Eine Erfolgsgeschichte - 50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1972/1973

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1972/1973.

Die zehnte Saison dominierte der bisher souveränste Meister. Ausgerechnet in einem Jahr, in dem die Stadien schlechter denn je besucht waren, fehlte es auch noch an Spannung. Oben wie unten. Den Bayern war es herzlich egal, sie wurden in ihrem anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München erbauten Stadion auch Zuschauer-Meister. Aber auch deren Stadionauslastung betrug nur rund 40 Prozent.

Einmalig: Der FC Bayern war an allen 34 Spieltagen Tabellenführer

Einmalig: Der FC Bayern München war an allen 34 Spieltagen Tabellenführer und bereits nach dem 30. Meister. Ein 6:0 gegen Kaiserslautern, bei dem der unersättliche Gerd Müller fünf seiner 36 Saisontore schoss, schuf unabänderliche Fakten. Mit ihren sechs Europameistern spielten die Bayern 1972/1973 in einer eigenen Liga, zuhause gaben sie erst im letzten Spiel gegen Köln (1:1) einen Punkt ab. Und auswärts nur da, wo sie eigentlich immer verloren – in Duisburg, in Köln, in Frankfurt und am Betzenberg. Richtig unter die Räder kamen sie nur im Europacup – 0:4 hieß es im März 1973 beim späteren Sieger Ajax Amsterdam. In der Liga waren es am Ende elf Punkte Vorsprung vor dem 1. FC Köln, der das Verfolgerfeld aus vier West-Klubs anführte.

Fortuna Düsseldorf und Aufsteiger Wuppertaler SV stürmten erstmals in den UEFA-Pokal, erst dann kam Borussia Mönchengladbach. Der Meister von 1970 und 1971 setzte andere Schwerpunkte, wurde im wohl besten DFB-Pokalfinale (2:1 gegen Köln) Pokalsieger und unterlag dem FC Liverpool in den Finalspielen des Uefa-Cups (0:3, 2:0). Aber er erlitt auch einen großen Verlust und mit ihm die ganze Bundesliga: Spielmacher Günter Netzer, der zum Abschied das Pokalfinale mit einem Joker-Tor entschied, wechselte als erster Deutscher überhaupt zu Real Madrid.

Eine Attraktion weniger für die Bundesliga, die in ihrer zehnten Saison vom Skandal gebeutelt wurde wie nie. RW Oberhausen startete mit fünf Minuspunkten und selbst als der DFB das Urteil im Herbst aufhob, kam RWO nicht mehr von einem Abstiegsplatz herunter. Das zweite Opfer seiner Skandalsünden kam im Gegensatz zu Arminia Bielefeld nie mehr in die Bundesliga zurück. Schalke 04 bekam die Folgen der Fehltritte seiner Spieler im Skandaljahr 1970/1971 deutlicher zu spüren als in der Vorsaison. Klaus Fischer wurde schon im September gesperrt und spielte keine Sekunde, Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann und Herbert Lütkebohmert traf der Bannstrahl im März.

Eintracht Braunschweig läuft erstmals mit Trikotwerbung auf

Auch Eintracht Braunschweig beschäftigte den DFB, denn am 24. März 1973 liefen die Niedersachsen als erste in der Bundesliga mit Trikotwerbung auf. Das erlaubten die Statuten bis dato nicht, aber Mäzen Günter Mast fand Mittel und Wege, seinen "Jägermeister" auf die Brust der Eintracht zu bringen. Der Hirsch, der für den Schnaps stand, wurde kurzerhand statt des Löwen zum neuen Wappentier der Eintracht – und Werbung für den eigenen Verein durfte natürlich jeder machen. Dem DFB blieb nur, die Größe zu reglementieren – maximal 14 Zentimeter im Durchmesser waren erlaubt. Die Trikotwerbung war geboren.

Hannover 96, Absteiger RWO und Kaiserslautern waren übrigens die einzigen Klubs, die ihre Trainer feuerten. Dietrich Weise traf es Kaiserslautern Anfang Juni gar während der Busfahrt zu einem Freundschaftsspiel, weil der Vorstand ihm in die Aufstellung reinreden wollte. All das änderte nichts daran, dass die Trainer 1972/1973 sehr ruhig lebten.

Absteiger Eintracht durfte sich übrigens nicht beim Fußballgott beklagen. Im Heimspiel gegen Werder Bremen am 4. Oktober 1972 fiel das einzige Tor durch Braunschweigs Bernd Gersdorff nach einer Vorlage von Schiedsrichter Bonacker – ebenso elegant wie ungewollt mit der Hacke.

Fakten der zehnten Saison:

Tore: 1045 (3,42 pro Spiel)
Torschützenkönig: Gerd Müller (Bayern München/36)
Zuschauer: 5.014.332 (16.372 pro Spiel)Minusrekord
Meister: Bayern München
Absteiger: Eintracht Braunschweig, RW Oberhausen
Aufsteiger: Fortuna Köln, Rot-Weiß Essen
Trainerentlassungen: 2

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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1972/1973.

