Turnieren gesetzt gewesen war. Der Dortmunder machte seine Sache hervorragend, gewann 89 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 91 Prozent seiner Pässe an den Mann.

Noch eine Personalie überraschte, und auch sie sollte greifen, wenn auch erst im letzten Moment. Statt Veteran Miroslav Klose baute Löw im Sturm auf Mario Gomez, dem bis zur 72. Minute wenig gelang. Klose stand schon am Spielfeldrand, um ihn abzulösen, da schlug Sami Khedira eine Flanke in den Strafraum, und Gomez köpfte im Rückwärtslaufen ein. Es war das Tor des Tages und er der Mann des Tages. "1. Spiel, 1. Sieg, 1. Held", titelte die Bild am Sonntag. Gomez: "Ich habe gedacht, eine Chance kriegst du noch. Und genau so ist es gekommen. Der Ball war abgefälscht, fiel mir genau auf den Schädel. Da war es nicht mehr so schwer." Klose musste sich wieder hinsetzen, erst sechs Minuten später kam es zum Wechsel.

Die DFB-Auswahl brachte den Vorsprung über die Zeit. Auch weil Cristiano Ronaldo bei Jerome Boateng bestens aufgehoben war und nur 30 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Und weil den Deutschen mehrfach das Glück zur Seite stand. Schon vor der Pause traf Pepe die Latte, der Ball prallte auf die Torlinie, in der 84. Minute rutschte eine Flanke von Nani ebenfalls auf die Latte, in der 88. Minute rettete Manuel Neuer großartig gegen Varela den Sieg, den nach Chancen (5:1) und Ecken (11:2) auch der Gegner verdient gehabt hätte. "Er ist der beste Torwart der Welt", lobte ARD-Experte Mehmet Scholl Neuer und traf damit auf weit weniger Widerspruch als bei seiner Kritik am angeblich lauffaulen Gomez, der in den Tagen nach dem Spiel im Zentrum einer merkwürdigen Debatte stand. Gomez verstand die Welt nicht mehr: "Da schießt du das 1:0 gegen Portugal und denkst, du bist endlich in der Nationalmannschaft angekommen. Und dann gibt es drei Tage auf die Fresse."

Sachlichere Kritik gab es am Gesamtauftritt. Der kicker schrieb: "Sicherheit zuerst. Nicht mit spielerischem Glanz, sondern mit Kampf und Effizienz gelang der deutschen Elf der EM-Auftaktsieg." Thomas Müller fand: "Man hat das Gefühl, das Glück ist auf unserer Seite. So etwas ist zum Turnierstart immer gut, aus solch einem Kampfsieg entwickelt sich ein Geist." Auch Joachim Löw verschloss die Augen nicht vor den Schwächen, die der Tag im ehemaligen Lemberg (jetzt: Lwiw) offenbarte, und zog ein pragmatisches Fazit, wie es auch die meisten Fans taten: "Wir haben 1:0 gewonnen, und das ist das Allerwichtigste."

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