Elgert: "Ich werde noch gebraucht"

Er hat Weltmeister wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler ausgebildet, Nationalspieler wie Leroy Sané, Max Meyer oder Sead Kolasinac gefördert, zahlreichen weiteren Talenten den Weg zu einer Bundesligakarriere geebnet. Seit mehr als 20 Jahren trainiert der gebürtige Gelsenkirchener und frühere Profi Norbert Elgert (59) die U 19 des FC Schalke 04, sein Vertrag gilt seit wenigen Monaten unbefristet. Allein dreimal (2006, 2012 und 2015) führte er die "Knappen" zur Deutschen A-Junioren-Meisterschaft. Auch in dieser Saison belegt Schalke 04 Platz eins in der West-Staffel.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Norbert Elgert kurz vor dem Jahreswechsel mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Entwicklung seines aktuellen Teams, die Wertschätzung innerhalb des Vereins, den Ausgleich zum Job und seinen baldigen runden Geburtstag.

DFB.de: Obwohl Sie vor Beginn der Saison die Erwartungen ein wenig gedämpft hatten, überwintert Ihre Mannschaft an der Tabellenspitze und ist nach 15 Spieltagen sogar noch ungeschlagen. Überrascht, Herr Elgert?

Norbert Elgert: Wir waren von der Qualität des Teams immer überzeugt. Dennoch war dieses Abschneiden so nicht zu erwarten. Es ist die jüngste U 19 unter meiner Regie, oft gehörten sieben oder acht Jungjahrgänge zur Startformation. Das ist schon außergewöhnlich. Außerdem ist unsere Liga sehr stark, fast alle Mannschaften begegnen sich auf Augenhöhe. Leichte Gegner gibt es da nicht. Unter dem Strich hat sich die Mannschaft sehr gut entwickelt und eine herausragende Hinserie gespielt.

DFB.de: Welche Spieler führen Ihr junges Team?

Elgert: Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht ideal, wenn die Mischung zwischen älterem und jüngerem Jahrgang in etwa 50:50 ist. Unsere Mannschaft zeigt aber, dass es auch so sehr gut funktionieren kann. Viel Verantwortung übernehmen sicherlich Spieler wie unser Kapitän Jannis Kübler, Erdinc Karakas, Weston McKennie oder Luke Hemmerich. Ich könnte aber auch noch mehr Jungs nennen, die sich bestens für das Team einbringen.

DFB.de: Stichwort Luke Hemmerich: Den U 19-Nationalspieler haben Sie vom Flügelstürmer zum Rechtsverteidiger umgeschult. Hat er auf dieser Position vielleicht noch bessere Chancen auf eine Profikarriere?

Elgert: Vor allem mit seiner Geschwindigkeit, seinem Tempo bringt Luke alle Voraussetzungen mit, um auf der Außenbahn ein wertvoller Spieler zu sein. Er macht das bei uns auf der rechten Seite im Zusammenspiel mit Benjamin Goller ausgezeichnet. Was seine weitere Zukunft angeht, bin ich durchaus optimistisch. Luke weiß aber ganz genau, dass er weiter an sich arbeiten und auch körperlich noch zulegen muss.

DFB.de: Nach vier Staffelmeisterschaften im Westen in Folge, gekrönt von den beiden nationalen Titeln 2012 und 2015, musste Schalke 04 am Ende der vergangenen Saison erstmals wieder dem Revierrivalen Borussia Dortmund den Vortritt lassen. Hat Sie das zumindest ein wenig geärgert?

Elgert: Überhaupt nicht. Zum einen ist es alles andere als selbstverständlich, viermal hintereinander Staffelsieger zu werden. Ich weiß gar nicht, ob es das überhaupt noch einmal geben wird. Zum zweiten war auch die Vizemeisterschaft mit 60 Punkten ein herausragender Erfolg. Der BVB hat sich den Titelgewinn mit einem Topjahrgang und mit einem ausgezeichneten Trainer wie Hannes Wolf zu Recht erarbeitet, ist dann auch verdient Deutscher Meister geworden. Davor habe ich großen Respekt. Bestimmte Tabellenplätze sind ohnehin nicht unsere Primäraufgabe. Viel wichtiger ist es, die Talente auf eine mögliche Profilaufbahn vorzubereiten und am besten ein bis zwei Jungs pro Saison in den eigenen Lizenzkader zu bringen. Wenn das gelingt, dann haben wir alles erreicht und können auch gut damit leben, mal Dritter oder Vierter zu werden. Dass wir jedoch auch sportlich das Maximale erreichen wollen, versteht sich dabei dennoch von selbst.



