Ecken-Torschütze Nickel: "Ich wollte die Dinger reinmachen"

34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Vor dem 22. Spieltag der Bundesliga mit dem Duell Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) hat sich Mitarbeiter Thomas Kilchenstein mit Bernd Nickel unterhalten. Der Kunstschütze der Eintracht traf im Waldstadion direkt per Eckball - von allen vier Ecken des Spielfeldes aus.

DFB.de Herr Nickel, Sie haben von allen vier Ecken im alten Frankfurter Waldstadion direkt ein Tor erzielt. Das kann doch nur Zufall gewesen sein?

Bernd Nickel: Stopp! Das war kein Zufall. Das war pure Absicht. Ich wollte die Dinger schon reinmachen.

DFB.de Haben Sie da eine spezielle Technik entwickelt?

Nickel: Ja, man muss unterschiedlich schießen. Ich habe ja einen linken Fuß, und ich habe mir meine Schusstechnik von klein auf erarbeitet. Und die Ecken von links habe ich immer mit Vollspann geschossen oder dem linken Außenrist, die Ecken von rechts mit Gefühl und dem Innenrist.

DFB.de Sie haben also volles Risiko mit Vollspann geschossen? Sie hatten ja den Spitznamen "Dr. Hammer".

Nickel: Ja. Solche Ecken mit Vollspann, das traut sich ja heute kaum noch einer. Denn es ist ein gewisses Risiko dabei, dass der Ball vorher ins Aus geht oder ans Außennetz. Ist mir auch oft genug passiert. Aber solches Risiko kannst du nur gehen, wenn du schon eine gewisse Stellung in der Mannschaft hast, so dass die Mitspieler nicht gleich meckern, wenn es mal schiefgeht. Aber so ein Ball geht halt auch mal rein, wie damals gegen Sepp Maier.



34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Vor dem 22. Spieltag der Bundesliga mit dem Duell Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) hat sich Mitarbeiter Thomas Kilchenstein mit Bernd Nickel unterhalten. Der Kunstschütze der Eintracht traf im Waldstadion direkt per Eckball - von allen vier Ecken des Spielfeldes aus.

DFB.de Herr Nickel, Sie haben von allen vier Ecken im alten Frankfurter Waldstadion direkt ein Tor erzielt. Das kann doch nur Zufall gewesen sein?

Bernd Nickel: Stopp! Das war kein Zufall. Das war pure Absicht. Ich wollte die Dinger schon reinmachen.

DFB.de Haben Sie da eine spezielle Technik entwickelt?

Nickel: Ja, man muss unterschiedlich schießen. Ich habe ja einen linken Fuß, und ich habe mir meine Schusstechnik von klein auf erarbeitet. Und die Ecken von links habe ich immer mit Vollspann geschossen oder dem linken Außenrist, die Ecken von rechts mit Gefühl und dem Innenrist.

DFB.de Sie haben also volles Risiko mit Vollspann geschossen? Sie hatten ja den Spitznamen "Dr. Hammer".

Nickel: Ja. Solche Ecken mit Vollspann, das traut sich ja heute kaum noch einer. Denn es ist ein gewisses Risiko dabei, dass der Ball vorher ins Aus geht oder ans Außennetz. Ist mir auch oft genug passiert. Aber solches Risiko kannst du nur gehen, wenn du schon eine gewisse Stellung in der Mannschaft hast, so dass die Mitspieler nicht gleich meckern, wenn es mal schiefgeht. Aber so ein Ball geht halt auch mal rein, wie damals gegen Sepp Maier.

DFB.de Das war beim sensationellen 6:0 am 22. November 1975 gegen den FC Bayern.

Nickel: Ja, Vollspann von der linken Seite. Der Sepp Maier konnte den Ball nicht halten, der Ball drehte im vorderen Viertel des Tores um den Pfosten direkt ins Netz.

DFB.de Und die anderen Male?

Nickel: Das war einmal gegen Werder Bremen...

DFB.de: ... beim 9:2 am 14. November 1981...

Nickel: ... gegen den Hermann Ruhländer. Der hat sich den Ball auch so halb reingeworfen, weil er mit Schmackes kam. Es war das 1:1, Bremen hatte sogar 1:0 geführt - und dann doch noch neun Tore kassiert.

DFB.de: Und die beiden anderen Male waren jeweils von der rechten Seite?

