Eine Erfolgsgeschichte - 50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1973/1974

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1973/1974.

Allmählich gab es einen Stimmungsumschwung im deutschen Fußball. Die kommende WM im eigenen Land am Ende der Saison weckte Vorfreude und warf ihre Schatten voraus: Neue Stadien entstanden, alte wurden modernisiert. Die Bundesliga ging mit der Zeit, elektronische Anzeigetafeln verdrängten die Modelle Marke Handbetrieb. Und nicht nur in Berlin, Hamburg oder München konnten nun 60.000 Zuschauer zu einem Bundesligaspiel kommen. Stuttgart, Gelsenkirchen, Köln, Hannover, Frankfurt, Dortmund zogen nach. Welche Vorteile ein modernes Stadion hat, wurde in den frühen Siebzigern deutlich.

Hier festigten die Bayern den Grundstein für ihre anhaltende Dominanz. Sportlich – sie blieben erneut daheim ungeschlagen – und wirtschaftlich. Wer doppelt so viele Zuschauer haben kann wie der schärfste Konkurrent Borussia Mönchengladbach, der hat mehr Geld zur Verfügung, kann höhere Gehälter bezahlen und die besten Spieler locken oder behalten. Denn die Super-Stars jener Ära waren ja schon in München. Um die berühmte Achse Maier-Beckenbauer-Müller beneidete die ganze Liga die Bayern. Unter ihrer Führung erlebte Bayern München, nun eine von fünf Mannschaften mit Trikotwerbung, die berauschendste Saison seiner Vereinsgeschichte. Als erster Bundesligist schaffte man den Meister-Hattrick und noch in derselben Woche gewann Bayern den Europapokal der Landesmeister.

Zwei knappe Geschichten

Es waren zwei knappe Geschichten: Am 33. Spieltag schoss Gerd Müller, wer sonst, gegen Kickers Offenbach das Tor zur Meisterschaft. Weil Verfolger Gladbach in Düsseldorf verlor, fiel das wohl auch vom Spielplan-Bastler des DFB erhoffte Traumfinale um die Meisterschaft aus. Am 18. Mai mussten die Bayern zum Bökelberg, nun war die Brisanz raus. Zum Glück, sie hatten noch am Vortag das in die Wiederholung gegangene Finale gegen Atletico Madrid ausgetragen und 4:0 gewonnen. Das Spiel am Bökelberg gewann Borussia 5:0 gegen alles andere als ausgeruhte Bayern.

Bei drückender Hitze machten sie keinen Schritt zu viel und Rainer Zobel bat seinen Gegenspieler Hacki Wimmer, doch "nur im Schatten" zu laufen. Es war die schönste Niederlage in der Bayern-Historie. Gerd Müller wurde noch von Jupp Heynckes eingeholt, die beiden Nationalspieler teilten sich mit je 30 Treffern den Titel des Torschützenkönigs.

Offensive war Trumpf

Apropos Tore: so viel wie in der WM-Saison fielen noch nie: 1085. Nie mehr schafften gleich zwei Mannschaften über 90 Tore – Gladbach (95) war sogar noch vor den Bayern (93). Offensive war Trumpf 1973/74, als es so plötzlich viele überragende Mittelstürmer wie nie gab. Der vorläufig begnadigte Schalker Skandal-Sünder Klaus Fischer, Kaiserslauterns Klaus Toppmöller, Offenbachs Erwin Kostedde und der junge Kölner Dieter Müller empfahlen sich für die Nachfolge von Gerd Müller. Die war nämlich kurz nach dem größten Tag des deutschen Fußballs seit Bern 1954 plötzlich akut. Müller schoss Deutschland gegen Holland am 7. Juli in München noch zum Weltmeister, dann trat er auf dem Gipfel seiner Karriere ab.

Einen Müller gab es nie wieder, aber die Bundesliga produzierte ihre Stars wie am Fließband in den Goldenen Siebzigern. Durch den WM-Triumph war sie auch für Ausländer interessanter geworden. Es ging aufwärts – und das wurde auch Zeit.

Fakten der elften Saison:

Tore: 1085 (3,55 pro Spiel) Rekord
Torschützenkönig: Gerd Müller (Bayern München), Jupp Heynckes (Gladbach/je 30)
Zuschauer: 6.280.945 (20.525 pro Spiel)
Meister: Bayern München
Absteiger: Fortuna Köln, Hannover 96
Aufsteiger: Tennis Borussia Berlin, Eintracht Braunschweig
Trainerentlassungen: 6

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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1973/1974.