Er hat Weltmeister wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler ausgebildet, Nationalspieler wie Leroy Sané, Max Meyer oder Sead Kolasinac gefördert, zahlreichen weiteren Talenten den Weg zu einer Bundesligakarriere geebnet. Seit mehr als 20 Jahren trainiert der gebürtige Gelsenkirchener und frühere Profi Norbert Elgert (59) die U 19 des FC Schalke 04, sein Vertrag gilt seit wenigen Monaten unbefristet. Allein dreimal (2006, 2012 und 2015) führte er die "Knappen" zur Deutschen A-Junioren-Meisterschaft. Auch in dieser Saison belegt Schalke 04 Platz eins in der West-Staffel.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Norbert Elgert kurz vor dem Jahreswechsel mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Entwicklung seines aktuellen Teams, die Wertschätzung innerhalb des Vereins, den Ausgleich zum Job und seinen baldigen runden Geburtstag.

DFB.de: Obwohl Sie vor Beginn der Saison die Erwartungen ein wenig gedämpft hatten, überwintert Ihre Mannschaft an der Tabellenspitze und ist nach 15 Spieltagen sogar noch ungeschlagen. Überrascht, Herr Elgert?

Norbert Elgert: Wir waren von der Qualität des Teams immer überzeugt. Dennoch war dieses Abschneiden so nicht zu erwarten. Es ist die jüngste U 19 unter meiner Regie, oft gehörten sieben oder acht Jungjahrgänge zur Startformation. Das ist schon außergewöhnlich. Außerdem ist unsere Liga sehr stark, fast alle Mannschaften begegnen sich auf Augenhöhe. Leichte Gegner gibt es da nicht. Unter dem Strich hat sich die Mannschaft sehr gut entwickelt und eine herausragende Hinserie gespielt.

DFB.de: Welche Spieler führen Ihr junges Team?

Elgert: Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht ideal, wenn die Mischung zwischen älterem und jüngerem Jahrgang in etwa 50:50 ist. Unsere Mannschaft zeigt aber, dass es auch so sehr gut funktionieren kann. Viel Verantwortung übernehmen sicherlich Spieler wie unser Kapitän Jannis Kübler, Erdinc Karakas, Weston McKennie oder Luke Hemmerich. Ich könnte aber auch noch mehr Jungs nennen, die sich bestens für das Team einbringen.

DFB.de: Stichwort Luke Hemmerich: Den U 19-Nationalspieler haben Sie vom Flügelstürmer zum Rechtsverteidiger umgeschult. Hat er auf dieser Position vielleicht noch bessere Chancen auf eine Profikarriere?

Elgert: Vor allem mit seiner Geschwindigkeit, seinem Tempo bringt Luke alle Voraussetzungen mit, um auf der Außenbahn ein wertvoller Spieler zu sein. Er macht das bei uns auf der rechten Seite im Zusammenspiel mit Benjamin Goller ausgezeichnet. Was seine weitere Zukunft angeht, bin ich durchaus optimistisch. Luke weiß aber ganz genau, dass er weiter an sich arbeiten und auch körperlich noch zulegen muss.

DFB.de: Nach vier Staffelmeisterschaften im Westen in Folge, gekrönt von den beiden nationalen Titeln 2012 und 2015, musste Schalke 04 am Ende der vergangenen Saison erstmals wieder dem Revierrivalen Borussia Dortmund den Vortritt lassen. Hat Sie das zumindest ein wenig geärgert?