Die zehnte Saison dominierte der bisher souveränste Meister. Ausgerechnet in einem Jahr, in dem die Stadien schlechter denn je besucht waren, fehlte es auch noch an Spannung. Oben wie unten. Den Bayern war es herzlich egal, sie wurden in ihrem anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München erbauten Stadion auch Zuschauer-Meister. Aber auch deren Stadionauslastung betrug nur rund 40 Prozent.

Einmalig: Der FC Bayern war an allen 34 Spieltagen Tabellenführer

Einmalig: Der FC Bayern München war an allen 34 Spieltagen Tabellenführer und bereits nach dem 30. Meister. Ein 6:0 gegen Kaiserslautern, bei dem der unersättliche Gerd Müller fünf seiner 36 Saisontore schoss, schuf unabänderliche Fakten. Mit ihren sechs Europameistern spielten die Bayern 1972/1973 in einer eigenen Liga, zuhause gaben sie erst im letzten Spiel gegen Köln (1:1) einen Punkt ab. Und auswärts nur da, wo sie eigentlich immer verloren – in Duisburg, in Köln, in Frankfurt und am Betzenberg. Richtig unter die Räder kamen sie nur im Europacup – 0:4 hieß es im März 1973 beim späteren Sieger Ajax Amsterdam. In der Liga waren es am Ende elf Punkte Vorsprung vor dem 1. FC Köln, der das Verfolgerfeld aus vier West-Klubs anführte.

Fortuna Düsseldorf und Aufsteiger Wuppertaler SV stürmten erstmals in den UEFA-Pokal, erst dann kam Borussia Mönchengladbach. Der Meister von 1970 und 1971 setzte andere Schwerpunkte, wurde im wohl besten DFB-Pokalfinale (2:1 gegen Köln) Pokalsieger und unterlag dem FC Liverpool in den Finalspielen des Uefa-Cups (0:3, 2:0). Aber er erlitt auch einen großen Verlust und mit ihm die ganze Bundesliga: Spielmacher Günter Netzer, der zum Abschied das Pokalfinale mit einem Joker-Tor entschied, wechselte als erster Deutscher überhaupt zu Real Madrid.

Eine Attraktion weniger für die Bundesliga, die in ihrer zehnten Saison vom Skandal gebeutelt wurde wie nie. RW Oberhausen startete mit fünf Minuspunkten und selbst als der DFB das Urteil im Herbst aufhob, kam RWO nicht mehr von einem Abstiegsplatz herunter. Das zweite Opfer seiner Skandalsünden kam im Gegensatz zu Arminia Bielefeld nie mehr in die Bundesliga zurück. Schalke 04 bekam die Folgen der Fehltritte seiner Spieler im Skandaljahr 1970/1971 deutlicher zu spüren als in der Vorsaison. Klaus Fischer wurde schon im September gesperrt und spielte keine Sekunde, Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann und Herbert Lütkebohmert traf der Bannstrahl im März.

Eintracht Braunschweig läuft erstmals mit Trikotwerbung auf

Auch Eintracht Braunschweig beschäftigte den DFB, denn am 24. März 1973 liefen die Niedersachsen als erste in der Bundesliga mit Trikotwerbung auf. Das erlaubten die Statuten bis dato nicht, aber Mäzen Günter Mast fand Mittel und Wege, seinen "Jägermeister" auf die Brust der Eintracht zu bringen. Der Hirsch, der für den Schnaps stand, wurde kurzerhand statt des Löwen zum neuen Wappentier der Eintracht – und Werbung für den eigenen Verein durfte natürlich jeder machen. Dem DFB blieb nur, die Größe zu reglementieren – maximal 14 Zentimeter im Durchmesser waren erlaubt. Die Trikotwerbung war geboren.

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Hannover 96, Absteiger RWO und Kaiserslautern waren übrigens die einzigen Klubs, die ihre Trainer feuerten. Dietrich Weise traf es Kaiserslautern Anfang Juni gar während der Busfahrt zu einem Freundschaftsspiel, weil der Vorstand ihm in die Aufstellung reinreden wollte. All das änderte nichts daran, dass die Trainer 1972/1973 sehr ruhig lebten.

Absteiger Eintracht durfte sich übrigens nicht beim Fußballgott beklagen. Im Heimspiel gegen Werder Bremen am 4. Oktober 1972 fiel das einzige Tor durch Braunschweigs Bernd Gersdorff nach einer Vorlage von Schiedsrichter Bonacker – ebenso elegant wie ungewollt mit der Hacke.

Fakten der zehnten Saison:

Tore: 1045 (3,42 pro Spiel)
Torschützenkönig: Gerd Müller (Bayern München/36)
Zuschauer: 5.014.332 (16.372 pro Spiel)Minusrekord
Meister: Bayern München
Absteiger: Eintracht Braunschweig, RW Oberhausen
Aufsteiger: Fortuna Köln, Rot-Weiß Essen
Trainerentlassungen: 2