Ein "Like" von Iker Casillas

"Kultur abseits des Spielfeldes" – so lautet das Motto unter dem die Galerie ZERO und der Kunstverein Artitude in Berlin das Kulturprogramm "OFFsites" gestalten. Mitten im Kiez, in Kreuzberg. Im sogenannten Senatsreservespeicher (SRS) ist der Kunstverein Artitude zu Hause. Hier wurden bis zum Fall der Mauer geheime Lebensmittelvorräte für die Westberliner Bevölkerung gelagert für den Krisenfall. Das ist Gott sei dank Vergangenheit.

Eine ganz andere Auseinandersetzung sorgte noch vor wenigen Wochen für Schlagzeilen, als die Kiezbewohner sich vehement gegen die Ansiedlung des "Guggenheim Lab" auf einer der letzten freien Geländebrachen an der Spree, direkt vor dem SRS, zur Wehr setzten. Erfolgreich. Das "Lab" ging an den Prenzlauer Berg.

Nun ist stattdessen die Fußballkultur eingezogen, was offensichtlich in Ordnung geht für die Szene. Schließlich kommt in diesen Wochen ohnehin kaum eine der Kneipen oder Bars, die die Köpenicker und Schlesische Straße als kulturelle Schlagadern des Viertels durchziehen, ohne Live-Übertragung der Spiele aus. Und im Senatsreservespeicher wird – mit Unterstützung der DFB-Kulturstiftung Theo Zwanziger – eben die entsprechende Kultur dazu gemacht.

Bis zuletzt haben sie an einem ganz speziellen Gefährt gewerkelt, dem "FC Anywhere United", das sich in kürzester Zeit in eine mobile Fankneipe mit zwei großen Leinwänden verwandelt. Der Traum jedes fußballbegeisterten Campers. Erste Station war am Freitag, zum Eröffnungsspiel Polen gegen Griechenland, nicht Berlin, sondern Kassel, wo zeitlich mit der dOCUMENTA (13), eine der weltweit wichtigsten Kunstausstellungen, Preview feierte. In den kommenden Tagen steuert die mobile Kneipe dann wieder Schauplätze in der Hauptstadt an.

Immer in Bewegung ist auch die Arbeit der russischen Künstlerin Polina Soloveichic, die direkt vor dem Senatsreservespeicher ein mehrere Meter großes Portrait von Iker Casillas gemalt hat. Das gefiel dem spanischen Nationaltorhüter offenbar gut, schickte er doch gleich via facebook sein "Like" an die Veranstalter.

Ob er allerdings ahnte, wie flüchtig sein Heldenstatus ist? Intention von Soloveichics Arbeit ist nämlich, den schnellen Aufstieg und Abstieg von Helden (nicht nur im Fußball) zu zeigen. Und so wird Casillas schon bald mit dem Portrait des nächsten Stars dieser Europameisterschaft übermalt werden. Schade eigentlich.

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"Kultur abseits des Spielfeldes" – so lautet das Motto unter dem die Galerie ZERO und der Kunstverein Artitude in Berlin das Kulturprogramm "OFFsites" gestalten. Mitten im Kiez, in Kreuzberg. Im sogenannten Senatsreservespeicher (SRS) ist der Kunstverein Artitude zu Hause. Hier wurden bis zum Fall der Mauer geheime Lebensmittelvorräte für die Westberliner Bevölkerung gelagert für den Krisenfall. Das ist Gott sei dank Vergangenheit.

Eine ganz andere Auseinandersetzung sorgte noch vor wenigen Wochen für Schlagzeilen, als die Kiezbewohner sich vehement gegen die Ansiedlung des "Guggenheim Lab" auf einer der letzten freien Geländebrachen an der Spree, direkt vor dem SRS, zur Wehr setzten. Erfolgreich. Das "Lab" ging an den Prenzlauer Berg.

Nun ist stattdessen die Fußballkultur eingezogen, was offensichtlich in Ordnung geht für die Szene. Schließlich kommt in diesen Wochen ohnehin kaum eine der Kneipen oder Bars, die die Köpenicker und Schlesische Straße als kulturelle Schlagadern des Viertels durchziehen, ohne Live-Übertragung der Spiele aus. Und im Senatsreservespeicher wird – mit Unterstützung der DFB-Kulturstiftung Theo Zwanziger – eben die entsprechende Kultur dazu gemacht.

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Bis zuletzt haben sie an einem ganz speziellen Gefährt gewerkelt, dem "FC Anywhere United", das sich in kürzester Zeit in eine mobile Fankneipe mit zwei großen Leinwänden verwandelt. Der Traum jedes fußballbegeisterten Campers. Erste Station war am Freitag, zum Eröffnungsspiel Polen gegen Griechenland, nicht Berlin, sondern Kassel, wo zeitlich mit der dOCUMENTA (13), eine der weltweit wichtigsten Kunstausstellungen, Preview feierte. In den kommenden Tagen steuert die mobile Kneipe dann wieder Schauplätze in der Hauptstadt an.

Immer in Bewegung ist auch die Arbeit der russischen Künstlerin Polina Soloveichic, die direkt vor dem Senatsreservespeicher ein mehrere Meter großes Portrait von Iker Casillas gemalt hat. Das gefiel dem spanischen Nationaltorhüter offenbar gut, schickte er doch gleich via facebook sein "Like" an die Veranstalter.

Ob er allerdings ahnte, wie flüchtig sein Heldenstatus ist? Intention von Soloveichics Arbeit ist nämlich, den schnellen Aufstieg und Abstieg von Helden (nicht nur im Fußball) zu zeigen. Und so wird Casillas schon bald mit dem Portrait des nächsten Stars dieser Europameisterschaft übermalt werden. Schade eigentlich.