Elgert: Überhaupt nicht. Zum einen ist es alles andere als selbstverständlich, viermal hintereinander Staffelsieger zu werden. Ich weiß gar nicht, ob es das überhaupt noch einmal geben wird. Zum zweiten war auch die Vizemeisterschaft mit 60 Punkten ein herausragender Erfolg. Der BVB hat sich den Titelgewinn mit einem Topjahrgang und mit einem ausgezeichneten Trainer wie Hannes Wolf zu Recht erarbeitet, ist dann auch verdient Deutscher Meister geworden. Davor habe ich großen Respekt. Bestimmte Tabellenplätze sind ohnehin nicht unsere Primäraufgabe. Viel wichtiger ist es, die Talente auf eine mögliche Profilaufbahn vorzubereiten und am besten ein bis zwei Jungs pro Saison in den eigenen Lizenzkader zu bringen. Wenn das gelingt, dann haben wir alles erreicht und können auch gut damit leben, mal Dritter oder Vierter zu werden. Dass wir jedoch auch sportlich das Maximale erreichen wollen, versteht sich dabei dennoch von selbst.

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DFB.de: Mit Joshua Bitter, Phil Neumann und Fabian Reese waren es in diesem Jahr sogar drei Eigengewächse aus Ihrem Kader, die zur Schalker Bundesligamannschaft aufgerückt sind. Stimmt es, dass schon mehrere 100 Bundesligaprofis von Ihnen ausgebildet wurden?

Elgert: Diese Zahl ist total überzogen. Ich gehe davon aus, dass es so zwischen 60 bis maximal 80 Spieler sind, die sich als Profis durchgesetzt haben. Und dabei war ich immer nur einer von vielen Menschen, die an der Entwicklung dieser Spieler beteiligt waren. Den größten Anteil haben ohnehin die Jungs selbst.

DFB.de: Worauf kommt es in erster Linie an?

Elgert: Ich habe es schon oft gesagt: Ohne eine gewisse fußballerische Begabung hat man keine Chance. Das sportliche Talent bringt die Spieler aber nur bis in die Tür zum Profifußball. Ob ihnen dann auch wirklich der letzte Schritt gelingt, das entscheiden vor allem die Persönlichkeit, der Willen und die Einstellung. Wer nach oben will, muss Widerstände überwinden und bereit sein, auf viele Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten.

DFB.de: Zu Ihren U 19-Spielern gehörten unter anderem die heutigen Weltmeister Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler. Auch deshalb wurden Sie unter anderem schon „bester Juniorentrainer Deutschlands“ oder auch „bester Ausbilder in Europa“ genannt. Ist Ihnen das eigentlich ein wenig unangenehm?

Elgert: Eines vorweg: Ich selbst würde mich nie so bezeichnen. Denn viele meiner Kollegen leisten überragende Arbeit. Ich müsste aber lügen, wenn ich sagen würde, dass mich so etwas nicht freut. Jede Blume benötigt manchmal Wasser, um richtig zu blühen. Auch in einem Haifischbecken wie dem Fußballbusiness. Ich kann das aber ganz gut einordnen und damit umgehen. Ich weiß ganz genau, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann.

DFB.de: Wie sehr Ihre Arbeit geschätzt wird, wurde besonders deutlich, als Sie vor einigen Monaten öffentlich laut darüber nachgedacht hatten, nach mehr als zwanzig Jahren als U 19-Trainer von S04 eventuell noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen. Der Verein setzte alle Hebel in Bewegung, um Sie zum Bleiben zu bewegen. Schließlich wurde Ihr bis 2018 laufender Vertrag ohne Befristung verlängert.

Elgert: Schalke 04 ist für mich mehr als nur ein Arbeitgeber. Ich bin in Gelsenkirchen geboren, war schon als Kind S04-Fan, später selbst Profi. Deshalb bin ich sehr dankbar dafür, dass ich schon so lange für diesen Verein arbeiten darf. Dennoch gab es die Überlegung: Wenn ich noch einmal etwas Anderes machen wollte, dann wäre jetzt wohl der richtige Zeitpunkt dafür. Die Verantwortlichen um Clemens Tönnies und Christian Heidel haben mir aber sehr deutlich gezeigt, dass ich bei Schalke 04 noch gebraucht werde. Diese Wertschätzung hat mich sehr gefreut. Deshalb habe ich auch voller Überzeugung sämtliche Anfragen abgesagt und den neuen Vertrag unterschrieben. Es ist und bleibt für mich eine Auszeichnung, für Schalke tätig sein zu dürfen.