Nickel: Ja. Einmal gegen den 1. FC Kaiserslautern (am 19. April 1980; Anm. d. Red.). Das Spiel haben wir 3:5 verloren, da habe ich das 1:0 erzielt. Natürlich hilft da auch der Wind ein bisschen mit, der den Ball stark vor das Tor drückt. Und dann noch einmal gegen Fortuna Düsseldorf beim 4:0 am 15. Mai 1982: da wollte ich den Charly Körbel anspielen, damit er mit dem Kopf verlängert. Doch der Ball ist von selbst reingegangen.

DFB.de: Also, Sie schossen als Linksfüßer die Ecken von links mit Vollspann und von rechts mit Schnitt?

Nickel: Ja, genau. Anders geht es nicht. Unser damaliger Trainer Gyula Lorant hat mir mal gesagt, ich solle auch die Ecken von rechts mit dem Außenrist schießen. Ich habe gesagt: "Trainer, das kann ich nicht, andernfalls würde mir die Eckfahne im Hals stecken bleiben." Aber im Grunde habe ich jede Ecke mit vollem Risiko getreten. Manchmal ging es auch schief, da haben die Leute im Stadion ganz schön gepfiffen. Heute pfeift ja keiner mehr. Die jubeln ja immer oder singen Lieder. Egal, was auf dem Platz unten passiert. Ich hab' ordentlich was zu hören gekriegt, wenn mir mal zwei Ecken verrutscht sind. Aber ich bin immer volles Risiko gegangen.

DFB.de: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ecken direkt verwandeln zu wollen?

Nickel: Das war nicht aus einer Laune heraus. Ich war bekannt für meinen strammen Schuss. Ich habe ja 141 Tore erzielt in der Bundesliga. Diese Schussstärke war mein Trumpf. Und ich habe das Eckenschießen geübt. Bei jedem Abschlusstraining habe ich mindestens 30 Ecken geschossen, alle von der linken Seite, alle Vollspann. Ich habe das geübt, anders geht es ja nicht. Auch jeder Skifahrer oder Klavierspieler muss üben.

DFB.de: Das war also volle Absicht?

Nickel: Ja. Nicht immer direkt ins Tor, das ist klar. Aber Absicht war es schon, die Ecken möglichst fest und scharf und damit gefährlich in die Mitte zu bringen. Entweder geht er direkt rein oder wird abgefälscht. Oder einer von unseren Kopfballspielern, etwa Bruno Pezzey oder Charly Körbel, macht ihn rein.

DFB.de:Waren die Bälle früher eher dazu geeignet, Ecken direkt zu verwandeln?

Nickel: Ich glaube nicht. Wir hatten in Frankfurt meist mit dem Derbystar gespielt. Den fand ich richtig gut. Meine Meinung ist aber; Mit den heutigen Bällen wäre es einfacher gewesen. Die fliegen besser, unberechenbarer. Aber etwas anderes war viel entscheidender.

DFB.de: Nämlich?

Nickel: Früher gab es im alten Waldstadion noch die Aschenbahn. Beim Anlauf musstest du immer noch einen Zwischenschritt machen wegen der Kante, und dann hattest du vielleicht nur noch einen Meter für den Anlauf und um auszuholen. Das war nicht so einfach. Heute ist alles ebenerdig. Die Plätze sind besser, man muss nicht auf Schnee spielen.

DFB.de: Haben Sie die Ecken auch mal weich und sanft hereingegeben?

Nickel: Nein, eigentlich immer Vollspann.

DFB.de: Auswärts allerdings ist Ihnen ein direkt verwandeltes Eckballtor in der Bundesliga nie gelungen.

Nickel: Nein, aber ich erinnere mich an ein Spiel gegen Schalke 04. Es gab Eckball, ich gehe hin, schlage ihn rein, Vollspann natürlich. Vorne stand auf Schalker Seite Branko Oblak. Die erste Ecke, er köpft sie raus. Die zweite Ecke, wieder köpft er sie, die dritte Ecke, erneut treffe ich den Oblak. Da hat er mit den Vogel gezeigt. Ich habe dann zu dem Fotografen gesagt: "Ich schieße jetzt bis Viertel nach fünf." Aber beim vierten Mal kam Oblak nicht mehr dran, dafür unser Bernd Hölzenbein - und der hat ihn reingemacht.

Bernd Nickel absolvierte in der Bundesliga von 1968 bis 1983 für Eintracht Frankfurt 426 Spiele und erzielte dabei 141 Tore. Kein anderer Mittelfeldspieler in der Bundesliga traf häufiger. Nickel gewann mit der Eintracht in den Jahren 1974, 1975 und 1981 den DFB-Pokal und 1980 den UEFA-Pokal.