Allmählich gab es einen Stimmungsumschwung im deutschen Fußball. Die kommende WM im eigenen Land am Ende der Saison weckte Vorfreude und warf ihre Schatten voraus: Neue Stadien entstanden, alte wurden modernisiert. Die Bundesliga ging mit der Zeit, elektronische Anzeigetafeln verdrängten die Modelle Marke Handbetrieb. Und nicht nur in Berlin, Hamburg oder München konnten nun 60.000 Zuschauer zu einem Bundesligaspiel kommen. Stuttgart, Gelsenkirchen, Köln, Hannover, Frankfurt, Dortmund zogen nach. Welche Vorteile ein modernes Stadion hat, wurde in den frühen Siebzigern deutlich.

Hier festigten die Bayern den Grundstein für ihre anhaltende Dominanz. Sportlich – sie blieben erneut daheim ungeschlagen – und wirtschaftlich. Wer doppelt so viele Zuschauer haben kann wie der schärfste Konkurrent Borussia Mönchengladbach, der hat mehr Geld zur Verfügung, kann höhere Gehälter bezahlen und die besten Spieler locken oder behalten. Denn die Super-Stars jener Ära waren ja schon in München. Um die berühmte Achse Maier-Beckenbauer-Müller beneidete die ganze Liga die Bayern. Unter ihrer Führung erlebte Bayern München, nun eine von fünf Mannschaften mit Trikotwerbung, die berauschendste Saison seiner Vereinsgeschichte. Als erster Bundesligist schaffte man den Meister-Hattrick und noch in derselben Woche gewann Bayern den Europapokal der Landesmeister.

Zwei knappe Geschichten

Es waren zwei knappe Geschichten: Am 33. Spieltag schoss Gerd Müller, wer sonst, gegen Kickers Offenbach das Tor zur Meisterschaft. Weil Verfolger Gladbach in Düsseldorf verlor, fiel das wohl auch vom Spielplan-Bastler des DFB erhoffte Traumfinale um die Meisterschaft aus. Am 18. Mai mussten die Bayern zum Bökelberg, nun war die Brisanz raus. Zum Glück, sie hatten noch am Vortag das in die Wiederholung gegangene Finale gegen Atletico Madrid ausgetragen und 4:0 gewonnen. Das Spiel am Bökelberg gewann Borussia 5:0 gegen alles andere als ausgeruhte Bayern.

Bei drückender Hitze machten sie keinen Schritt zu viel und Rainer Zobel bat seinen Gegenspieler Hacki Wimmer, doch "nur im Schatten" zu laufen. Es war die schönste Niederlage in der Bayern-Historie. Gerd Müller wurde noch von Jupp Heynckes eingeholt, die beiden Nationalspieler teilten sich mit je 30 Treffern den Titel des Torschützenkönigs.

Offensive war Trumpf

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Apropos Tore: so viel wie in der WM-Saison fielen noch nie: 1085. Nie mehr schafften gleich zwei Mannschaften über 90 Tore – Gladbach (95) war sogar noch vor den Bayern (93). Offensive war Trumpf 1973/74, als es so plötzlich viele überragende Mittelstürmer wie nie gab. Der vorläufig begnadigte Schalker Skandal-Sünder Klaus Fischer, Kaiserslauterns Klaus Toppmöller, Offenbachs Erwin Kostedde und der junge Kölner Dieter Müller empfahlen sich für die Nachfolge von Gerd Müller. Die war nämlich kurz nach dem größten Tag des deutschen Fußballs seit Bern 1954 plötzlich akut. Müller schoss Deutschland gegen Holland am 7. Juli in München noch zum Weltmeister, dann trat er auf dem Gipfel seiner Karriere ab.

Einen Müller gab es nie wieder, aber die Bundesliga produzierte ihre Stars wie am Fließband in den Goldenen Siebzigern. Durch den WM-Triumph war sie auch für Ausländer interessanter geworden. Es ging aufwärts – und das wurde auch Zeit.

Fakten der elften Saison:

Tore: 1085 (3,55 pro Spiel) Rekord
Torschützenkönig: Gerd Müller (Bayern München), Jupp Heynckes (Gladbach/je 30)
Zuschauer: 6.280.945 (20.525 pro Spiel)
Meister: Bayern München
Absteiger: Fortuna Köln, Hannover 96
Aufsteiger: Tennis Borussia Berlin, Eintracht Braunschweig
Trainerentlassungen: 6