DFB.de: Haben Sie sich und Ihre Arbeitsweise in all den Jahren verändert?

Elgert: Ich glaube, Charles Darwin hat mal gesagt: Alle Lebewesen, die sich nicht angepasst oder verändert haben, sind ausgestorben. Als Mensch - was etwa meine Werte angeht - habe ich mich hoffentlich nicht verändert, bin bodenständig und normal geblieben. Das versuche ich auch an meine Spieler weiterzugeben. Wer aber beruflich nicht mit der Zeit geht und nicht täglich daran arbeitet, sich zu verbessern, der wird schnell Probleme bekommen. Der Fußball hat sich enorm weiterentwickelt, wird immer anspruchsvoller.

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DFB.de: Sie stehen für Charaktereigenschaften wie Teamgeist, Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Schmerzt es Sie vor diesem Hintergrund, wie Julian Draxler in den vergangenen Wochen teilweise in der Öffentlichkeit dargestellt wurde?

Elgert: Das tut mir in der Tat weh. Ich hatte noch vor einigen Tagen mit Jule Kontakt und kann nur sagen, dass er neben seinen herausragenden fußballerischen Fähigkeiten vor allem ein hochanständiger Mensch mit einem einwandfreien Charakter ist. Sollte ihn Lothar Matthäus, was ich im Übrigen gar nicht glaube, wirklich als ‚charakterschwach‘ bezeichnet haben, obwohl er ihn gar nicht kennt, dann bin ich damit nicht einverstanden. Das ist nicht in Ordnung, denn jeder Profi hat auch eine Seele, darf auch mal einen Fehler machen. Ich wünsche Jule jedenfalls nur das Beste und schon bald wieder schönere Zeiten, als es in den vergangenen Monaten der Fall war.

DFB.de: Schon seit rund 30 Jahren arbeiten Sie ohne Unterbrechung als Trainer, haben einen sehr stressigen Job, zumal bei einem großen Klub wie Schalke 04. Wie fangen Sie die Belastungen auf?

Elgert: Ich arbeite für den weltweit großartigsten, aber wohl auch intensivsten Verein. Da muss man über die Jahre schon eine persönliche Strategie entwickeln, um die Balance zu bewahren. Dabei helfen mir vollem mein Glaube und meine Familie. Mental hat mir auch mein Mentor und Persönlichkeitstrainer Nikolaus Enkelmann aus Königstein sehr viel geholfen. Um Ausdauer und Fitness zu bewahren, treibe ich auch selbst viel Sport. Es ist wichtig, Körper und Geist zu trainieren. Sonst brennt man aus.

DFB.de: Ihr Vertrag gilt jetzt unbefristet. Wie lange wollen und können Sie den Job noch machen?

Elgert: Solange man mich noch will, solange es mir Spaß macht und solange es möglich ist, meine Vorstellungen umzusetzen. Wenn ich merke, dass ich nicht mehr so brenne, wie es notwendig ist, dann werde ich der Erste sein, der sag: Das war’s. Dieser Zeitpunkt ist aber noch längst nicht in Sichtweite.

DFB.de: Sie feiern bald einen runden Geburtstag, werden am 13. Januar 60 Jahre!

Elgert: Mir ist schon klar, dass etwa die Hälfte meines Lebens vorbei ist. Alter ist für mich aber keine Frage des Kalenders. Viel wichtiger ist, wie man sich fühlt. Grundsätzlich bin ich sehr dankbar dafür, dass es mir und meiner Familie gut geht. Ich weiß selbst am besten, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich wurde nicht gesund geboren, hatte einige Handicaps - wie eine Nierenerkrankung - zu tragen und musste längere Zeit um eine stabile Gesundheit kämpfen. Dass ich später Fußballprofi werden konnte, war fast schon ein Wunder. Auch wegen dieser Historie weiß ich das Leben umso mehr zu schätzen.

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