Eine Erfolgsgeschichte - 50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1974/1975

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1974/1975.

Die Euphorie des WM-Triumphs sorgte für die besten Startbedingungen seit langem. Die Stadien waren größer denn je und sorgten für den besten Besuch seit 1966/67, bis auf Paul Breitner (Real Madrid) waren alle Weltmeister im Lande geblieben und Berlin hatte plötzlich sogar zwei Bundesligisten: Hertha BSC erhielt Gesellschaft von Aufsteiger Tennis Borussia, der Karl-Heinz Schnellinger (35) aus Mailand holte und auf seine alten Tage noch zu seinem Bundesliga-Debüt verhalf.

Die Rechnung ging nicht auf. TeBe erwies sich als überfordert und bildete mit dem Wuppertaler SV fast über die ganze Saison das Schluss-Duo. Der WSV war schon am 29. Spieltag endgültig abgestiegen, TeBe am 30. Überraschend war das nicht wirklich, den dritten Absteiger VfB Stuttgart – ein Gründungsmitglied – hatten dagegen die wenigsten auf der Rechnung. Aber wer auswärts sieglos bleibt (nur 5 Remis), darf sich nicht wundern. Besonderes Pech: bisher stiegen nur zwei Mannschaften ab, aber nach Gründung der 2. Liga (Nord und Süd) gab es künftig drei Auf- und Absteiger.

Doch nichts war überraschender als das Abschneiden der Bayern, die mit ihren sechs Weltmeistern gleich zum Auftakt 0:6 gegen Kickers Offenbach verloren, gegen Schalke nach 73 Heimspielen wieder eine Niederlage - ihre erste überhaupt im Olympia-Stadion –kassierten und sogar in Wuppertal, das über die Saison nur auf zwei Siege kam, verloren. Nach der Vorrunde trudelten sie auf Platz 14 ein. Das kostete Trainer Udo Lattek in der Winterpause den Job, aber auch Nachfolger Dettmar Cramer konnte nicht zaubern. "Der jahrelange, fast schon mystische Respekt vor den Männern um Franz Beckenbauer zerstob in alle Winde", hieß es in einem Jahrbuch zu jener Saison.

Rang zehn, das war die bis dato schlechteste Platzierung, aber die Bayern entschädigten sich denkbar reichlich mit dem erneuten Europapokal-Gewinn (2:0 gegen Leeds United) im Landesmeister-Cup. Dem galt ihr Interesse, mit der nationalen Meisterschaft hatten sie nach ihrem Hattrick (1972-74) nichts zu tun – auch wenn sie im Oktober beim späteren Champion 2:1 gewannen. Denn auch Borussia Mönchengladbach litt unter den WM-Nachwehen und kam erst später in Tritt. Von 2. November 1974 bis 13. April 1975 blieb die Elf von Hennes Weisweiler in 17 Spielen ungeschlagen und wurde letztlich mit sechs Punkten Vorsprung zum dritten Mal Meister. Für Weisweiler, der den Bökelberg nach elf Jahren verließ, war es ein glanzvoller Abschied.

Zumal noch der stolze Triumph im Finale des Uefa-Pokals gegen Twente Enschede (0:0, 5:1) hinzu kam. Und Jupp Heynckes wurde erneut Torschützenkönig, diesmal sogar ganz allein, denn auch an Gerd Müller (23 Tore) ging die Bayern-Krise nicht vorüber. Immerhin erzielte er beim lustigen Saison-Ausklang in Düsseldorf (6:5 für Fortuna) binnen vier Minuten drei Tore – ein unerreichter Rekord. Duisburgs Ronny Worm firmierte seit 12. Oktober 1974 als schnellster Schütze der Liga, bereits nach 14 Sekunden hatte er zugeschlagen.

Zu den Gewinnern der Saison gehörte auch Hertha BSC, die erstmals Vize-Meister wurde, der HSV und Kickers Offenbach, die in der Vorrunde wochenlang die Tabelle anführten, ehe die Borussen die alte Ordnung wieder herstellten. Denn weiterhin galt in den Siebzigern: Meister wird entweder Bayern oder Gladbach.

Fakten der 12. Saison:

Tore: 1056 (3,45 pro Spiel)
Torschützenkönig: Jupp Heynckes (Gladbach/27)
Zuschauer: 6.738.303 (22.020 pro Spiel)
Meister: Borussia Mönchengladbach
Absteiger: VfB Stuttgart, Tennis Borussia Berlin, Wuppertaler SV
Aufsteiger: Hannover 96, Karlsruher SC, Bayer Uerdingen, Eintracht Braunschweig
Trainerentlassungen: 4

[um]

[bild1]

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1974/1975.

Die Euphorie des WM-Triumphs sorgte für die besten Startbedingungen seit langem. Die Stadien waren größer denn je und sorgten für den besten Besuch seit 1966/67, bis auf Paul Breitner (Real Madrid) waren alle Weltmeister im Lande geblieben und Berlin hatte plötzlich sogar zwei Bundesligisten: Hertha BSC erhielt Gesellschaft von Aufsteiger Tennis Borussia, der Karl-Heinz Schnellinger (35) aus Mailand holte und auf seine alten Tage noch zu seinem Bundesliga-Debüt verhalf.

Die Rechnung ging nicht auf. TeBe erwies sich als überfordert und bildete mit dem Wuppertaler SV fast über die ganze Saison das Schluss-Duo. Der WSV war schon am 29. Spieltag endgültig abgestiegen, TeBe am 30. Überraschend war das nicht wirklich, den dritten Absteiger VfB Stuttgart – ein Gründungsmitglied – hatten dagegen die wenigsten auf der Rechnung. Aber wer auswärts sieglos bleibt (nur 5 Remis), darf sich nicht wundern. Besonderes Pech: bisher stiegen nur zwei Mannschaften ab, aber nach Gründung der 2. Liga (Nord und Süd) gab es künftig drei Auf- und Absteiger.

Doch nichts war überraschender als das Abschneiden der Bayern, die mit ihren sechs Weltmeistern gleich zum Auftakt 0:6 gegen Kickers Offenbach verloren, gegen Schalke nach 73 Heimspielen wieder eine Niederlage - ihre erste überhaupt im Olympia-Stadion –kassierten und sogar in Wuppertal, das über die Saison nur auf zwei Siege kam, verloren. Nach der Vorrunde trudelten sie auf Platz 14 ein. Das kostete Trainer Udo Lattek in der Winterpause den Job, aber auch Nachfolger Dettmar Cramer konnte nicht zaubern. "Der jahrelange, fast schon mystische Respekt vor den Männern um Franz Beckenbauer zerstob in alle Winde", hieß es in einem Jahrbuch zu jener Saison.

Rang zehn, das war die bis dato schlechteste Platzierung, aber die Bayern entschädigten sich denkbar reichlich mit dem erneuten Europapokal-Gewinn (2:0 gegen Leeds United) im Landesmeister-Cup. Dem galt ihr Interesse, mit der nationalen Meisterschaft hatten sie nach ihrem Hattrick (1972-74) nichts zu tun – auch wenn sie im Oktober beim späteren Champion 2:1 gewannen. Denn auch Borussia Mönchengladbach litt unter den WM-Nachwehen und kam erst später in Tritt. Von 2. November 1974 bis 13. April 1975 blieb die Elf von Hennes Weisweiler in 17 Spielen ungeschlagen und wurde letztlich mit sechs Punkten Vorsprung zum dritten Mal Meister. Für Weisweiler, der den Bökelberg nach elf Jahren verließ, war es ein glanzvoller Abschied.

[bild2]

Zumal noch der stolze Triumph im Finale des Uefa-Pokals gegen Twente Enschede (0:0, 5:1) hinzu kam. Und Jupp Heynckes wurde erneut Torschützenkönig, diesmal sogar ganz allein, denn auch an Gerd Müller (23 Tore) ging die Bayern-Krise nicht vorüber. Immerhin erzielte er beim lustigen Saison-Ausklang in Düsseldorf (6:5 für Fortuna) binnen vier Minuten drei Tore – ein unerreichter Rekord. Duisburgs Ronny Worm firmierte seit 12. Oktober 1974 als schnellster Schütze der Liga, bereits nach 14 Sekunden hatte er zugeschlagen.

Zu den Gewinnern der Saison gehörte auch Hertha BSC, die erstmals Vize-Meister wurde, der HSV und Kickers Offenbach, die in der Vorrunde wochenlang die Tabelle anführten, ehe die Borussen die alte Ordnung wieder herstellten. Denn weiterhin galt in den Siebzigern: Meister wird entweder Bayern oder Gladbach.

Fakten der 12. Saison:

Tore: 1056 (3,45 pro Spiel)
Torschützenkönig: Jupp Heynckes (Gladbach/27)
Zuschauer: 6.738.303 (22.020 pro Spiel)
Meister: Borussia Mönchengladbach
Absteiger: VfB Stuttgart, Tennis Borussia Berlin, Wuppertaler SV
Aufsteiger: Hannover 96, Karlsruher SC, Bayer Uerdingen, Eintracht Braunschweig
Trainerentlassungen: 4